Wien - kleine, private Rekonstruktionen

  • Dieses politische Gedöns ist wirklich nicht auszuhalten, Exilwiener, ebensowenig wie dieser Lobpreis der unternehmerischen Tüchtigkeit. Was diese Angelegenheit betrifft, gehört sie nicht hierher, wie deine politischen Ergüsse, und ich will, ja darf dazu nichts sagen.

    Eine Außenansicht einer denkmalgeschützten Villa darf man aber meiner Moralvorstellung nach nicht mittels hoher Hecke vor der Öffentlichkeit abschirmen. Was hat man von einem Bauwerk, das keiner sehen kann?

    Genau, Königsbau... Hoffnung für das Stadtbild - gut geschnittene Hecken... wunderbar im übrigens bedeutedenden Straßenbild der Gloriettegasse. Guckst du mal meine Links zum Alt-Wien-Strang.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ah, da haun i übersehen, so sehr hat mich der Exilant erzürnt und meine heiligen Klassen-Gefühle verletzt. Ja, das ist in der Tat erfreulich!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bemerkenswert ist übrigens folgender Abschnitt in dem verlinkten Text, in Bezug auf die Rekonstruktion von Schwarzenbergplatz Nr. 3. Diese wurde teuer erkauft:

    "Zahlreiche Architekten hatten sich damals explizit gegen diese Rekonstruktion gewandt. In der Folge und nach heftigem Druck aus der Architektenlobby wurde sogar die Wiener Bauordnung geändert. Seither darf sogar in Schutzzonen beliebig gebaut werden. Rücksicht auf den Altbestand ist nicht nötig – bis heute."

    Und da soll man keine Vorurteile gegen die zeitgenössische Architektenschaft haben?


    In dubio pro reko

  • reklov2708

    Ja, das stimmt - leider. Der seinerzeitige Kulturstadtrat und spätere Bürgermeister Zilk hat sich hier mit der zumindest äußerlichen Rekonstruktion am Schwarzenbergplatz durchsetzen können. Ein Architekt hat mir auch erzählt, dass Zilk sich auch dafür einsetzte, dass in der Naglergasse ein Haus rekonstruiert wurde (leider habe ich dbgl nicht mehr Infos, da ich sehr gerne wüsste, um welches Haus es sich hierbei handelt - in der Naglergasse gibt es zumindest und zum Glück heute kein Gebäude, das nach Nachkriegsschrott aussieht. Auch hier wird sich Zilk seinerzeit wohl durchgesetzt haben. Immerhin wohnte er in dieser Gasse).

    Heutige Rekonstruktionen (überwiegend Fassadenrekonstruktionen) werden vor allem durch private Eigentümer initiiert, denen ihre Stadt am Herzen liegt. Die Stadt Wien lässt hier leider vollkommen aus und unterstützt solche stadtbildprägenden Verbesserung finanziell überhaupt nicht. Das war früher - glaublich bis in die 1970er Jahre - besser. Eine Privatstiftung mit starkem Wienbezug hat erst vor ein paar Jahren eine Fassade am Fleischmarkt wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Die gleiche Stiftung hat auch bei einem Haus in der Bognergasse die alten, hölzernen Erdgeschoßportale rekonstruieren lassen. Der selbe Eigentümer hat auch ein Haus in der Zollergasse 9, wo er nach den alten Plänen nächstes Jahr ebenfalls die ehemaligen Portale rekonstruieren lässt. Es sind aber eher kleinere Projekte und nicht zu vergleichen, was derzeit in Budapest oder Leipzig so alles rekonstruiert wird. Ach ja und ein bis auf die Grundmauern bereits abgerissenes, kleines Villengebäude im 3. Bezirk wurde äußerlich auch wieder rekonstruiert. Es steht im Hof zwischen zwei Gründerzeitbauten Landstrasse Hauptstrasse 33 und Czapkagasse (?) innerhalb eines kleinen Parks.

  • Ich weiß nicht, ob man sich darob freuen oder lieber weinen soll?

    https://a3bau.at/thermische-san…ischen-fassaden

    Ein Gründerzeithaus zu dämmen finde ich schon einmal unnötig, aber dann auch noch den Stuck abzuschlagen und danach alles 1:1 (überhaupt fachgerecht?) zu rekonstruieren? Was meint Ihr? Besser natürlich als nicht wiederzubestucken wie bei vielen unzählichen traurigen Beispielen. Allerdings für bereits entsuckte Gründerzeithäuser eine Möglichkeit sich eine geförderte Wiederbestuckung zu holen?

  • Das kann u.U. eine (sehr?) gute Lösung für bereits entstuckte Gebäude sein. Aber den originalen Stuck abzuschlagen und dann diese Dämmung draufpappen? Da bin ich äußerst skeptisch was Sinnhaftigkeit, Haltbarkeit und Nachhaltigkeit und dem Vergleich zum Original angeht, auch wenn uns der Werbetext genau in diesen Punkten den Mund wässrig zu machen versucht. Bei denkmalgeschützten Gebäuden ist das (hoffentlich) sowieso ein No-Go.

  • Snork 19. März 2023 um 21:41

    Hat den Titel des Themas von „Wien - kleine, private Rekonstruktionen (Galerie)“ zu „Wien - kleine, private Rekonstruktionen“ geändert.