Potsdam - Wiederaufbau der Matrosenstation Kongsnaes

  • 1. Auch in Norwegen wird man Vorkehrungen getroffen haben, dass das Vieh nicht in der Küche hallo sagt. Ein Weidezaun ist aber noch etwas ganz anderes als ein Gartenzaun. Der Skigard (von norwegisch ski=Holzscheit und gard=Zaun) scheint mir recht eindeutig ein Weidezaun zu sein, der im übrigen für ganz Skandinavien und sogar für Estland typisch ist. Insofern hat Mantikor halb Recht, aber nicht ganz.

    2. Ob eryngium s Interpretation nun richtig ist, sei Mal dahingestellt - aber offensichtlich war es dem ursprünglichen Bauherrn wichtig, dass der Anblick der Halle vom öffentlichen Weg aus so wenig wie möglich gestört wird. Man hätte sich ja auch vorstellen können, dass der Hohe Herr ungestört vom Volke seine Yacht betreten wollte - aber nein, er hatte offensichtlich nichts dagegen, dabei beobachtet zu werden. Allein das macht diesen Zaun rekonstruktionswürdig.

    3. In jedem Fall ist ein Lattenzaun - egal wie er gestrichen ist - hier völlig fehl am Platze.

    4. In der Tat finde ich es immer wieder erstaunlich, wie diejenigen, denen es gar nicht genug Rekonstruktionen geben kann, dann im Zweifel doch lieber ihren persönlichen Geschmack verwirklicht sehen wollen.

  • Ein Weidezaun ist aber noch etwas ganz anderes als ein Gartenzaun.

    Ob eryngiums Interpretation nun richtig ist, sei Mal dahingestellt

    Es ist sehr wahrscheinlich, dass es dort ganz normale Zäune gab, hier z.B. auf einer Aufnahme aus dem 19. Jhd aus dem Westen Norwegens:

    https://i.pinimg.com/originals/ee/6…n-countries.jpg

    Ob man einen Zaun rekonstuiert oder nicht ist davon natürlich unbenommen.

  • Ich wiederhole mich gern nochmal. Zäune sind dort oben weniger angesagt als in anderen Kulturkreisen....

    Geschichte der Landschaftsarchitektur, 3. Semester.

    Sie dienen i.d.R. in Skandinavien DANN zur Abgrenzung von Grundstücken, wenn man etwas anbaut.
    Einfach so ein Grundstück abgrenzen wie in Deutschland oder Russland fand eher nicht statt.
    Weidekoppeln und Viehkrahle natürlich unbenommen.

    Warum hätte man wohl sonst um 1900 an Konsnaes einen so ungewöhnlichen ziemlich "unsichtbaren" Zaun gewählt und keinen Holzzaun wie in Aleksandrowka?

    Zäune, Einfassungsmauern, Knicks, bepflanzte Tockenmauerwälle, Hecken, Palisadenreihen -all das sind Elemente, die in ihrem Umfeld nicht zufällig und austauschbar waren. Sie waren Elemente der Kulturlandschaft, die sich aus den natürlichen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Notwendigkeiten heraus entwickelt haben.
    Leider hat man das heute vergessen und zimmert sich überall Stabmattenzäune hin, weil es so praktisch ist.

    Der Maschendrahtzaun war damals auch schon erfunden. Auch er diente einem freien unverstellten Blick in die Landschaft bei artifiziellerer Gestaltung als der Kongsnaes-Drahtseil-Zaun. Und er war unendlich schöner, als heute.

    schinkelzaun.de

    Altdeutsche Schuppengeflecht

  • Metallzäune sind eine eher moderne Innovation, die vor der industriellen Revolution kaum genutzt wurden, denn Metall war ein äußerst knapper Rohstoff, der für wichtigere Dinge verbaut wurde. Selbst Nägel in Holzbauten waren vor dem 20 Jh. selten, da unnötig teuer.

  • erbse Ich fand jetzt die Beiträge über Zäune auch mal interessant, Schliesslich sind sie Teil der Architektur und ebenfalls wie Häuser bewilligungspflichtig. Ich habe tatsächlich andernorts ein Thema über 'Einfriedungen und Mauern' in Angriff genommen, und dort sieht man, dass das Thema in der Planung nicht einfach so nebenher abgehandelt werden kann -> Link.

    So ganz spontan war ich auch erstaunt über diese neuen Drahtzäune beim Ensemble Kongsnaes und hätte es nicht für möglich gehalten, dass hier schon vor hundert Jahren solche bestanden. Auch die beiden bebilderten, gegensätzlichen 'Ausflüge' eryngiums und Heimdalls nach Norwegen fand ich durchaus interessant. Ich hätte gerne heute Morgen was dazu geschrieben, aber wenn ich so belehrende, von oben herab anmutende Formulierungen wie

    Zitat

    - Ich frage mich, wann hier der eine oder andere "Fachmann" was dazu lernt.

    - Menschen ohne Hang zur Selbstüberschätzung

    - Andere diffamieren die Leistungen eines Bauherrn

    - Semester Kunstgeschichte reichen nicht immer

    lese, nur weil sich jemand anders an den Drahtzäunen störte, ist mir die Lust vergangen.

    Zitat

    ...dass sich Investor und Denkmalpflege was gedacht haben.

    Das ist doch absolut kein Argument! Das Vertrauen in die Denkmlpflege generell ist doch vielerorts seit langem schon dahin! Ich möchte nur an den missglückten Küchenanbau erinnern... (ob die Denkmalpflege dazu was zu sagen hatte, weiss ich allerdings nicht mehr, da es sich ja um einen Neubau und nicht eine Renovation handelte. Ausser wenn ein Ensembleschutz herrscht, dann sieht es anders aus. Falls Letzteres, dann hat sie gründlich versagt und das Vertrauen in die Bevölkerung verspielt).

  • Es ist nicht zielführend, sich über einzelne Formulierungen aufzuregen. Freut euch lieber, dass uns eryngium so sachkundig informiert hat! Ich finde das Zaunthema sehr interessant. Der Zaun von Kongsnaes wirkt luftig und leicht. Mir war beim Anblick der Fotos schon der Gedanke an norwegische Weite und Freiheit gekommen, bevor eryngium seinen schönen Beitrag dazu geschrieben hatte. Ich hätte es aber nicht sicher begründen können. Jedenfalls freue ich mich sehr über so eine sensible Rekonstruktion, die nicht darauf aus ist, irgendwelche Klischeevorstellungen von vergangenen Zeiten zu bedienen. Ein wunderbares Projekt.

    Zu dem auch der Küchenbau gehört. Ohne dieses Nebengebäude lässt sich in der Ventehalle kein Restaurant betreiben. Der Küchenbau wurde mit der Denkmalpflege abgestimmt. Ich wüsste nicht, wie man es hätte besser machen können. Die Absetzung durch die grüne Farbe und das Flachdach von den historischen Gebäuden ist der richtige Weg. Für ein historisierendes Satteldach steht der Küchenbau zu dicht an der Ventehalle. Er hätte dann auch zu monumental gewirkt. Dort am Seeufer ist aber auch kein geeigneterer Platz für den Küchenbau vorhanden. Bezahlbar und funktional musste dieses Nebengebäude zudem auch noch sein.

    Ein großartiges Projekt eines privaten Investors - Michael Linckersdorff -, der gegen viele Widerstände an seinem Traum festhielt. Da darf man, bevor man Kritik übt, ruhig erst mal innehalten und die Bilder auf sich wirken lassen.

  • Na, Icke würde ma sagen, statt nach d' Zäune in Norwegen guggen, ma eher bei de Schiffe! Wat hält die Matrosen vom herunter jespült werden ab: richdig, de Reling! So nuu gugge mer ma nach de Relings im Dunstkreis von Seiner Majestät. Schließlich brauchen de Matrosen och ne rischt'sche Wegeführung, wenn se uffm Land dahertorckeln, bei dem Gang. Also hamse ihre Reling mitjenommen. Ham'der dät nuu kapiert Leute!? :biggrin:

    Seiner Majestät Yacht "Hohenzollern"

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hohenzollern_(Schiff,_1893)

    Genug Reling, die "Hohenzollern" im Modell

    https://schiffsmodelle4sale.ch/hohenzollern-1893/

    Kleine Familienyacht seiner Majestät

    Genug Reling rechter Hand seiner Majestät

    https://www.spiegel.de/geschichte/die…e-a-947807.html

    Und weil sie so schön ist, nochmal die Hohenzollern:

    https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/s-m-s-hohenzollern-1892/

    Alles klar nun!? Weshalb in die Ferne schweifen, wenn das Offensichtliche so nahe liegt!

    Ahoi! :smile:

  • Die Referenz der Königsnase ist das inzwischen nicht mehr existierende Restaurant St Hanshaugen des Architekten Munte in Oslo. Hier das Original:

    Anscheinend bemüht man sich in Norwegen, das Original auch wieder aufzubauen:

    https://sivilisasjonen.no/samfunn/54365/…-st-hanshaugen/

    Wenn ich das richtig deute (dank google Translator), stehen dem noch fehlende Machbarkeitsstudien zur Bewirtschaftung und zur Finanzierung bzw. fehlende Investoren entgegen.

  • Leider ist das Eingangstor bis heute nicht und möglichenfalls nie mehr wiedergekehrt. Zwei Sekunden Blödheit eines Müllwagenfahrers mit nachhaltigem Resultat.

  • "Frühere prominente Gegner seien nun Stammgäste".

    Ja,man sollte sich mit einer entschiedenen Einstellung gegen etwas,sich manchmal auch etwas zurück halten.Es kann manchmal alles ganz anders kommen,wie man es jetzt hier sieht.

  • Oder er sollte zu seinen Einstellungen gegen das neue Restaurant eben stehen, sich dann aber bei der anschließenden Völlerei einfach mal zurückhalten und stattdessen woanders hinfahren oder bei Lieferando bestellen.

  • Das ist ja klasse:

    Rund zehn Millionen Euro hat Linckersdorff nach eigenen Angaben in den Wiederaufbau der Ventehalle und die denkmalgerechte Restaurierung der drei bestehenden Holzhäuser investiert. Die Kongsnæs-Mieteinnahmen von jährlich rund 100.000 Euro sollen ab sofort in die 2021 gegründete Michael-Linckersdorff-Stiftung fließen: Diese gemeinnützige Stiftung wolle künftig „Kultur, Jugendbildung und Denkmalpflege“ voranbringen.