Potsdam - Quartier Synagoge und Acht-Ecken-Kreuzung

  • Für mich sieht es eher so aus, als wäre die Pappröhre ein Schutz für den Stahlpoller - damit er beim Betonieren der "Gehbahn" nicht verschmutzt wird (siehe dein 1. Bild).
    Traurig genug, dass solch Schutzeinrichtung als nötig erachtet werden muss - aber lassen wir uns "überraschen", wenn die Hüllen fallen.

    Es sind ganz offensichtlich Stahlpoller - zum Glück für das Gesamtbild wurde wohl nur der Unterbau betoniert und die Oberfläche mit Kleinsteinpflaster belegt.

  • Da kann sich Dresden mit ihrer Synagoge eine dicke Scheibe abschneiden.

    Da ist drumherum noch Platz, um eine Umgebungsbebauung zu errichten. Dort muss sowieso nachverdichtet werden, um das touristisch einladende Autobahnraststättengefühl der Petersburger Straße loszuwerden.

  • Es wir für mich immer das Mahnmal dafür sein, was passiert wenn ein Modernist sein Ego mit allen Mitteln durchsetzt und sich dabei dreifach bezahlen lässt :D

    Die durchbrochene Parabel des Haupteingangs steht hier sinnbildlich für den Fortschritt in der Planungsphase : Kurz nach erreichen des Höhepunkts wird dieser von einem großen Kubus durchbrochen, der den Niedergang herbeigeführt hat ;).

  • Also kitschiges oder letztklassiges kann ich nicht sehen. Ganz im Gegenteil. Ich finde es sogar ziemlich gut. Nur das Eingangsportal hätte man besser hervorheben sollen. Das ist mir zu verschachtelt.

    Es ist zwar ein Solitär, aber es wirkt, als ob das Gebäude schon früher dagewesen wäre. Also früher als seine Nachbarn.

    Beauty matters!

  • In der Nahwirkung finde ich die Synagoge doch recht solide, der hochwertige Klinker macht wirklich viel aus.

    In der Fernwirkung stört mich die Klotzigkeit des Flachdaches. Man müsste wenigstens eine ordentliche Dachbrüstung aufsetzen, eine Attika. Dann könnte das ähnlich wie beim Kleihues-Bau (neues Haus Liebermann) am Brandenburger Tor wirken:

    1024px-Pariser_Platz_in_April_2013_8.JPG

    Interfase, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

  • schlechtproportioniert, kitschig und nicht stadtbildgerecht. Kurzum letztklassig.

    „letztklassig“ - ist das Dein Ernst?

    Wenn man die Galerie der deutschen Nachkriegssynagogen so durchblättert, scheint besondere Hässlichkeit oberste Architektenpflicht zu sein. Daran gemessen, finde ich den Potsdamer Bau gut. Evtl. sogar der bislang beste Nachkriegsbau.

    Dass der Vergleich mit den Synagogen aus der Zeit vor 1914 verloren wird, ist selbstverständlich so.

  • Mit dem Eingang werde ich mich nie anfreunden können. Da so eine Erkerkante mitten reinzuhauen, ist nicht nur äußerst unangenehm anzuschauen, sondern geradezu bedrohlich für jeden, der da durch möchte. Mir fällt auch weder eine ästhetische, funktionale noch eine symbolische Begründung ein, warum man das so machen sollte, außer: hat man leider nicht besser hinbekommen.

    Davon abgesehen, schließe ich mich den (meisten) Vorrednern an: Im großen und Ganzen vertetbar, wobei das Material und die 7 Rundbögen viel ausmachen.

  • Ich war ja ein Kritiker der ersten Stunde dieses Baues in der Planungsphase. Nach Fertigstellung muss ich jedoch sagen, dass er doch als Solitär ganz gut ist.

    Eines der wenigen modernistischen Beispiele, dessen Endergebnis besser ist als die Visualisierung. Was selten ist. Zumindest mein Eindruck. Kann sich durchaus sehen lassen.

  • Ich habe im Netz keine aussagefähigen Bilder des fertiggestellten Inneren der Synagoge finden können.

    Die Synagoge soll ja - dem Konzept nach - grundsätzlich allgemein zugänglich sein, und auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. Ich wäre sehr dankbar, wenn jemand bei Gelegenheit Fotos machen könnte.

  • Ich war ja ein Kritiker der ersten Stunde dieses Baues in der Planungsphase. Nach Fertigstellung muss ich jedoch sagen, dass er doch als Solitär ganz gut ist. Zurückzuführen ist das m.E.n. auf die Materialität. Der sandfarbene Klinker gibt dem Bau eine Anmutung eines nahöstlichen Tempels, was im Kontext als Synagoge eine schöne Reminiszenz an den salomonischen Tempel ist.😊

    Die vertikalen, sich nach oben verjüngenden Fenster samt den darüber liegenden Parabel-Bögen, die von ornamentalen Klinker-Texturen betont werden, greifen zudem Formen des Backstein-Expressionismus der1920er auf und interpretieren sie neu.

    Kitschig geht anders. Gefällt mir gut!

  • ^Die Diskussion hatten wir bei der Konzeption der Synagoge lange.

    Grundsätzlich gilt erstmal: jede Religion hat einen Anspruch auf einen städtebaulichen Hochpunkt. Das gilt natürlich auch in Potsdam, wo alle Buchreligionen zusammen (die beiden christlichen Kirchen, Juden und Muslime) zusammen nur ca. 20 % der Bevölkerung in ihrer Mitgliedschaft haben.

    Bei der Konzeption der Synagoge gab es in dem extrem strittigen Prozeß der Gestaltfindung einen schöne Variante mit einem "Krönchen", der diesen Hochpunkt aus meiner Sicht deutlich überzeugender gelöst hat. Statt des Krönchens haben die Gemeinden dann die Parabelfassade durchgesetzt - man hätte ja auch beides machen können.

    Aber die Landeskulturministerin Schüle (SPD) hat die Synagoge mit Staatsgeldern durchgezogen und die Auseinandersetzungen und Wünsche der vier Potsdamer jüdischen Gemeinden weitgehend beiseite gelassen.

    So ist die heutige recht halbgare Fassung entstanden, die allerdings deutlich besser ist als in anderen deutschen Städten mit neugebauter Synagoge.

  • Leider wird der graue Rohputz des Karl-Marx-Achteckenhauses gerade mit grauer Farbe der exakt selben Helligkeit überstrichen. So dass man leider befürchten muss, dass es dabei bleibt.