Potsdam - Wiederherstellung des Stadtkanals

  • Die Aussage von Schubert: "Ihm gehe es nicht „um eine historische Wiederherstellung, sondern um eine zeitgemäße Interpretation von Potsdamer Baugeschichte“[/i]" stimmt mich etwas skeptisch. Bei "zeitgemäßen Interpretationen" schrillen bei mir immer die Alarmglocken.

  • ...Nicht nur bei Dir, habe den Mist auch gerade gelesen.
    Wenn man etwas Positives nicht mehr zerreden und so verhindern kann, dann wird es modern oder zeitgemäß uminterpretiert und so unkenntlich gemacht.

    Luftpost

  • Die Aussage von Schubert: "Ihm gehe es nicht „um eine historische Wiederherstellung, sondern um eine zeitgemäße Interpretation von Potsdamer Baugeschichte“

    Das hört sich so an als ob Regula Lüscher auch hier mitmischen würde. ;)
    Aber ich frage mich schon ernsthaft was man am Stadtkanal denn nun konkret unbedingt "zeitgenössisch" interpretieren will. Was soll das heißen? In Anlehnung an das Berliner Schlossumfeld vielleicht reichlich Beton und wenig Grün? Vielleicht keine eisernen Brüstungen?

    Und ist der bisher wieder hergerichtete Abschnitt des Stadtkanals "modern"??

    Von Florian S., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23783376

  • Das oben gezeigte Bild finde ich sehr interessant, denn dort wo damals die Fachhochschule stand wird man bald einen Blick auf das neue Quartier haben.

    Nun eventuell werden die Brücken, die den Stadtkanal überquert haben, nicht aus Stein sondern aus Eisen sein. Keine schnörkeligen Lampen, keine Brückenfiguren, nur ein billiges Baumarktgeländer (siehe Stadtschloss Potsdam).

  • [...] Aber ich frage mich schon ernsthaft was man am Stadtkanal denn nun konkret unbedingt "zeitgenössisch" interpretieren will. [...]

    Na das Wasser fließt stromaufwärts und ne Nummer schneller. Ist ja sonst langweilig.

    Nein, natürlich Kanalwände aus Beton, Hornbach-Geländer, Kunst am Bau (ganz wichtig) und irgendwelche Spielplatzgedönse, welche kaum genutzt vor sich hin gammeln, in 20 Jahren entsorgt und durch neue Spielplatzgedönse ersetzt werden. Also die übliche Mischung aus möglichst billig und Klientelwirtschaft.

    So zumindest meine Prognose.

    PS: Natürlich könnte auch einfach gemeint sein, dass das Wasser im Kanal in Bewegung sein soll und nicht, wie historisch, nahezu stehend und damit die historischen Gerüche nicht rekonstruiert werden.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Der hat nie gestunken! Das sind Begründungslegenden, um ihm damals ohne Widerstand zuschütten zu können. Und die gleichen Leute, die heute noch gegen das historische Potsdam polemisieren, halten solche Legenden schön am köcheln. Davon gibts ja noch mehr, auf andere Gebäude und Sachverhalte bezogen.

    Luftpost

  • Na, es stimmt wieder nur die Hälfte - typisch Henri Kramer. Der will wieder nur Zoff produzieren. Und Fusajiio fällt natürlich gleich drauf rein - ungewollt. Für Kramer wäre es der GAU wenn sich alle einig sind.

    1. Von einer "zeitgemäßen Interpretation" ist bestenfalls in Teilabschnitten vor dem Zentrum Süd die Rede. Der Kanal steht unter Denkmalschutz (jetzt als Bodendenkmal, in den Abschnitten, wo er freigelegt ist, als Technikdenkmal). Da kann man nicht einfach etwas "interpretieren" - erstmal muß gegraben werden, damit man sieht, was noch da ist.

    2. Daß im Herbst "Pläne vorgelegt" werden glaube ich kaum. Es geht in der zweiten Jahres-Hälfte mit den Planungen los.

    Der Kanal ist im Gegensatz zur Potsdamer Mitte ein schwieriges Projekt, da hier u.a. folgende Faktoren zusammenspielen:
    - Denkmalschutz
    - Parkplatzinteressen der Bürger (320 Stellplätze im Kanalbett)
    - Bautechnik (Wasserbau) inkl. Gründungstechnik
    - Brückenbau (10 Brücken, davon eine, die Breite Brücke, Bundestraßenquerung)
    - Straßenbahn
    - Umverlegung Stadttechnik
    - Grünausgleich
    - Wasserrecht

    Hinzu kommt das Thema Finanzierung. Aus dem laufenden Haushalt der Stadt sind 60-90 Mio. Euro nicht zu finanzieren. Für Denkmalschutz, Tourismus, Radverkehr, Reginale Wirtschafsentwicklung usw. gibt es hunderte Förderprogramme auf Bundes- und Europaebene - das hat alles einen langen Vorlauf.

    Schön wäre aber, wenn es wirklich vorwärts ginge.


    @ Luftpost: Bitte Propaganda nicht mir Propaganda beantworten. Natürlich hat der Kanal gestunken, als nach dem Krieg das Abwassersystem der Altstadt kaputt war und die Fäkalien frei entwässerten. Und natürlich ist dieses Argument mit Vorsatz von den Sozialisten verwendet worden um ein Stück Stadtgeschichte zu zerstören. Aber deshalb darf man das nicht einfach leugnen, sondern muß es erklären.

  • An der Ecke, wo teilweise das Trippenhaus stand, kommt aber ein neuer Bau des Quartiers IV hin. Die Bibliothek geht heute etwa bis zur Spitze des Tympanon des Trippenhauses.

    Man könnte also dsa Trippenhaus nach Westen verschieben und eine Westfassade erfinden oder das Eckhaus nach Osten schieben. Beschlossen hat die SVV eine "zeitgenössische Architektur", die "das Trippenhaus neu interpretiert". Hhhm.


  • Das hört sich so an als ob Regula Lüscher auch hier mitmischen würde. ;) Aber ich frage mich schon ernsthaft was man am Stadtkanal denn nun konkret unbedingt "zeitgenössisch" interpretieren will. Was soll das heißen? In Anlehnung an das Berliner Schlossumfeld vielleicht reichlich Beton und wenig Grün? Vielleicht keine eisernen Brüstungen?

    Na, wie man "zeitgemäß interpretiert" sieht man bei den Plänen für den Kleinen Kiel-Kanal...also viel Beton, Edelstahl und weitläufige Treppenanlagen mit irgendwelchen gestalterischen "Spielereien"... inwieweit sich das auf Potsdam übertragen lässt ist natürlich einen andere Frage (hoffentlich gestaltungstechnisch überhaupt nicht).

  • Wie gesagt, ich bezweifle, daß der OB diese Aussage gemacht hat und vermute, daß der PNN-Auto hier bewußt falsch darstellt. So ist man das zumindest in Potsdam gewöhnt, die halbe SVV-Sitzung ging gestern dafür drauf, daß diverse Politiker Pressezitate korriert haben.

    Beim Kieler Beispiel geht es der Stadt weniger um die Gestaltung als um die Bürgerbeteiligung. Außedem ist Kiel SPD-regiert.

  • ...
    @ Luftpost: Bitte Propaganda nicht mir Propaganda beantworten. Natürlich hat der Kanal gestunken, als nach dem Krieg das Abwassersystem der Altstadt kaputt war und die Fäkalien frei entwässerten. Und natürlich ist dieses Argument mit Vorsatz von den Sozialisten verwendet worden um ein Stück Stadtgeschichte zu zerstören. Aber deshalb darf man das nicht einfach leugnen, sondern muß es erklären.

    Ach Konstantin, ich leugne garnichts. Ich erkläre Dir mal, wie das am anderen praktischen Beispiel funktioniert: in Venedig werden noch heute ALLE Abwässer, die der knapp noch 50.000 Einwohner, Plus die der knapp 2.000.000 Besucher täglich in die Kanäle ungeklärt entwässert. Und auch dort ist es eine Legende, dass Venedig stinkt. Konnte ich zumindest bei meinen bisherigen Besuchen nicht erschnuppern. Auch letztes Jahr zur Hauptreisezeit nicht.

    Daher Propagandalegenden.

    Noch ne kleine Korrektur: das von Konstantin benannte "Trippenhaus" heißt eigentlich "Probenhaus". So ist es genannt worden, da anhand dieser Fassade Friedrich Zwo die Wirkung des hernach errichteten Neuen Palais prüfen wollte. Scheint ihm gefallen zu haben, denn das Neue Palais erhielt die Struktur und Materialität des Probenhauses.

    Luftpost

  • Ich weiß nicht, was Venedig jetzt damit zu tun hat. Die olfaktorische Belästung durch den Kanal ist vielfältig belegt.

    Das Trippenhaus steht in Amsterdam. Anbei das Original der Familie Trip in der Amsterdamer Altstadt und die Rezeption in Potsdam. Der Mittelrisalit der Front des Neuen Palais hat in der Tat viele Parallen, aber auch entscheidende Unterschiede zum Huis Trip.

  • @ Luftpost: Deine Aussagen zu Venedig scheinen nicht korrekt zu sein. Zum einen werden die Abwässer der Altstadt bereits seit Jahrzehnten geklärt. Zum anderen soll es dort, als dies noch nicht der Fall war, erheblich gestunken haben - Quelle. Last but not least dürfte die hydrologische Situation in der zum Meer hin offenen Lagune von Venedig mit Gezeiten (etwa 1m Tidenhub) und einer Stadt, die innerhalb dieser Lagune auf über 100 Inseln verteilt ist, eine andere sein als am binnenländischen und austauscharmen Potsdamer Stadtgraben.

  • Der Kanal verbreitet keinen Geruch. Zu DDR-Tagen wurde parallel zum Kanal die Mischwasserleitung im netten Durchmesser 200/200cm gezogen, in der regelmäßig Straßenwasser und Kanalisation gemisstadtbild-deutschland.org/foru…ndex.php?attachment/8974/cht werden, wenn das Potsdamer System überläuft. Die Mischung läuft dann am Kellertor in die Havel - im übrigen weitgehend ungeklärt.

    Mit dem Kanal hat das nichts zu tun, sondern mit dem Potsdamer Abwassersystem.

    Gäbe es den Kanal wieder durchgängig könnte dieser viel mehr Wasser bei Starkregen aufnehmen und auch abführen. Ein Grund, warum das Umweltamt für den Kanal ist. Die Senkung der Temparatur durch die Wasserfläche ist ja bekannt.

    Aber es gibt auf allen Kanälen wieder Kanalgegner, die mir den Erlebnissen ihrer Vorfahren aus der Nachkriegszeit punkten, als der Kanal erstens wegen Bomebenschäden nicht mehr floß und zweitens die Neustadt noch in den Kanal hineinwässerte. Jeder kent eine Oma, die das bestätigen kann. Die Relevanz für einen Wiederaufbau reflektiert keiner. Aber so ist das nunmal. Auch hier meinen manche, das Grasbewuchs stinkt. Das Netz ist voller Experten...