• Kann es sein, dass die Marienkirche von Heinrich von Braunsberg erbaut wurde ? Der Ostgiebel erinnert mich ungemein an den Rathausgiebel in Königsberg/ Neumark oder den in Tangermünde.

  • Die Lebensdaten von Hinrich Brunsberg sind: * um 1350 im Deutschordensland; † zwischen 1428 und 1435[1] vermutlich in Stettin. (Quelle de.wikipedia) Für die Marienkirche in Prenzlau schreibt der Förderverein Marienkirche Prenzlau auf seiner Seite:
    1289-1340 Kirchenneubau als gotische Hallenkirche in 2 Abschnitten: Kirchenschiff und Chor mit Ostgiebel, Fertigstellung der Türme mit gotischem Helmabschluß.

    Der Ostgiebel wurde also errichtet, bevor Hinrich Brunsberg geboren wurde! Die Ähnlichkeit im Erscheinungsbild mit seinen Bauten liegt wohl daran, daß es sich beim Prenzlauer Ostgiebel um die regionale Variante der Hochgotik handelt, die Hinrich Brunsberg als Baumeister in der Mark Brandenburg und im Herzogtum Pommern aufgegriffen und weiter hin zur Spätgotik entwickelt hat.

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  • Zitat von "youngwoerth"


    Auf deutscher Seite besitzen Ueckermünde, Angermünde und Bad Freienwalde noch ein recht intaktes Stadtbild.

    Arbeitsgemeinschaft "Städte mit historischen Stadtkernen" des Landes Brandenburg nennt zudem noch Beeskow, Altlandsberg und Peitz. Strausberg dürfte ebenfalls kein Totalverlust sein.

    In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, welch unbeschreibliches Glück Görlitz hatte - das nahe Lauban hatte es noch erwischt.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Generell waren Brandenburgs Städte und Dörfer wirklich nie vom Glück begünstigt: erst wüten da im 15. Jahrhundert die Hussitenkriegen, dann 200 Jahre später der 30'jährige Krieg (in dem Brandenburg ja einer der Hauptkriegsschauplätze war) und dann nochmal 200 Jahre später der 2. Weltkrieg ... manchmal wundert es einen, daß da überhaupt noch irgendwas steht, was älter als 100 Jahre ist.

    Zumal Brandenburg vor dem großen Aufstieg Preußens im 18. Jahrhhundert ohnehin immer vergleichsweise arm und etwas hintendran war, vergleicht man es mit anderen Regionen wie dem Rheinland, Franken oder der Ostseeküste mit ihren imposanten Hansestädten.

  • Die Kriege unter Friedrich den Großen, wie der Siebenjährige Krieg zum Beispiel, brachten für Brandenburg auch noch fremde Soldateska ins Land- aber ohne daß damals ganze Städte geschleift wurden.
    Auch die napoleonische Besatzung, ein halbes Jahrhundert später, war in Brandenburg wie im übrigen Preußen besonders hart. Aber auch damals scheint großflächig keine Bausubstanz zerstört worden zu sein, vielleicht einige Vorstädte von Festungsstädte wie Magdeburg für einen freien Verteidigungs- und Schußraum.
    Was den Zweiten Weltkrieg angeht, so sind die zerstörten Städte Nordostbrandenburgs und Ostmecklenburgs nur ein kleiner "Ausläufer" davon, was Leuten und Städten in der Neumark oder in Ostpreußen angetan wurde.

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  • Wobei man ja auch sagen muß, daß im Rheinland, zumindest im Raum Köln-Aachen und Aachen-Kleve - ähnlich wie in der Uckermark und Ostvorpommern - die Städte auch im 2. Weltkrieg vernichtet wurden. "Gute" Beispiele dafür sind z. B. Düren oder Wesel.

    Für weniger Ideologie!

  • Zitat von "Georg Friedrich"

    Arbeitsgemeinschaft "Städte mit historischen Stadtkernen" des Landes Brandenburg nennt zudem noch Beeskow, Altlandsberg und Peitz. Strausberg dürfte ebenfalls kein Totalverlust sein.

    In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, welch unbeschreibliches Glück Görlitz hatte - das nahe Lauban hatte es noch erwischt.

    Nun, die im Süden vorstoßenden Roten Armeeteile wüteten ganz offenbar nicht so schlimm wie die im Norden (inclusive Nordbrandenburg). Immerhin blieb Sachsen bis auf ganz wenige Ausnahmen unzerstört, auch in Schlesien war es lang nicht so arg wie anderswo. Schließlich wurde auch Breslau- anders als Danzig - keineswegs dem Erdboden gleichgemacht.
    Lauban war immerhin rückerobert worden, machte also drei Fronten durch.
    Beeskow ist übrigens nicht gerade die reinste Freude.
    Glück hatte wohl Cottbus. Östlich davon ist alles hin.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na ja, eigentlich ist ja in Preußen auch nur Berlin aufgestiegen, der Rest des Landes ist bis heute arm und hintendran...

  • Vielen Dank für die Prenzlauer Bilderschau! Der Ort ist schon ein skurriles Trauerspiel, das mich unweigerlich an manch verkümmerte Orte im Hinterland Pommerns (heute Polen) erinnert.

    Aber es gibt noch Hoffnung. Der Center-Neubau am Markt könnte als Initialzündung für die Rettung der verbliebenen Innenstadt begriffen werden. Vllt. sehen wir ja irgendwann auch einmal die Rekonstruktion der angesprochenen Häuserzeile.

    Da ich mir die Galerie hier schon vor Tagen angeschaut habe, hatte ich heute in Altentreptow (Galerie in der Nordsektion kommt) ein kleines Déjà-vu-Erlebnis. Das war mir bislang nicht aufgefallen, aber auch dort findet sich eine ähnliche Situation mit der übermächtigen Stadtkirche.

    Zitat von "ursus carpaticus"

    Beeskow ist übrigens nicht gerade die reinste Freude.


    Wie meinen? Beeskow ist toll! Auf jeden Fall für Brandenburger Verhältnisse, aber auch sonst.

  • Zitat von "jörg"

    Na ja, eigentlich ist ja in Preußen auch nur Berlin aufgestiegen, der Rest des Landes ist bis heute arm und hintendran...

    Potsdam, Magdeburg, Halle, Breslau, Stettin, Königsberg, Liegnitz, Hannover, quasi ganz Oberschlesien... ich schätze Du meinst die Mark Brandenburg. Und selbst das stimmt nicht ganz, denn bis 1989 konnten die Städte ihre Einwohnerschaft durchaus ernähren und verzeichneten Bevölkerungsanstiege.

  • Ich weiß nicht, ob jemand von Euch Mühlrose kennt, aber dieser Ort hat mir auch sehr gut gefallen. Sehr gerne wäre ich einmal nach Buckow gefahren, aber das ging sich nie aus...dort soll es auch ganz schön sein? Erfahrungswerte?

  • @Erbsenzähler:

    Zitat

    Vielen Dank für die Prenzlauer Bilderschau! Der Ort ist schon ein skurriles Trauerspiel, das mich unweigerlich an manch verkümmerte Orte im Hinterland Pommerns (heute Polen) erinnert.


    Prenzlau gehört eher zum Hinterland Stettins (heute abgetrennt)

    Zitat

    Aber es gibt noch Hoffnung. Der Center-Neubau am Markt könnte als Initialzündung für die Rettung der verbliebenen Innenstadt begriffen werden. Vllt. sehen wir ja irgendwann auch einmal die Rekonstruktion der angesprochenen Häuserzeile.


    Bist Du dir denn sicher, daß der Center-Neubau trotz der Proteste kommt? Hast Du da vielleicht mehr informationen?

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  • Zitat von "Karasek"

    Potsdam, Magdeburg, Halle, Breslau, Stettin, Königsberg, Liegnitz, Hannover, quasi ganz Oberschlesien... ich schätze Du meinst die Mark Brandenburg. Und selbst das stimmt nicht ganz, denn bis 1989 konnten die Städte ihre Einwohnerschaft durchaus ernähren und verzeichneten Bevölkerungsanstiege.

    Ja, du hast schon recht, ich meinte mit Preußen eher das historische Kernland Brandenburg und Ostpreußen. Aber auch über die übrigen von dir genannten Gebiete ließe sich zumindest teilweise trefflich streiten. Die großen Bevölkerungsschwerpunkte besaß das Land jedenfalls nicht. Erst "Erwerbungen" wie Hannover, das Rheinland und Schlesien konnten da Abhilfe schaffen. Aber eigentlich möchte ich mich hierüber mit niemandem streiten, schon alleine weil ich befürchte, dass dann in diesem Thread seitenweise neue Einträge entstehen...

  • Eine kleinere Rekonstruktion aus Prenzlau:

    Die Heiliggeistkapelle ist äußerlich wieder hergerichtet worden.

    Der auf dem ersten Bild zu sehende Giebel wurde neu aufgemauert und das Dach neu aufgesetzt. Der Fußboden im Inneren ist mit ordentlichen roten Steinfliesen ausgelegt und es wurde eine grobe neue Holzbalkendecke eingebaut. Fenster und Türen fehlen.

    Der südliche Zugang zur Stadt:

    Durch das neue Dach ist das dreier Ensemble doch recht ansehnlich geworden. Es geht voran!

    In der Stadt gibt es eine reichliche Fülle an sakralen bauten. Weiß jemand welcher Pilgerweg einst durch diese Stadt verlief oder welche Reliquien hier aufbewahrt wurden?

    Die Bilder stammen von Mitte Januar 2013.

  • Ist toll geworden!
    Ist denn noch geplant, in Bälde Türen und Fenster einzubauen? Wäre ja wohl besser, damit sich nicht Tauben und Schmierfinken dort so leicht tummeln können. Außerdem wäre die Kapelle dann auch nutzbar.

  • Eine super Sache, freut mich sehr für Prenzlau. :applaus:
    Wurde aber auch höchste Zeit daß man dieses historische Kleinod wieder aufrichtet.
    Vor allem da der Aufwand bei einem sakralen Gebäude dieser Größe doch überschaubar sein sollte.

    Plus Outre

  • In der Tat ist der Wiederaufbau der Prenzlauer Heiliggeistkapelle ein erfreuliches Ereignis. Herzlichen Dank fuer die gute Nachricht und Deine Bilder, Socrates! :smile: