Potsdam - Quartier Barberini und Alte Fahrt

  • Vielleicht sollte man diese Linksextremen in Umerziehungslagern zusammenführen und Ihnen dort ermöglichen sich wieder in die Gesellschaft der marktkonformen Demokraten einzugliedern. Nur so eine Überlegung ...

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Hallo Valejan,

    ohjeh, sowas sollte man nicht mal denken, geschweige denn schreiben. Damit begibt man sich auf die gleiche Ebene, wie diese Extremen, sei es Links oder Rechts. Denn die hatten gleiches gemacht. Nein von Umerziehungslagern will ich nichts hören. Das hat nichts mit Demokratie und Rechtsstaat gemeinsam.

    Aber Personen, die sich im vergangenem, undemokratischen System nicht nur wohl gefühlt, sondern damals tragende Funktionen hatten, sollten im heutigen demokratischen System keine öffentlichen, gesellschaftlich relavanten Funktionen mehr bekleiden dürfen. Und das ist das Problem in Potsdam: dass es keine Überprüfung darauf hin gab, ja sogar Schuldige verharmlost wurden, um in Amt und Würden zu bleiben. Gleiche Personen, die vor '89 "Recht" gesprochen haben, tun dies noch heute als Landesrichter. Gleiche Personen, die vor '89 auf Demonstranten einknüppelten sind noch heute im Polizeidienst. Gleiche Personen, die vor '89 den Menschen ihre Köpfe verdrehten (Stasi), dürfen sich heute vielfach in Brandenburg "Politiker" nennen. Diese Personen müssen endlich entmachtet werden. Wenn sie in der freien Wirtschaft einen verantwortungsvollen Posten bekleiden, habe ich nichts dagegen, nicht jedoch im öffentlichen Landes- oder Stadtdienst oder als Politiker.

    Und das noch größere Problem in Potsdam sind die Machenschaften in der Umbruchzeit zwischen '89 und '90. Damals wurden die DDR-treuen, öffentlichen Angestellten noch schnell verbeamtet. Denn diesen Status gab es in der DDR nicht. Nachfolgend durfte man sie also nicht mehr kündigen und hat die "Unhaltbaren" aus dem Landesdienst in die Stadt Potsdam "abgeschoben". Und in Brandenburg war schon, gegenüber den anderen neuen Bundesländern, sehr wenig unhaltbar... Die sitzen noch heute auf den Posten und verseuchen das Umfeld. Und ziehen sich die nächste Generation von Un-Demokraten heran, wie man sie mittlerweile in Potsdam erleben kann.

    [Edit 2] Passend zum oben diskutierten Thema: Zitat PNN: "Wissenschaftler Schroeder verlässt Enquetekommission".

    [Edit 1] Aber zurück zum eigentlichen Thread-Thema Palast Berberini: das Kunstmuseum im Palast Berberini ist in der SVV verabschiedet worden. Bericht in der PNN. Aber sagt mal, hat der OB Jakobs überhaupt eine Ahnung, von welcher Stadt der redet? Nach seiner Aussage Zitat :"Wir haben die einmalige Chance, in kultureller Hinsicht nicht in der dritten Liga, sondern gleich in der Champions League zu spielen." ist Potsdam also aktuell 3. Liga! Moment, mit einem Weltkulturerbe, 22 Schlössern oder schlossähnlichen Bauten, 3 historischen, königlichen Parkanlagen ist Potsam 3.Liga? Der Mann ist nur noch eine Fehlbesetzung!

    [Edit 3] Vorgestern war eine Podiumsdiskussion zum Thema der Belebung der neuen alten Mitte Potsdams. Eine Aussage hierzu sticht hervor, Zitat PNN: "Unterschiedlich waren die Ansichten zum richtigen Mix aus Wohnen und Gewerbe; die Maßgabe der Planungswerkstatt Potsdamer Mitte sah 2010 eine Aufteilung von 70 Prozent Wohnen und 30 Prozent Gewerbe vor. „Das Verhältnis sollte eher umgekehrt sein“ sagte Teuteberg."

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    6 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (6. Juni 2013 um 11:08)

  • Moderationshinweis (bilderbuch): Bitte haltet von weiteren Betrachtungen über die politische Kultur in Potsdam Abstand. Weitere Beiträge, die sich zu großen Teilen mit dieser Problematik befassen, werden kommentarlos gelöscht. So ihr das Thema weiter diskutieren wollt, nutzt bitte entsprechende Stränge in "Auerbachs Keller".

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • @ Bilderbuch
    Wo ist das Problem? Ich finde die Informationen von "Luftpost" über die politischen Verhältnisse in Potsdam sehr interessant. Solange sich hier niemand verfassungsfeindlich oder in irgendeiner Form extremistisch äußert sollte wohl kaum mit Löschung von Beiträgen (Zensur) gedroht werden. So etwas finde ich nicht gut.

  • Hallo,

    bilderbuch - leider hängt das in Potsdam alles a bisserl zusammen - es ist teilweise eine mehr als schwierige Kiste - ich dachte immer Dresden sei in manchen Beziehungen schlimm - aber in Potsdam hab ich lernen müssen, das es steigerungsfähig ist - insofern kann ich Luftpost sehr wohl verstehen.

    Ein
    Problem von Potsdam ist, das es einerseits diese Parklandschaft mit den Schlössern gibt - zweifelsfrei erste Liga mit wohl deutlich über 10 Millionen Gästen im Jahr. Nach Publikumsgunst käme dann wohl erst mal der Filmpark und dann erst die Altstadt und hier auch erstmal eher das Holländische Viertel und die Brandenburger Straße. Insofern ist die eigentliche Altstadt Potsdam derzeit schon 3.Liga, oder? Das ein Barberini daran viel ändert, wage ich zu bezweifeln - es ist nur Plattners Sammlung von DDR-Kunst! Das mit Guggenheim in Bilbao zu vergleichen, dürfte mehr als zu hochgepokert sein. Bei der Diskussionsrunde zur Mitte am 4.6. war ich dabei - über die Verwaltung kann ich mich nur wundern. Das Potsdammuseum ist also ein Publikumsmagnet - hm - wahrscheinlich ebenso wie das Stadtmuseum unweit des Neumarktes in Dresden - das kann man eher vernachlässigen! Im Gegenteil das Stadtmuseum dürfte mehr vom Neumarkt profitieren als umgekehrt. Zurück zum Alten Markt - das Stadtschloss wird wohl für das Erste ein eher abgeschlossenes "Etwas" sein, als denn ein offenes Haus - Fatal! Zudem darf die Frage gestellt werden, wieviele Gäste
    die Fassaden dieses nun nicht gerade denkmalgerechten Wiederaufbaues (mit Ausnahme der von Plattner gesponserten Details und des Fortunaportales von Jauch) anziehen werden. Mit der Wirkung der Frauenkirche dürfte das nicht im Ansatz vergleichbar sein! Nun noch ein in sich abgeschlossenes Barberini mit DDR- Kunst und am Anfang der Humboldstrasse ein großes Ärztehaus. Der Alte Markt ist, solange die Fachhochschule steht, in Insellage ebenso wie der Neue Markt. Wie soll sich da die Historische Mitte beleben??? Um die Ecke im Lustgarten eine 250 Plätze Großgastro?! Die wenigen Dienstleister, Gastronomen, die sich da am Alten Markt entlang der Humboldstrasse ansiedeln können, werden es nicht leicht haben! Der Neumarkt in DD hat trotz perfekter Belebung von früh um 10 bis nach Mitternacht auch noch seine Probleme und Tücken für Händler und Gastronomen. Beim Barberini würde ich sogar den Schuh umkehren - für den Fall, dass die DDR-Kunst doch nicht so der Publikumsrenner wird, wäre
    eine Durchwegung zur Havel mit Gastronomie im Hof und an der Havel der Bringer - auch für die Sammlung im Barberini. Einer der Redner sagte auch deutlich, das aus Sicht von Gewerbeansiedlungen (Geschäfte/Dienstleistungen/Gastro) die Mitte eine Nebenlage ist und der Gast aus Hameln meinte, das Potsdam trotz seiner Funktion als Landeshauptstadt in seiner Struktur in der Altstadt eher kleinstädtisch geprägt sei. Das wird man, ich sag es mal provokant, als Vorort von Berlin auch kaum ändern können. Da kann man eigentlich nur versuchen die Stärken auszubauen und die einzelnen Standorte zu stärken und zu vernetzen. Da muss kleinteilige Hotellerie an den Alten Markt! Da darf man nicht ein oder zwei Jahrzehnte vertrödeln, bis die FH abgerissen und eine bauliche Verbindung zum Neuen Markt und zum Wilhelmplatz geschaffen wurde. Da gehört ein Stadtkanal (mit Wasser!) als Magnet ebenso dazu wie ein saniertes Brocksches Haus, ein vernünftiger Langer Stall, eine revitalisierte Plantage und eine im Bau befindliche Garnisonkirche an einer optisch nicht völlig versauten Breiten Strasse. Aber als Außenstehender hat man den Eindruck, das es stockt! Auf Jahre nur die Humboldstraße bebaut in der Form, wie sie sich jetzt abzeichnet - das wird nicht reichen, um Leben in die Bude zu bringen, damit Gewerbetreibenden in der Mitte davon auch langfristig existieren können. Gut - man revitalisiert die Mitte nicht für Gewerbetreibende - damit man sich wohlfühlt, braucht es aber das eine oder andere Läd´chen oder die eine oder andere Kneipe. Und während Mieter abends eher in ihrer Wohnung sind, lassen sich Hotelgäste auch gern in der Kneipe vor der Unterkunft nieder und wo schon mal Leute sind kommen die nächsten dazu... Das dürfte die nächsten Jahre bei all den Widerständen in Potsdam nicht einfach werden!

    Irgendwie scheint
    mir aber die Linke mit Ihrer Politik der Diskreditierung des Alten Potsdam Erfolg zu haben! Das merke ich auch bei unserem Reiseführer Arstempano, wo das Interesse vor Ort eher auf eine kleine Kreis (der allerdings sehr interessiert ist) beschränkt ist. Da braucht es auch vor Ort noch deutlich mehr Unterstützer, um eines Tages das Modell zum Beispiel auch um den Blücherplatz erweitern zu können und damit auch Aufklärung über das "Alte Potsdam" leisten zu können. Die beste Unterstützung hab ich im Moment vermutlich durch diese Forum - dafür auch mal ein herzliches Danke!


    Gruß Andreas

  • Ehrlich gesagt kann ich das Gerede über die Linke langsam nicht mehr hören.
    Natürlich stellt sie nach demokratischen Wahlen immer noch mit 17 Sitzen die größte Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Dennoch ist die Linke, selbst mit den drei Sitzen der „Anderen“, noch weit von der absoluten Mehrheit (28 Sitze) entfernt. Deshalb kann man die Querelen um den Palast bzw. den Alten Markt als Ganzes weder ausschließlich auf die Linken, noch irgendeinen DDR-Komplex zurückführen.
    Vielmehr scheint es doch so zu sein, dass die Potsdamer und damit natürlich auch ihre demokratischen Vertreter, kein Interesse am Alten Markt haben. Das kann man – je nach Sichtweise – natürlich auf die DDR-Sozialisation eines Großteils der Bevölkerung zurückführen. Diese These halte ich aber in Anbetracht der Erfahrungen in anderen Städten – Beispiel Dresden! – für reichlich absurd. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich die Menschen in Potsdam kaum des Verlustes historischer Bausubstanz am Alten Markt bewusst sind, verfügen sie doch – Arstempano hatte es bereits erwähnt – mit den Stadterweiterungsgebieten über eine attraktive und zugleich funktionierende „Altstadt“ sowie Parks und Schlösser, die Ihresgleichen suchen.
    Die Potsdamer scheint also nicht etwa der Alte Markt, sondern etwa die Wohnungsproblematik, fehlende Kindertagesstätten, Schulen, Bäder und marode Straßen umzutreiben. Da ist wenig Platz für ein Luxusprojekt, für das offensichtlich nicht einmal genug Nachfrage besteht und dessen Funktionieren ja sogar bei uns Befürwortern vorsichtig hinterfragt wird.
    Vor diesem Hintergrund gelange ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass der in Dresden beschrittene Weg für die Umstände in Ostdeutschland der vollkommen richtige war. Durch den Verkauf ganzer Quartiere wurde den Investoren die Möglichkeit eröffnet, wirtschaftliche Mischquartiere zu schaffen, deren Nutzungsstrukturen eine gewisse überörtliche Anziehungskraft besitzen. Das hat zwar nicht in jedem Fall funktioniert, war aber, auch weil die Dresdner mehrheitlich hinter der Bebauung standen, insgesamt erfolgreich.
    Vor diesem Hintergrund solltet ihr in Potsdam erst einmal entscheiden, was ihr eigentlich wollt und braucht. Ihr müsst den Anstoß geben. Den Rest erledigen überregionale Investoren, deren jeweilige Konzepte natürlich nicht nach euren Wünschen sein müssen. Aber darüber wird die Zeit richten.
    Potsdam kann auch ohne den Alten Markt existieren. Ob der Alte Markt jedoch ohne die Potsdamer entstehen kann, wage ich zu bezweifeln.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • @ Bilderbuch

    ich möchte dir in zwei Punkten widersprechen

    1. Meiner Meinung nach stellt die Linke in Potsdam schon ein massives Problem dar. Es geht hier gar nicht primär um die Partei an sich, sondern die Intentionen, die von ihr verfolgt werden. Wie man in Dresden sieht, können sich auch andere Parteibücher hinter diesen Absichten verbergen. Ich sage nichts dagegen, wenn man nach reiflicher Abwägung z.B. zu dem Entschluss kommt, dass das Mercure aus wirtschaftlichen Gründen nicht abgerissen werden soll. Problematisch wird es dann, wenn man etwas zu einem Dogma erhebt, wenn eine Diskussion nicht mehr möglich ist, weil man eine bloße "Ich bin dagegen Attitüde" entwickelt und wenn es zum Volkssport wird, Projekte zu sabotieren. Dass Herr Plattner jetzt überhaupt noch einen Cent in Potsdam investiert, ist höchst beachtlich.

    2. Deine These, der Verkauf ganzer Quartiere wäre positiv für den Neumarkt gewesen, kann ich nicht teilen. Es hat dazu geführt, dass man praktisch nur Hotels am Neumarkt findet und die Dresdner nicht mitgenommen wurden. Ich glaube, dass ein Verkauf an viele Dresdner die bessere Lösung gewesen wäre. Hier möchte ich an das Projekt in Frankfurt erinnern. Hier geht man einen anderen Weg und ich bin sehr gespannt, wie dieses Quartier angenommen wird und wie letztlich auch die Einzelhandelsstruktur in diesem Quartier funktionieren wird.

    APH - am Puls der Zeit

  • Der Alte Markt, der Wiederaufbau des Stadtschlosses (wenngleich auch mit etlichen Änderungen), die Rückbau der Breiten Straße zu städtebaulich verträglichen Maßen wie auch mit der Garnisonkirche kurz vor der Brücke über den wieder angelegten Stadtkanal ein hervor()ragendes Bauwerk zu errichten, gerade dies ist und sollte das zentrale Projekt der so bezeichneten Rathauskooperation sein. Zumindest der Rückbau der hineingechlagenen Hauptverkehrsachsen war zentrale Forderung der Potsdamer friedlichen Revolution 1989 und hier ist es immer noch zumindest die Mehrheit in der Partei Die Linke, die an IHREM - antiquierten - Bild von Stadt festhält. Insofern ist es vollauf berechtigt, den klaren Dissenz an genau diesem Ort zu benennen.

    Etwas Unterschiedenes dazu ist die öffentliche Wahrnehmung und die weiteren Bauprojekte, die dem einen oder dem anderen in der Argumentation den Boden entziehen. Damit will ich schreiben, was ich hier im Beitrag 178 schon einmal schrieb: Die Abtragung des Stadtschlosses allein aus ideologischen Gründen wie auch die Sprengung der Garnisonkirche allein aus ideologischen Gründen stand für die Politik der SED, die Errichtung eines derartigen Hochhauses an dieser oder ähnlichen Stelle steht ebenso für etwas Systemübergreifendes in der Baupolitik wie die Errichtung des Bahnhof-Einkaufs-Zentrums und des zwar proportionierten, doch viel zu klobigen und in seinen Abmessungen viel zu grobem IHK-Gebäudes als Nachwende-Bauten. Dies gilt selbstverständlich auch für die ersten Entwürfe am Fuße des Brauhausberges, worin ein Erklärungsgrund liegt, weshalb die Wähler bspw. dem Schwimmbad-Votum von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Bürgerbündnis, Potsdamer Demokraten und der FDP in ihrer Mehrheit nicht gefolgt sind.

    Rein von der Anschauung her will ich bei dem Bahnhofs-Einkaufs-Zentrum, bei dem früheren Interhotel Stadt Potsdam, (etzt Mercure) und dem IHK-Gebäude nicht nur von einer systemübergreifenden Unsensibilität, sondern von einer Trilogie des städtebaulichen Schreckens reden. Damit wird nichts gegengerechnet und bagatellisiert, sondern Argumenten FÜR eine stadtverträgliche Baupolitik jene Substanz verliehen, die ihr heute oftmals noch fehlt und weshalb sich manche immer wieder die Augen reiben. Das Gewicht der Argumente wäre wesentlich höher, wenn den Protagonisten tatsächlich dasjenige angelastet wird, was speziell sie zu verantworten haben und sie von denejenigen Vorwürfen verschont zu lassen, was seinerzeit verheerenderweise systemübergreifender Konsens war.

    Auch das: Mehr als in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Dresden, Magdeburg oder Erfurt ist Potsdam schon aufgrund seines geschichtlichen Rufes zu einem Hort der grassierenden Spekulation geworden, dasjenige zu überbauen, was in sämtlichen Generationen nicht bebaut wurde - nicht in der Kaiserzeit, nicht in der Nazizeit, nicht zu DDR-Zeiten - und worin sich abseits der politischen Hahnenkämpfe dann so manches ZUSÄTZLICHE Erklärungsmuster an Gegnerschaft zum Wiederaufbau des eigentlichen Zentrums findet, was absolut nicht sein muss.

  • Zitat

    Potsdam kann auch ohne den Alten Markt existieren. Ob der Alte Markt jedoch ohne die Potsdamer entstehen kann, wage ich zu bezweifeln.

    Dass der erste Satz stimmt, ist nicht zu bezweifeln. Der zweite Satz ist interessanter.
    Tatsächlich wird der neue Alte Markt eine andere Funktion als zB de DD Neumarkt haben. Er wird wohl niemals so etwas wie ein agorales Forum werden, er liegt recht am Rand des Touristengebietes, ist wohl auch zu klein, um inmitten des ihn umgebenden äußersst lockeren Stadtraumes als Platz wahrgenommen zu werden. Dazu ist er nicht von Wohngebäuden umgeben.
    Eigentlich "braucht" ihn wirklich niemand, er dient nur Schöngeistern wie uns zur (sehr bedeutenden) Abrundung des ansonsten leidlich erhaltenen Potsdamer Stadtbildes. Und damit , finde ich, braucht man sich um ihn keine Sorgen zu machen - er kann insofern auch ohne Potsdamer bestehen, weil 's völlig eh wurscht ist. Der DDner Neumarkt ist mit der Stadtmitte identisch. Da muss so etwas wie bürgerliches Leben entstehen, sonst ist ist das Scheitern der Innenstadt viel zu eklatant.
    Potsdam hat daneben "genug" Innenstadt. Ob da so ein kleienr Platz ein fremdkörperhaftes Anhängsel bleibt oder nicht, ist wurscht.
    Abgesehen davon wird der Tourismus und die damit verbundene Kommerzialisierung das schon regeln: Das Ensemble wird einfach zu prächtig, sodass mit dem Tourismus das Leben von selber kommt. Die verbissene Meinung der Urpotsdamer, dass dieser Stadtteil zu DDR-Zeiten doch viel schöner war, wird quasi von selbst aussterben.
    Wichtig wär halt nur, dass sich was in absehbarer Zeit tut, dass die Fachhochschule endlich verschwindet, und dass mit dem Barberini endlich mal angefangen wird. Beides kann ich mir eigentlich nach dieser jahrelangen Diskussion, der noch keine einzige konkrete Tat gefolgt ist, nicht mehr so recht vorstellen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hallo,
    @ ursus carpaticus - so einfach ist dies nicht, den der Alte Markt war das Zentrum der Stadt. Das er heute eine Insellage hat, liegt an verfehltem Städtebau. Ob dies korrigiert werden kann, ist die große Frage und wird über den Erfolg der Urbanisierung der Mitte entscheiden. Leider ist die aus meiner Sicht doppelt so breite Friedrich-Ebert-Strasse zwischen Schlossstr. und ehem. Wilhelmplatz (Platz der Einheit) schon mal ein Fehlgriff gewesen. Man hätte bei dem geringen Individualverkehr dort auch Tram und Autoverkehr zusammenlegen können - in der Äußeren Neustadt ist definitiv mehr Verkehr und es funktioniert trotzdem einigermaßen. Sollte eines Tages die FH verschwinden, behindert diese überbreite Schneise das Zusammenwachsen der Areale um Neuen Markt und Alten Markt. Einen ähnlich negativen Effekt hat die Wilsdrufferstrasse in Dresden. Das heutige "Zentrum von Potsdam" ist ja der Bereich vom Brandenburger Tor über die Brandenburger Straße bis zur Peter und Paul Kirche bzw. Nauener Tor / Holländischen Viertel. Einen Marktplatz mit Kirche, Rathaus etc. sucht man hier aber vergeblich, eben weil es nur ein "Ersatzzentrum" ist. Bei genauer Analyse stellt man schnell fest das der Stadtorganismus von Potsdam auf dem Kopf steht. Wie schon im letzten Beitrag von mir geschrieben hat die Brandenburger Str. eindeutig kleinstädtisches Gepräge" (bis max. 30.000 Einwohner?) - das man sich in einer Stadt mit 160.000 Einwohnern befindet, die obendrein noch Landeshauptstadt ist - davon merkt man auf der Brandenburger eher nix, so auch mein Eindruck.


    Das Barberini ist nach all dem was man hören kann auf den Weg gebracht, nur leider ohne Durchwegung zu Havel ( Impressionen zum Hof des Palais Barberini in seiner geplanten Gestalt um 1850). Ob es aber gelingt Staudenhof, FH und Mercure durch eine Stadtreparatur zu korrigieren ... @ ursus carpaticus - da ist Skepsis wohl angebracht und wird noch viel Lobbyarbeit pro Neue Mitte benötigen. Ohne Korrektur der Stadtgestalt an diesen Punkten, wird es wohl nur die "Nebenlage" Alter Markt... Im übrigen bringt hier Wohnungsbau nur in beschränktem Maße Belebung. Da noch eher Appartements und Hotels - den diese Leute wollen abends auch noch ins Restaurant etc.. Eine Wohnlage für junge Familien wird es ohnehin mit Ausnahme der Havelgrundstücke nicht, da es zuwenig Grün in diesen innerstädtischen Arealen gibt.


    Gruß Andreas

  • Potsdam kann auch ohne den Alten Markt existieren.


    Wer so argumentiert kann sich auch gleich von jeder Form von Baukultur verabschieden. Ein Würfel mit rechteckigen Löchern zur Beleuchtung tuts auch. Darüber hinaus glaube ich nicht, dass der AM völlig abseits der touristischen Trampelpfade liegt. Die Weiße Flotte ankert in der Nähe und zwischen Schloss und Nauener Tor ist ja nicht nur Stadtbrache! Dass die Mehrheit der Touristen das Gebiet heute meidet liegt eindeutig an seiner unattraktiven Gestaltung was sich mit der Reko ja ändern wird. Und mal ganz ketzerisch gefragt: Muß jeder Platz nach der Reko ein Rummelplatz werden, der massenhaft Kohle abwirft? Vielleicht gibt es noch was anderes als Shopping, wie wäre es, wenn man sich einfach mal an der Schönheit erfreut?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Hallo zusammen,

    ich sage nur so viel: Potsdam ist ohne dem rekonstuierten Alten Markt nichts. Das jetzige Stadtzentrum ist die friederizianische Neustadt! Das heutige "Zentrum" ist ohne Zentrum. Das kleinstädtische Gepräge, welches Potsdam heute zeigt, rührt von den zwei-geschossigen Bauten in der ersten und zweiten Barocken Stadterweiterung. Würden die Gebäude in der Breiten Straße, am Kanal, um den Wilhelmsplatz, und zwischen Alter Markt und Heilig-Geist-Kirche noch stehen, käme niemand auf den Gedanken, Potsdam wäre Kleinstädtisch. Und diese heutige Fehlinterpretation rührt auf der bewussten Zerstörung in der zweiten Zerstörungswelle Potsdams: zwischen 1950 und 1990, in den die DDR die gesamte Altstadt abgeräumt hat. Und jetzt komme mir niemand mit dem Krieg, dass der schuld sei. Die paar Zerstörungen, die Potsdam in der Nacht des 14.04.1945 östlich des Alten Marktes einstecken musste, haben keine Stadt beseitigt. Städte werden beseitigt, wenn nicht nur die Ruinen, statt wieder aufgebaut, abgerissen werden, wenn intakte Gebäude ohne Beschädigungen abgerissen werden (in Potsdam allein in der Breiten Straße 1,3 Kilometer Barockgebäude) und wenn nach der Neubebauung nicht mal mehr die Straßenführung an die historische Stadt erinnert.

    Vielleicht kann man das doch mit Dresden vergleichen: würde man sagen, Dresden Neustadt ist das Zentrum von Dresden, daher braucht Dresden den Neumarkt nicht?


    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (17. Juni 2013 um 13:25)

  • Und jetzt komme mir niemand mit dem Krieg, dass der schuld sei. Die paar Zerstörungen, die Potsdam in der Nacht des 14.04.1945 östlich des Alten Marktes einstecken musste, haben keine Stadt beseitigt.


    Das stimmt. Selbst mir als Nicht-Potsdamer ist bekannt, dass an der Breiten Straße nur die Garnisonkirche ausgebrannt war. Alles Andere, selbst die Bäume, Breite Brücke und Stadtkanal sind DDR-Verlust. Lediglich die architektonisch eher unbedeutende "Altstadt" östlich des A.M. war weitgehend nicht mehr aufbaufähig da schwerst zerstört.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • @ ursus carpaticus

    Wenn aber rund um den Alten Markt zumindest ein touristisches Zentrum entstehen soll, braucht es dafür nicht nur den nötigen Bedarf, sondern auch entsprechende Anziehungspunkte.
    In der Tat ist es aber so, dass der Alte Markt ein Schattendasein führt, dessen erhaltene oder rekonstruierte Monumente schon aufgrund ihrer Nutzung (Stadtmuseum, Landtag) keine große Verweilqualität besitzen dürften. Nicht umsonst werden sich die Touristen auf ihrem Weg zu den Parks und "echten Schlössern" auf die bereits touristisch erschlossenen Stadterweiterungen konzentrieren, deren gewachsene Lebendigkeit einem eventuell entstehenden Quartier haushoch überlegen sein muss.
    Dabei spielt es meiner Ansicht nach keine Rolle, ob der Alte Markt einmal das Zentrum der Stadt war oder ob die "Brandenburger" eher kleinstädtisch wirkt oder nicht. Die Stadterweiterungen sind einfach charmant und scheinen zu funktionieren. Darüber hinaus kann ich in Potsdam keinen weiteren Bedarf erkennen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Lassen wir uns doch (hoffentlich positiv) überraschen! Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden...

    Warten wir einmal ab, wie der Alte Markt von den Einheimischen wie auch von den Touristen angenommen werden wird, wenn er einmal steht? Wir stehen doch noch ganz am Anfang und noch fehlen ganz wichtige Platzkanten. Steht einmal der Alte Markt, dann werden sukzessive auch die vergammelten Platten rundherum (Staudenhof et cetera) früher oder später gegen attraktive Blockrandbebauung abgetauscht. Und wenn es noch 30 oder 40 Jahre dauert, was solls? Die Sozialisten haben das Zentrum vollkommen ausgelöscht - zu erwarten, dass die Urbanität innerhalb kürzester Zeit wieder Einkehr hält, wäre hier vielleicht vermessen.

    Dieser Platz wird einfach nur wunderbar werden - und Hand aufs Herz: Es gibt doch keine Alternative dazu. Weder der Sozialismus noch die Moderne vermochte bzw. vermag es lebenswerte Plätze zu generieren. Es handelt sich hierbei um eine Renaissance der europäischen Stadt.

    "Modernität kann im Gewande der Vergangenheit hervortreten. Das ist eigentümlich für alle Renaissancen" sagte schon sehr treffend Jacques de Goff.

  • Hallo zusammen,

    das das passieren würde, habe ich schon lange befürchtet. Diese Stadt(-verwaltung) versucht mit allen Mitteln, Originalität zu verhindern. Dies wurde schon deutlich, wie mit dem erstplatzierten Investor, Frau Schmack, für den Palast Barberini umgegangen wurde. Frau Schmack wollte nicht nur die Seite zum Alten Markt originalgetreu errichten, sondern auch die "Rückseite" zur Alten Fahrt mit den beiden Seitenflügeln. Doch dann wurden an Ihr sehr ungewöhnliche Nachweise gefordert: nicht nur ein Nutzungskonzept und Finanzierung, sondern sogar ein Betreiber des von Ihr vorgesehenen Hotels sollte sie nachweisen. Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht einmal sicher war, dass sie den Zuschlag erhält. Welcher Hotelbetreiber unterschreibt dann ein entsprechendes Papier. Nachdem dies nicht in der von der Stadt gesetzten Frist nachgewiesen werden konnte, kam her Lelbach zum Zuge. Und der hat schon bestätigt, dass er die "Rückseite" zur Alten Fahrt nicht historisch korrekt, sondern modern bauen wird.

    Interessant ist dabei auch, das bereits bei der Vorstellung des Leitbautenkonzepts eine moderne Rückseite zur Alten Fahrt in den Fassadenseiten gezeigt wurde (nicht auf den fotografierten Tafeln, sondern in der Präsentation). Stand das also schon damals fest?

    Und seither kommt, wie beim Stadtschloss, Salami-Taktik-mäßig ein Unding nach dem Anderen an die Öffentlichkeit. Erst wird es keine öffentliche Durchwegung zur Alten Fahrt geben, der Durchgang wird zudem Verglast werden.

    Nun also wird in der Fassade ein riesen Loch prangen: ein Rolltor. Meldung aus der Märkischen. Zitat: "Nach aktuellen Planungen wird es in der barocken Vorderfront des Palasts höchstwahrscheinlich eine Lkw-Einfahrt geben. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der Potsdamer Demokraten an die Stadtverwaltung hervor. „Ein Rolltor widerspricht den Festsetzungen des B-Planes nicht und ist für die Funktionalität des Museums im übrigen erforderlich“, heißt es im Antwortschreiben der Verwaltung vom 4. Juli."

    Ach ja, die PNN meldet heute, das durch Archeologen ein mittelalterlicher Einbaum unter dem ehemaligen Palazzo Pompei entdeckt worden sei.

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    4 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (12. Juli 2013 um 12:54)

  • Doch dann wurden an Ihr sehr ungewöhnliche Nachweise gefordert: nicht nur ein Nutzungskonzept und Finanzierung, sondern sogar ein Betreiber des von Ihr vorgesehenen Hotels sollte sie nachweisen.

    Das allerdings ist keinesfalls ungewöhnlich, sondern vielmehr ein vollkommen normaler Vorgang. Nutzungs- und Gestaltungskonzepte, Bürgschaften sowie Referenzen sind ein essentieller Bestandteil jedes Vergabeverfahrens.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ein Rolltor in der Fassade ? Wo bitte soll das denn hin? Mit einem riesigen Lkw-Rolltor im Gebäude, ist das Palais Barberini wohl keine Fassadenrekonstruktion mehr.

    Zitat

    (...) Hinter dem etwas sperrig klingenden Ausdruck „Funktionalität des
    Museums“ verbirgt sich wahrscheinlich die Tatsache, dass unter anderem
    die Gemälde und andere Exponate mit Lkws an- und abtransportiert werden
    müssen. (...)

    Das ist jetzt nicht ernst gemeint, oder?
    Welches Museum, in einem historischen Gebäude, hat denn bitte eine Lkw-Einfahrt für Exponate? Als würden die Gemälde wöchentlich ausgewechselt und ständig neue Lieferungen anstehen. Einige kräftige Männer können den Lkw sicher auch entladen, wenn er vor der Tür steht.
    Ziemlich seltsam auch, daß Herr Plattner eine große Summe für die Schloss-Reko bezahlt und jetzt offenbar kein Problem mit der Ruinierung der gegenüberliegenden Leitfassade hat. Ich kann nur hoffen, daß dieser Quatsch nicht umgesetzt wird.

    Zitatquelle: http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…alais-Barberini