Potsdam (Galerie)

  • Die Vorbilder Potsdams lagen eher im Westen oder Süden, also vor allem französischer Barock, italienische Klassik und die holländischen Häuser. Aber damals gab es schon eine Internationalisierung der Architektur und die Baumeister haben die Bauformen bis nach St. Petersburg getragen. Interessant ist das fast völlige fehlen von Sichtfachwerk, was man anscheinend als unschön empfand. Die echte Berliner Altstadt war siffig und den Bürgern damals eher peinlich, dehalb wurde sie im Kaiserreich durch Historimus ersetzt.

  • Blick zur Alten Wache und zum Waisenhaus im Hintergrund.

    Schwarze Autos spiegeln die Häuser wieder.

    Dieses Haus neben dem Brandenburger Tor hat eine seltsame Geschichte. Es wurde aufgestockt auf vier Stockwerke und hat den Krieg unbeschadet überstanden. In der DDR wurde es dann zurückgebaut auf die heutige Form, die wahrscheinlich dem Original entspricht. Könnte heute einen neuen Anstrich vertragen - aber bitte nicht so turbosaniert wie die anderen Häuser.

  • DDR historisierende Platten

    Hagelallee Südseite, rechts im Vordergrund halb eingepasste Neubauten

    Eines der wenigen Gammelhäuser am Park Sanssouci

  • Drei Phasen der Architektur... Kontraste

    Den Platz der Einheit entlang

    Auf dem Alten Rathaus, neu vergoldet

    The End! That's all folks!

  • Ist dir ja ein buntes Potpourri schöner Eindrücke gelungen. Wie immer, vielen Dank für die Bemühungen! :applausueberkopf:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Potsdam ist eine wunderschöne Stadt, ich liebe diese Art des Barockklassizismus, wie in St. Petersburg. Was bei dieser Stadt jedenfalls besonders auffällt; hier passen Barock und Gründerzeit überhaupt nicht zusammen und harmonieren nicht, obwohl anscheinend viel zitiert wurde im Historismus. Ein Glück, dass er so wenig angerichtet hat!

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Zitat von "Kleist"

    hier passen Barock und Gründerzeit überhaupt nicht zusammen und harmonieren nicht, obwohl anscheinend viel zitiert wurde im Historismus. Ein Glück, dass er so wenig angerichtet hat.


    Du klingst ja langsam wie Ursi. Ihr Wiener (Exi ausgenommen) scheint einen regelrechten Historismus-Koller (oder sollte ich Trauma sagen?) zu haben. Bei Eurer Geschichte sogar ansatzweise nachvollziehbar. Jedenfalls harmoniert das in meinen Augen zumeist recht ordentlich in Potsdam - die sozialistischen Hochbausprenkel sind m.E. die Einzigen, die tatsächlich etwas "angerichtet" haben - siehe Breite Straße. Dass der Historismus in Wien und manch anderen Städten auch Vieles verdorben hat, sollte nicht zum Maßstab für einen allgemeinen Historismus-Hass werden. In Städten wie Wiesbaden, Freiburg oder Dresden verdanken wir ebendieser Zeit massenhaft ästhetische Stadtbereiche höchster Lebensqualität. Was wäre Freiburg ohne Martinstor? Und wo hätte ich in Dresden wohnen sollen, wenn nicht in Striesen?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Naja, da bin ich zweigespalten; ich fahre irrsinnig gern über den Ring oder flaniere über Graben und Kohlmarkt, keine Frage, der Historismus ist teilweise sehr schön und beeindruckend. Was dafür jedoch abgeräumt wurde war eben von kunsthistorisch viel höherem Wert, das ist die Krux an der Sache. Bez. Potsdam bleibe ich dabei; nicht nur aufgrund der Größenverhältnisse fällt der Historismus sofort ins Auge, strebt förmlich nach Aufmerksamkeit des Betrachters.

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Danke für die Erläuterung, damit kann ich leben. Siehe diesbzgl. auch meine Antwort auf MyUrsus in Altwien.

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  • Zitat von "unify"

    Die Vorbilder Potsdams lagen eher im Westen oder Süden, also vor allem französischer Barock, italienische Klassik und die holländischen Häuser. Aber damals gab es schon eine Internationalisierung der Architektur und die Baumeister haben die Bauformen bis nach St. Petersburg getragen. Interessant ist das fast völlige fehlen von Sichtfachwerk, was man anscheinend als unschön empfand. Die echte Berliner Altstadt war siffig und den Bürgern damals eher peinlich, dehalb wurde sie im Kaiserreich durch Historimus ersetzt.


    Die Vorbilder für die Architektur Mitteleuropas lagen immer im Westen und Süden. Für eigene Initialzündungen, die nach Frankreich und Italien ausgestrahlt hätten, war man meist zu rückständig. Die massiven Übernahmen aus Italien in Potsdam wurden anhand einiger möglicher Rekonstruktionskandidaten ja bereits dargestellt. Was entstand waren Weiterentwicklungen und stilistische Zuspitzungen, die sich in für Westeuropa recht untypischen Spätstilen offenbarten. Man führte Baumuster zu einer Zeit fort, als sie in ihren Ursprungsländern längst aus der Mode gekommen waren. Aus Gründen wie diesen passt Potsdam eher in eine Reihe mit Städten wie Vilnius oder dem erwähnten St. Petersburg, die ebenfalls die Phänomene der Rückständigkeit, Retardierung und markanter Spätstilentwicklung teilen.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • An sich hätte ein gemäßigter, sich an die gegebenen Proportionen haltender (was per se weil völlig unhistoristisch, ein Widerspruch ist, dieser Pseudostil evoziert geradezu Überladenheit, Schwülstigkeit, Aufgeblähtheit) Historismus gut nach Potsdam gepasst, ist das, was in Potsdam geschah doch beinahe ein Protohistorismus. Aber bereits die Renaissance hatte historistische, an einer fernen Vergangenheit orientierte Züge.
    Würden die Potsdamer Bauten bei uns stehen, so hätte ich einen Gutteil davon als besonders gelungene frühhistorische Beispiele diagnostiziert. Bei uns gibt es ein Provinzkaff, das einige extrem potsdamisch anmutende Häuser, halt mit hundertjähriger Verspätung und ohne handwerkliche Brillanz errichtet, besitzt.

    Die DDR schaffte leider in Potsdam keine Kontinuität. Was sie dort aufführte, zählt in der Tat zum Übelsten und war wohl ideologisch motiviert. Hingegen hat sie in Berlin einiges nicht so Schlechtes, und mit dem Preussischen durchaus Kompatibles geschaffen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ich war auch diese Woche nach ungefähr 15 Jahren mal wieder in Potsdam im Schlosspark Sanssouci.


    ^^ Und auch Bilder gemacht?

    Habe an diesem regnerischen Tag ein par Bilder aus der Brandenburger Vorstadt gemacht, westlich des Brandenburger Tores, also außerhalb der eigentlichen Altstadt. Das Gebiet wird dominiert durch Historismus, aber auch erhaltene ältere Bauwerke. Der Sanierungsstand ist bei rund 80%.

    Mehr info Brandenburger Vorstadt – PotsdamWiki

  • Ok, trotzdem schöne Bilder, es scheint ja nicht immer die Sonne in Deutschland.

    Die Häuser durchlaufen ganz klar eine Entwicklung vom opulenten Historismus zum Jugendstil

    Anno 1910 Jugendstil, links daneben ist noch sparsamer

  • Alles recht gut durchbäumt, so etwas findet man vor allem im Potsdamer und Berliner Raum.

    Ein altes Haus hat eine Lücke hinterlassen.

  • Vielen Dank Remy und unify für die Bilder.

    Zitat von "unify"


    Dieses Prachtexemplar meine ich hier irgendwo schon mal gesehen zu haben, oder war es nur ein ähnliches Gebäude? Egal, von solch herrlichen Gründerzeitlern kann ich wirklich nicht genug bekommen.