Potsdam (Galerie)

  • Ich möchte nach und nach einige Villen von Ludwig Persius vorstellen, die in Potsdam stehen:

    Dieses mal ist ein Gebäudeensemble, welches im Park von Sanssouci steht, die Villa Illaire, Am Grünen Gitter 5/6.


    Doch zuerst wieder ein Zitat aus dem Katalog zum Persiusjahr:

    Textquelle

    Herausgegeben von der Generaldirektion
    der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam 2003
    http://www.spsg.de


    Nun die Fotos von mir, vom 13. 04 2014:











    Ansicht vom Marly-Garten:


  • Heute eine Villa, die Villa Jacobs, die es vor einigen Jahren nur noch in Resten gab und die eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich hat.

    Dazu aus Wikipedia (Bertiniweg):


    Villa Jakobs vor dem Abriss, unbekannte Quelle, 1979:


    Villa Jacobs im Winter, Quelle Wikipedia, im Internet finden sich viele und auch schönere Bilder als meine mit Ansichten vom Jungfernsee aus etc.


    Hier einige Bilder aus der Vergangenheit, gescannte Dias von mir, 1993:

    Der verwilderte Platz, an dem mal die Villa stand:

    Der Turmstumpf:


    und Fotos vom 9. 6. 2013 von mir, leider etwas verkrautet, werde wohl noch mal im Winter hingehen :unsure:







  • Villa Henkel, Große Weinmeisterstraße 43, am Pfingstberg

    Diese Villa stammt nicht von Ludwig Persius, wenngleich sie stilistisch von ihm stammen könnte, aber zur Zeit des Baus war er bereits 20 Jahre tot.

    Zitat aus PNN vom 29. 01. 2005

    Zitat

    Der Bauantrag, ausgefertigt von Ernst Petzholtz, Sohn des Hofbaumeisters gleichen Namens, stammt aus dem Jahre 1868. Bauherr war der Berliner Bankdirektor Hermann Henckel. In zwei Jahren, von 1868 bis 1870, ließ er das Wohnhaus für sich und seine Familie errichten. „Das war die erste Turmvilla, die nach der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV.“ in Potsdam entstand, untermauert Kalesse den baugeschichtlichen Wert. Unzweifelhaft sei das Vorbild Ludwig Persius zu erkennen. Bekanntlich lagen dem Bau des benachbarten Belvederes Skizzen von Friedrich Wilhelm IV. und Ludwig Persius zugrunde. Im Buch von Ulrike Bröcker „Die Potsdamer Vorstädte“ ist die Villa Henckel relativ ausführlich beschrieben und mit historischen Aufnahmen der Innenräume belegt. Als Architekten kommen laut Bröcker Friedrich Hitzig (1811-1881) oder Eduard Titz (1819-1890) in Frage, wobei Letzterer der wahrscheinlichere ist. Das Besondere ist außerdem der große Park, der zum Anwesen gehörte und der heute teilweise der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übereignet ist.

    Villa Henkel, 1990:


    Villa Henkel, 1993:


    Villa Henkel 2003:


    Villa Henkel, 2010:


    Villa Hernkel, 2012:


  • Nach langer Zeit mal wieder einige Gebäude von Ludwig Persius.


    Gestern früh um 9 Uhr war der Himmel noch grau, aber dafür die Stimmung im Park von Sanssouci besonders schön:

    Hier einige Fotos von der Fasanerie, aber zuerst ein Text aus dem Persiuskatalog:

    FASANERIE CHARLOTTENHOF
    Geschwister-Scholl-Str. 36, 14471 Potsdam

    1842-1844 Entwurf und Ausführung durch L. Persius
    1857 Ergänzung der Baugruppe im Südwesten
    durch ein neugotisches, hölzernes Fasanenhaus (von C. G. Langhans erbaut), der von der Pfaueninsel transloziert wurde (Abbruch um 1950)
    1889/90 Instandsetzungen
    1934 Umbauten
    1997-2000 Restaurierungen

    Den Auftrag für den Wohn- und Wirtschaftskomplex der königlichen Fasanerie westlich von Schloss Charlottenhof erhielt L. Persius im Jahre 1842 von Friedrich Wilhelm IV Bereits seit 1840 waren in dem Bereich Flächen für die Fasanenzucht freigehalten worden. Der Anlage der Fasanerie kommt eine mehrfache Verbindungsfunktion innerhalb der Potsdamer Kulturlandschaft zu: Zum einen stellt sie eine optische Verbindung über den Freundschaftstempel hin zum Klausberg-Belvedere dar, zum anderen steht sie in ihrer architektonischen Gestaltung in unmittelbarem Bezug zu den Römischen Bädern (s. Nr. 09) und bildet mit diesen eine gestalterische Klammer für den Charlottenhof. Darüber hinaus war die Fasanerie typologisch, als sogenanntes „Etablissement", d.h. als Wohnhaus des Fasanenmeisters und seiner Gehilfen sowie eines weiteren Forstbeamten, Teil der jagdlichen Einrichtungen des Wildparks mit den dortigen Etablissements (s. Nr. 11-14). Sie stellte überdies eine Vielzahl von Plätzen mit Auf- und Übersichten über das sie umgebende Terrain zur Verfügung: einen Teeplatz mit vorgelagertem Balkon für den König im Erdgeschoss, einen Freisitz im Obergeschoss sowie die Möglichkeit eines Rundblicks aus der Turmstube.

    Die Fasanerie ist ein hervorragendes Beispiel für Persius' Entwurfscharakteristik, die ausgewogene Staffelung von Baukörpern im additiven Kompositionsverfahren. Vom kompositorischen Zentrum, dem hoch aufragenden Turm, entwickeln sich in alle Richtungen unterschiedlich hohe und tiefe Raumeinheiten. Durch ihre jeweilige Dachform - flach geneigtes Satteldach oder Flachdach - und durch wiederkehrende Fenster- und Bogenmotive werden sie strukturiert und einander zugeordnet. Ähnlichverfuhr Persius mit den Nebengebäuden der Fasanerie, welche mit der Übernahme derselben Motive auf den Hauptkomplex zurückverweisen und einen spannungsreichen Bezug zwischen den einzelnen Gebäuden und Gebäudeteilen herstellen. Das nur scheinbar lockere Gefüge ist durch berankte Pergolen und durch zwei offene Bogendurchgänge auch architektonisch verknüpft, gleichzeitig aber an die umgebende Landschaft gebunden.
    An keinem anderen seiner Gebäude konnte Persius die Gruppierung unterschiedlicher Raumkörper zu einem ähnlich komplexen Gefüge mit hoher skulpturaler Qualität verdichten wie an der Fasanerie.

    H. Seh. / S. Hn.


    Textquelle

    Herausgegeben von der Generaldirektion
    der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam 2003
    http://www.spsg.de



    Und nun noch ein Gebäude von Persius. Dazu auch ein wenig Geschichte:


    WOHNHAUS AHOK
    Weinbergstraße 9, 14469 Potsdam

    1845 Ausführung nach Entwürfen von L. Persius (1843)
    1872 Aufstockung des Seitenflügels
    1998/1999 Instandsetzung

    1843 beauftragte Friedrich Wilhelm IV. L. Persius, für das Wohnhaus des aus Uong-bu bei Canton in China stammenden „A-hok" einen Entwurf im „chinesischen Styl" anzufertigen. Nach einer ersten Entwurfsskizze des Königs sollte das Bauwerk die Form einer zweistöckigen Pagode und einen Turm erhalten und so den seit 1826 im königlich-preußischen Hofstaatsdienst stehenden Chinesen an seine Heimat erinnern.
    Persius entwickelte aus dieser Vorgabe einen „Entwurf zu einem chinesischen Haus mit Anbau einer Pagode", der zwar die Zustimmung des Königs fand; zur Ausführung gelangte jedoch 1845 ein schlichtes Bauwerk mit gelber Backsteinfassade und flachgeneigten Satteldächern, das mit dem Landschaftsraum am Fuße des Mühlenberges malerisch verknüpft wurde. Das Ahok'sche Haus zeichnet sich durch eine Komposition klarer geometrischer Baukörper mit gezielten Asymmetrien und einem spannungsreichen We'chsel zwischen Trauf- und Giebelständigkeit aus. Genutzt wurde der mit seiner Giebelfront zur Weinbergstraße gerichtete zweigeschossige Bauteil zur Vermietung, während Ahok nur den eingeschossigen traufständigen Gebäudeflügel bewohnte. In der kreisrunden Öffnung unterhalb der Giebelüberdachung wurde schon bald nach der Fertigstellung des Hauses eine über ein Uhrwerk bewegbare Pagodenfigur installiert. Für diese, vermutlich aus Eisen gefertigte lebensgroße Figur, schuf der bekannte Potsdamer Bildhauer Koch das Modell. Die „mit gekreuzten Beinen sitzende, feiste und fratzenhaft wirkende Pagodenfigur mit Sonnenschirm, Gewand und Schuhen in grellen bunten Farben und vergoldeten Ohrgehängen" war ein letzter Verweis auf das ehemals im chinesischen Stil geplante Haus. Die Figur wurde auf Veranlassung der verärgerten Mieter des Hauses entfernt, eingelagert und schließlich im Garten eines Grundstückes in Sacrow aufgestellt. Heute gilt die Pagodenfigur als verschollen.
    Das Gebäude Weinbergstraße 9 ist weitgehend erhalten. Der einzige Eingriff in das Bauwerk erfolgte 1872 mit der Aufstockung des traufständigen Bauteiles. Das Wohnhaus Ahok wurde 1998/1999 instandgesetzt und modernisiert, dabei konnten gut erhaltene Fugenausbildungen und Oberflächenschlämmen festgestellt werden. J. N.

    Quelle wie oben.




  • Folgendes Gebäude in Potsdam gehört zu den interessantesten Denkmalen der Industriegeschichte. Vielen ist der "Inhalt" gar nicht bekannt, selbst der Tagesspiegel sprach vor einigen Jahren mal von einer Moschee für die türkischen Gesandten :biggrin:


    Dampfmaschinenhaus bei Sanssouci, Gemälde von Carl Daniel Freydanck 1843:


    Aber hier zuerst ein paar Erläuterungen:

    DAMPFMASCHINENHAUS FÜR SANSSOUCI

    Breite Straße 28, 14467 Potsdam

    1840 erste Entwürfe von L. Persius
    1841-1843 weitere Entwürfe und Ausführung durch L. Persius
    1893/1895 Modernisierung der Maschinenanlage mit Anbau östlich des Kesselhauses; Umbau im Inneren
    um 1904 Bau- und Installationsmaßnahmen im Kesselhaus
    1937 Ersatz der Dampfmaschinen- und Pumpenanlage durch
    Elektromotoren und Kreiselpumpen
    1976 Modernisierung der Pumpen
    1980-1985 Bauaufnahme und grundlegende Sanierung sowie Restaurierung
    seit 1985 Museum und technisches Denkmal
    1986-1988 umfassende Restaurierung der Dampfmaschine und Teile des Gebäudes
    seit 1992 Einsatz von Computertechnik zur Wasserbeförderung
    seit 1999 Ausstellung zur Geschichte des Dampfmaschinenhauses

    Für die Bewässerung der Parkanlagen in und um Potsdam wurden in dem Zeitraum von 1824 bis 1845 insgesamt sechs Dampfmaschinenhäuser errichtet, von denen vier auf Entwürfe von L. Persius zurückgehen: Das Maschinenhaus im Park von Babelsberg (s. Nr. 28), das Dampfmaschinenhaus im Park von Glienicke (s. Nr. 34), die sogenannte Meierei im Neuen Garten (s. Nr. 40) und das Dampfmaschinenhaus für Sanssouci an der Neustädter Havelbucht, das aufgrund seiner äußeren Gestalt von Beginn an auch als „Moschee" bezeichnet wurde.

    Jedes dieser Häuser versorgte ein bestimmtes Parkrevier mit dem nötigen Wasser und zeichnete sich durch seine spezifische Einbettung in die umgebende Landschaft aus, wobei die Funktion am Außenbau nicht immer unmittelbar ablesbar ist. Alle von Persius entworfenen und umgesetzten Dampfmaschinenhäuser befanden sich an einem exponierten Standort, waren durch ihren funktional bedingten Turm weithin als Blickpunkt sichtbar und wurden auf diese Weise als wichtige Bezugspunkte in das Konzept einer Stadt bzw. Landschaftsplanung eingebunden.

    Für die „Moschee" lieferte Persius im Auftrag des Königs einen ersten Entwurf im Jahr 1840. In enger Zusammenarbeit mit A. Borsig, der mit dem Eisen- und Maschinenbau betraut war, A. Brix als Mechaniker - vermittelt durch P. Beuth - und M. Gottgetreu als Bauleiter kam es ab 1841 bis Ende 1843 zum Bau des Dampfmaschinen-hauses, welches mit einer 80 PS starken Maschine ausgestattet wurde. In zwei Kesseln von je neun Metern Länge wurde der zum Betreiben der Maschine nötige Dampf erzeugt.

    In zwei Pumpenkammern befanden sich je sieben Wasserpumpen, die das Wasser durch eine 1,8 km lange Druckleitung in das Becken auf dem Ruinenberg (s. Nr. 05) beförderte. Von dort erfolgte die Verteilung des Wassers in den Park. Damit konnte ein Projekt realisiert werden, an dem Friedrich II. noch gescheitert war: die Errichtung einer ausgedehnten Anlage von Wasserspielen für den Park von Sanssouci.

    Das Dampfmaschinenhaus, eines der bedeutendsten Beispiele für den „maurischen" Stil in Preußen, steht zugleich als Zeugnis für eine durch Friedrich Wilhelm IV vertretene Architekturauffassung jener Zeit, die Stil in erster Linie als Bekleidung verstand. Die Wahl des „Gewandes" wird dabei nahezu unabhängig von der Baugattung oder der Funktion getroffen. Im Fall des Dampfmaschinenhauses für Sanssouci wünschte der König ein Gebäude „nach Art einer Moschee" 1), was Persius dadurch erreichte, dass er den Schornstein als Minarett gestaltete, den Hauptbau mit einer Tambourkuppel versah und das gesamte Gebäude mit farbig glasierten Ziegelbändern versah sowie mit orientalisierenden Formziegeln akzentuierte. Auch das Innere zeigt an seinen gusseisernen, primär technischen Elementen eine reiche Ornamentik und vielfältige Verzierungen dieser Stilrichtung.

    Die ursprünglich äußerst malerische Lage des Dampfmaschinenhauses an der Havelbucht und die Beziehung zur umgebenden Landschaft ist durch die heutige benachbarte Bebauung empfindlich gestört. S. Hn.

    1) Persius-Tagebuch, fol. 15.


    LITERATUR:
    Matthias Staschull: Industrielle Revolution im Königspark. Architekturverkleidungen 'technischer' Parkgebäude des 19. Jahrhunderts in Potsdam am Beispiel von Ludwig Persius' Dampfmaschinenhaus für den Park von Sanssouci, Marburg 1999;
    Stefan Koppelkamm: Der imaginäre Orient. Exotische Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts in Europa, Berlin 1987, bes. S. 85 - 97.


    KONTAKT: SPSG
    Tel.: 0331 / 9694-202; Fax 0331/9694-107;
    http://www.spsg.de

    15. Mai- 15. Oktober, Sa/So 10.00 - 17.00 Uhr
    nur mit Führung zu besichtigen
    ab Potsdam Hbf Tram 96 bis Feuerbachstraße oder Bus 695 bis Breite Straße/Marktcenter
    Parkhaus Marktcenter

    Textquelle:

    Herausgegeben von der Generaldirektion
    der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam 2003
    http://www.spsg.de


    Oder auch hier:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Dampfmasc…3%BCr_Sanssouci


    Nun einige Fotos vom betreffenden Gebäude, außen und innen:


    Deatil an der ehemaligen havelseitigen Mauer:


    Havelseite:


    Ansicht von der Breiten Straße:


    Innenaufnahmen:

  • In der Parforceheide, einem Waldgebiet südöstlich von Potsdam, ließ König Friedrich-Wilhelm I. ab 1726 ein radiales Wegschneisensystem anlegen, in dessen Mittelpunkt, dem sog. Stern, von 1730-1732 ein kleines Jagdschloss im Stil eines holländischen Bürgerhauses errichtet wurde.

    Ein paar Aufnahmen aus dem September des letzten Jahres.

    Der "Stern", nach welchem zu DDR-Zeiten ein neuer Potsdamer Stadtteil benannt wurde; im Hintergrund Jagdschloss und Kastellanhaus.

    Der rückwärtig im Wald gelegene ehemalige Pferdestall.

    Der Wiki-Artikel behauptet, das Jagdschloss sei das älteste erhaltene Potsdamer Schlossgebäude, ich meine jedoch, dass Schloss Caputh älter ist.

    Hier dennoch ein Zitat aus der Wikipedia als Hintergrund:

    Zitat

    Das im Stil schlichten holländischen Bürgerhäusern nachempfundene Jagdschloss Stern ist ein eingeschossiges Gebäude mit Glockengiebel und Satteldach. Die auf einem rechteckigen Grundriss ruhenden Außenmauern sind aus rotem, unverputztem Backsteinmauerwerk. Auf Anordnung Friedrich Wilhelms I. wurden Ziegel mit einer einheitlichen Größe von circa 27 x 13 x 8 Zentimetern verwendet. Die quadratischen Viertelsteine an den Ecken der Giebel und die Mauerung in einer speziellen Zopfform an der Hoffassade, weisen auf eine holländische Mauerweise hin. Die fünf hohen Schiebefenster in der dreiachsigen Vorderfront, die Eingangstür und jeweils zwei Schiebefenster in den Seitenwänden sind mit Sprossen und schlichten Zargen ausgeführt, wie sie ab 1690 in den besseren Häusern zuerst in England und dann in Holland modern geworden waren.
    Die drei Fenster im oberen Bereich, deren Oberkante eine Linie zum Dachboden bildet, täuschen eine Zweigeschossigkeit vor. Die kleiner gehaltenen Schiebefenster mit Fensterladen, jeweils zwei an den Seitenwänden und fünf an der Rückseite, erhellen die Nebenräume. Eine Holztür in der Südwestwand und auf der Rückseite des Hauses sind Nebeneingänge die in den Flur und das Adjutantenzimmer führen. Der einzige Bauschmuck ist ein Blindfenster mit Sternornament im Glockengiebel und ein Relief über der in der Mitte liegenden Fenstertür, das den Kopf der römischen Göttin Diana mit Jagdausrüstung zeigt. Die Schmuckelemente aus hellem Sandstein wurden nachträglich im 19. Jahrhundert angebracht.


    Die Rückseite

    Das benachbarte Kastellanhaus, ebenfalls von 1730-32.

    Man sieht, dass nicht alles 100%ig in Schuss ist, nicht zuletzt deswegen gibt es auch einen Förderverein Jagschloss Stern-Parforceheide e.V.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (14. Mai 2015 um 23:00)

  • Ein paar aktuelle Fotos aus Potsdam von Anfang Mai.


    Eine Reihe vom Alten Markt mit Nikolaikirche, altes Rathaus, Fortunaportal, und die neue Marktseite im Rohbau mit den Palazzi Barberini, Chiericati und Pompei...

    Zuvor Architekturimpressionen von der Alten Fahrt her und über die Lange Brücke zum Stadtschloß


    Wann endlich fällt die Fachhochschule...

    Bilder: eigene

    Teil 2 folgt!

  • Eine Reihe Fotos aus dem Innenhof des Stadtschlosses und aus dessen Treppenhaus...


    Nun vor Ort habe ich diesen zweimaligen Sanssouci-Verschnitt mitten im Schloßhof als selten dämliche Idee empfunden. Diese Teile verstellen einfach den Blick auf den Hof aus allen Perspektiven. Wie schön wäre doch der Hof mit einer ansprechenden Bepflanzung oder zwei symmetrisch angeordneten Wasserspielen. Er würde an Aufenthaltsqualität gewinnen. Nein, es mußte diese Avecsouci-Persiflage sein!? :augenrollen: Hier sage ich auch: "Kann alles noch geändert werden!" Die Sanssouci-Tempelchen würden sich auf einem anderen Platz in Potsdam sicher viel besser machen, wo man sie wenigstens betreten könnte , vielleicht mit Bänken versehen als Sitzplatz!

    Einige Bilder aus dem Treppenhaus des Landtages... die Hermen schweben ohne Pilaster doch etwas bezugslos in den Raumecken.


    Noch einige Blicke in den Innenhof,... nein das ist nicht der alte Zustand...  :thumbup:

    Bilder: eigene

    Teil 3 folgt

  • Teil 3

    Zur Mittagsrast ins Holländische Viertel


    Durch die Brandenburger Straße...


    Blick die Lindenstraße entlang zum Monopteros


    Hermann-Elflein-Straße Richtung Charlottenstraße


    Brandenburger Tor

    Bilder: alle eigene

    Folgt an anderer Stelle noch ein Streifzug durch die Gärten von Sanssouci.

  • Wenn das Stadtschloß in ein paar Jahren ein wenig Patina angenommen hat, wird man ähnlich wie bei anderen Rekonstruktionen kaum noch merken, daß es nicht das Original ist. Das gilt besonders für die Längsseiten. Die Marktseite sieht heute schon viel organischer aus, weil viele Originalteile verwendet wurden. (Spricht man in diesem Fall eigentlich auch von Spolien?)

    Einige der gestalterischen Fehlgriffe werden hoffentlich spätestens bei der ersten Renovierung in 20 Jahren behoben: Insbesondere die scheußlich gelöste Schließung der hofseitigen Bögen neben dem Haupttor. Bis dahin sind sicher auch viele der Figuren zurückgekehrt. Die Überwachungstechnik schreitet ja momentan so rasant voran, daß die unseligen Kameramasten deutlich früher verschwinden könnten. So hat dieser Trend wenigstens etwas Gutes.

    Bliebe die "Kunst" am Bau. In wenigen Jahren werden die lächerlichen Pavillons im Hof ordentlich verwittert sein. Wird man sie entfernen? Oder werden sie für teures Geld saniert?

  • @ Atticus
    Der Rekonstruktionsstil des Fortunaportal wird es vorgeben: Da gibt es im Durchgang links und rechts zwei eichene Türen, fein profiliert mit Füllungen, ganz im barocken Stil mit handgeschmiedeten Beschlägen und Türgriff, gewachste Oberfläche, und die im Durchgang oben befindlichen Ovalfenster mit zierlichen Stegen auch in Eiche natur, handwerklich in bester traditioneller Manier gefertigt. Alles total stimmig und wertig. Und dann innen die Hofseiten der Verbinungsflügel, wie Du richtig wahrgenommen hast, das krasse Antirekonstruktionspendant von Kulka, gecleant und brutal mit eloxierten Alutüren vergewaltigt. Überdies fehlt über den Bögen noch üppiger Zierat. Ursprünglich waren die Bögen offen und erst weiter zurückversetzt mit einer Mauer und Türe geschlossen, bzw. z.T. auch bündig in der Bogenlaibung zugemauert und mit einem Fenster versehen.
    (für vorher/nachher Vergleiche zu empfehlen: "Einst und Jetzt" - [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon]/Landtag, Edition Brandenburg)

    Hier zum Vergleich die Innenseiten um das Fortunaportal einst und jetzt:


    Foto: Bildindex Marburg


    Foto: eigenes

  • Wenn das Stadtschloß in ein paar Jahren ein wenig Patina angenommen hat, wird man ähnlich wie bei anderen Rekonstruktionen kaum noch merken, daß es nicht das Original ist. Das gilt besonders für die Längsseiten. Die Marktseite sieht heute schon viel organischer aus, weil viele Originalteile verwendet wurden.

    Sowohl die sanierte Nikolaikirche als auch das Stadtschloss sehen nach meinem Geschmack zu glatt aus. Das dürfte auch für die weiteren Neubauten gelten und die Kommandanturfassade in Berlin. Darum die Frage für die Zukunft, wie kann man eine organischere Bauweise hinbekommen? Gibt es da irgendwelche Tricks?

    Ich denke die Problematik betrifft nicht nur Rekonstruktionen sondern auch rekonstruierte Altbauten.

  • Was nun "das Original" ist - darüber läßt sich lange streiten. Für mich ist das Original der vom Architekten gewollte und mit Billigung des Bauherrn ausgeführte Entwurf. Ob das noch die gleichen Backstein sind ist einerlei - es kommt auf die Form an und darauf, dass es handwerklich gemacht ist. Wer meint, dass ein Bau durch das Austauschen von ein paar Backsteinen an Authentizität verliert und irgendwas "nicht oder nicht mehr spürt" ist ein Fall für den Sektenbeauftragten aber nicht für die Denkmalpflege.

    Die Attribute "organisch" (Atticus) und "glatt" (Agon) treffen auch die Sache nicht. Auch die Einschränkung Agons es sei für "seinen Geschmack" zu glatt geht am Thema vorbei, weil bei einer Rekonstruktion der Geschmack des Betrachters irrelevant ist - es geht um das Wiederzeigen des Originals. "Organisch" ist aus meiner Sicht ebenso unpassend (es sei denn es ist der Algenbewuchs gemeint, der mitunter Polysterolfassaden befällt). Die russgeschwärzten Bruchstücke der kannelierten Säulen und die korinthischen Kapitelle, die unrepariert wieder eingesetzt wurden, sind ja nicht "organischer" als andere. Auch zeigen sie eben nicht den originalen Bau sondern inszenieren die Trümmer - und zwar so, wie sie nicht gewesen sind. Deshalb ist diese didaktizierende Inszenierung sicher viel weiter vom Originalzustand entfernt als ein vermeindlich zu glatter und zu perfekter Nachbau.

    Ich würde deshalb stets das Attribut der Handwerklichkeit verwenden - das ist es dass den Nachbauteilen eben mitunter fehlt. Die Sandsteinsäulen der Berliner Kommandantur und des Palazzo Chiericati in Potsdam kommen aus einer computergesteuerten Drehbank und sind zu perfekt. Eine handwerkliche Herstellung oder mindestens Oberflächenbehandlung hätte das vermeinden können.

    Da ist mir im Zweifel eine handwerklich hochwertig geputzte Säule lieber als die computergesagt Kopie aus Sandstein, auch wenn zweitere materialgetreu wäre.

  • Habt doch bitte einfach etwas Geduld. Es handelt sich um Neubauten. Gebt den Gebäuden, ob Kommandantur oder Stadtschloss, doch wenigstens zwei, drei Jahrzehnte Zeit, dann werden sich schon Alterungsspuren einstellen.

  • Dir, aber nicht "Agon".
    Generell bezog ich mich dabei auf den Vorwurf der "Glattheit" (Du nennst das "zu perfekt"). Die Zeit lässt alles runzeln und "unperfekt" werden. Oder ist das Runzelige das "Perfekte"? Und, die Ausnahme gibt es auch. Der Stein wird im Bachbett mit der Zeit glattgeschliffen. Tja, man kann viel zu diesem Thema philosophieren.
    Generell habe ich gegen Handwerklichkeit nichts, aber auch gar nichts einzuwenden. Wenn allerdings die Alternative heißt, auf eine Rekonstruktion oder einen in traditioneller Optik errichteten Bau verzichten zu müssen, weil man die handwerkliche Fertigung nicht bezahlen kann, bin ich eher für maschinelle Fertigungsweisen, als den Verzicht zugunsten eines modernen Stahl-Glas-Gebäudes.

  • ^

    Ich möchte mich dem gerne anschließen und bei der Gelegenheit dann doch auch meine Wortwahl verteidigen. Der Begriff des Organischen wird im übertragenen Sinne durchaus auch außerhalb des Kontexts der Biologie und Biochemie benutzt. In der Architektur und allgemein in der Kunst beschreibt er nicht nur die Formgebung (etwa bei Werken des Jugendstils). Es gibt etwa auch den Begriff der "organischen Farbigkeit", auf den ich mich hier vorrangig bezog – sprach ich doch von den noch nicht patinierten Seitenfassaden im Vergleich zur Marktseite mit ihren alten Sandsteinelementen. Dabei ist nicht die Zusammensetzung der Farbe gemeint, sondern die Farbmodulation auf der Fläche. Zwecks näherer Beschäftigung siehe bitte den verlinkten Artikel.

    Ich glaube auch nicht, daß offensichtliche Spuren des manuellen Herstellungsprozesses hier wirklich den Ausschlag geben. Ich schlage zum Vergleich die Betrachtung von Schinkels Neuer Wache vor (ich zeige bewußt nicht die seitlichen Ziegelfassaden). Offensichtliche Unvollkommenheiten und Macken sind nicht den fehlbaren Handwerkern zu verdanken. Im Originalzustand dürften die Säulen nach meinem Dafürhalten von den CNC-gefrästen Exemplaren in Potsdam mit bloßem Auge nicht zu unterscheiden gewesen sein.

    Wir sind einfach an ein anderes Aussehen gewöhnt. Barocke oder klassizistische Neubauten sind uns heute im Grunde unbekannt. Wir kennen solche Architektur nur mit Spuren langjähriger Verwitterung und Renovierung und erneuter Verwitterung, Beschädigung und Reparatur und neuer Beschädigung.

    Der Idealzustand der typischen Architektur der Jetztzeit ist die Makellosigkeit. Ein moderner Bau darf (von manchen Ausnahmen abgesehen) nicht sichtbar altern. Die klassische Architektur war aber geradezu auf (gelenkte!) Verwitterung ausgelegt: Während Kupferdächer langsam ihre Farbe wechselten, schütze ihr Überstand die Fassade darunter von schädlichen Einflüssen der Elemente. Da Naturstein nicht sandgestrahlt oder gelasert werden konnte, mußte man sich mit seiner Farbveränderung abfinden, sie evtl. gar zum Prinzip erheben – oder eben überstreichen. Und das betraf hochpräzise Bauten wie besagte Neue Wache genauso wie die absichtlich unvollkommenen Schöpfungen der Romantik.

    Man stelle sich die Neue Wache im frischen Potsdamer Sandsteinkleid vor. Gefräst oder gemeißelt – wie "unecht" sähe sie aus.


    Ansgar Koreng / CC BY 3.0 DE

  • Mit dem Begriff der "organischen Farbigkeit" wird es jedoch nicht klarer. Der zitierte Garnier gestaltete auch die adidas-Trikots der Fussballbundesliga und Plattenbauten in Weimar. Was das zu den rekonstruierten Straßenfronten Am Alten Markt in Potsdam beiträgt ist mir jetzt nicht erschliesslich. Auch die Neue Wache passt hier nur eingeschränkt herein, da es sich um ein Kind des Klassizismus handelt. Hier liesse sich das Ziel der Ebenmäßigkeit und Perfektheit postulieren.

    Die Bauten am Alten Markt sind jedoch allesamt im Barock bzw. Rokoko entstanden. Hier waren die Sandsteinteile selbstverständlich alle farblich gefasst um die Heterogenität des verwendeten Materials zu kaschieren und und Plastizität zu erzeugen. Diese farbigen Fassungen werden leider nicht wieder hergestellt sondern quasi "zwangsklassizisiert", d. h. sie werden material-, hier also teilweise sandsteinsichtig, und haben sogar schon lichtgraue Fenster (statt bleiweißen) bekommen. Da wird der Zeitgeschmack der Alt68er den barocken Gebäuden angetan - warum?

  • Was ich meine ist natürlich die Patina alter Gebäude. Nun glaube ich, dass diese auch bei Neubauten erlebbar gemacht werden kann mit gewissen Techniken. Und ebenso können historische Gebäude nach der Renovierung zu "glatt" aussehen, man spricht dann auch von totsaniert. Was speziell den Eindruck beim Stadtschloss unterstützt sind die sehr geraden Kanten des Sandsteins.

    Wie man hier sieht hat der Sandstein eine sehr vielfältige Farbigkeit angenommen. Nun kann man sagen, geb dem Gebäude 20-30 Jahre, aber der Witz ist ja, dass nicht nur neue Gebäude altern, sondern auch alte Gebäude den neuen angepasst werden. Kleine Unregelmäßigkeiten können für die Wirkung eines Gebäudes einen gewaltigen Eindruck machen.

  • Mit dem Begriff der "organischen Farbigkeit" wird es jedoch nicht klarer. Der zitierte Garnier gestaltete auch die adidas-Trikots der Fussballbundesliga und Plattenbauten in Weimar. Was das zu den rekonstruierten Straßenfronten Am Alten Markt in Potsdam beiträgt ist mir jetzt nicht erschliesslich. Auch die Neue Wache passt hier nur eingeschränkt herein, da es sich um ein Kind des Klassizismus handelt. Hier liesse sich das Ziel der Ebenmäßigkeit und Perfektheit postulieren.


    Nun bin ich auch nicht Zwerg Allwissend, aber ich fand meine Ausführung eigentlich ganz schlüssig. Was "organische Farbigkeit" bedeutet, wurde erklärt. Ob das nun in Deine präferierte Vokabulatur paßt, ist eher von subjektiver Relevanz. Warum der Begriff (den nicht nur Garnier benutzt) nun durch Fußballtrikots relativiert werden soll, ist mir unklar.

    Auch warum ich die Neue Wache als Vergleichsbeispiel zeige, hatte ich eigentlich ausgeführt. Um mal mit einer Plattitüde aufzuwarten: Hast Du meinen Text überhaupt gelesen oder einfach nur zwecks Dagegensein zwei drei Begriffe rausgepickt?