• Mal ein allgemeiner Hinweis: Es wäre sehr hilfreich, wenn derjenige, der einen Faden über ein Bauprojekt eröffnet, immer zunächst klarstellen würde, ob für dieses Vorhaben Vorkriegsbausubstanz geopfert werden soll. Sofern er das nicht weiß, soll er es unbedingt sagen, denn das ist in meinen Augen dann die erste Frage, die beantwortet werden muss.

    Im konkreten Fall stellt sich mir demnach jetzt die Frage, ob neben dem wertlosen Gebäude der Memminger Zeitung noch weitere Gebäude abgerissen wurden und ob es sich dabei um Vorkriegs- oder gar vorgründerzeitliche Bebauung handelte. Etwas ängstlich muss ich auch fragen, wann denn das namensgebende Kloster auf dem "Elsbethenareal" verschwunden ist - das liegt doch hoffentlich schon sehr lange zurück.


    Zitat von "Zeno"

    Leider verschwindet die alte Substanz immer mehr. Die Stadt hat zwar nicht die großartigen, stadtbildprägenden Bauwerke verloren, aber in den untergeordneten Straßen und zurückliegenden Gassen findet ein stetiger Wandel statt. Die Neubauten fügen sich zumeist einigermaßen ein, aber die Bedrohung durch maßstabs- oder gesichtslose Großformen ist doch stets immanent.


    Heißt das, dass bis in die heutige Zeit regelmäßig alte Häuser in der Altstadt abgerissen werden und im Anschluss sofort durch Neubauten ersetzt werden?! In einer wohlhabenden Stadt ohne Bevölkerungsverlust wäre das skandalös. Kennst du die Position des Denkmalschutzes in Memmingen zu solchen Vorkommnissen? Oder werden einfach hier und da uralte Lücken und Freiräume mehr schlecht als recht geschlossen und immer wieder mal ein Altbau unsachgemäß saniert?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • War Mitte März in Memmingen und habe auch nicht schlecht gestaunt ob dieser riesigen Baugrube am Schrannenplatz.
    Neben dem großen nord-süd-gerichteten Walmdachbau (keine Ahnung von wann der Bau war und ob Schule), dem gruseligen Nachkriegskasten der Memminger Zeitung, einigen Rückgebäuden von Häusern am Gerberplatz beim Siebendächerhaus (östlich) fehlen noch offenbar 3 Giebelhäuser an der Lindentorstraße (südöstlich), scheinen auch Nachkriegsbauten gewesen zu sein, jedenfalls nicht denkmalgeschützt. Das Kloster selber wurde 1529 (Reformation) wie die übrigen 5 Memminger Klöster aufgehoben, 3 wurden nach 1548 wieder eingerichtet, mit der Säkularisation war dann endgültig Schluß. Der gotische Kreuzgangrest (4 Joche) scheint nicht öffentlich zugänglich zu sein (?). Mich würde interessieren, warum das alles abgerissen wurde. Bin auch mal gespannt was dort hinkommt, nach den Wettbewerbsergebnissen rechne ich mal mit etwas ähnlich Brutalem in der "Ulmer Art".

    Anbei noch einige Bilder zu diesem "Elsbethenareal" und dem Umfeld:


    Richtung O/SO, das linke Haus ein Neubau, das 2te von links das Siebendächerhaus rückwärtig, rechts erkennbar steht gerade noch eins von vormals 4 Giebelhäusern an der Lindentorstraße


    Rückseite Siebendächerhaus durch den Bauzaun hindurch


    Theaterplatz 6, das Areal Elsbethenkloster, irgendwo muss da der Kreuzgangrest sein, links der zuerst zum Zeughaus und 1802 zum Theater umgebaute ehem. Klosterstadel.


    von SO über den die Altstadt durchfließenden Stadtbach hinweg Rtg. Schrannenplatz heute, rechts der 2te schreckliche Nachkriegskasten mit der Drogerie Müller, rechts davon war die Memminger Zeitung

    zum Vergleich 2007:


    auch noch 2007, der Müller-Bau gehört auch noch weg


    rechts das Eckgebäude Hirschgasse 1, das ehem. Roggenburger Haus (Ecke Lindentorstraße / Hirschgasse), ein typisches Memminger Gebäude


    Blickrichtung W, am Schrannenplatzeck ein Nachkriegsbehelfsflachdachbau, neben dem Gasthof zum Goldenen Hasen am Stadtbach eines der besonders verlotterten Gebäude


    die riesige Baugrube, Blickrichtung N zum Kloster


    ...und nach NO


    erhaltene ältere Bebauung auf der Südseite der Lindentorstraße gegenüber der Baugrube


    Siebendächerhaus mit Baukran im Hintergrund


    etwa 10 Jahre alte Aufnahme, das Haus ganz links inzwischen abgerissen


    Schrannenplatz 2009 mit dem originellen Haus Kramerstr. 46


    Stadtmodell Memmingen im Stadtmuseum, SO-Teil der Altstadt mit der Frauenkirche und dem Gerberviertel rechts davon, 1945 ging hier noch einiges verloren, zumindest das 7-Dächerhaus wurde wieder aufgebaut und erinnert noch an die einstmalige Bebauung des ehemals so reizvollen Viertels mit den vielen Holzbalkonen. Etwa in der Mitte der Aufnahme der Stadtbach, nördlich über dem Stadtbach die Schranne, diese gibt es nicht mehr, dort heute der Schrannenplatz, rechts davon das "Elsbethenareal" mit dem auffälligen nord-süd-gerichteten großen Gebäude (keine Ahnung was das war).

    Insgesamt war ich bei meinem ausführlichen Memmingen-Besuch Mitte März schon etwas deprimiert in Anbetracht vieler Abrisse in jüngerer Zeit, durchweg offenbar aber zumindest wie schon Zeno schrieb nichts Denkmalgeschütztes und Wertvolleres, aber trotzdem bedenklich und schade. Auch sind nicht wenige Gebäude v.a. im Süden beim Kempter Tor und im Nordosten der Altstadt total verlottert und vergammelt, da wird sicherlich auch in den nächsten Jahren noch weiterhin etliches geopfert werden. Einige Neubauten der letzten Jahre sind aber erstaunlich ansprechend.

    Falls das Wetter irgendwann mal wieder schlechter werden sollte und sich etwas Zeit findet, eigentlich hatte ich schon längst eine ausführlichere Memmingen-Galerie geplant...

  • Ich denke, das Problem liegt einmal in der zyklischen Politik. Wenn unter der Ära eines jeden Politikers ein, zwei Häuser der Altstadt verschwinden, weil irgendein Investor mehr Einwohner oder höhere Gewerbesteuereinnahmen verspricht, so glaubt ersterer am Ende wahrscheinlich auch noch, der Stadt einen Dienst erwiesen zu haben. Die Wahrnehmung dafür, dass so das Stadtbild mit jeder Politikergeneration ein bisschen mehr zu Grunde geht, fehlt, die aktuelle Politikergeneration hat (in der Regel) ja allerhöchstens noch den Blick auf die paar Jahre, in denen sie schaltet und waltet. Die Bundespolitik machts leider vor.

    Und dann haben wir natürlich den Denkmalschutz, der seinen Namen allzu oft nicht verdient. Es ist einfach bedrückend, zu sehen, dass Häuser dem Abriss anheim fallen, ohne dass daran dendrochronologische Untersuchungen angestellt werden. Gerade im Südwesten Deutschlands, wo die Holzbauten ein oft unerwartet hohes Alter erreichen.

    Und generell, woher ist bloß dieser Glaube, dass ein Abriss alter Architektur irgendetwas verbessern kann? Für mich ist ein jedes abgerissenes Altstadthaus wie das Gemälde eines Altmeisters, das irgendwo verbrannt wird, und von dem höchstens noch eine unscharfe Schwarz-Weiß-Aufnahme der Nachwelt erhalten bleibt. Lindentorstraße 10 ist unglaublich gut erhalten, die gesamte Erdgeschosszone, ja offenbar sogar die Tür, ebenso die gesamten Fenster scheinen noch aus der Erbauungszeit zu stammen (geschätzt mal um 1800), wieso ist so etwas nicht denkmalgeschützt?


  • Quelle: Markus

    Das grüngraue Gebäude mit dem roten Dach etwas links von der Mitte direkt hinter der Baugrube muß dann der 4-achsige Kreuzgangsrest sein.

    Natürlich gehören die älteren Häuser auf der Südseite der Lindentorstraße gegenüber vom Siebendächerhaus unter Denkmalschutz. Solche Häuser sind für das alte Stadtbild ebenso wichtig wie die Kirchen und Patrizierhäuser und dazu gerade noch besonders charakteristisch. Unglaublich, daß sowas noch verschwinden könnte.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Danke für die Informationen. Die schlimmste Nachricht ist natürlich:

    Zitat von "Zeno"

    Nr. 3 war in der Denkmalliste eingetragen: "Giebelhaus mit dreigeschossigem Giebel und Gesimsgliederung, 17./18. Jh."


    Letztlich nützen Eintragungen in Denkmallisten wenig, wenn von der Politik entsprechende Neubauprojekte forciert werden, denen bestehende Gebäude im Weg stehen (mit Blick auf zerstörte Altstadtbereiche in deutschen Großstädten ist das allerdings gar nicht mal so schlecht). Hat jemand ein Bild jenes abgerissenen Göldner-Hauses? Bleibt nur zu hoffen, dass man in Memmingen erkennt, dass weitere Verluste an Altbausubstanz dem Stadtbild nur schaden können. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, womit etwa Lindentorstraße 10 ersetzt werden würde - gerade bei ihr Umfeld weithin prägenden Eckbauten versagen Neubauten heutezutage ja praktisch immer.

    Zitat

    Was meint Ihr, wieviele von diesen Häusern es noch vor 30 Jahren gab?


    Wurden solche dem Verfall preisgegebenen Häuser nach langer Zeit wenigstens teilweise saniert oder war ihr Schicksal immer schlussendlich der Abriss?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Ja, dazu brauchst du nur die Adresse des verkleinerten Vorschaubildes erfragen (Rechtsklick auf das Bild und je nach Browser "Eigenschaften" oder ähnliches auswählen). Willst das verkleinerte Vorschaubild zusätzlich noch mit der großen Bilddatei verlinken, gilt folgende Formel:


    Quelle: http://www.wikipedia.de

    Schade um das schöne Häuschen. Noch dazu war es Juli 2008 augenscheinlich nicht einmal besonders verkommen - nach der Wende wurden in den neuen Bundesländern massenweise ganz andere (Härte)Fälle gerettet. Eine Sanierung hätte kein größeres Problem dargestellt.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • @ Zeno

    Deine Ausführungen zu Memmingen lese ich mit größtem Interesse und auch bezüglich des kleinen nördlichen Nachbars des 7Dächerhauses ging es mir ganz genauso. Und Lindentorstraße 3 ist natürlich ein herber Verlust, noch dazu in dieser vom 2. WK stark in Mitleidenschaft gezogenen Ecke der Altstadt und ein gutes Bsp. für den Wert von Unterschutzstellungen. Beim letzten Besuch vermisste ich auch Gerberplatz 4 östlich ggü. dem 7Dächerhaus, laut Denkmalliste ein Stadtbauernhaus um 1530, das scheint auch irgendwann in den letzten 20 Jahren abgerissen worden zu sein. Die besonders urigen mehrgeschossigen hölzernen Balkone der Rückgebäude des Gerberhauses Ulmer Str. 34 gibt es zwischenzeitlich auch nicht mehr. Auch scheinen nicht wenige älter wirkende Häuser in der Denkmalliste zu fehlen (ob es was bringen würde, sei dahingestellt), wo ist z.B. das hohe Gebäude Zum Storchennest mit dem Woolworth in der Kalchstraße (Hausnummer fand ich keine, müßte aber Nr. 4 sein, oder habe ich das auch wie Lindentorstr. 3 übersehen)?

    Der Vergleich mit Nördlingen passt sehr gut (auch Dinkelsbühl könnte man durchaus heranziehen), Memmingen hat ja noch recht viel von der Stadtbefestigung und auch immerhin noch 5 Tore, bedeutende Kirchen, einen beachtlichen - zwischenzeitlich aber eben leider nicht nur durch den 2. WK reduzierten - Häuserbestand, der vielfach noch in das 15. oder 16. Jh. zurückreicht (überraschend viele - wenn auch fast durchwegs verputzte - stark vorkragende Fachwerkhäuser). Es ist jammerschade, dass in MM in den letzten 6 Jahrzehnten soviel abgerissen und erneuert wurde und wird, da hätte einiges mit ein bisschen Willen wieder instandgesetzt werden können. Was es noch vor z.B. 30 Jahren an weiteren altertümlichen und inzwischen abgebrochenen Gebäuden gab, wäre tatsächlich interessant. Bleibt zu hoffen, dass von den nicht wenigen derzeit leer stehenden und verlotterten Bürgerhäusern so viele wie irgend möglich gerettet werden, viel Hoffnung habe ich da aber nicht.

    Trotz der Abrisse, für mich zählt Memmingen nach wie vor zu den interessantesten und besuchenswertesten Städten Süddeutschlands. Vielleicht die bayernweit am meisten unterschätzte Stadt (in Konkurrenz zu Amberg)?

  • @ Zeno

    Memmingen zählt zu den Städten wo mich gerade diese Infos besonders stark interessieren, also nur zu, ich lese es mit großem Interesse. Solche Dinge zusammentragen kostet immer fürchterlich viel Zeit, ich habe die letzte Woche auch mal begonnen, einen ausführlichen Rundgang durch Memmingen anzufangen, demnächst dann in der Galerie...

    das mit dem Weinhaus Knöringer wusste ich zb nicht, ein weiteres positives Bsp. neben dem Antoni(t)erhaus ist das Parishaus in der Ulmer Straße, das 1983 auch ziemlich schlimm aussah, dann aber vorbildlich außen und innen renoviert wurde (Bilder dazu auch demnächst).
    Danke auch nochmal für die Antwort bzgl. Kalchstraße 4, Gerberplatz 4 (das kleine Gemälde Fassade hatte ich beim Besuch auch betrachtet) usw und die Links (gibt ja doch einiges an Aufnahmen aus dem Altstadtbereich im Netz). Interessant wären natürlich Bilder aus den 60er/70er Jahren wie zB aus Biberach / Riß im Bildindex. Im übrigen erstaunlich, was in Biberach seinerzeit an tollen Gebäuden abgerissen wurde, im Umfeld der Kirche und im NO der Altstadt (siehe Bildindex).
    Auch wenn das stadtbildprägende Gebäude Kalchstr. 4, evtl. ja das höchste Bürgerhaus Memmingens, entkernt wurde, verstehe ich trotzdem nicht, das es nicht auf der Denkmalliste auftaucht. In der Ottobeurer Gasse war ich beim letzten Besuch im März wohl nicht. Gerade in der Kalchvorstadt stehen viele heruntergekommene Gebäude, aber andererseits wie aus deiner Liste heraus hervorgeht wurde dort auch schon viel abgerissen (Schwester-, Waldhornstr.).

    apropos die 00-Jahre, das habe ich mir in den 90ern auch schon gedacht, das das dann ziemlich blöd klingt, die 10-er Jahre irgendwie auch noch, dann klingts wieder besser...

  • Danke für die Infos. Gut, dass das versunkene Rathaus endlich saniert wird. Dass das Nachbarhaus nicht erhalten wird ist ein eher kleiner Wehmutstropfen. Das scheint mir doch eher ein Allerweltsgebäude ohne besonderen Wert zu sein, oder? Und der Neubau Am Einlaß 3 zeigt ja, dass auch hier nicht zwingend mit einer Verschlechterung im vergleich zum derzeitigen Gebäude zu rechnen ist.

  • Zitat von "MunichFrank"

    Dass das Nachbarhaus nicht erhalten wird ist ein eher kleiner Wehmutstropfen.


    Kommt ganz darauf an, was später an dessen Stelle treten wird. Einfache Füllbauten können fürs Ensemble enorm wichtig sein.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Mich würde interessieren, wie es in einer relativ wohlhabenden (oder irre ich hier?) Stadt wie Memmingen, die wohl kaum von einem starken Bevölkerungsverlust betroffen ist - die Nachkriegsentwicklung war sicher das genaue Gegenteil - überhaupt so weit kommen konnte, dass derart viele Gebäude dem Verfall anheimfielen? Hat man in Memmingen eine zu starke Zersiedelung des Umlands durch Neubaugebiete betrieben und so immer mehr Kapital aus der Altstadt abgezogen, die sich hernach zum Problemgebiet entwickelte?

    Das Problem beim Abriss des Nachbargebäudes ist nicht nur der Verlust des zugegeben kaum stadtbildprägenden, kleinen Hauses, welches hoffentlich erst im 19. Jahrhundert errichtet wurde, sondern v. a. auch der sich hier womöglich offenbarende Glaube der Stadtregierung, jedes Gebäude, das nicht in die Denkmalliste aufgenommen wurde, bedenkenlos abreißen zu können. Ich sehe davon abgesehen jedoch zunächst einmal keine Not zum Abriss. Dass das Versunkene Rathaus ansonsten für die notwendigen Sanierungsarbeiten nicht zu erreichen wäre, will ich nicht glauben. Zudem sieht das Häuschen noch relativ intakt aus - eine Sanierung wäre wohl kostensparend möglich. Bedauerlich, dass man von Seiten der Stadt im Haus keinen Wert als Zeugnis der Memminger Geschichte erkennt, dem man Fragen der perfekten Raumausnutzung unterordnet. Das kleine Häuschen zu vernichten, um anschließend einen "zeitgemäßeren" Neubau dort hinzupflanzen, halte ich für einen Modernisierungsglauben, der unbedingt vollständig überwunden werden muss. Eine Argumentation à la das Versunkene Rathaus muss frei stehen, um architektonisch voll zur Geltung kommen zu können, könnte ich noch eher, mit weniger Bauchschmerzen akzeptieren.

    Der Neubau Am Einlaß 3 hat keine traditionellen Fensterformate, es fehlen Sprossenfenster und Fensterläden, es wurden störende Metallrahmungen verwendet, der Chemieputz ist farblich grenzwertig und ohne Zweifel zu deckend und die Dachziegeln sehen mir zu sehr nach Baumarkt aus. Die Hausform an sich mit dem vorkragenden zweiten Geschoss ist freilich vorbildlich. Aber es geht ohne Frage immer noch bedeutend besser.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Fände ich auch mal interessant. Mir ist von Freiburg aus immer dieses deutliche Gefälle in Richtung Schwaben aufgefallen. In Baden sind so ziemlich alle Städte fast schon überpflegt - Straßen und Fassaden sind absolut geleckt und kaum etwas verfällt. Fahre ich dann über den Schwarzwald z.Bsp. nach Tuttlingen, finde ich mich in einer anderen Welt wieder - vieles wirkt heruntergekommen, verstaubt und unsaniert. :?:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Danke für die Berichterstattung über das "versunkene Rathaus", Zeno. Die Giebelseite ist nicht nur ein Musterbeispiel, wie geradezu aberwitzig der Modernisierungswahn ein historisches Gebäude entstellen kann, sondern auch für die Beziehung, die man in den 50er und 60er Jahren, aus denen wohl die Fenster stammen, zu historischer Bausubstanz gehabt hat. Immerhin wurde dieses stadtbildprägende wie monumentale Gebäude erhalten, anstatt durch einen Büroklotz ersetzt zu werden, auch wenn vom Inneren wohl kaum noch etwas erhalten sein dürfte, liest man doch auf der Homepage der Architekten, dass es schon 1890 zum Wohnhaus umgebaut wurde.

    Wenn das hier...

    http://www.lindauer-baudoku.de/images/referen…5-Memmingen.jpg

    ...allerdings eine Skizze des avisierten Soll-Zustandes darstellt, so bin ich ziemlich enttäuscht. Die Fenster passen ja weiter wie die Faust aufs Auge (mal abgesehen davon, dass es wohl viel zu viele sind), einzig am Erdgeschoss scheint wirklich etwas verändert zu werden? Handelt es sich eigentlich um einen Steinbau mit Balkendecken, oder ein reines Fachwerkgebäude? Die noch weitestgehend bauzeitliche Rückseite deutet ja eher auf ersteres hin.

  • Es muss ein Traum für Architekten sein, sich in so einer alten Stadt austoben zu können. Immerhin: der zu sehende Entwurf zeigt giebelständige Häuser zu den Straßenseiten, wobei das natürlich noch nix heißen muss. Persönlich muss ich allerdings gestehen, dass mir schon bei dem Anblick von Stahlbeton an so einer sensitiven Stelle ziemlich übel wird.

  • Hat da einer eine Hanfplantage im Dachboden eingerichtet, oder wieso ist so ein großer Teil des Daches durch Glas ersetzt? :lachen:

  • bezüglich Gerberplatz 4:
    in den bayr. Baudenkmälern ist es noch vermerkt, live gesehen vielleicht, aber das ist viel zu lange her, als dass ich mich daran noch ansatzweise erinnern könnte...

  • bzgl. Hintere Gerbergasse / heute Lindentorstr. 16:

    definitiv der selbe Blickwinkel, ein sehr interessanter Vergleich einst und heute.
    Das alte Gerberhaus hatte ich auch schon (soweit ich mich erinnere vergeblich) auf dem Stadtmodell gesucht.

    Jetzt ist es mir hier auch klar geworden:

    Hier stehen auch noch zwei einzelne Gebäude auf dem Gerberplatz.

    Auch im Bildindex lässt sich das jetzt nachvollziehen, vorne Mitte der Gerberplatz, vorne rechts das Eck Lindentorstraße,
    nach rechts verläuft die Hintere Gerbergasse:

    größer: http://www.bildindex.de/bilder/mi02181a03a.jpg

    Überhaupt bieten die insgesamt 129 (vorwiegend Detail-)Aufnahmen des MM-Stadtmodells von 1822/30 im Bildindex einen sehr interessanten Vergleich zur heutigen Situation.

  • Zur Tannengasse 3:
    Fürchterlich. Die Holzfassade sieht aus wie braun übermalter Sichtbeton.
    Fehlender Dachüberstand und die obligatorisch asymmetrischen Fensteranordnungen komplettieren den üblen Eindruck.

    Zitat von "eza-allgaeu.de"

    Desweiteren erhielt das Haus mehrere Auszeichnungen bei renommierten Architekturwettbewerben.

    Das ist meist ein sicheres Indiz, dass das Werk hässlich ist, ohne es anschauen zu müssen. :augenrollen:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)