Potsdam - Ungers Alte Post - Neubebauung des Grundstücks

  • brutalklassizistisch ist ein gutes Wort.
    aber inwieweit "Brutalität" schlechter sein muss als zB "Lauheit", ist eine andere Frage. Kurzum, vielleicht könnte in diesem Brutalklassizismus sogar eine gewisse Qualität liegen.

    Zitat von konstantin

    Nichtsdestotrotz finde ich die Figuren auf dem brutalklassizistischen Bau noch immer schlecht.

    Hm, was Gestaltungen (oder Nichtgestaltung) von Attiken oder hier wohl besser Attikaansätzen betrifft, dürften wir zwei beide nicht immer den gleichen Geschmack haben...
    Ich finde, dass die Figuren eine klare Verbesserung darstellen. Vielleicht, weil sie als Kontrastmittel den "Brutalklassizismus" des Corpus stärker betonen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Auch ich hätte den originalen Unger als tausendmal besser empfunden. Doch ist das Haus so immer noch hundert mal besser als der erste und zweite (Elefantenkäfig) Schürmann-Entwurf.

    Da verrennen sich einige Mitteschöns. Steckt diese Kraft mal lieber in die Orte, an denen Entscheidungen gerade revidiert werden oder noch gänzlich ausstehen.

    Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (27. März 2019 um 12:20)

  • Wo verrennen sich Mitteschöns? Ich habe ja nur mitgeteilt, daß da noch drei Figuren können. Miteschön steckt da nicht dahinter.

    Und an welchen "Orten werden die Entscheidungen gerade revidiert"?

  • Dein andauerndes Wettern gegen diesen Zitat "Brutal-Klassizistischen Bau". Die Messen dort sind gesungen.

    An anderer Stelle in Potsdams Mitte ist noch oder wieder alles möglich. Mit dem neuen Baubeigeordneten und OB werden selbst die Pakete wieder aufgemacht, die schon lange geschnürt schienen. So ist nun nicht mehr sicher, dass der Block Ill auch gelingt. Ich denke hierbei an die jüngsten Entscheidungen zu Vergaben über die Grundstücke und nachfolgend irgendwelche "Kunstwettbewerbe" am Bau, die offensichtlich nicht der Schönheit des Baus dienen, sondern diesen vielmehr zu negieren haben.

    Beim Block IV wird gerade alles, insbesondere die qualitative Gestaltung, in Frage gestellt.

    Und auch am Brauhausberg wird gerade alles umgeworfen. Gleichzeitig wird die denkmalgeschützte Alte Halle und die ebenso geschützte Neue Halle überbaut und in den Schatten gestellt.

    Luftpost

  • Beim "Brutal-Klassizismus" hat sich doch Mitteschön gar nicht geäußert. Das ist hier im Architekturforum meine persönliche Meinung.

    Was den Block III betrifft ist Mitteschön detailliert an jedem Entwurf dran. Du kommst ja nicht mehr - da bekommst Du natürlich auch nicht mit wie viel Arbeit die Mitteschöns in der Nachverfolgung der Entwürfe aufwenden. Die Ergebnisse der zwei Runden wurden aber alle veröffentlich und sind im Netz einzusehen. Ab und an mal auf mitetschoen.de vorbeischauen. Da fändest Du auch genaueres zur Schloßstr. 1-3.


    Auch am Block IV wird fleißig gewerkelt. Da hat sich die Stadt noch nicht entschieden, wann es wie los geht.


    Bei Brauhausberg einfach in die heutige Presse bzgl. Minsk und Hasso Plattner schauen.

  • Brutalistische Qualitätsbauten:






    Natürlich kann da dieses Potsdamsche Beispiel nicht mit. Aber letztlich finde ich: so dürftig es auch ist, der Brutalo-Effekt ist eher noch Stärke als Schwäche.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich bin etwas irritiert. Brutalismus ist ein definierter Begriff, und keiner der Bauten im vorigen Post erfüllt die Kriterien.
    Zugegeben, Konstantindegeer verwendet das Kunstwort "Brutal-Klassizismus" , das sich leicht als eine Kombination aus Brutalismus und Klassizismus entschlüsseln lässt. Wenn ich ihn dabei ein wenig interpretieren darf, meint er damit eben die Verbindung klassizistischer und brutalistischer Stilelemente in der "Neuen Alten Post" . Aber was sollen die von Ursus so genannten "Brutalistischen" Gebäude zur Diskussion beitragen? Ausser der Tatsache, dass sie alle aus Stein errichtet sind, haben sie nichts gemeinsam - weder mit der Alten Post, noch miteinander...

  • Ich finde es nicht gut, wenn Leute einfach Bilder in die Runde werfen, ohne irgendeine Angabe zu machen, was man dort sieht (von Rechtehinweisen ganz abgesehen). Einige der Motive kenne ich, aber nicht alle. Manche User werden sicher weniger erkennen als ich. Mit reinen Bildern ohne Zuordnung lässt sich fast nichts anfangen. Warum soll ich mir dann die Mühe machen zu recherchieren, was das ist? Es ist Aufgabe des Posters, die wichtigsten Angaben zu liefern. Der muss ja wissen, was er da veröffentlicht. Dann kann er mich an seinem Wissen auch teilhaben lassen.

    Konstantins Wortschöpfung "Brutalklassizismus" ist einfach nur ein Kampfbegriff. Die Neue Alte Post ist weder brutalistisch (in dem Sinne, wie der Begriff in der Fachwelt verwendet wird), noch hat sie etwas mit Klassizismus zu tun. Das Wort kennzeichnet nur Konstantins Ablehnung des Bauwerks (die sei ihm natürlich zugebilligt). Mich erinnert das an "Blobelbude", für ein Haus, über das man geteilter Meinung sein kann, das aber eindeutig keine "Bude" ist (nach gängigem Sprachgebrauch). Polemische Wortkreationen haben natürlich auch ihren Zweck. Aber für eine ernsthafte Diskussion in einem Architekturforum halte ich sie nicht für zielführend. Wir sehen das gerade an Karpatenbärs Äußerungen oben, die darauf beruhen, dass Ursus auf den verschwommenen Kampfbegriff "hereingefallen" ist.

  • Von "Brutalismus" habe ich nicht gesprochen, insofern sind die Bildzitate des Karpatenbären mal wieder abseitig.

    Der Grob-Klassizimus der 1930er Jahre wird häufig "Brutalklassizismus" genannt, weil es in Deutschland nun einmal nicht möglich ist eine in der NS-Zeit beliebten Kunstrichtung ohne pejoratives Attribut zu verwenden. Üblicherweise wird dieser Stilrichtung noch unterstellt sie sei "erdrückend" oder "einschüchternd", was angesichts der Wirkung zeitgenössischer Bauten wie z.B. dem BND-Bau in Berlin natürlich Unsinn ist.

    Die Vorsilbe "brutal" beschreibt, daß der feingliedrig-musisch-strenge Klassizismus stark vergröbert und entgegen seiner künstlerischen Grundhaltung simplifiziert wird. Das ist bei der Volksbank der Fall. Die Wahl des in den 1930er Jahren beliebten Natursteines unterstützt den Eindruck.

    Nur, damit ich nicht falsch verstanden werden: der Bau ist nicht an sich schlecht - nur für den Ort völlig unpassend. Da helfen auch die barocken Figuren auf der Attika nichts, die in ihrer Detailliertheit auf dem grobschlächtigen Bau hilflos und deplaziert wirken. An der Ost-West-Achse in Berlin würde der Bau passend sein, nicht am Stadtkanal in Potsdam.

    Ärgerlich ist das umso mehr als die Rekonstruktion der historischen Fassade, die überwiegend aus Putz bestand, wohl preiswerter gewesen wäre. Aber die Volksbank-Bosse wollten auch auch die Statement-Architektur. Das ist brutal.

  • Brutalistische Qualitätsbauten:

    Was hier alles dem Brutalismus zugeordnet wird, ist schon recht abenteuerlich, nur - nicht ein einziges dieser Bauwerke erfüllt die Merkmale des Brutalismus. Ebensowenig wie die Post, diese würde ich eher in die moderne Form des Neoklassizismus einstufen.

  • Dahinter steckt ein Missverständnis: die Stilrichtung des "Brutalismus" hat mit einer angeblichen Brutalität der Architektur nichts zu tun (das wäre auch ein schwer zu quantifizierendes Merkmal), sondern bezieht sich auf den "beton brut" - französisch für Sichtbeton, der mit Vorliebe verwendet wurde. @ursus carpaticus scheint mir dagegen unter "Brutalismus" eine repetitive, serielle Architektur mit übermenschlichem Maßstab zu verstehen - selbst dann ist seine Bildauswahl aber willkürlich und unverständlich.
    Es ist leider nicht das erste Mal, dass Mitglieder in diesem Forum eine krasse Ignoranz der kunsthistorischen bzw. architektonischen Fachbegriffe beweisen. Bei Menschen, die sich so intensiv mit historischer und zeitgenössischer Architektur beschäftigen, befremdet das mich nicht wenig.

  • Etwas Stilkunde wäre hier wohl garnicht so verkehrt - das sollten allerdings hier wirklich Profis machen welche auch entsprechende Beispielbilder beifügen können. Ich erlebe es häufiger (auch in Richtung Möbel) daß Stile nicht richtig zugeordet werden, was ohne bildliche Sichtung zu argen Mißverständnissen führen kann. Würde ich jetzt nur nach der Beschreibung das Gebäude der alten Post erklärt bekommen haben, hätte ich wohl vermutet daß es sich dabei um einen recht fürchterlichen Schandfleck handelt.
    Man hätte sicherlich mehr daraus machen können, ja - nur meine ich mit diesem Gebäude durchaus leben zu können.

  • Ich glaube, Ursus weiß sehr gut, was Brutalismus ist.

    der Brutalo-Effekt

    Ich gehe indes von einer Neuaneignung des Wortes "Brutalismus" aus, als Substantivierung des Wortes "brutal" (und daraus abgeleitet wieder das Adjektiv "brutalistisch"). Brutalismus ist eben nicht immer gleich Brutalismus, wie auch gotische Architektur meist nichts mit der Architektur der Goten zu tun hat. Außerdem ist eine Verbindung zwischen dem französischen "brut" und dem deutschen "brutal" etymologisch nun nicht gar zu weit hergeholt
    Aber kreative, wie subtil-ironische Wortspiele sind eben nicht jedermanns Sache, genauso wenig wie couvéeistische Architektur.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (29. März 2019 um 11:27)

  • Einige haben den üblichen Ursus-Zynismus sicher verstanden. Ändert nur wenig daran, dass er irgendwie deplatziert wirkt, zumal so ausufernd. Sei's drum.


    Tatsächlich hat der Volksbank-Neubau vieles mit dem Neoklassizismus der frühen Kommunisten und Faschisten der 1930er gemein.

    Inwieweit wäre eigentlich ein Ersetzen der heutigen Fassade durch die Unger-Putzfassade später denkbar? Wie gut passen die Geschosshöhen usw.?

  • Inwieweit wäre eigentlich ein Ersetzen der heutigen Fassade durch die Unger-Putzfassade später denkbar? Wie gut passen die Geschosshöhen usw.?

    Warum wohl ist dieser Strang schon so lang?

    Nochmal zum "Brutalklassizismus":
    Die Alte Post wurde 1783/84 von Georg Christian Unger errichtet. Das ist Potsdamer Barock, kein Klassizismus. Friedrich der Große und sein Baumeister Unger wurzelten tief im Barock und griffen gern auf Palladio und andere Vorlagen zurück. Mit dem damals brandneuen echten Klassizismus konnten sie nichts anfangen. Der Neubau abstrahiert wesentliche Gestaltungsmerkmale des Ursprungsbaus, vor allem die kräftige Gliederung der Fassade durch Pilaster und Gesims. Dadurch erinnert er durchaus an den Vorgänger und an den Typus des traditionellen Potsdamer Stadthauses. Aber klassizistisch im engeren Sinne fällt auch der Neubau nicht aus.

    Das Wort "Brutalklassizismus" hilft uns wirklich nicht weiter. Brutal, nämlich brutal hässlich und deplatziert, war das Wohnhochhaus, das von 1969 bis 2009 dort stand. Klassizistisch war in Potsdam erstmals das Marmorpalais, mit dessen Bau sich König Friedrich Wilhelm II. architektonisch von seinem Vorgänger distanzierte.

  • "Der Neubau an der Ecke Yorkstraße/Friedrich-Ebert-Straße ist erst drei Jahre alt. Doch nun stehen schon wieder die Baugerüste an den Fassaden. Die MAZ hat bei der Berliner Volksbank als Eigentümerin nachgefragt, was es damit auf sich hat."

    MAZ vom 11.10.2019. Die fehlenden Figuren sollen in den nächsten Tagen aufgesetzt werden. Schade, dass die MAZ die weiteren Infos ausgeblendet hat. Vielleicht helfen dann irgendwann die PNN mit Infos weiter...

  • ...und so schreiben die Potsdamer Neuesten Nachrichten heute: :)

    "Heute sollen um ab 11 Uhr die drei fehlenden Attikafiguren auf den Nachfolgebau der Alten Post am Platz der Einheit gewissermaßen zurückkehren - denn eigentlich standen sie selbstverständlich auf der ursprünglichen Alten Post von Georg Christian Unger. Drei originale weibliche Figuren, die Unger auf dem Gebäude platzieren ließ, überstanden den Krieg und wurden behutsam restauriert."