Regierungsgebäude schon jetzt marode

  • Sichtbeton gibt eben nach wenigen Jahren den Geist auf ! Man muss sich nur die 70er-Jahre-Unigebäude anschauen. Die zerbröseln ja schon beim Hinsehen.

  • Die Sichtbetonfassaden des Bundeskanzleramts (2001 bezogen und bereits vor 2 Jahren von außen renoviert) mögen keinen Regen und wirken dadurch noch hässlicher als ohnehin schon.

    Hier wurde wohl schon erfolglos rumgewerkelt.

    Auch den armen Bundestagskindern ihre Betonwand

    Stellvertretend typische Betonschäden (Abplatzungen) auch am Paul-Löbe-Haus (2001 eingeweiht)

    Am großen Sitzungsssaal des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses (bezogen Ende 2003) nicht zu übersehen

    Und schließlich eine unschöne Mauer am Jakob-Kaiser-Haus (2002 fertiggestellt)

    Das Jakob-Kaiser-Haus selbst ist ansonsten intakt, da es zumindest mit Natursteinplatten verkleidet wurde.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Tja. Das ist sie, die berüchtigte Sichtbetonqualität. Bei aller Häme muss ich aber sagen, dass mir die Berliner Bundesbauten durchaus gefallen. Sie stehen ja alle recht peripher zwischen Hauptbahnhof und Reichstagsgebäude, da kann ich mit solchen Bauten durchaus leben.


    Aber vielleicht sollte man die Bauten einfach verputzen und in einem warmen Ton oder leichten Beige streichen. Das sähe sicher netter aus, als dieser vewitterte graue Sichtbeton.

  • Zitat

    Am großen Sitzungsssaal des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses (bezogen Ende 2003) nicht zu übersehen

    Na ja, in den hat's schon unmittelbar nach der Eröffnung reingeregnet.
    War schon ziemlich peinlich, da Anhörungen mit ausländischen Experten durchzuführen, während überall im Saal Plastikeimer verteilt waren, um das runtertropfende Wasser aufzufangen.

  • Zitat von "Sagebiel"


    Ich stelle mir gerade eine auf Nürnberg umgemünzte Form der Postkarte vor mit Abbildungen von Scharrer-Gymnasium, Nachkriegs-Pellerhaus, Altstadt-Parkhäusern am Hauptmarkt und Sterntor, Neuen Rathaus, Glasbau am Künstlerhaus, Sebalder Höfen, Maximum, Neuen Museum, AOK-Gebäude, ehemaliger Hauptpost, City Point, Plattenbauten am Plärrer, Zeppelintribüne, Kongreßhalle (sowie mit sämtlichen anderen noch stehenden Reichsparteitagsbauten)....

    Man könnte auch andere Sprüche auf die Postkarte setzen, wie "Ach, wär' ich doch ein Sprengmeister" oder "Auf die Bulldozer, fertig, los..."

    Jedenfalls würde es mich sehr freuen wenn sich Bulldozer und Abrißbirne endlich ihren Weg durch die o.g. Bauwerke bahnen würden.

  • Bauarbeiten sowohl am Jakob-Kaiser-Haus als auch am benachbarten Reichstagspräsidentenpalais.

    Es wurden wohl Wandverkleidungen und Dämmmaterial ausgebaut, jedenfalls lag das hinter der Absperrung herum.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Tja. Das ist sie, die berüchtigte Sichtbetonqualität...


    Aber vielleicht sollte man die Bauten einfach verputzen und in einem warmen Ton oder leichten Beige streichen. Das sähe sicher netter aus, als dieser vewitterte graue Sichtbeton.


    Eine eigentlich ebenso naheliegende wie charmante Idee.
    Aber ich fürchte, dass krampfhaft alles versucht wird, um den hässlichen Sichtbeton zu erhalten.
    Denn "nett", geschweige denn "schön" soll's ja wohl gerade nicht aussehen. Und so wird man ihn wie anderswo lieber vor sich hingammeln lassen oder repariert ihn zigmal notdürftig. :crying:

    Einmal editiert, zuletzt von newly (21. August 2016 um 02:11)

  • Zum einen ist an den Regierungsbauten nicht alles Sichtbeton, was danach aussieht, zum anderen ist die Patinierung bei Sichtbetonbauten sogar erwünscht. Ob man das hässlich findet, ist Einstellungssache. Ein Betongebirge wie die Wallfahrtskirche in Neviges von Gottfried Böhm verlangt geradezu nach Patinierung und erweist damit, dass Beton ebenso eindrucksvoll altern kann wie Naturstein. Gute Sichtbetonbauten - ich denke etwa an das Werk des Schweizer Architekten Walter Maria Förderer - formulieren einen heftigen Einspruch gegen eine aus der Zeit gefallene Moderne, die allenfalls im frisch montierten und sauber verkleideten Zustand einigermaßen überzeugen kann.

  • erweist damit, dass Beton ebenso eindruckvoll altern kann wie Natirstein.

    Hmm der Vergleich ist dann doch ein wenig übertrieben. Woran machst du das fest?

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Beton ist ein Kunststein, der gerade durch Bemoosung dem Naturstein immer ähnlicher wird. Das zeigt sich vor allem dann, wenn ein Gebäude nicht nur vertikale Betonflächen aufweist. Auch moderne Bauten mit Naturstein-Verkleidung altern nicht so eindrucksvoll wie die behauenen Natursteinfassaden vormoderner Häuser. Heutzutage aber werden kaum skulptural bearbeitete Natursteinfassaden hergestellt, der Beton dagegen lässt sich leicht in skulpturale Formen gießen und erhält früher oder später seine farbliche Differenzierung durch Alterung. Die genannte Wallfahrtskirche ist ein schönes Beispiel dafür. Ich jedenfalls halte die Fähigkeit, in Würde zu altern, für ein Qualitätskriterium von Architektur. Der typische Neubau aus Materialien wie Kunststoff, Metall, Glas oder Putz dagegen wird im Lauf der Zeit nur schmutzig und schäbig.

  • Vielleicht liegt es daran, dass ich die Kirche nur von Fotos kenne, aber für mich persönlich sieht auch ihr Beton, auf Bildern, eher dreckig als gealtert aus.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Schon, schon, nur eben nicht an den Rückansichten der Abgeordnetenbüros entlang der Dorotheenstraße, die hier gezeigt wurden. Ansonsten bin ich Deiner Meinung was die Ästhetik solcher Betonfassaden anbelangt.

  • Das Bundespräsidialamt (das ovale Ding mit der lebensfrohen Farbgebung im Tiergarten)
    reiht sich ein und meldet auch Sanierungsbedarf...

    "
    Berlin -
    Es ist gerade mal 18 Jahre her, dass das Bundespräsidialamt für 46 Millionen Euro im Berliner Tiergarten gebaut wurde. Vor elf Jahren wurde Schloss Bellevue saniert. Nun ist das Präsidialamt mit der schwarzen Außenhaut nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen sanierungsbedürftig und perspektivisch auch das Schloss. Dies bestätigten eine Sprecherin von Bundespräsident Joachim Gauck und das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.
    „Es ist richtig, dass es im Verwaltungsgebäude einen Sanierungsbedarf gibt“, sagte Gaucks Sprecherin der Berliner Zeitung. Das Bundesamt sei „beauftragt worden, eine Vorplanung für die gebotenen technischen und energetischen Maßnahmen aufzustellen. Diese Planung befindet sich noch in der Anfangsphase.“ Erst nach Abschluss der Untersuchungen könnten Umfang, Zeitrahmen, Kosten und Auswirkungen benannt werden. Mit einem Ergebnis sei in der zweiten Jahreshälfte 2017 zu rechnen.

    Dem Verwaltungsgebäude neben dem Schloss Bellevue droht eine Sanierung. Ob auch Bellevue saniert werden muss, ist nicht klar.

    Die Sprecherin fügte hinzu: „Es ist richtig, dass die anstehenden Sanierungsarbeiten auch brandschutzrechtliche Mängel im Verwaltungsgebäude betreffen werden.“ Das Bundespräsidialamt sei die Probleme insoweit angegangen, als es durch organisatorische Maßnahmen die Betriebssicherheit des Hauses gewährleiste und dafür sorge, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht gefährdet seien. Entgegen anders lautender Einschätzungen stünden Abriss und Neubau nicht zur Debatte. Dies könnte Insidern zufolge die einfachere Variante sein. :schockiert:


    Schloss soll voll funktionsfähig sein
    „Sanierungsbedarf hat auch das Schloss Bellevue“, räumte die Sprecherin weiter ein. „Das Dach und die Belüftungsanlagen entsprechen nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Amtssitz des Bundespräsidenten.“ Allerdings sei der Bedarf hier noch nicht so gravierend...
    – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/24635776 ©2016

  • Gerüste am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

    Die lange Zeit abgesperrte Freitreppe ist wieder begehbar.

    Im darunter liegenden Bereich muss aber noch saniert werden.

    Brückenübergang zum Paul-Löbe-Haus (das ist der Bau, dessen riesige westliche Fensterfront schon komplett ausgetauscht werden musste).

    Sichtbeton altert wirklich recht schön, nicht wahr 'Philoikodomos'?

    Weiter westlich - in den Löchern der Betonplatten lassen sich die Gerüste vorzüglich verankern; wie dafür geschaffen.

    Das ist ausnahmsweise keine weitere Baustelle, sondern Kunst am Bau. :unsure:

    Nun denn...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Du hast natürlich recht, Vulgo: glatte senkrechte Betonwände haben es schwer, in Würde zu altern, aber das gilt, wie ich oben geschrieben habe, auch für glatte senkrechte Natursteinverkleidung. Solche Architekturdetails wirken, zumindest in Nahsicht, meist defizitär. Erst nach vielen Jahren wird sich eine Patinierung herausbilden, die manchen gefallen kann. Die Braunfelsschen einigermaßen grazilen Betonkompositionen zu beiden Seiten der Spree wollen eher in ihrer Gesamtheit beeindrucken als in der Nahsicht auf die Betonflächen. Dennoch glaube ich, dass Witterungseinflüsse das gesamte Gebilde im Lauf der Jahre lebendiger, naturnäher erscheinen lassen werden. Es ist ein kleiner Trost gegenüber der fundamentalen Problematik, dass die derzeit tonangebende "Moderne" auf ungegliederte, den menschlichen Seherwartungen eigentlich widersprechende Großflächen schwört.

  • Das ist ausnahmsweise keine weitere Baustelle, sondern Kunst am Bau.

    Politiker ohne Stilempfinden wollen sich mit etwas "Kunst" schmücken, egal, um was es sich dabei handelt. Also werden Aufträge an Künstler ohne Stilwillen erteilt. Diese können sich ein wenig "ausleben", was immer das ist, und dazu noch gutes Geld abkassieren. Ein führwahr banausenhafter Kreislauf. Meine subjektive Meinung.

  • Dasist die große Frage seit Anbeginn der Welt, ist also Ansichtssache weniger Geschmacksfrage. Für die einen ist es Kunst, für die anderen die längste Müllkippe der Welt.