Potsdam - Quartier Barberini und Alte Fahrt

  • Ich habe das Gefühl, einige wollen einfach nur meckern und haben dazu schon ihre Texte vorverfasst. Da guckt man dann auch nicht einmal mehr genauer hin, bevor man mit dem Meckern loslegt.
    Wenn du aber einmal genauer hinschaust, auch bei anderen Fotobeiträgen hier im Strang, wirst du erkennen, dass man das Garagentor sehr wohl sehr wertig und historisierend ausgeführt hat. Es könnte sich glatt um eine geschlossene Kutscheneinfahrt handeln.

    Ich finde wir können uns zu aller erst einfach nur freuen, über das was erreicht wurde :) Solche kleinen modernen Details und Anpassungen an unsere Zeit finde ich vollkommen ok. Im Gegenteil, sie zeigen den Unkenrufern, dass moderne Technik und moderne Ansprüche in keinster Weise im Widerspruch zu historisierender Architektur stehen. Niemand möchte heute noch in zugigen, dunklen Häusern ohne Komfort leben, wie die Menschen früher, aber das ist gerade das dumme Argument vieler Mitmenschen gegen historische Architektur. Ein moderner Historismus ist möglich und ermöglicht erst ein modernes Leben: Wenn jedes Gebäude Tiefgaragen und moderne Aufzüge im inneren hätte, könnte man wieder viele parkende Autos aus dem Stadtbild entfernen und verkehrsberuhigte Zonen einrichten und den Aufenthaltswert von Plätzen und Cafes steigern. Stellt euch nur vor, wie viel besser Berliner Bezirke wie Kreuzberg und Prenzlauerberg usw wirken würden, hätten alle Häuser dort Tiefgaragen und verkehrsberuhigte Straßen außenherum um zu spazieren, Fahrrad zu fahren und mit den Kindern zu spielen.

    Ich finde was moderne Städte zerstört ist nicht nur der Mangel an schönen Fassaden sondern auch die massive Anwesenheit von Verkehrsschildern, breite doppelspurige Straßen, hässlich designte Ampeln und Straßenlampen und überall parkende Autos.

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Nach einer längeren Pause, möchte ich auch mal wieder was beitragen aus einem besonderen Anlass. Ich hab's dieser Tage endlich geschafft, im Rahmen der Besuchertage im Barberini (#EmptyMuseum) einen Blick in die Innenräume des Barberini zu werfen.

    Sehr beeindruckend! Außen barocke Harmonie und innen zeitlose Eleganz. Ich freu mich schon auf die Eröffnung 2017 und die ersten Ausstellungen.

    Hier ein paar Impressionen von meinem gestrigen Besuch.


    Ein kalter Novembertag neigt sich dem Ende


    Der erste Eindruck in der Eingangshalle


    Die Ausstellungssäle mit unterschiedlichen Farbgebungen und Decken in den beiden Flügeln auf zwei Etagen


    Das Herzstück des Museums - der Lelbachsaal im ersten Stock des Mittelrisalits


    Und noch ein Blick in die Treppenhäuser. Es macht alles einen sehr wertigen Eindruck.


    Und zum Schluss noch ein Blick vom Alten Markt auf das neue Barberini am Abend


    Alle Bilder sind von mir

    Gruß aus Potsdam

  • Hoffentlich sind die heruntergelassenen Rollos nicht der Normalzustand und man stellt dort Kunst aus, die etwas Tageslicht verträgt. Ansonsten hätte man sich ggf. besser über innenliegende Rollos Gedanken machen können.

  • Oder innenliegende massive Fensterläden, also ohne Ritzen. Machen auch dunkel und wären innendrin noch ein Gestaltungsmerkmal, nähmen aber auch Platz an den Wänden weg, wenn sie offen sind, und müssten genug Platz zum Schließen haben. Naja, die optisch ansprechendste Lösung wäre es vielleicht.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Aus diesem Grunde wurde ja schon in den Seitenflügeln jedes zweite Fenster weggelassen (=mehr Wandfläche), was trotz des Neuentwurfes durch Thomas Albrecht zu einigen Unstimmigkeiten führt. Zudem sind die Seitenflügel in Styropor ausgeführt, was Plattner sicher noch bedauern wird. Auch ein paar Details sind harrsträubend: STO-Styroporgesimse an Fallrohren. Brrrr... Dabei hat es an Geld doch nicht gefehlt.

    Richtig schön ist die Berninifassade (obwohl diese in der Ausführung nicht verstanden wurde) und der sehr reduzierte Durchgang mit den Rabitzbögen (die es ja im 18. JH noch nicht gab). Auch die Innenräume sind gut geworden, wobei ich die erste, farbige Fassung der Wände dem jetzt ausgeführten Alt-68er-grau-in-grau vorgezogen habe. Die Wandtöne sind etwas loriothaft (steingrau-aschgrau-betongrau). Der stucco lustro an den Wänden ist für meinen Geschmack nicht schön - da wollte einer eigentlich eine homogene, monocrome Oberfläche, was der stucco einfach nicht ist. Der Entwurf der überhohen Treppenhäuser hingegen ist unhistorisch aber hervorragend.

    Richtig schade ist, dass die beiden Säle des einzigen Leitbaus der Potsdamer Mitte (alle anderen sind nur Leitfassaden) weggefallen sind. Diese sollten nach Ausschreibung originalgetreu rekonstruiert werden. Der Wegfall war wohl der Preis für das Kunstmuseum statt Steigenberger.

    Insgesamt ist es wohl ein ähnlicher Effekt wie beim Neuen Museum in Berlin: das Neue konkurriert mit dem desaströsen Zustand der Zerstörung und nicht mit dem historischen Original, das kaum mehr einer kennt.

  • Die heruntergezogenen Jalousien tun ein Übriges, den Eindruck der Fassade zu mindern.
    Beim Treppenhaus bedaure ich, dass die Pfeiler bzw. Stützen gegen die Decke laufen und nicht von gleich breiten Unterzügen aufgefangen werden, die - ähnlich einem Architrav - einen Übergang gebildet hätten.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wenn ich mir die Ausstellungsräume im Barberini ansehe, bedauere ich es wieder, dass nicht die Gemäldegalerie Alte Meister ins Berliner Schloss gekommen ist. Selbst solche modernen Säle wären des Schlosses würdig gewesen und würden sich gut in dieses einfügen.

  • @ Campus solis, ähnliches habe ich mir auch gedacht. Ich glaube mit den Interieurs des Humboldt-Froums werden wir noch .
    gehörig zu hadern haben. Wenn da überhaupt so ein feines Fischgrätparkett kommt!?

    @ Brandenburger, starke Bilder, auf denen die Wertigkeit der Ausführung gut rüberkommt

    Und ja, Konstantin, die Styroporseitentrakte sind freilich ein großes Manko, das man in einigen Jahrzehnten, wie an vielen anderen Bauten durch eine bessere, wertigere Lösung wird ersetzten MÜSSEN!

  • Als Ergänzung zu den schönen Bildern von Brandenburger möchte ich noch einige Fotos zur Verfügung stellen. Mein Besuch konnte leider erst am 01.12. stattfinden.

    Trotz leichtem Regen ein erhabener Anblick.

    Rabitz-Gewölbe im Eingangsbereich.

    Der Lelbachsaal. (Falls jemand nicht weiß, wer der Lelbach ist.)

    Die Hofseite bei leichtem Regen.

    Der "Jahrhundertschritt" von Mattheuer. Einer von sechs Abgüssen, seit Juli 2016 hier aufgestellt.

    Das große Tor. Man sieht es vom Alten Markt aus. Hier kann man etwas besser die Details erkennen.

    Fotos: Autor, 01.12.2016

  • Noch ein Nachtrag, zumal das Wetter direkt dazu einlud.

    Winter

    Barberini mal aus anderer Sicht.

    Geschmückt mit "fremden Federn".

    Das "legendäre" Tor. Heute war ein Blick hinter die Kulissen möglich.

    Die Arbeiten im Haus gehen weiter.

    Das Café wurde ausgeräumt. Hier sollen dann die endgültigen Möbel zu gegebener Zeit aufgebaut werden


    Die Brauerstraße. Ist das nun der Baubeginn?

    Fotos: Autor, 05.12.2016

  • Danke potsdam-fan, für diese tollen Bilder! :)

    Die ersten drei sind wirklich wie schöne Ansichts-Postkarten, insbesondere das erste Motiv mit dem blauen Himmel und dem Rauhreif an den Bäumen... Ein richtiges Weihnachtsmotiv, passend zur Jahreszeit! :rolleyes:

  • PNN berichtet heute "Lelbach darf an der Alten Fahrt bauen". Die Frage dazu gab es ja hier auch schon. Ich wußte bisher auch nichts Genaues. Nun erfahren wir mehr.

    "Der Berliner Investor Abris Lelbach kann mit dem umstrittenen Bau seiner Neubauten an der Alten Fahrt beginnen. Der Investor nahm einige "Modifikationen" vor. Doch auch jetzt sind noch nicht alle Hürden beseitigt."

    Ob einer mit den vorliegenden Entwürfen zufrieden ist oder nicht... Ich habe da so für mich persönlich meine Zweifel.

  • Ich denke, der Entwurf ist halbwegs OK. Vor allem freue ich mich über den Baubeginn, weil damit der Straßenzug endlich seinen Abschluss findet. Eine dauerhafte Baugrube a la "Wiener Loch"/Dresden wäre die schlechteste "Lösung".

  • Diese Graphik hat aber nichts mit Potsdam zu tun. Es handelt sich um den Palazzo Barberini in Rom und das Blatt stammt aus den 'Vedute di Roma' von Giovanni Battista Piranesi.

  • Heute, 09.01.2017, teilten die Potsdamer Neuesten Nachrichten mit:

    "Palais Barberini in Potsdam
    Ausgezeichneter Palast"


    "Der Verein Stadtbild Deutschland, der sich für die Rekonstruktion historischer Bauten einsetzt, hat den Palast Barberini zum "Gebäude des Jahres" gekürt. Mit dem Bau sei ein wesentlicher Beitrag zur Stadtreparatur Potsdams geleistet worden, hieß es. Es handele sich "um eine sorgfältige und qualitativ besonders hochwertige Rekonstruktion" des Vorkriegsbaus."
    Das freut doch vor allem den Potsdamer :applaus:

    PS. Ich habe einen gleichlautenden Beitrag bereits im Abstimmungsthread veröffentlicht.

  • Da ist nun leider etwas schief gelaufen. Das Palais Barberini wurde von uns durch Abstimmung als "Gebäude des Jahres 2016" ausgezeichnet. Wenn die PNN und der Tagesspiegel daraus nun das "Gebäude des Jahres" machen, beziehen sie das natürlich auf das Jahr 2017, in der Tat das Jahr der Eröffnung des Barberini. Unser "Gebäude des Jahres 2017" soll aber erst noch durch Abstimmung im Laufe dieses Jahres ermittelt werden. Nun denn, wenn PNN und Tagesspiegel die einzigen Zeitungen sind, die diesen falschen Bezug herstellen und andere Zeitungen über das "Gebäude des Jahres 2016" schreiben, ignorieren wir den Fehler einfach. Andernfalls müssten wir bei den kommenden Preisvergaben die Jahreszahl ändern.