Berlin-Mitte - Alt-Cölln, Petriplatz

  • Hallo rob (aus NL wie ich vermute ;) :( interessanter Hinweis. Ich bin in der Sache etwas gespalten. Da laut des Zeitungsberichts wohl nicht mit einer Rekonstruktion des Gebäudes zu rechnen ist, sondern eher mit einem allenfalls leicht traditionalistischen Neubau, der im Detail uns sicherlich nicht überzeugen könnt, würde ich es eher bevorzugen, wenn das Geld in die Wiederherstellung von Gebäude- oder Ausstattungsdetails von bestehenden Berliner Kirchen gesteckt wird, um diese ihrem Vorkriegszustand wieder näherzubringen, falls dieser verlorengegangen ist.

  • Ja, hab ich schon von gehört. Aber von "Wiederaufbau", wie wir es uns hier überwiegend wünschen, kann man da wohl kaum reden. Die von Burelli ist ganz ok, aber passt eher zu den Kirchen F.-W. IV. in und um Potsdam, als dort hin. Mir würde fürs erste der originalegetreue Turm reichen. Mal ehrlich, der Bedarf an Kirchen müsste in Berlin mehr als gedeckt sein. Allzu groß dürfte die Petrigemeinde auch nicht sein, dass sie ne neue Kirche braucht, oder? Ne Reko der Bethlehemskirche wär mir interessanter ;).

  • Kollhoff wäre toll! Modern interpretierte Backsteingotik. Warum nicht?

    Hab ich auf der Kollhoff-Homepage noch entdeckt:

    Hauptstadtclub Goya in Berlin:

    Quelle: http://www.kollhoff.de\r
    http://www.kollhoff.de

    Büro- und Geschäftshaus in Hamburg (hatten wir glaube ich schon mal):

    Quelle: http://www.kollhoff.de\r
    http://www.kollhoff.de

    Landeszentralbank Meinigen (ital. Palazzo mit nicht ganz so schönem Sockelgeschoss; würde sich auch Unter den Linden gut machen):

    Quelle: http://www.kollhoff.de\r
    http://www.kollhoff.de

  • Die ganze Debatte entspringt dem neu erscheinenden Buch Hans Stimmanns „Berliner Altstadt. Von der DDR-Staatsmitte zur Stadtmitte“.
    Trotz des offenkundig noch bestehenden guten Einflusses Stimmanns auf den Regierenden sind das zunächst nichts anderes als Gedankengebäude. Ohnehin ist in dieser reifenden Debatte zumindest eine Landtagswahl (2011) vorgelagert und dann wollen wir mal sehen, ob Junge-Reyer und Lüscher danach weiter vor sich hin dilettieren dürfen. 8)

    Hier noch einige Abbildungen aus dem Werk - recht interessant sind die Entwürfe von Bernd Albers für das Marienviertel.
    http://www.tagesspiegel.de/medien/cme20345,277939.html

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • 1.Spittelmarkt:

    Zunächst eine Aktualisierung zum 50 Tonnen schweren Spindlerbrunnen, der vor Jahren mal hier von Interesse war.

    Bild vom neuen Standort im Sommer 2009:

    Kompakte Informationen (auch als Hör-Version):
    http://de.wikipedia.org/wiki/Spindlerbrunnen

    ______________________________________________________________________________________________________________

    2. Alt-Cölln/Petriplatz

    Wer sich für die Geschichte dieses wohl ältesten Berliner Stadtgebiets interessiert, wird mit dieser ausgezeichneten und ausnahmsweise frei herunterladbaren Broschüre des Vereins für die Geschichte Berlins erstklassig bedient (allein schon die Bildauswahl ist sehr sehenswert).

    http://www.diegeschichteberlins.de/downloads/mitteilungen200902.pdf

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Beitrag aus der Abendschau "Neubau der Petrikirche". Die Gemeinde möchte wieder im Stadtbild erkennbar sein und ihre Existenz nicht mehr nur auf einem Hinterhof fristen. Kleiner Kommentar von Kolli, sonst nichts konkretes. Der Senat hält aber an dem Konzept mit den "Hist. Fenstern" fest. Da bin ich ja mal gespannt. Auch wenn Kolli dort was sagt, muss ja noch lange nicht sein Entwurf kommen...Meinetwegen kann man sich auch an [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ein Beispiel nehmen. Ne Reko wirds ja wohl kaum werden.

  • Zitat von "Benni"

    Ne Reko wirds ja wohl kaum werden.

    Dabei wäre das nach der verbrecherischen Sprengung von 1960 eigentlich mehr recht als billig...

    _____________________
    Hier noch zwei Verweise:

    Arbeitsgruppe "Freunde der Petrikirche"
    http://www.petrikirche-berlin.de

    Ein Buch über die Petrikirche und Alt-Cölln
    http://www.petri-kirche-berlin.de/

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich plädiere schon immer für eine Rekonstruktion des Turmes. Die käme im Endeffekt wohl kaum teurer als ein aufwändiger Wettbewerb und ein neuer Entwurf. Geschweige denn, dass das Endergebnis überzeugen könnte. Wobei ich den Kollhoff-Entwurf schon gelungen finde.
    Aber hier macht doch nur eine Reko Sinn. So klein wie die Kirche war wird man sie dann irgendwann komplett rekonstruieren können.

    Die Petrikirche war und wäre für das Stadtbild einfach essentiell! Ganz zu schweigen von der vitalisierenden Wirkung, die eine Turmreko hier auf die Umgebung auslösen könnte.

  • Das Problem Alt-Cöllns, ja weiter Teile Alt-Berlins liegt darin, dass diese Stadtteile letztendlich über eher mediokre Bauten definiert wurden, beziehungsweise überhaupt nur aus anonymen Bauten bestanden.
    Dass die Wiederherstellung der trotz aller Bizarrheit doch eher belanglosen Petrikirche für ein neu zu kreiierendes Stadtbild großen Nutzen hätte, erscheint mir, ohne dass ich Besseres wüsste, zumindest zweifelhaft. Zumindest gibt es unzählige vordringlichere Projekte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Besonders die zwei barocken Rundkirchen wären für die neue alte Berliner Mitte essentiell.

    Dreifaltigkeitskirche
    Bethlehemskirche

    Da müsste sich unser Karpatenbär doch gar verzückt zeigen ;)


    Diese Diversität zwischen Barockresten, klassizistischer Preußenschau und kaiserlichem Gründerzeitpomp macht für mich das ganz Besondere des alten Berlins aus. Es ist Zeugnis des schnellen und plötzlichen Aufstiegs Berlins rund um die spärliche Altstadt herum, an der die Entwicklung teils rasant vorbeiging. Wie eine verschlafene preußische Kleinstadt inmitten der Metropole. Das fand man so wohl nirgendwo anders.

  • Da haste ganz recht, erbsenzähler, auch was meine Einschätzung betrifft :zwinkern: .
    So würde es mir tatsächlich gefallen.Danke auch für den Hinweis - ich bin in Berliner Angelegenheiten alles andere als firm.
    Übrigens erscheint es mir müssig, über die Wiederrichtung neogotischer Bauten solange zu sinnieren, als solche Kaliber als verloren angesehen werden müssen.

    Zitat

    Wie eine verschlafene preußische Kleinstadt inmitten der Metropole. Das fand man so wohl nirgendwo anders.

    und das müsste durch den Wiederaufbau auch angedeutet werden, oder besser mehr als nur das, so wie es auch im Nikolaiviertel mE (meine Kenntnis stammt allerdings nur aus Bildern, allerdings zeige man mir ein zeitgleiches entsprechendes BRD-Projekt) gar nicht so übel gelungen ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ursus carpaticus. Petri Kirche, Dreifaltigkeits Kirche Bethlehems Kirche......und so gibts es noch ein Dutzend Kirchen oder Kirchen die heute verstümelt aussehen (Parochial Kirche, Pius Kirche, Auferstehungskirche....). Wer ist in Berlin verantwortlich für Rekonstruktion, Sanierung von den Kirchen?
    Denselbe Frage gilt für die viele verschwunden alt Berliner Stadtpalais/ häuser. Aber auch Gründerzeitbauten und die vielen Lücken die es noch immer gibt, wo eigentlich schön rekonstruierte Gründerzeitler wieder her gehören: die Luisenstadt: Skalitzer Strasse, Fontäne Promenade, Moritzplatz, Umgebung der Mehringplatz und die Ostseite der Winterfeldt Platz. Lücken die auch heute noch immer schmerzen....
    Die Frage ist also wer hat etwas zu sagen über die ganzen Städtebau wenn es nicht nur um moderne Bauten handelt. Schloss und Bauakademie sind die einzige Reko's die geplannt werden, Parochalkirche Turmspitze soll von Spenden rekonstruiert werden, aber von andere Reko's habe ich (leider) vom Behörden nichts gehört.
    Doch werden am manche historische Gebäuden heute doch Sanierungsarbeiten durchgeführt: Landgericht (Littenstrasse), Polizeipräsidium (Keibelstrasse). Wer ist da verantwortlich? Warum werden zum Beispiel hier die verloren gegangen Trakten nicht wiederherrgestellt? Wer entscheidet über dass alles?

  • Klassiker: nun, über baumaßnahmen entscheiden in deutschland die jeweiligen grundbesitzer. wem auch immer die jeweiligen brachen gehören: grundsätzlich ist an jeder stelle die neubebauung von bauland möglich. wie diese aussieht, entscheidet der bauherr, von der bauordnung vorgeschrieben ist lediglich die jeweils maximal erlaubte bebauungsdichte (das heißt hier grundflächenzahl, also wieviel prozent der grundfläche überbaut werden dürfen, und geschossflächenzahl, also bis zu welchem maß die fläche des grundstücks von der geschossfläche des neubaus erreicht bzw. übertroffen wird; je nach lage eines baugrundstücks gibt es hier abweichungen) sowie die mögliche nutzung (bordelle z.b. oder tankstellen sind in reinen wohngebieten nicht, in kerngebieten aber sehr wohl zulässig). in einem bebauungsplan können auch einige gestaltmerkmale festgeschrieben werden, z.b. dachneigung oder staffelgeschosse, auch die farbigkeit einer fassade. darüberhinausgehende stilistische oder qualitative einschränkungen oder anforderungen gibt es im deutschen baurecht nicht, im prinzip kann jeder bauen, wie er will. das sieht, wenn es nichts gibt, woran man sich orientieren kann, dann so aus wie z.b. auf dem friedrichswerder, wo lediglich die baulinie vorgeschrieben war, damit sich eine geschlossene blockkante ergibt. lediglich, wenn eine gestaltungssatzung verabschiedet worden ist, sind weitergehende forderungen zu berücksichtigen. eine solche galt z. b. bei der wiederbebauung des pariser platzes, und auch für den heute als zentralen bereich verstandenen part der stadt, der im prinzip die barocken stadterweiterungen berlins nördlich und südlich der linden einschließt, wurde dieses jahr eine liste von "dos and don'ts" verabschiedet. wenn du dir also die rekonstruktion eines gründerzeitlichen wohnhauses an einer bestimmten stelle wünschst oder gleich ganze straßenzüge, gehst du zum grundbuchamt, lässt dir den bzw. die eigentümer heraussuchen und schreibst dann einen lieben brief, vielleicht machen die das dann. wenn du eine kirche rekonstruiert haben möchtest, musst du der kirche schreiben. wenn du ein polizeipräsidium rekonstruiert haben möchtest, musst du der senatsverwaltung für justiz schreiben (bei baumaßnahmen des landes sehe ich aber wenig hoffnung, da gibt das säckel nicht viel her). viel glück!

  • ulgemax. Danke für diese Erläuterungen. Jetzt ist mich klar dass keine Centralen Instanzen alle Bauweisen bestimmen, aber in bestimmte Bereichen doch gewisse Grenzen oder Merkmalen angeben können. So kann also nur ein Private Geldgeber seine Bauherr aussuchen und am Skalitzer Strasse ein markantes verschwunden Eckhaus aus der Grunderzeit rekonstruieren lassen. Stadtentwicklung kann aber doch gewissen Merkmalen vorschreiben: am Moritzplatz darf nur gebaut werden wenn ...... Dieses wenn dürfte dann sein: "annäherend an die Vorkriegsbebauung" (Fassade, Höhe, Breite, Fenstergrösse.......?)
    So muss ich viel Geld sparen um etwas für Berlin zu tun.

  • Ja, das ist wirklich sehr traurig, daß man diesen Plan nicht umgesetzt hat. Vielleicht könnte er eine Idee für die Zukunft sein. Dazu müßten natürlich erst die bestehenden Hochhauskomplexe abgerissen werden (was nicht einfach werden dürfte), aber immerhin handelt es sich um eine historische Keimzelle der Stadt. Wenn man es gut macht, würde es ein ungemein attraktives Projekt werden.

  • Danke für diesen Fund, Novaerion - die Seiten des Landesarchivs sind für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln.

    Außerordentlich bedauerlich, dass man an diesen Überlegungen nicht festgehalten hat, sondern (wenig mehr als 10 Jahre später) in kaum vorstellbarer Weise in die Maßstabslosigkeit abgedriftet ist.
    Eine Heilung für die Fischerinsel ist meines Erachtens mittelfristig (noch vor Beseitigung der Wohnsilos) in der Wiederherstellung der Uferstraßen Friedrichsgracht und An der Fischerbrücke erreichbar, die die Grundlage einer Bebauung in alten Blockstrukturen böte.

    In diesem Zusammenhang, darf natürlich ein Bild nicht fehlen:
    Hier also der Blick von der Grünstraßenbrücke am Spreekanal (Friedrichsgracht) zur Petrikirche im Jahr 1903.

    Quelle: Wikipedia

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)