Potsdam (Galerie)

  • Schöne Bilder, welche die trotz ihrer Ornamentik irgendwie schlichte Ausstrahlung und zugleich große Eleganz des brandenburgisch-preußischen Städtebaus dokumentieren.

    Was es wohl mit dem restaurierungsmäßig zweigeteilten Haus Charlottenstraße 103 (im letzten Bild) auf sich hat?

    Die bisherige Instandsetzung war jedenfalls wohl ein öffentlicher Auftrag:
    http://www.die-stuckateure.de/referenzen/Ref03/ref03.htm

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sanierung wird wohl noch kommen... so langsam leeren sich die unsanierten Lücken. Hängt häufig von den Eigentumsverhältnissen ab.

    Zur Südseite (Schattenseite) der Charlottenstraße

  • Zitat von "Palantir"

    Was es wohl mit dem restaurierungsmäßig zweigeteilten Haus Charlottenstraße 103 (im letzten Bild) auf sich hat?

    Fast die gesamte erste Barocke Stadterweiterung, deren bedeutenste Straße die Charlottenstraße ist, wurde in 2-Geschoßiger Bauweise ausgeführt. Die Gebäude hatten in der Regel eine einheitliche Größe, die aufgrund der Nutzung als Bürgerhaus, nicht für repräsentative Ansichten genügte. Friedrich II. wollte jedoch eine repräsentative Stadt Potsdam errichten. Daher wurden von den großen Potsdamer Baumeistern Unger, Boumann, die hier bauten, zusammenhängende Fassaden, über zwei bis drei dieser Bürgerhäuser, geplant. Da die Bürgerhäuser schon von Beginn an unterschiedlichen Eigentümern gehörten, waren sicherlich nur kurz nach der Fertigstellung der 1. Barocken Stadterweiterung die Fassaden im einheitlichen Zustand und auch zusammengehörig gestrichen.
    Ziel der Könige Friedlich II war die Entwicklung einer hochherrschaftlichen Stadt. In Ermangelung eines solventen und großen preußischen Adels, der in anderen Völkern Hauptstäden die Errichtung von Palästen, Palais und Villen gleich dem dortigen König betrieb, bauten in Potsdam ausschließlich die Handwerker und Bürger der Stadt. Jedoch auf Anweisung und Entscheidung des Königs. Hierbei war es Ziel, zwei bis drei Gebäude, hinter einer gemeinsamen Fassade, zusammen zu fassen. Damit ändert sich die Ausrichtung des Gebäudes von einer vertikalen zu einer horizontalen Struktur. Schon damit wird das Gebäude wichtiger, herrschaftlicher und größer. Duch die Gliederung in eine schlossartige Struktur: zwei reduzierte Seitenflügel, die hinter einer prächtigeren / stärker ausgeprägten, gegliederten Mittelfassade vor- oder zurück springen, wurde das Ziel der Palast-Architektur erreicht. Erkennen kann man diese Bürgerhaus-Plast-Architektur an den doch recht ungewöhnlichen Anordnung der Eingangsbereiche in das anscheinend einzige Haus: so hatten (und haben) diese Gebäude zumeinst symetrisch angeordnete, einfache Eingangstüren in jedem der Flügel. Gegensätzlich dazu wäre der Palast, der i.d.R. mit einer, dann aber hochherrschaftlichen Flügeltür im Mittelteil, daher kommt.

    In den nachfolgenden 150 Jahren entwickelten sich die Fassaden, entsprechend der Nutzung der Eigentümer, unterschiedlich. Manche der Gebäude erhielten ein 3. oder sogar 4. Geschoß. Alle Gebäude wurden unterschiedlich häufig sarniert. Die Eigentümer tauschten oder veränderten die Fenster, versetzten Eingänge, manche entfernten die Putten oder Vasen von den Dächern. Zumindest wurden jedoch die gemeinsamen Fassaden unterschiedlich gestrichen, entsprechend dem Gusto des jeweiligen Besitzers.

    In den 60er und 70er Jahren ist das gesamte Gebiet der 1. und 2. Barocken Stadterweiterung verkommen. Von den Bomben des 2. Weltkriegs verschont, betrieb die DDR hier den Abriß von langer Hand. Zunächst wurden vielerorts die Putten und Vasen auf den Gesimsen der Dächer entfernt. Sarnierungen fanden nicht mehr statt. Ab 1986 bis 1991 wurde großflächig der Abriß der 2. Barocken Stadterweiterung betrieben (Gutenbergstraße 1986-1990, Jägerstraße 1989-1990, Dortustraße 1988-1989, Lindenstraße 1991, Herrmann-Elflein-Straße 1986 - 1988 und Hegel-Allee 1986).
    An die sehr viel umfangreicher, üppiger gestaltete 1. Barocke Stadterweiterung getraute man sich damals noch nicht mit Flächenabrissen heran. Außergewöhnlich: es wurden in dieser Zeit (ca. 1980-1985) die Gebäude in der Wilhelm-Staab-Straße (Querstraße zur Charlottenstraße) rekonstruiert. Dadurch, dass diese Gebäude alle in Stadt- / Staatsbesitz waren, wurden sie Fassagen-zusammengehörig gestaltet. Auch in der Dortu-Straße wurden 5 Gebäude der 1. Barocken Stadterweiterung rekontruiert. Wahrscheinlich der einzige Zeitraum, in dem eine gesamte Straße wieder einen Einheitlichen und dem Ursprung entsprechenden Eindruck, machte.
    Im Gegensatz dazu verfiehl die Charlottenstraße immer weiter.

    Heute muss man sich schon eingehend mit den Gebäuden beschäftigen, einen Sinn für Architektur und Stadtgestaltung haben, um zu erkennen, welche der Gebäude in der Fassade zusammen gehören.

    Das angesprochene Gebäude in der Charlottenstraße ist hierfür ein gutes Beispiel: 2 Besitzer, die ihre Gebäude in unterschiedlichen Geschwindigkeiten sarnieren bzw. noch nicht sarniert haben.

  • Ein kleiner Potpourri als Ergänzung zu unifys wohlfeilen Bildern (leider hier ein wenig impressionsmindernd zusammengestaucht - ich wollte nicht um 90° gedreht hochladen).


    Nikolaikirche

    Blick nach Norden entlang der Achse der Friedrich-Ebert-Str.

    Altes Rathaus

    Gebäude des Verwaltungsgerichts

    Heiliger See mit Marmorpalais und Grünem Haus am Neuen Garten

    Kurfürstenstraße/Hebbelstraße

    Sowj. Friedhof auf dem Bassinplatz

    =früherer Standort der Glorietta

    Peter und Paul am Ende der Brandenburger Straße

    Und zum Schluss einige Wilhelm-Staab-Straßen-Impressionen, der "ersten Barockstraße der DDR".

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • unify:
    Tolle Bilder (muss mal gesagt werden), insbesondere sind auch die Nachtaufnahmen exzellent gelungen; das würde meine olle Knipse nie hinkriegen.
    Bitte bleib doch ein wenig am Ball bezüglich unserer Schwerpunktstadt Potsdam.


    Ich habe einen Bilderbogen aus Potsdam zwischen dem Alten Markt, Militärwaisenhaus, Breiter Straße und Kanal zusammengestellt.


    Im nächsten Jahr soll es endlich losgehen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)


  • Nach diesem Blick in die dämmerige Bäckerstraße geht es zurück zum Alten Markt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wow geniale Bilder, vielen Dank hierfür an Palantir!
    Ich hoffe es findet sich bald ein sanierungswilliger Investor für das ruinöse Gebäude an der Yorckstraße (am Stadtkanal).

  • sehr kontrastreiche Bilder, sehr schön, spätestens hier wird deutlich dass abzureissen ist.

  • Vielen lieben Dank für die sehr schönen Impressionen.

    Jetzt muss ich einmal die Frage loswerden, was es mit dem Marmor-Obelisken auf sich hat. Der sieht doch zumindest sanierungsbedürftig aus und scheint im Kern aus einem anderen Material (Beton?) zu bestehen. Was also ist mit ihm geschehen und welche Maßnahmen sind zu seiner Erhaltung geplant?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe