Ja, das war auch meine erste Assoziation. Also, vielleicht nicht ausgerechnet Doros Palace, aber eben diese ganzen Lückenfüller in Mitte und Umgebung. Sehen ja eh alle gleich aus...Naja, aber Recht hat er insofern schon. Man kann hier nicht grad mit einem bedeutenden Architekten für ne Reko werben.
Potsdam - Quartier Synagoge und Acht-Ecken-Kreuzung
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Zitat
Oberbürgermeister Jann Jakobs fügte lächelnd hinzu, diesmal gebe es keinen Knobelsdorff-Bau, den man wieder errichten könnte.
Ich glaube, dieses "könnte" bedeutet "unter dem Druck der mich so nervenden Potsdamer Bevölkerung müsste". JJ ist geradezu erleichtert, endlich mal was modern-flippiges bauen zu können und nicht immer diesen völlig unsozialdemokratischen Monarchoscheiß.
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Denke ich nicht. Jakobs war Befürworter des historischen Stadtschlosses. Aber er scheint die permanente und künstlich politisierte Debatte nicht zwei mal erleben zu wollen. Aber es werden noch weitere folgen...
Ein Artikel über die Tüte Buntes aus dem Architekturwettbewerb.
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Interview mit dem Berliner Architekten Jost Haberland über seinen Sieger-Entwurf für die neue Potsdamer Synagoge:
Zitat
Haben Sie in der Architektur Vorbilder?Ja viele, klassische, etwa die Potsdamer Schule mit Schinkel und Persius. Ansonsten bin ich aufgrund meines beruflichen Werdegangs der Schweizerischen Schule verpflichtet: Daher vielleicht auch meine Vorliebe zu traditionellem Städtebau mit traditionellen Materialien und dem Respekt vor gewachsenen Stadtstrukturen und der Tradition der europäischen Stadt – aber alles in einer modernen, reduzierten Formensprache.
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Zitat von "Sagebiel"
Die Maerkische Allgemeine hat offenbar das Bild des Siegerentwurfs inzwischen aus dem online Artikel entfernt. Schade. Sah mir aus wie ein Allerweltsgebaeude. Keine Spur von Schinkel und Persius, das ist mal wieder der pure Hohn!
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Abseits der Aussagen zur Religion kann ich Herrn Joffe sehr zustimmen; hatte ich der jüdischen Gemeinde anlässlich ihres Spendenaufrufs damals auch in ähnlicher Form geschrieben.
Potsdam verdient eine echte Synagoge
Zitat[...]Sie kritisieren die Pläne für die neue Potsdamer Synagoge. Warum?
Eine Synagoge ist als Gebäude das Gesicht, das Erscheinungsbild nach außen für die jüdische Gemeinschaft. Ich unterscheide zwischen Bedarf und Bedürfnis nach einer Synagoge. Vom Bedarf her würde ein großes Zimmer zum wöchentlichen Beten genügen, wie im Übrigen bei den meisten christlichen Gemeinden in Potsdam. Aber es besteht das Bedürfnis nach einer repräsentativen Synagoge, die aussagt, in dieser Stadt gibt es Juden, jüdische Kultur, Gottesdienste, Feierlichkeiten. Eine Synagoge in Potsdam darf nicht nur das repräsentieren, was vorhanden ist. Sie muss eine Perspektive geben für die Juden, die noch nicht zum Judentum gefunden haben. Sie sollte eine Anziehungskraft ausüben und eine Vision aufzeigen.Eine Vision sehen Sie beim Siegerentwurf von Jost Haberland nicht?
Positiv ausgedrückt: Potsdam verdient eine echte Synagoge, eine Synagoge, die auch so aussieht, für Juden und – ganz wichtig – auch für Nichtjuden. Gerade die nichtjüdischen Potsdamer haben ein Bedürfnis, keinen Bedarf, aber ein Bedürfnis nach der Synagoge. Viele meiner nichtjüdischen Freude sagen mir, wir wollen in unserem Stadtbild auch so ein Element haben. Auf der Achse zwischen Nikolaikirche, Garnisonkirche und dem zukünftigen Stadtschloss gehöre auch so ein Farbtupfer.Ich selbst möchte gern mit meinen Besuchern in die Schloßstraße gehen und stolz sagen, das ist „unsere“ Synagoge.
Und da frage ich Sie (Ud Joffe zeigt auf eine Grafik des Haberland-Entwurfs), wenn irgendjemand nach Hause reist mit so einem Foto. Da steht er und seine Frau vor der Synagoge und zeigt seiner Tante in Amerika, sieh her, was könnte das sein? Eine Synagoge? Wohl nicht. Welchen Mehrwert hat das dann für die neue Potsdamer Mitte?Es soll ja noch jüdische Symbolik an der Fassade hinzukommen
Wenn Ihnen ein Kuchen nicht geglückt ist, werden Sie das auch nicht mit ein paar Schokobonbons oder ein wenig Créme drauf noch drehen können. Entweder ist der Kuchen gelungen oder nicht. Ich habe lange nachgedacht und ich finde, der Kuchen ist definitiv nicht gelungen.Misslungen deshalb, weil etwa zu viele Büros eingeplant sind?
Neun Büros auf über 200 Quadratmetern! Ich meine, was soll da rein? Microsoft? Dafür hat der Synagogensaal nur eine Größe von 110 Quadratmetern. Ich muss sagen, ich war schockiert, als ich den genauen Etagenplan zu Gesicht bekam. Übrigens, nicht einmal bei der Vorstellung des Synagogenwettbewerbs waren die jüdischen Gemeindemitglieder über den genauen Etagenplan informiert. Was genau alles untergebracht werden soll ist uns erst im Herbst peu à peu bekannt geworden.Was ist falsch am Raumprogramm?
Es ist überdimensioniert und konzeptionell nicht durchdacht. Es liegt dem Entwurf kein Gesamtkonzept der jüdischen Gemeinschaft in Potsdam zugrunde. Es kann nicht sein, dass man ein Bauprogramm entwickelt völlig unabhängig davon, was im Kibbuz angeboten wird, was bei Shimon Nebrat und den Gesetzestreuen Juden läuft und was das Abraham Geiger Kolleg macht. Zwar gehen nicht alle kooperativ miteinander um, aber jeder erbittet sich etwas. Wir brauchen einen großen runden Tisch, an dem miteinander verabredet wird, wer was wo machen möchte. Diese Grundanalyse war von vornherein nicht vorhanden.War es ein Fehler, Synagoge und Gemeindezentrum in einem Haus zu vereinen?
Ich fühle mich schon ein wenig getäuscht: Es wurde immer propagiert, Potsdam baut eine Synagoge. Im Ergebnis bezieht die Synagoge kaum 25 Prozent der Kubatur und ist nach außen nicht als Synagoge erkennbar. Verstehen Sie, wir reden über die Schloßstraße 1! Es reicht nicht, einen großen Davidstern draußen dranzukleben. Viele neue Synagogenbauten sind auf hundert Meter als solche erkennbar – ohne dass ich herankommen und lesen muss, aha, das ist vielleicht eine Synagoge. Wenn eine erkennbare Synagoge nicht erwünscht ist – warum sie dann an dieser Stelle überhaupt bauen? Das ist absolut unlogisch.Sie meinen, der Haberland-Entwurf verheimlicht die Nutzung des Gebäudes?
Ich will Haberland nicht zu sehr kritisieren. Den Raumbedarf und die Machbarkeitsstudie haben den Architekten nicht viel Raum für Kreativität gelassen. Es ist von unten erstickt worden. Wenn Sie so viele Büros in einer Etage unterbringen müssen, landen Sie bei einem Gemeindesaal von nur drei, vier Meter Höhe. Diese Raumhöhe erlaubt einfach bestimmte Dinge nicht. Musik zum Beispiel. [...]Quelle und vollständiges Gespräch: PNN
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Würd ich als Potsdamer, egal ob Jude oder Gojim, genauso sehen...
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Wie sieht denn eine echte Synagoge aus?
Abgesehen davon, dass ich den Entwurf für Potsdam entsetzlich fand, gefallen mir die Neubauten in Dresden oder München eigentlich recht gut. Kann denn so eine Synagoge aussehen?
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Hat sich bereits jemand zu einer möglichen Rekonstruktion der historischen Synagoge geäußert?
Das wäre doch wahrlich ein Meilenstein für die jüdische Gemeinde in Deutschland. So weit ich weiß, wurde doch bislang nicht eine einzige 1938 verbrannte Synagoge (komplett)rekonstruiert. Oder irre ich da?
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Du irrst. In Lemgo wird die nach der Reichsprogromnacht zerstörte Synagoge derzeit rekonstruiert. Allerdings nur vom Außenbau, das Innere wurde den modernen Anforderungen eines Gemeinde- und Bethauses angepasst.
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Ich weiß jetzt auch nicht genau, was sein Problem ist. Außer nem Davidstern und vielleicht den Gesetzestafeln fallen mir auch keine weiteren Gestaltungselemente ein, die ein Gebäude zu einer Synagoge machen. Zu Grünbderzeiten sahen die schließlich auch nicht selten wie (neo)romanische Kirchen aus. Mir sagt dieses Exemplar alleridngs mehr zu, als diese monströsen Solitäre in DD und M. Am meisten regt er sich ja eh über die Raumverteilung auf.
Tja, für ne Reko bedürfe es erst eines Abrisses. Den gibts bestimmt nicht so einfach.
@ursus
"Gojim" ist Plural. "Goi/j/y" tuts auch ;). Nur mal so nebenbei... -
Zitat von "Benni"
@ursus
"Gojim" ist Plural. "Goi/j/y" tuts auch ;). Nur mal so nebenbei...Benni
danke. Klar doch, Goi. War mir offenbar zu einfach. Wenn man sich immer gekünstelt ausdrücken will, flüchtet man sich in so pseudo-komplexe Abwandlungen.ZitatWie sieht denn eine echte Synagoge aus?
Na ja, da gibt s schon klar erkennbare Muster, vor allem im Mittelalter.
Später dann überwog die, wenn man so will, Pseudoorientalistik.
Auf jeden Fall sind Synagogen in aller Regel als Sakralbauten erkennbar, was bei diesem Kubus da nicht der Fall ist. Ich verstehe die Joffesche Enttäuschung recht gut. -
In diesem Quartier geht es ebenfalls voran, der Plattenbau ist abgerissen.
Ein schlechtes Handybild gegen das Licht, aber zum Beweis reicht es aus. Rechts im Bild ist der Rest der Acht-Ecken-Kreuzung. Das Pendant links dazu wird ja einer der Leitbauten für dieses Quartier.
Kann man den Thread umbenennen in:
Potsdam - Quartier Synagoge und Acht-Ecken-KreuzungModerationshinweis (Palantir): Ja, das ist wohl sinnvoll - und bereits geschehen.
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Ein besseres Bild aus der Nähe.
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Der Baugrund von oben:
2/8 Ecken von unten:
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Ach ja:ZitatDer Architekt Jost Haberland lehnt in einer Erklärung eine Umplanung des Synagogenneubaus nach den Wünschen seiner Kritiker strikt ab. Den Einwänden gegen den Entwurf fehle "jedes architektonische Niveau", der gesamte Planungsprozess würde von den Kritikern "ad absurdum" geführt. Inzwischen hätten die Polemiken gegen den Architekten und seine Arbeit "jedes Maß verloren".
http://www.synagoge-potsdam.de/userfiles/images/201103_Erklärung%20Haberland.pdfJa, diese vielen Idioten sollen bitte alle die Fr... halten - schließlich werden ja nur überwiegend öffentliche Gelder verbaut und ich (J. Haberland) bin doch ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
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Und die Standardargumentation gibt's obendrein:
ZitatWir respektieren in allen unseren Projekten die Geschichte des Ortes, um sie den Bedingungen unserer Zeit entsprechend zu interpretieren. Aus diesem Grund stehe ich dem zur Zeit starken Trend zur Rekonstruktion ablehnend gegenüber. Diese Haltung provoziert in Potsdam Polemiken gegen mich und meine Arbeit, die mittlerweile jedes Maß verloren haben. Die Tradition der europäischen Stadt besteht aus einem Nebeneinander von Architekturen unterschiedlicher Zeiten und einer Vielfalt von Stilen, die die Zeitauffassungen und das Lebensgefühl Ihrer Erbauer widerspiegeln. Dies macht Ihr Wesen und ihren Reiz aus.
Dass deutsche Städte zumeist flächenmäßig zerstört und ihrer Identität beraubt worden sind (und somit andere Ansätze erfordern als die baugeschichtlich konstante "europäische Stadt"), spielt im modernistischen Denken keine Rolle. -
Dass der Plattenbau weg ist, ist schon mal toll. Aber erklärt bitte einem Außenstehenden, was hier jetzt hinkommt. Unify hatte geschrieben, dies wäre ein Leitbau und ich meine auch schon mal gelesen zu haben, dass das zweite Viertel der acht Ecken ergänzt werden sollte. Kommt hier der historische Bau wieder hin?
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Also, auf der Zeichnung in diesem Link lässt sich auch eine zweite "runde Ecke" erkennen. Das ist doch ein positives Zeichen.
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Also, auf der Zeichnung in diesem Link lässt sich auch eine zweite "runde Ecke" erkennen. Das ist doch ein positives Zeichen.
Aber das ist doch nun wirklich schon ein alter Hut!
Dass eines der Acht-Ecken-Häuser rekonstruiert werden würde, war also schon lange bekannt. Allerdings nützt einem diese Tatsache allein reichlich wenig, waren die Häuser doch nur im Ensemble zu begreifen und erst in diesem Zusammenhang wirklich wertvoll. Insofern könnte man sich die Reko eines Hauses sparen. -