Berlin-Mitte - Alt-Cölln, Petriplatz

  • Noch einmal die Petrikirche in Alt-Coeln

    1863 Gemälde von Eduard Gaertner, die Brüderstraße und die Petrikirche


    Anfang der fünfziger Jahre, Blick auf die Fischerinsel mit der Ruine der Petrikirche


    1954 die Petrikirche wurde erst :kopfwand: 1964 abgerissen

  • Ein Artikel im Tagesspiegel befasst sich mit dem Abriss und Neubau der Neuen Gertraudenbrücke im Zuge der Neugestaltung des Straßenzuges zwischen Grunerstraße und Spittelmarkt:

    Tsp

    Gertraudenbrücken

    Foto von mir von 2007

  • Aktuelle Blicke von der Gertraudenstraße auf Petriplatz, Brüderstraße, Scharrenstraße.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was mich schon lange umtreibt, wozu man aber nahezu null Informationen im Netz findet: Wie geht es eigentlich mit der geplanten Bebauung der Nordseite der Breiten Straße weiter? Seit etlichen Jahren klaffen dort riesige Brachflächen, ohne das sich mal irgendetwas verändert. Irgendwann habe ich mal gelesen dass die letzten Baurelikte aus DDR-Zeiten (wie der Anbau der Staatsratsgebäudes und der Rest des DDR-Bauministeriums) abgerissen werden sollen. Weiß jemand genaueres ??

  • Es war ein großer Fehler die noch gut erhaltene Petrikirche abzureißen, bei meinem letzten Besuch in Dresden habe ich immer wieder bei Gesprächen mit der einheimischen Bevölkerung gespürt, wie sie den Abriss der Dresdner Sophienkirche bedauern. Auch sie war eine prägende Höhendominante mit ihren zwei Türmen in Dresden genau so wie die Petrikirche in Berlin.

    Die Petrikirche nach dem Krieg

  • Noch viel schlimmer war dagegen das Plattmachen nahezu sämtlicher halbwegs erhaltener Gebäude an der Breiten Straße, Scharrenstraße, Brüderstraße, Neumannsgasse/Sperlingsgasse und Friedrichgracht. Und das ist nur der nördliche Teil von Alt-Cölln...

    Breite Straße N°3

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    Rechts, Breite Straße N°28, Schlossklause

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    Links, Brüderstraße N°14

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    Blick in die Sperlingsgasse über die Brüderstraße.

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    Gegenrichtung

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    Sperlingsgasse mit restaurierter Raabe-Diele.

    Bundesarchiv_Bild_183-33625-0001%2C_Berlin%2C_Sperlingsgasse%2C_Gastst%C3%A4tte_%22Raabe-Diele%22.jpg

    Friedrichsgracht

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    uvm.

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    (Immanuel Kant)

  • Fortschritt bei Archäologisches Besucherzentrum Petriplatz... Man kann sehen, wie der leichte Knick im Gebäude Gestalt annimmt...

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    Ein paar "Bonus" Fotos von das (ehemalige?) St. Petri Pfarrhaus aus 1886, gleich um die Ecke

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    Quelle: Dropdeaded209

  • Darauf kannste lange warten. Wurden erst saniert. Der Anblick ist schon "leicht" grotesk...Da fragt man sich aber trotzdem, wenn man die Kirche abgerissen hat und die ganzen anderen Altbauten, wieso durfte das Haus stehen bleiben?

  • Ich kann nur raten. Vielleicht weil es "der Kirche" gehört(e)? Ich weiß, ist in einem System, dass einfach mal so reihenweise die Leute enteignete, kein Grund. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Gemeinde an sich kein Geld für den Wiederaufbau der Petrikirche hatte und sich deswegen gezwungen sah, einem Abriss zuzustimmen, das Gemeinde/Pfarrhaus aber soweit intakt war, dass dort eventuell Räumlichkeiten waren, wo noch Gottesdienste abgehalten werden konnten. Sehr viele Gläubige hatten die Alt-Berliner Innenstadtkirchen wohl ohnehin schon vor dem Krieg nicht mehr. Schließlich wurde bereits 1939 die Nikolaikirche als Gotteshaus aufgegeben.

  • Ich kann nur raten. Vielleicht weil es "der Kirche" gehört(e)?

    Das halte ich sogar für sehr wahrscheinlich.

    Gebäude welche Eigentum der Kirche waren, konnten erst gesprengt werden nachdem die Kirche entsprechendes Gebäude aufgab - beste Beispiel: Versöhnungskirche, Bernauer Straße.

  • Letztes Bild 349: Haus hinter die Brücke ist 100% intakt. Wie wertvoll wäre es heute gewesen wenn alle Bauten in ganz Berlin die den Krieg überstanden haben, heute noch da wären........ wie auch alle Bauten in Bilderreihe 349, wie die Petrikirche...

  • Immerhin haben wir heutzutage diese Erkenntnisse. Leider war die Geschichte ein Ablauf von sich gegenseitig bedingenden negativen Handlungssträngen. Ein Hauptpunkt war in der DDR die Zurückdrängung des Einflusses der Kirchen, weshalb auch Sprengungen keinen allzu großen Widerstand auslösten, musste man doch mit Nachfragen und negativen Konsequenzen rechnen. Die Grundlage für die großen Zerstörungen legte widerum das System davor. Für das System DDR die perfekte Legitimation, alles Alte dem Erdboden gleichzumachen. Wer protestierte galt als fortschrittsfeindlich.

    Wenn also noch alles stehen würde, wären uns Deutschen zwei furchtbare Diktaturen erspart geblieben. In Realität haben wir alle große Opfer gebracht, die noch bis in die heutige Generation nachwirken (Stichwort Bindungsstörungen, Singlehaushalte, daraus resultierend niedrige Geburtenrate). Meine Hoffnung ist, dass durch die Wiederentdeckung der Schönheit, durch die Verfügbarkeit von Informationen, durch den Zugang zu Ressourcen und die Garantie der Freiheit in Wohlstand unter dem Primat der Nachhaltigkeit, beste Voraussetzungen bestehen, um diese letzten Defizite zu überwinden.

  • Immerhin haben wir heutzutage diese Erkenntnisse. Leider war die Geschichte ein Ablauf von sich gegenseitig bedingenden negativen Handlungssträngen. Ein Hauptpunkt war in der DDR die Zurückdrängung des Einflusses der Kirchen, weshalb auch Sprengungen keinen allzu großen Widerstand auslösten, musste man doch mit Nachfragen und negativen Konsequenzen rechnen. Die Grundlage für die großen Zerstörungen legte widerum das System davor. Für das System DDR die perfekte Legitimation, alles Alte dem Erdboden gleichzumachen. Wer protestierte galt als fortschrittsfeindlich.

    Naja Moment - das DDR Regime konnte die Kirche nicht enteignen (obwohl sie es sicher gern getan hätten), somit war die DDR Regierung auf die Kooperation der Kirche angewiesen "mißliebige Bauwerke" aufzugeben. Da die evangelische Kirche nun auch nicht gerade über finanzielle Mittel verfügte, im Krieg beschädigte Bauten wieder her zu richten, wurden viele Bauwerke einfach mal aufgegeben und dem Sprengmeister überlassen.

    Ich denke mal, auch dem Berliner Dom hätt daß gleiche Schicksal ereilt wie das Berliner Schloß, wäre es nicht im Besitz der Kirche geblieben.

    Also so ganz unschuldig an den Kirchensprengungen, sind die evangelischen Gemeinden in der ehemaligen DDR auch nicht.

    Es gleitet zwar ab. aber wär hier vielleicht auch noch mal interessant - die evangelische Kirchengemeinde wollte die Versöhnungskirche im Todesstreifen ansich nicht aufgeben, der DDR Staat bot ihnen für die Freigabe der Versöhnungskirche zwei neue Kirchen in den Neubaugebieten, worauf sich die Protestanten einließen - was das Schicksal der Versöhnungskirche (die 1985 gesprengt wurde) besiegelte.

    Ich persönlich hätte mich auf diesen Deal nicht eingelassen, sondern es zur Bedingung gemacht - so die Versöhnungskirche nicht mehr für die Gestlichen zugänglich ist, trägt der Staat (bzw. die Grenztruppen) die Verantwortung für den Erhalt des Gebäudes.

    Die evangelische Gemeinde hätte durchaus mehr Einfluß auf den Staatsapperat gehabt, ohne deren Absegnung hätte auch die Petrikirche nicht gesprengt werden können.

    Allerdings beteidigte sich auch der Staat in keinerlei Hinsicht an den Kosten, welche die evangelische Gemeinde zu tragen hatte.

    Der Berliner Dom bespielsweise, wurde ausschließlich mit Geldern und Spenden der evangelischen Kirche wieder her gestellt - der DDR Staat hatte in dieser Hinsicht zugeknöpfte Taschen.