• Das ist ja das Beste:

    Zitat

    als attraktiver Zugang zur Altstadt präsentieren.

    Ist das etwa nicht bereits die Altstadt?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Genau das ist eines der Probleme in Memmingen. Die vielfach einfachen und schlichten Häuser werden kaum beachtet und daher auch nicht als erhaltenswert eingestuft. Daher glaubt man wohl auch, diese durch ebensolche Neubauten ersetzen zu können, die mehr Wohnkomfort und eine bessere wirtschaftliche Ausnutzung erlauben. Wäre bei diesen Häusern das Fachwerk sichtbar, wie z.B. beim Siebendächerhaus, würde man sicher nicht so handeln.


    Aber sind denn nicht das Einfache und Schlichte der Charakter eines Schwäbischen Bürgerhauses?

    Dies sollten die Personen, die in Memmingen über die Gestaltung der Stadt entscheiden, doch eigentlich wissen. Ich gehe davon aus, dass die Kenntnis, genauso wie die davon, wo die Altstadt anfängt, schon da ist. Hinter Abriss und Neubau stehen doch allein wirtschaftliche Interessen und nicht solche der Stadtgestaltung!

  • Hat jemand eine Ahnung, warum das Dinkelmeyerhaus, Obere Bachgasse 6, eigentlich nicht mehr unter Denkmalschutz steht. In den "Bayerischen Kunstdenkmalen" ist es noch aufgeführt. Ich möchte doch hoffen, dass nicht im Zuge der Abbruchorgie auf dem Hasenareal ebenfalls verschwunden ist.

    Gemeint ist der rosafarbene Bau auf dem Foto ganz rechts:

    http://www.all-in.de/storage/scl/al…sion=1305613547

    Auch das grüne Haus daneben stand einst unter Denkmalschutz.

  • Absolut! Und deswegen gefällt mir praktisch nichts, was übermäßig aufgedonnert ist. Nur das Einfache ist wirklich schön.


    Soweit würde ich nicht gehen. Aber das Einfache kann auch schön sein und zwar insbesondere da wo es hingehört. Und das ist bei einem schwäbischen Bürgerhaus unzweifelhaft der Fall. Dies irgendwie "aufzudonnern" nur damit es gefällt, kann sicher nicht die Lösung sein.

    Städte wie Memmingen beziehen ihre Schönheit auch durch die Einheitlichkeit ihrer, meist verputzten, Fachwerkhäuser. Dazwischen kommen dann die Gebäude, mit besonderer Funktion wie Kirchen oder Rathaus besonders zur Geltung. Dies war von den Erbauern der Städte vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert auch wohl so beabsichtigt, um die besondere Bedeutung dieser Gebäude herauszustellen. (Bei der Reichsstädten im heutigen Hessen, sind sogar nur die Kirchen besonders herausgehoben. Die Rathäuser waren hier im äusseren eher Bürgerhäusern gleich, was man noch heute an den alten Rathäusern in Wetzlar und Friedberg und auch am Römer in Frankfurt gut sehen kann, der aus mehren ehemaligen Bürgerhäusern besteht.). Letztendlich ist dies ein Zeichen von damaliger bürgerlicher Bescheidenheit (und nicht etwa fehlender Mittel).

  • Nachdem ich einen einstündigen Zwangsaufenthalt in MM vor paar Tagen zu einem kleinen Altstadtrundgang genutzt habe ein aktueller Durchblick von der Lindauer Str. zur Oberen Bachgasse mit dem rötlichen Roter Haus (Rotergasse 2):

  • Das ist eine wirklich gute Rechtfertigung für den Abriss eines Hauses; vor allem in einer Stadt, in der selbst mittelalterliche Gebäude verschwinden! Ach Memmingen :kopfschuetteln:

  • Das ist eine wirklich gute Rechtfertigung für den Abriss eines Hauses; vor allem in einer Stadt, in der selbst mittelalterliche Gebäude verschwinden! Ach Memmingen :kopfschuetteln:

    Auffallender ist für mich aber auch der schlechte Zustand der historischen Gebäude, der ja die primäre Voraussetzung für die Abrisse ist. Ich frage mich, was die dort (stellvertretend natürlich für so manche andere Altstadt) die letzten Jahrzehnte eigentlich gemacht haben? Memmingen liegt ja nicht auf ehemaligem DDR-Gebiet, sondern im wohlhabenden Schwäbischen. Zahlreiche der historischen Gebäude sind völlig heruntergekommen, bestenfalls noch baulich geschmacklos entstellt aber intakt, schlimmstenfalls seit langem leerstehend und baufällig. Irgendwann muss ein Exodus stattgefunden haben und investiert wurde überhaupt nichts mehr. Das ist vor allem also ein Problem der Köpfe, denke ich.

  • Meine subjektive Einschätzung anhand des Bildmaterials und der Abbruchobjekte, die hier bereits zusammen getragen wurden, lässt Memmingens Altstadt als liebloses, verwahrlostes Stadtbild erscheinen. Ob sich dieser, mein Eindruck, bei einem Besuch der Stadt deckt, bleibt abzuwarten. Abbruch- oder Abrissstadt sind jedoch Termini, die bereits im Zusammenhang mit Memmingen fielen. Anhand der hier zusammen getragenen Liste an Abbruchobjekten wäre ein Katasterplan oder eine Grundkarte der Stadt aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit vorgenannten zur Veranschaulichung sicherlich hilf- und lehrreich.
    Die baden-württembergischen Ortskernatlanten mit ihrem Kartenwerk sind für eine solche Gegenüberstellung, auch in Bezug auf inzwischen zerstörte Baudenkmäler, ein brauchbares Mittel.
    Ob für das bayerische Memmingen entsprechende Literatur mit frei zugänglichem Kartenmaterial zur Verfügung steht, ist mir nicht bekannt. Zur Erstellung eines Abrisskataster könnte Letzteres durchaus dienen.

  • Das ist ein generelles Problem in Deutschland, das ich auch aus der Pfalz kenne. Abseits der touristischen Hotspots macht sich oft Gammel breit und es wird munter abgerissen und verschandelt. Sei es durch die üblichen Verschlimmbesserungen oder durch "energetische Sanierung" von Altbauten, die oft nur noch die Kubatur des Hauses übrig lassen. Hier in der Pfalz kann man das gut sehen, sobald man sich von der Weinstraße wegbewegt, oder nicht gerade den Wasgau oder die Südpfalz mit ihren malerischen, "elsässischen", Fachwerkdörfern besucht. Das hat jetzt nichts mit demographischem Wandel, wenigstens nicht in Vorder- und Westpfalz, sondern generell eher mit dem mangelnden Ästhetikempfinden der Bewohner gegenüber den "alten Gelerch" zu tun. Im eher abseits gelegenen Memmingen wird es nicht anders sein. Andere schwäbische Städte wie das an der "Romantischen Straße" gelegene Nördlingen oder Dinkelsbühl sind ja wahre Schmuckkästchen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Abseits der touristischen Hotspots macht sich oft Gammel breit und es wird munter abgerissen und verschandelt.

    lässt Memmingens Altstadt als liebloses, verwahrlostes Stadtbild erscheinen.


    Die Memminger Altstadt würde ich nicht als verwahrlost ansehen. Es gibt hier durchaus Bereiche, wie etwa am Marktplatz und am Hallhof, sowie viele einzelne Bürgerhäuser, die liebevoll saniert sind. Die Stadt macht, wenn man sich auf den touristischen Pfaden bewegt, durchaus einen gepflegten Eindruck (was dem was Pfälzer Bub sagt, ja nicht wiederspricht).

    Anders sieht das in den etwas abseits von Touristen und Kundenströmen liegenden Altstadtbereichen aus. Aber auch hier würde ich nicht sagen, dass - abgesehen von einigen Ausnahmen - die Häuser vergammelt oder verwahrlost sind. Alles in allem sind die Häuser in einem baulich besseren Zustand als in Altstädten in den neuen Bundesländern nach der Wende. Aber waren dort wirkliche, seit Jahren nicht mehr bewohnte, Ruinen noch als sanierungsfähig eingestuft, so ist scheint im schwäbischen schon ein Haus an dem der Putz etwas blättert ein Schandfleck zu sein, der abgerissen gehört.

    Dies führt nach meiner Meinung gerade in Memmingen dazu, dass erhaltenswerte und insbesondere auch erhaltungsfähige Bausubstanz geopfert wird.

    Ein mehrere Jahrhunderte alter Bau muß aber nicht aussehen, als sei er erst Gestern errichtet worden und auch nicht den Baustandards des Jahres 2015 entsprechen!

    Hinzu kommt, dass die heute in der Altstadt Memmingens etwas abseits gelegen Straßen, wie etwa die Herrenstraße oder die Kempterstraße in frühreren Jahrhunderten bevorzugte Wohngegenden oder von Gewerben wie Gasthäusern bestandene Einfallstraßen waren und dementsprechend besonders bedeutende Bausubstanz aufweisen. Die Kalchstraße scheint ja auch noch bis vor einigen Jahrzehnten eine Einkaufsstraße gewesen zu sein, die wie auf den Bildern von Zeno zu sehen heute zu viel Leerstand aufweist. (eine Frage verfehlter Stadtpolitik?)

    In Memmingen sollte man langsam sehen, wohin der dort eingeschlagene Weg führt. Für eine Sanierung der Altstadt ist es sicher noch nicht zu spät. Wenn allerdings erst einmal mit Flächenabrissen begonnen wird, kann die Altstadt auch nicht mehr zurückgebracht werden. Ein Fehler der in vielen Städten der alten BRD Ende der 60iger/Anfang der 70iger gemacht wurde und letztendlich in einigen Städten zu einem Umdenken und zur Erhaltung der alten Bausubstanz geführt hat.

  • Die Memminger Altstadt würde ich nicht als verwahrlost ansehen

    Ich schrieb nicht umsonst, dass es mein subjektiv gewonnener Blick sei, den ich durch die hier eingestellten Bilder erhalte.
    Ob sich mein Eindruck von der Realität mit deinem deckt, bleibt abzuwarten.

  • Ob sich mein Eindruck von der Realität mit deinem deckt, bleibt abzuwarten.


    Das hoffe ich, denn Memmingen habe ich eigentlich immer als interessante, etwas altmodisch aber eben aus meiner Sicht typisch schwäbische, Stadt kennengelernt.

    Gerade deswegen stimmen mich ja die Berichte aus Memmingen so traurig. Hier werden nicht einfach heruntergekommene Buden abgrissen, sondern es wird in einem kaum zu mehr schneller zu schlagenden Takt wertvolle Bausubstanz vernichtet, die den Charakter der Stadt ausmacht.

  • Grüß Gott!

    Im Januar 2013 ist das Haus am Schrannenplatz 4 zerstört worden. - Nachdem der Bauherr im Januar 2014 mit seinen schlichten Planungen im Bausenat abgeblitzt ist, wurde im August 2014 mit dem Wiederaufbau begonnen. Auf dieser Seite von "Hitradio RT1 ", kann man sich Downloads aus einem Telefonat mit dem Bauherrn Uwe Rohrbeck anhören. Zur Frage, "Wie sieht der Neubau aus?", sagt er, daß der Giebel und die Fassade wieder so werden wie vorher.

    Der Bau müsste bis jetzt eigentlich schon Gestalt angenommen haben. Im Netz konnte ich jedoch nichts zum derzeitigen Stand finden. Hat hier im Forum jemand aktuelle Informationen oder gar ein Bild zur Hand?

    Hier ist noch ein Zeitungsbericht zum Baubeginn:

    http://www.all-in.de/nachrichten/lo…rt26090,1729571

  • Das Haus Kreuzstraße 11 hat vor kurzem gebrannt:

    http://www.memmingen-online24.de/denkmalgschuet…ht-zeugen-9720/

    "Nach Einschätzung der Kriminalpolizei Memmingen ist eine fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung sehr wahrscheinlich."

    Der Eigentümer möchte das Gebäude bekanntlich abreißen lassen. Vielleicht sollte sich die Polizei den Herrn mal genauer unter die Lupe nehmen...
    Der Brand dürfte seinem Vorhaben auf jeden Fall sehr gelegen kommen.

  • Der Eigentümer möchte das Gebäude bekanntlich abreißen lassen. Vielleicht sollte sich die Polizei den Herrn mal genauer unter die Lupe nehmen...

    Die Mühe ein Haus erst anzuzünden um eine Abbruchgenehmigung für eine denkmalgeschütztes Haus zu erhalten, muss sich in Memmingen doch keiner machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (7. Juli 2015 um 12:36)

  • Hier ein Bild von den Abbrucharbeiten, zu sehen sind die Häuser an der Lindauer Straße von hinten. Das Fachwerkhaus rechts ist das Eckhaus zur Rotergasse, das angeblich aufgrund der großen Veränderungen keinen Denkmalwert hatte:

    http://www.all-in.de/nachrichten/lo…26090,1963707,B

    An der Frontseite war es leider verputzt, aber auf dem obigen Foto kann man die Konstruktion des Rückgiebels gut erkennen.
    Wenn ich mir das Haus auf diesem Foto betrachte, kann ich jedoch keine größeren Eingriffe in die Bausubstanz feststellen. Es waren noch die alten Fenster und Türen vorhanden, ebenso das Dachwerk und im Gegensatz zu vielen anderen Häusern der Innenstadt war das Erdgeschoss nicht durch große Schaufenster entstellt worden. Für mich ganz eindeutig ein Baudenkmal. Ein typisches Alt-Memminger Haus:

    https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/wcf/imag…09-187b2766.jpg

  • Die Fachwerkkonstruktion würde ich aufgrund der stark geneigten, wandhohen Streben ins 17. Jahrhundert datieren.

    Dass so ein Gebäude nicht in der Denkmalliste stand, ist mir unerklärlich. Äusserlich machte es zwar einen ver-renovierten Eindruck, aber keinesfalls stark verändert oder verfallen. Schon das grosse Volumen und das kaum eingefallene Dach sprechen für ein eher bedeutenderes Gebäude seiner Zeit.