Potsdam - Quartier Synagoge und Acht-Ecken-Kreuzung

  • Das ist natürlich richtig, Jakob, abgesehen davon, dass man auch qualitative Kriterien heranziehen muss. Auch das Nauerner Tor for instance ist nicht gerade "potsdamisch". Die derzeit errichteten modernen Gebäude sind idR nicht besonders hochwertig, aber sie passen dazu und fügen sich ein. Dieses Machwerk hingegen erfüllt keines der beiden Kriterien.

  • Stimmt, Kehilat Israel hatte ich vergessen. Du glaubst doch aber nicht im Ernst, daß für diese rechts zitierte Variante ein Konsens zwischen den Gemeinden besteht, oder?

    Also: deshalb baut das Land jetzt nach zehn Jahren Streit den modifizierten Haberland-Entwurf, der ja seit dem Wettbewerb schon deutlich besser geworden ist. Wer das Haus nutzen will ist willkommen, wer eigene Wege gehen muß wird nicht aufgehalten.

    ...ihr solltet bedenken, wie der Entwurf für die Synagoge ursprünglich ausgesehen hat. Ich finde die Kritik am jetzt umgesetzten Entwurf absolut berechtigt - mir gefällt der Bau auch nicht. Aber es hätte noch wesentlich schlimmer kommen können...

  • …und auch wesentlich besser, wenn man die Juedische Gemeinde haette mache lassen. Gibt auch noch eine Vorschlag von diesen, den Politik und Architekt nicht wollte.

  • Altstaedter

    Dieser ursprüngliche Entwurf ist quasi ein Muskelklotz, der seine Nachbarn zur Seite drückt. Will sagen: Paßt auch nicht auf diesen Bauplatz und an diesen Ort, hat aber Gewicht und (für meinen Geschmack) architektonische Qualität. Jetzt kommt eher ein seltsamer Füllbau für die Kasbah von Tourististan.

    So, das war´s jetzt auch von meiner Seite. Das Ding steht, vielleicht liegen die wahren Werte ja im Inneren.

  • Der ursprüngliche, einfachere Bau ist sogar wesentlich besser. So pseudohistorisierender Kriskrams wie dazugekommen haben einem modernen Bau noch nie gutgetan.

  • Ich weiß nicht, ob ich die Fassade jetzt edel finden oder mich an die Bahnhofspassagen erinnert fühlen soll. Der Rest des Gebäudes wird hoffentlich durch die Ellipsenbogen-Fenster interessanter.

    Synagoge 15.8.23

  • Ich hab den letzten Prozess um die Fassadengestaltung übrigens zeichnerisch begleitet. Hab ungefähr 150 verschiedene Skizzen für die Gemeinde angefertigt. Ablauf war ungefähr : Sie haben sich gewünscht, ich habs für sie aufskizziert, es sollte an den Architekten gehen, er sollte umsetzen. Das Volumen war leider kaum mehr Änderbar. Aber Haberland hatte dennoch den klaren Auftrag umzusetzen was von den Gemeinden kommt. Wo gibts Fenster? Wo gibts Ornament? etc... Er hat alles ignoriert, bewusst nichts von den Wünschen umgesetzt und immer modernistisch abgewandelt. Beispielsweise wollten wir 7 Rundbogenfenster, er macht 1 durchgehendes, rechteckiges Fensterband, eine Woche vergeht, wir sagen "Mach 7 Rundbogenfenster", er macht 7 rechteckige Stanzfenster, wieder eine Woche vergeht, Er macht 7 Parabelfenster. Und so ging das bis in die Unendlichkeit.Sowas kam immer zurück :


    Ein gutes Jahr hat er uns so hingehalten. Hat vorher noch ganz groß schwadroniert er sei in Isreal gewesen und habe Synagogen studiert und das fleißt jetzt hier ein. Irgendwann war man sich von Seiten aller GEMEINDEN aber dann doch einig (Es geht hier darum wo Öffnungen in der Fassade sein werden, die textur mal nicht beachten :D )


    Hat er wieder nicht gemacht und stattdessen seinen, jetzt am entstehenden, Entwurf präsentiert. Das sah ein teil der Gemeinden nicht ein.

    Es kam wieder zur Baustartverzögerung. Die anderen Gemeinden wurden ungeduldig und, die Potsdamer kennen es, zerstritten sich alle wieder. Ein Teil wollte einen schönen Bau durchsetzen, der andere wollte einfach nur losbauen. Letztere haben durch ein ziemlich intrigantes Spielchen gewonnen.Die Öffentlichkeit dachte mal wieder, dass es die üblichen Streitereien waren.


    Jetzt haben wir den Salat. Klar kann man einiges auch an der allseits bekannten jüdischen Streitmentalität aufhängen, aber es tut mir persönlich mehr weh wenn ich daran denke, dass das allerletze Scheitern zurückzuführen ist auf einen sturen, bockigen Architekten, der nicht außerhalb von Boxen denken kann.Eine Schande für meinen Berufsstand...Anbei ein paar der Skizzen, die ich gemacht hab.


  • Oh man… insbesondere die zuletzt gezeigte Zeichnung ist wirklich schön - unendlich besser, als das, was da jetzt umgesetzt wird. Sehr schade!

  • Ist das eine bittere Geschichte… Warum hat man nicht den Architekten gewechselt, wenn er absolut nicht in der Lage war, die Kundenwünsche umzusetzen? Was ja, äh, irgendwie sein Job ist?!?!

  • Ich habe mir erlaubt, das Zusammenspiel von Frau Schüle und Herrn Haberland zustimmend den Äußerungen von Herrn Ud Joffe und Herrn Ulrich Zimmermann als "institutionellen Antisemitismus" zu bezeichnen. Es war ein absolutes Trauerspiel, wie mit den Wünschen und Vorschlägen der jüdischen Gemeinden in Potsdam umgegangen wurde.

    Laut gekräht, dass man ja schließlich eine Wiedergutmachung zu leisten habe - - - und dann diejenigen, gegenüber denen man die historische Bringschuld zu leisten habe, nahezu komplett ignorieren. Ihnen im Gegenteil sogar den eigenen Willen des "Leistungspflichtigen" aufzudiktieren ist unglaublich.

    Mag sein, daß der eine oder andere Forist meine Meinung für überzogen oder gar falsch hält - - - die Arbeitsweise der Ministerin und des Architekten sind noch viel falscher.

  • Ich fürchte, dass die architektonischen Fragen - die wir hier zurecht diskutieren - bei den Entscheidungen gar keine Rolle spielten.

    Seitens der Landesregierung, die den Bau bezahlt, ging es nur und ausschließlich darum in der Landeshauptstadt eine Synagoge zu haben, die man möglichst international herzeigen kann. Die Bedürfnisse der Gemeinden oder des Stadtgefüges waren völlig nebensächlich.

    So kommt es jetzt dazu, dass das Land eine Synagoge baut, diese von einer gemeinnützigen Organisation, der "jüdischen Caritas", betreiben lässt und sich für alles danach nicht interessiert. Die Probleme der Gemeinden mit dieser Architektur, die Pake richtig beschrieben hat, werden nach der glamurösen Eröffnung alle wieder aufbrechen und nur dadurch verdeckt werden, dass das Land Bau und Betrieb dauerhaft bezahlt.

  • Beschaemend dieser Umgang mit unserer Juedischen Gemeinde!

    Erstmal ein schoenes Hallo!

    Ich moechte das Thema nutzen und Euch erzaehlen, das das alles hier Systeem hat.

    Nicht nur die Juedische Gemeinde wurde regelrecht erpresst

    und die Protestanten mussen uebers Mienenfeld,

    sondern auch die Orthodoxe Gemeinde musste vieles ueber sich ergehen lassen.

    Als ich 2019 bei der Kolonie Alexandrowka und der dortigen Orthodoxen Gemeinde

    war, war gerade die Baugehnemigung fier ein neues Gemeindezentrum eingegangen!

    Man feierte. Ich habe mit mehreren Damen und Herren gesprochen und diese nartuerlich Beglueckwuenscht!

    Ich erfuhr von drei verschiedenen Personen, darunter auch von Stand, das als neue Architektur

    ein traditionelles Gebaeude vorgesehen war. Als Standort war direkt beim Friedhof vorgesehen.

    Die Behoerden sollen alles gegeben haben ein Bauhaus Gebaeude zu erzwingen.

    Die Gemeinde wollte eigentlich aus Dankbarkeit zu Potsdam und zur Hoeflichkeit traditionel bauen.

    Daraus wurde leider nichts!

    Ps. Hat jemand eigentlich Bilder wie das neue Gemeindezentrum geworden ist?

    Es ist gleich neben dem Orthodoxen Friedhof. - Vielen Dank!

  • Weil es kein Gebäude wie jedes andere, sondern ein Gotteshaus ist. Die Kirchen in Potsdam halten sich auch nicht an die Geschosshöhe benachbarter Straßenzüge. [...] Moderationshinweis: Entfernt. Wir bitten um einen netteren Umgangston.

  • Moderationshinweis: Es ist doch nicht so schwer, einen höflichen und sachlichen Umgangston hier im Forum zu pflegen. Scharfe Angriffe auf andere Forenteilnehmer sind hier nicht erwünscht. Streitet euch über die Sache, aber werdet doch nicht immer so schnell persönlich. Der Satz, der Auslöser für die Diskussion über den Umgangston war und die Diskussion selber wurden entfernt.

  • Das, was den jetzt umgesetzten Entwurf zu einem absoluten Unding macht, ist dieser angeschnittene Eingangsbogen. Da kräuseln sich sich die Fußnägel, egal ob man es aus klassischer oder aus moderistischer Perspektive betrachtet. Tektonisch absoluter Müll, und zusätzlich hat man immer wenn man reingeht, diese scharfe Kante vom Gebetsraum überm Kopf. Das ist in allen Skizzen von Pake alleine von der Anordnung besser gelöst.