• In Petersburg boomt der Kampf um Häuser und die Hausbesetzer-Szene:

    "Guerilla-Urbanisten aus der Zarenstadt
    Junge Aktivisten wollen den Bürgern von St. Petersburg zeigen, wie sie urbanen Raum zurückerobern können. Dadurch möchten sie in der breiten Bevölkerung für politisches und demokratisches Bewusstsein sorgen."

    Artikel: https://www.fluter.de/politischer-aktivismus-in-russland

  • Es scheint eine richtige Rekonstruktion gewesen zu sein.

    Ich habe mal aus dem Kyrillischen übersetzen lassen:

    Zitat

    1934 wurde die Kirche demontiert, an ihrer Stelle wurde ein Platz errichtet.

    In den 2010er Jahren begann eine Diskussion über die Wiederherstellung der Kirche.[2] Das Projekt wurde mit der KGIOP vereinbart und von allen Behörden genehmigt.

    Im Jahr 2012 wurde der Platz mit einem blauen Zaun eingezäunt. Archäologische Ausgrabungen des Fundaments des Tempels begannen. Danach wird der Tempel restauriert.

    ("Restauriert" meint wohl "rekonstruiert".)

    Quelle: Hier.

  • Danke Heimdall.Wie sind die Diskussionen eigentlich im Ausland in sachen Kirchenrekos? Wie stehen die Bürger der jeweiligen Stadt in der eine Kirchenreko geplant oder schon gebaut ist dazu?-wie jetzt hier in St.Petersburg.

    Gibt es dort (im Ausland) auch Gegner die einer bestimmten politischen Richtung angehören, die so massiv wie in Deutschland Rekos besonders Kirchen (GK,Ulrichskirche...) Verbal über die Medien nicht nur mal eben kritisieren sondern schon bekämpfen?

  • Die "Kommunistische Partei der Russischen Föderation", die "Jabloko-Partei" (liberal) und eine kleine Gruppe von Nachbarn waren dagegen.

    Sie wollten den kleinen Park nicht verlieren.

    Sie haben wenig Einfluss und Macht (vorerst).

    http://www.cprfspb.ru/12318.html

    https://paperpaper.ru/papernews/2015/07/13/skverno/

    Die meisten Menschen unterstützen die Reko.

    ...

    Die orthodoxe Kirche versucht, eingestürzte Kirchen wieder aufzubauen, aber auch Kirchen, die sich noch im Besitz der russischen Regierung befinden.

    Zum Beispiel wurde die Smolny-Kathedrale erst 2016 an die orthodoxe Kirche zurückgegeben.

  • Die "Kommunistische Partei der Russischen Föderation", die "Jabloko-Partei" (liberal) und eine kleine Gruppe von Nachbarn waren dagegen.

    Sie wollten den kleinen Park nicht verlieren.

    Sie haben wenig Einfluss und Macht (vorerst).

    Eszuyel, ist ja die gleiche Situation wie in Magdeburg.Auch dort kämpfte eine linke Minderheit einschl. Oberbürgermeister aber in dem Falle leider erfolgreich gegen den Aufbau der Ullrichskirche.Auch mit dem gleichen banalen Argument,es würde ein Platz mit einer Grünfläche vernichtet.:kopfschuetteln:Da sieht man wieder ganz deutlich,das Linke (Kommunisten) nichts mit Kirche und Glauben am Hut haben.

    Ein neugebaute Stadtbildprägende Kirche (Gotteshaus) mitten im Magdeburger Zentrum ,das geht ja nun gar nicht.Das muss unbedingt verhindert werden.

  • Snork 24. Dezember 2021 um 11:37

    Hat den Titel des Themas von „St. Petersburg“ zu „Sankt Petersburg“ geändert.
  • Neues aus St. Petersburg!

    1) Die 1975 zerstörte Borisoglebsky-Kirche wird wieder aufgebaut.

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    2) Ende 2022 wird über den Bau des von Rastrelli entworfenen Glockenturms des Smolny-Klosters abgestimmt.

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    Am 26. Dezember stellten 1.000 Drohnen die Form des Glockenturms dar.

    Dieser Link spricht über die Projekte und die Argumente um den Glockenturm. Mit Google Translate können Sie auf Deutsch lesen: https://newprospect.ru/news/brands/is…i-arkhitektury/

  • Die Rekonstruktionen in St.Petersburg sind ja ähnlich umfangreich wie in Budapest. Sehr,sehr Interessant.

    Ich vermute die Sichtweise auf Vollekonstruktionen ist in Russland wesentlich entspannter als in Deutschland.Klar gibt es auch in Russland Kritiker und Gegner von Rekos,aber so massiv wie in Deutschland sicher nicht.

    Es ist schon ein Jammer,wie sich Menschen in Deutschland bei der eher kleinen GK (im Gegensatz zu den riesigen Kirchenvollrekos in Russland) in Potsdam,Deutschland so sehr Emotional streiten.:kopfschuetteln:

  • Nun ja. Dieser Glockenturm hat nie existiert. Er ist KEINE Reko.
    Warum man den bauen sollte, ist mir nicht klar.

    Wir bauen doch auch nicht am Dresdener Schloss nach den Plänen von 1710 des Herrn Pöppelmann weiter. Oder lassen in Berlin teile der Speerschen Germania-Planung doch noch umsetzen...

    Auch in St. Petersburg gibt es sehr viel historische Substanz, die ein Investitionsprogramm nötig hätte.

    Diesen barocken Phallus der russsichen Großmacht wird man zurecht und fachlich begründet außerhalb Russlands belächeln.

    Ich finde sogar, er würde die überragenden Leistungen Russlands zur Reko seiner Kulturschätze nach den deutschen Zerstörungen im 2. WK konterkarieren...

  • So beeindruckend der Glockenturm auch erscheinen mag, das Kloster in seiner jetzigen Form stellt ein sehr harmonisches Ensemble dar, welches durch den Turm in meinen Augen empfindlich gestört würde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts hat man einige Projekte in Petersburg im neobarocken Stil ergänzt oder neu aufgelegt. Vom Turm hat man schon damals zu Recht die Finger gelassen.

    Schauen wir mal, wie sich die Petersburger entscheiden.

  • Nun ja. Dieser Glockenturm hat nie existiert. Er ist KEINE Reko.
    Warum man den bauen sollte, ist mir nicht klar.

    Wir bauen doch auch nicht am Dresdener Schloss nach den Plänen von 1710 des Herrn Pöppelmann weiter. Oder lassen in Berlin teile der Speerschen Germania-Planung doch noch umsetzen...

    Auch in St. Petersburg gibt es sehr viel historische Substanz, die ein Investitionsprogramm nötig hätte.

    Diesen barocken Phallus der russsichen Großmacht wird man zurecht und fachlich begründet außerhalb Russlands belächeln.

    Ich finde sogar, er würde die überragenden Leistungen Russlands zur Reko seiner Kulturschätze nach den deutschen Zerstörungen im 2. WK konterkarieren...

    Naja, dass er nie exisitiert hat, ist für sich gesehen eigentlich kein stichhaltiges Argument. In dem Interview mit der Stiftung wird zu Recht auf den Kölner Dom hingewiesen, der auch erst 600 Jahre nach Baubeginn seine Türme bekommen hat, wie etliche andere Kathedralen ja auch.

    Ich glaube wiederum, dass man solche feministisch-sexualisiert angehauchten Verunglimpfungen wie der Begriff "Phallus" für einen Kirchenturm in Russland als typisch westlich-dekadent belächelt und sich um solchen "Argumente" aus der westeuropäischen Fachwelt dann keine großen Gedanken mehr gemacht wird. Mit solchen Begriffen raubt man sich selbst ein wenig der Ernsthaftigkeit, gute Argumente dagegen vorzubringen, die es ja zweifelsohne gibt.

    Wie du schon ausgeführt hast, gibt es noch viel historische Bausubstanz, die auch Investitionen nötig hätten. Auf dem Land gibt es tausende Kirchenruinen aus allen Epochen, die kurz vor ihrem endgültigen Niedergang stehen, und das Geld zur Sanierung oder wenigstens Sicherung so viel nötiger hätten (wobei da die Frage ist, ob das Geld auch dort hinfließen würde, wenn der Turm nicht gebaut wird). Auch halte ich die Proportionen des letzten oberen Viertels mit den Oculi sehr gewöhnungsbedürftig; und vielleicht war damals schon ein Grund, warum man den Turm nicht gebaut hat, dass der Entwurf dem damaligen Stilempfinden widersprochen hat, was für mich heute ein triftiger Grund wäre, ihn nicht zu bauen.

    Das Argument, dass so ein Bau die Reko-Leistungen konterkarieren würde, kann ich wiederum nicht nachvollziehen. Im Prinzip kann man das Projekt ja sogar als logische Folge betrachten, sofern ausreichend Original-Pläne vorhanden sind und der Turm handwerklich errichtet wird. Hier kann das gesamte Wissen, dass man über Jahrzehnte in St. Petersburg aufgebaut und wiederentdeckt hat ein weiteres mal anwenden.

    Grundsätzlich halte ich die Idee jedoch für äußerst spannend und bin gespannt wie man sich entscheiden wird, unumstritten ist es jedenfalls auch in Russland keinesfalls, ganz im Gegenteil...

    Interessant übrigens die verschiedenen Visualisierungen: auf den oberen beiden steht der Turm separat mit ordentlichem Abstand zum Kloster, auf der dritten Visualisierung in Eszuyels Beitrag ist der Turm direkt in die Klosteranlage eingebunden und dient gleichsam als Eingangs-Torturm.

  • Auf dem Land gibt es tausende Kirchenruinen aus allen Epochen, die kurz vor ihrem endgültigen Niedergang stehen, und das Geld zur Sanierung oder wenigstens Sicherung so viel nötiger hätten (wobei da die Frage ist, ob das Geld auch dort hinfließen würde, wenn der Turm nicht gebaut wird).

    Wohl kaum. Das Geld was für Rekos oder Sanierungen in Petersburg und anderen Städten ausgegeben würde, wird sonst eher über Umwege in zweifelhafte Oligarchen-Projekte wie den Gazprom-Wolkenkratzer (Lakhta Center) gesteckt.

  • Als ich den monströsen Glockenturmentwurf sah, habe ich ernsthaft überlegt, mich umzubenennen. Aber dann fiel mir zum Glück wieder ein, dass ich den Turm seinerzeit selbst wieder verworfen hatte.

    Ich glaube, einigen von euch sind die Dimensionen nicht bewusst. Nun, die Dresdner Frauenkirche kennt ihr wohl alle. Stellt euch vor, in "ordentlichem Abstand" zur Frauenkirche würde ein barocker Turm errichtet, der sie um 50 Meter überragt. Das ist doch ein völlig widersinniger Gedanke. Die Smolny-Kathedrale ist genauso groß wie die Dresdner Frauenkirche - 94 Meter hoch. Der Glockenturm ist nach dem Entwurf 140 Meter hoch. Weder in der russischen Sakralbaukunst noch im europäischen Barock gibt es einen Turm, der diese Höhe erreicht. In der klassischen Baukunst stellt man neben ein Bauwerk mit einer beeindruckenden Kuppel nicht einen Turm, der diese Kuppel erheblich überragt. Das macht man einfach nicht. Der Petersdom in Rom hat keinen Glockenturm. Sollen wir Gasprom bitten, in "ordentlichem Abstand" zum Petersdom einen mindestens 160 Meter hohen Barockturm zu errichten, damit Rom endlich auch ein Wahrzeichen hat?

    Auch die Isaakskathedrale in Petersburg, etwas über 100 Meter hoch, hat keinen Glockenturm. Die Glocken sind dort in den niedrigen Ecktürmen untergebracht. Diese Lösung wurde auch bei der Smolny-Kathedrale gewählt. Deren Kuppel wird von vier anschmiegsamen Türmchen flankiert. Bartolomeo Rastrelli lieferte hier eine eigenwillige barocke Interpretation des von der Auftraggeberin Kaiserin Jelisaweta Petrowna gewünschten traditionellen russischen Fünfkuppelschemas, die zugleich die russische Neigung zur Turmkirche aufgreift. Solchen in die Höhe strebenden Zentralbauten werden in der altrussischen Baukunst aber keine Glockentürme beigegeben, die die eigentliche Kirche erheblich überragen. Bei der Moskauer Basiliuskathedrale zum Beispiel ist der Glockenturm ein unscheinbares Anhängsel mit Zeltdach.

    Der erste Fehler, den Bartolomeo Rastrelli bei dem Glockenturmentwurf gemacht hat, ist also die absurde Höhe. Der zweite Fehler besteht in der Platzierung des Turms in einer zentralen Achse. Rastrelli greift hier einen Gedanken des europäischen Barock auf, der aber bei der Komposition russischer Bauensembles keinen Sinn ergibt. Der Glockenturm eines russischen Klosters steht entweder auf dem Klostergelände oder auf der Begrenzungslinie. Dann dient er zugleich als Torturm. Die in der Visualisierung vorgeschlagene Platzierung des Glockenturms auf einem öffentlichen Platz außerhalb des Klostergeländes ist nach russischen Baugepflogenheiten unzulässig. Um eine malerische Ensemblewirkung zu erzielen wird ein russischer Glockenturm entweder versetzt zur Ost-West-Achse der Kathedrale platziert oder aber die Zuwegung erfolgt schräg bzw. seitlich zur Ost-West-Achse.

    Der Turm war ursprünglich als Torturm geplant. Rastrelli ließ vor Beginn der Bauarbeiten ein Modell der Klosteranlage anfertigen.

    Entwurfsmodell des Smolny-Klosters, Ansicht von Südosten. Holz, bemalt. Angefertigt um 1746/48 im Auftrag von Bartolomeo Rastrell.

    Museum der Akademie der Künste, St. Petersburg (public domain)

    In der Bauausführung ab 1748 ergaben sich zahlreiche Änderungen. So ist die Kathedrale des Modells noch nicht so hoch wie später ausgeführt. Sie ähnelt hier stark der Andreaskirche, die fast zeitgleich nach einem Entwurf Rastrellis in Kiew errichtet wurde. Rastrelli hat der Smolny-Kathedrale in der Ausführung einen geschlosseneren, turmartigen Charakter verliehen und auf den Turm verzichtet. Dabei war für den Turmbau bereits eine aufwendige Pfahlgründung erfolgt. Sie konnte bei Grabungen nach dem Jahr 2000 nachgewiesen werden. Der Rohbau des Turmes wurde bis einige Meter über Bodenniveau aufgeführt und dann wieder abgebrochen. Alle übrigen Klosterbauten wurden jedoch gleichzeitig und in beachtlichem Tempo errichtet. Die Planänderung erfolgte noch vor Beginn des Siebenjährigen Krieges, war also nicht finanzieller Not geschuldet.

    Das historische Zentrum Petersburgs ist UNESCO-Weltkulturerbe. Der Bau des Turmes sollte aus Denkmalschutzgründen unzulässig sein.

  • In der klassischen Baukunst stellt man neben ein Bauwerk mit einer beeindruckenden Kuppel nicht einen Turm, der diese Kuppel erheblich überragt.

    Ich kann jetzt nicht beurteilen, ob das unter "klassischer Baukunst" firmiert, aber ich denke als Beispiel an den Glockenturm neben dem Markusdom in Venedig.

    https://images.app.goo.gl/82T6HfGX5pf6s2xU8

    https://images.app.goo.gl/9gcYL282DhWDa85b8

  • In der klassischen Baukunst stellt man neben ein Bauwerk mit einer beeindruckenden Kuppel nicht einen Turm, der diese Kuppel erheblich überragt.

    Bei russischen Klöstern und Kirchen hat ein auffallend schlanker, hoher oder mindestens gleichhoher Glockenturm neben diversen aufwändigen Kuppelbauten aber durchaus Tradition.

    Etwa beim Nikolo-Ugreshsky-Kloster nahe Moskau:

    Николо-Угрешский монастырь с воздуха 2

    Max Grigoriev, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons


    Man denke auch an das Troize-Sergijew-Kloster:

    Trojicko sergijevska lavra 12

    Trasprd, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

    Троице-Сергиева лавра 2015

    Grigorius m, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

    Auch hier dominiert der Glockenturm deutlich die umgebenden Klosterbauten, die für sich genommen alle sehr aufwändig gestaltet sind.

    Oder die Wiederauferstehungskathedrale in Schuja.

    Daneben gibt's diverse weitere dominante Glockentürme in der Region bzw. neben orthodoxen Kirchen.
    ZB in Kharkiv. Oder in Odessa.


    Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…ockent%C3%BCrme


    Klar, man würde mit diesem Entwurf den höchsten dieser Glockentürme errichten. Aber auch ein Rastrelli hat sich ja durchaus was dabei gedacht. Braucht's diesen Turm? Wohl nicht. Wäre er imposant? Ganz sicher.