Potsdam - Quartier Synagoge und Acht-Ecken-Kreuzung

  • Es gab nie Einigkeit zwischen den jüdischen Gemeinden auf der einen Seite und dem Architekten Haberland auf der anderen.

    Da aber die Landesregierung Auftraggeber und Bauherr der Synagoge ist, und sich in deren Wettbewerb Jost Haberland als Sieger durchgesetzt hat ist das rechtlich irrelevant. Das Land Brandenburg baut eine Synagoge unter Beratung der jüdischen Gemeinden. Danke für Ihre Meinung, aber wir machen es anders.

    Haberland interessiert sich nicht für die traditionalistischen Ansichten der jüdischem Gemeindemitglieder (aus deren Umfeld die Entwürfen stammen, die auch in den Medien sind). Er will einen modernen, kubischen, ineinander verschachtelten Bau und das Land will auch auf Biegen und Brechen etwas abstrakt-modernes.

    Die jüdischen Gemeinden können das Schachtel-Ungetum dann nur weitervermieten und von der Pacht eine vernnftige Synagoge bauen.

  • Ergo wäre es dann doch eigentlich Aufgabe des Bauherren die guten und richtigen Argumente des späteren Nutzers Jüdische Gemeinde aufzunehmen und dem Auftragnehmer Architekt Haberland zur Verbesserung aufzutragen?

    Der Architekt ist doch nur der Auftragnehmer, der sich an die Vorgaben seines Auftraggebers zu halten hat - das würde mir zumindest mein Hausverstand sagen, aber der ist in D derzeit glaublich nicht mehr immer gefragt. Dann kommt leider auch so ein Schlamassel dabei heraus.

  • richtig, nicht die Jüdischen Gemeinden sind Auftraggeber, sondern das Land Brandenburg.

    /ironie anfang
    Die Jüdischen Gemeinden sollen sich dann da nur hineinbegeben und gefälligst wohlfühlen. Ist ja schließlich für lau für sie. Dann darf es auch hässlich, unpraktisch und entgegen den Religionsanforderungen gebaut sein.
    /ironie ende

  • Danke, Snork, endlich mal jemand, der das sizialianische Vorbild kennt und nicht auf die angebliche Referenz in Rom mit den geraden Ecken rekurriert. Die Vier Ecken (Quattro Canti) waren den Zeitgenossen wohlbekannt und die konkave Form ist für die Kreuzung wichtig.

    Entscheidend wird sein, ob die städtebauliche Klammer der acht Ecken die Verwässerung des architektonischen Konzeptes durch "Interpretationen" einerseits und das Herausrücken der Ostseite um sieben Meter andererseits übersteht. Ich bin davon noch nicht überzeugt. Gottlob wird die Westseite recht anständig.

  • Doch wohl Mantikor! Ehre, wem Ehre gebührt! Danke an Selbigem, dem richtigen, auch von mir, hier war ich leider noch nie, obwohl ich dieses Ensemble mal in einem Vortrag über Potsam verwendet habe.

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (2. Dezember 2019 um 10:33)

  • Ja potsdam-fan,hier geht es offensichtlich nur seeehr schleppend voran.:sad:Der Aussenbau müsste eigentlich schon längst fertig sein.Warum es dort nicht so recht weitergeht -vielleicht weiß Konstantin näheres?

  • Auf allen Baustellen der Bürgerstadt AG herrscht ja seit Jahren der gleiche Virus: ewig zähe Bautätigkeit. Das ist ja bei der Brauerstraße 1 nicht anders: das Haus ist 2020 im Innenausbau und die Vergabeentscheidung der Stadt war 2010.

    Nach meiner Beobachtung werden die Baustellen, im übrigen auch die von Lelbach, in Einzelvergabe umgesetzt. Das ist - wenn man es richtig macht - natürlich billiger als ein GU aber mitunter eben auch deutlich zeitaufwendiger. Ich kann mir das nur so erklären, daß ein Nutzerdruck und damit ein Termindruck nicht oder nur nachrangig da ist. Offenbar sind die Endkäufer alle Kapitalanleger, denn Selbstnutzer würden ja einen viel höheren Fertigstellungsdruck entfalten.

    Die sozialromantischen PR-Fantasien von musizierenden, polyglotten freischaffenden Philantrophen, die nach der digitalen Nomadenarbeit noch ein paar Takte komponieren oder in ihrem schallentkoppelten Musikzimmer ihre Fender Stratocaster traktieren scheint sich genauso als Täschung zu erweisen wie der geplante Jazzkeller. Alles Schall und Rauch, um die Vergabewettbewerbe zu gewinnen. Aber die Stadt will ja offenbar belogen werden, sonst hätten sie der Bürgerstadt nicht ein ums nächste Projekt gegeben.

    In Potsdam ist die Bürgerstadt längst als der Invstor mit den verrottenden Bauschildern bekannt.