• Danke für die aufschlussreiche Quelle - hier findet sich auch die Auskunft, dass "im Laufe der nächsten Jahre (...) sämtliche Verkrustungen auf dem Sandstein des Berliner Domes entfernt werden, um das Gebäude langfristig zu erhalten".
    Interessant fand ich auch die folgende Aussage: "Die schwarze Kruste, die sich über Jahrzehnte gebildet hatte, musste runter, da sie den Sandstein langfristig zerstört". Ich wurde bisher immer belehrt, dass genau das Gegenteil der Fall wäre. Aber vielleicht werden hier ja auch andere, nichtschwärzend-konservierende Oberflächenbehandlungen durchgeführt.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Das kommt darauf an, ob diese "Kruste" durch natürliche Verwitterung oder durch "zivilisationsbedingte" Verschmutzung entstanden ist. Soweit ich weiß, ist der Dom überwiegend nicht aus sächsischen Sandstein, sondern aus schlesischem Kudowa und Altwarthauer Sandstein gebaut. Vor allem letzterer ist dafür bekannt, einen deutlich niedrigeren Gehalt von für die typische Schwarzfärbung verantwortlichen Mineralien aufzuweisen. Die Schwarzfärbung ist hier zu einem gewissen Teil also wohl tatsächlich einfach Dreck.

  • Intressant: "Das sterile Weiß der Wände soll der originalen Farbigkeit weichen". Weiß jemand wie diese Bemalung war?
    Es hat mich immer etwas gewundert, wie schlicht und kühl die Gruft wirkte, gar nicht so feierlich und prachtvoll , wie man das vielleicht erwarten würde, vor allem nach der überbordenen Pracht eine Etage höher.

  • Einige - leider nicht sonderlich konkrete - Hinweise finden sich auf dieser Internetseite:

    http://www.hohenzollerngruft.de/licht-und-farbe/

    Zitat: "Wie die Beleuchtung entspricht auch die jetzige steril weiße Farbe nicht dem Originalzustand der Hohenzollerngruft von 1905. Geplant ist hier, den Urzustand wieder herzustellen. Damals setzten unterschiedliche Farbtöne die einzelnen Architekturelemente wie Wände, Fenster, Decken und Säulen gegeneinander ab und gliederten den Raum spannungsvoll."

  • Vielen Dank für den Link zur offiziellen Seite des Projekts. Ich kann nur jedem empfehlen, sich dort umzusehen. Sehr gut aufgemacht, einige schöne Videoberichte, Bilder und viel Info zum Dom, der Gruft und deren Zukunft.

    Ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht bin, von dem was geplant ist. Man wird der Gruft einen würdigen Zugang verschaffen, der sich anscheinend auch an dem orientiert, was Raschdorff anfänglich selbst geplant hatte. Die Architekten/der Architekt van Geisten Marfels (u.a. neue Villa Persius) sind/ist auch spezialisiert auf die Sanierung von Denkmälern und die Architektursprache ist ebenfalls sehr traditionell.

  • Aus dem Thema "Berliner Schloss - Humboldt-Forum" hier her verschoben.

    Alois, zur Reichstag Ansätzen: da haben Sie völlig recht. Die fehlende Quafriga, Statuen oberhalb der Türmen, die heutige viel zu wenig detailliert Fenster, die etwas zu kleine und zu runde Kuppel ohne Laterne: alles macht der Reichstag, wie vielen andere nicht genau nach dem Original rekonstruierten Gebäuden zu klotzig.

    Habe selber in meiner Jugend viel Gebäuden mit Holzblocken oder Lego gebaut und selber erfunden das Ansätzen Gebäuden viel zierlicher machen. Auch der heutige Berliner Dom finde ich viel zu klotzig. Es fehlen die Laternen am Kuppel, besonders an der Hauptkuppel.Wenn die wieder zugefügt werden erhöht sich das Gebäude, wie in alle Bilder der Dom im Vorkriegszustand. Der Dom ist dann nicht klotzig und hat ausgeklugelten und ausbalanzierten Formen.
    Im Gründerzeit bekamen so viele Kirchtürme noch ein Laterne dazu oder 4 kleine Seitenspitzen neben der Hauptspitze. Vorbilder: Würzburger Dom und Nicolai Kirche in Berlin.

    Ja die klassische Architekten wussten genau wie Formen zierlicher gemacht werden können, die Modernen haben wenig damit.......

    Einmal editiert, zuletzt von Klassiker (21. Oktober 2018 um 08:34)

  • Klassiker:
    Ja der Berliner Dom ist meiner Ansicht nach genau so ein Beispiel. Die Kuppel und Turmdächer passen einfach nicht. Aber ich denke irgendwann wird das wieder kommen, weil es nicht viel Mühe kosten würde diese kleinen Details zu ergänzen. Das hätte einen riesigen Effekt, ohne gleich so kostspielig zu sein wie die Rekonstruktion eines ganzen Gebäudes.

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Alois:
    Zu einer äußeren Rekonstruktion des Berliner Doms wird es vermutlich nie kommen, da sich das aktuelle Erscheinungsbild schon zu sehr eingebürgert hat. So wird ja auch bezüglich der Rückversetzung des Neptunbrunnens vor das Stadtschloss argumentiert.

  • Ja, ja, und deshalb wird auch das Hutmacherhaus am Zoo nicht abgerissen - ups doch. So ist das mit den eingebürgerten Eindrücken - ach, und das Theater am Kurfürstendamm ist auch weg?
    Wir werden es noch erleben, dass der Dom seine Laternen wiederbekommt. Dran glauben und nicht locker lassen.

  • l'architecture: Da bin ich deutlich optimistischer. Dass z.B. die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nicht wieder aufgebaut wird, weil sie in ihrem Zustand eine echte Sehenswürdigkeit geworden ist (auch wenn die störenden Eiermann Betonkötze vielleicht irgendwann einmal verschwinden dürften) würde ich erwarten, weil bei deisem Beispiel tatsächlich eine unbedeutende Kirche zu einer einmaligen Ruine geworden ist.
    Aber beim Berlinder Dom wird niemand Argumente finden, weshalb eine schlechte Reparatur der 50er/60er Jahre nicht einer besseren Reparatur weichen sollte. Diejenigen, denen das Erscheinungsbild des Doms wichtig ist, würden sich darüber freuen, diejenigen, die sich nichts aus Rekos machen würden den Unterschied gar nicht wahrnehmen. Und ich meine mich zu erinnern mal gelesen zu haben, dass es bereits erste Vereine gibt, die genau für diese Dachreparaturen Geld sammeln.

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Alois,

    Wenn man in Ost Berlin läuft sieht man die Kuppel schon vom weiten distanzen. Würde der Dom seine ursprünglichen Kuppel und Turmdächer wieder erhälten so hätte dass schon ein riesen grossen Effekt, wenn die Sonnen scheint und man dann die grossen Laterne wieder sehen kann. Die viel grössere Zierlickkeit des originalen Doms werde auf einen Tag wieder einen Trigger zur Verbesserung sein. Ich habe mich niemals gewöhnt am heutigen Erscheiningsbild: ein plumper dicken schwarzen DOM. Wolfgang Tritt hat der Dom öfters gemalt: mit schönen grünen Kuppel und ganz wuchtige aber auch zierliche Formen....wunderbar!! Ich habe die Hoffnung wenigstens noch lange nicht verloren, dass auf einen Tag der Dom wieder da sein würde.

  • Kleine Korrektur zu Alois: Die Kuppeln wurden nicht in den 50er/60er Jahren sondern sogar erst Anfang der 80er Jahre wieder aufgebaut. Ich kann mich noch ganz dunkel an die Laternen erinnern, die bis Ende der 70er auf den zwei Türmen auf der Spreesteite waren - zwar ausgebrannt aber noch da. Das der jetzige Zustand unter Denkmalschutz gestellt wurde erklärt sich mir nicht.

  • Alois,
    warum die Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche so schlecht machen? Es ist schon ein hervorragender Bau der Neuromanik von Franz Schwechten. Im unzerstörten Zustand ist das Kirchengebäude mit den Monumentalen Turm und die vier Seitentürme schon ein Hingucker und hat lange Zeit den ehemaligen Auguste-Viktoria Platz geprägt.Bei der Frauenkirche in Dresden hat lange Zeit auch niemand gedacht, das die Wiederaufgebaut wird. Die Ruine war ja auch ein Mahnmal.

  • Hoy,
    die Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche ist natürlich Geschmackssache, sie war besser als alles was heutige Kirchenbauer hinbekommen, aber für den Anspruch der damaligen Zeit finde ich die Nebentürme waren zu klein und zu zahlreich um eine stimmige Gesamtkomposition zu erreichen. Auch der Hauptturm wirkte nicht wie ein selbstständiger Turm sondern eher wie ein großer Dachaufsatz auf dem Kirchenschiff. Die heutige Ruine mit dem abgebrochenen Dach wirkt auf mich romantischer und stimmiger, vergleichbar mit dem Heidelberger Schloss, dessen Wiederaufbau zum Glück nicht umgesetzt wurde.
    Was mich stört sind die Betonklötze davor und dahinter. Ich hätte es besser gefunden man hätte den Turm als Ruine gelassen und ein schlichtes unauffälliges Kirchenschiff mit Satteldach angesetzt, was für einen Gottesdienst genüge tut und dem Turm das Hauptaugenmerk belässt. Oder die ursprünglichen Umrisse mit Pflastersteinen auf dem Boden markiert und an Stelle des Kirchenschiffs einen Wald mit Bänken gepflanzt, in dem im Sommer Freiluftgottesdienste stattfinden können.

    Das Argument mit dem Mahnmal finde ich totalen Quatsch, als ob Rekonstruktionen ein Erinnern verhindern würden. Erinnern kann nur stattfinden, wenn Orte der Vergangenheit sichtbar bleiben.
    Dieses Argument wird immer gebracht um Rekonstruktionen zu verhindern oder hässliche Neubauten zu bauen, meist von Seiten der Architekten und Investoren, die bei dem Argument an ihren eigenen Profit denken. Nach diesem Argument hätte man den Polen verbieten müssen Warschau wieder aufzubauen, weil sie damit das Gedenken an ihre Vorfahren beleidigen, die so sehr gelitten haben.

    Ganz offensichtlich ad absurdum geführt wird diese Theorie der Brüche bei Synagogen: Weshalb werden diese nicht wieder rekonstruiert? Stattdessen wird auf Synagogen ganz verzichtet oder es werden möglichst hässliche aus der Umgebung herausstechende Betonbunker hingesetzt um zu mahnen. Überspitzt ausgedrückt: "Eure schönen Synagogen haben wir niedergebrannt, ein Recht auf Geschichte habt ihr nicht mehr". Dabei wäre eine Rekonstruktion ein viel deutlicheres Statement, um zu zeigen, dass das Judentum eine jahrtausendealte deutsche Tradition hat, das nicht ausgelöscht bleiben darf, sondern ein Recht hat an dieser Vergangenheit anzuknüpfen. Und zwar auch ohne die von den Nazis aufgezwungenen Brüche.

    Ein schönes Gebäude der Vergangenheit zu sehen macht einen neugierig, sich über diesen Ort, dieses Gebäude zu informieren. Liest man dann die angebrachten Geschichtstafeln und stellt fest, dass das Gebäude kein Original ist, wird einem erst bewusst welche Kulturgüter durch Idiotien der Geschichte zerstört wurden und was in Zukunft anders laufen muss, um die wiedergewonnene Schönheit, den wiedergewonnenen Frieden zu erhalten.

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

    2 Mal editiert, zuletzt von Alois (21. Oktober 2018 um 16:21)