Servus,
na da möchte ich mal als gelernter DDR-Bürger und damaliger Handwerker qauch noch was zu sagen (das war mir immer wichtig zu DDR-Zeiten nicht zur Arbeiterklasse zu gehören - nicht weil ich ein Snob sein wollte, sondern weil mir das System "DDR" mit ihrer "Arbeiterklasse" zutiefst auf den Nerv ging, auch wenn ich kein Widerstandskämpfer war).
Also - Armut kann ein guter Denkmalpfleger sein. Diesem Umstand haben wir zu verdanken, das im Osten noch eine erhebliche Fülle zwar verfallener, aber weitegehend erhaltener Bausubstanz 89 vorzufinden war. Aber dies hat seine Grenzen. Die DDR sah ihr Glück bis Ende der 70iger darin, diese Bausubstanz abzureißen und durch die Platte zu ersetzen. Wieviel Erfolg diese Strategie hatte, hing von der Geschicklichkeit der örtlichen Denkmalpflege ab. Wenn ich mir die Breite Straße ansehe - da hatte diese Ideologie sehr viel Erfolg - in Meißen, Pirna, Bautzen, Görlitz, Wernigerode hingegen kaum. In den 80igern merkten die DDR-Funktionäre so langsam, das dies nicht richtig sein kann. Allerdings war die Wirtschaft der DDR mittlerweile so was von heruntergewirtschaftet, das fast nichts mehr ging. Selbst private Hausbesitzer verscherbelten ihre Häuser an die kommunalen Wohnungsverwaltungen, weil man von den paar DDR-Mark gesetzlich vorgeschriebener Miete die Häuser nicht erhalten konnte. Balkone wurden mit Holzbalken abgestützt, auf den Dachböden standen die Wannen, um Regenwasser aufzufangen und bei Sturm schaute man tunlichst nach oben, um nicht von herunterfliegenden Dachziegeln oder Putzfladen erschlagen zu werden. Auch an solch einem vorzüglich "restaurierten Gebäude" konnte noch eine "goldene Hausnummer" hängen und einige hingen trotzdem noch immer zum 1.5 und 7.10. die DDR-Fahne raus! Das heißt nichts anderes, als das die DDR 1 Minute vor 12 zum Glück sang und klanglos untergegangen ist. Klar ist auch in der bundesdeutschen Wirklichkeit nicht alles zum Guten bestellt, aber wenn wir heute noch DDR hätten, wäre die Dresdner Neustadt oder Striesen oder Altstadt Pirna, Meissen etc. in großen Teilen abgerissen und durch kleinteilige Altstadtplatte ersetzt worden. Die Pläne lagen größtenteils schon in der Schublade. Nicht weil man nun die Altbausubstanz nicht mehr halten wollte, sondern weil man schlicht nicht mehr konnte! Was habe wir nun reichlich 20 Jahre nach 89? In großen Teilen doch denkmalgerechte sanierte Altbauten, die sich zumeist besser ausnehmen als die 60iger Jahre Sanierungen im Westen, weil man sich heute in Ost und West der Werte besser bewußt ist. Dies auch in Potsdam!!! Voraussetzung hierzu sind entweder Unmengen von Fördermitteln und rührige Denkmalpfleger gewesen (Görlitz/Kiesow) oder einigermaßen akzeptable Miethöhen, die Investitionen in den Wohnungsbestand wirtschaftlich machen. Dass das an einigen Orten (z.B. Potsdam) langsam aus dem Ruder läuft, liegt am fehlenden Sozialwohnungsbau einerseits und an völlig überzogenen gesetzlichen Vorschriften, die das Bauen teurer und teurer machen - der Bürger darf es bezahlen - bei der Autoindustrie drückt man bei schärferen Abgasnormen hingegen auf die Bremse. Hier jetzt einseitig auf das böse Spekulantentum und Hausbesitzer im Allgemeinen zu schimpfen ist einfach lächerlich - da muss der Gesetzgeber und bundesdeutsche Fördertöpfe ran! Dies aber nur nebenbei. Was ich damit sagen will : verfallende Bausubstanz ist heute in bevölkerungsmäßig einigermaßen stabilen Regionen die Ausnahme und nicht die Regel, wie zu DDR-Zeiten. Diese Ausnahmen haben dann zumeist vielschichtige Gründe (z.B. zerstrittene Erbengemeinschaft oder schlichtweg so marode Bausubstanz, das ein Erhalt für eine Privatier kaum zu stemmen ist). Weiterhin ist der Erhalt in problematischer Baudenkmale in intakten Regionen 10x einfacher. Zusätzlich gebe ich zu Bedenken - Bauen und verfallen, sanieren und wieder verfallen etc. ist ein ewiger Kreislauf. Das in einer Region alle Baudenkmal zu gleicher Zeit jemals Top saniert sind, wird nie sein! Es wird immer Gebäude geben, die mal wieder Pflege bauchen - gut da gibt es eben etwas Rummel, dann werden die Gelder gesammelt und es wird saniert. Klar gibt es auch Abrisse - aber bei allem Ärger darüber - im vergleich zu den Jahren von 1945 bis 1980 in Ost und West ist das doch heute eher die Ausnahme! Eine große Gefahr sehe ich allerdings in den völlig überzogenen Wärmedämmvorschriften für historische Wohnbauten - da gilt es wirklich dagegen anzukämpfen. Man muss bei 10 Grad Minus ja nun nicht bei 25 Grad plus im T-Shirt in der Wohnung sitzen... Das hilft auch Energie sparen!
Das sich Leute, die für die Reko von nicht mehr existenten Baudenkmalen sind, nicht für den Erhalt der existenten Bausubstanz stark machen entbehrt einfach jeder Grundlage. Nicht zuletzt geht es in diesem Forum auch um die Sanierung vorhanden Baudenkmale und die Freude an originaler, restaurierter Bausubstanz. Hier noch mal ein Danke an die Bilder von Limburg - es war mir eine Freude!
Beste Grüße
Andreas