Einbeck (Galerie)

  • Einbeck ist der Inbegriff einer niedersächsischen Bierbrauer- und Fachwerkstadt. Zwischen Göttingen und Hildesheim gelegen, heute etwa 27000 Einwohner.

    Zu Einbeck:

    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=220

    Einbeck – Wikipedia

    Die Aufnahmen stammen von 2003 (eingescannte Dias).

    Los geht es am Marktplatz:

    St. Jacobi auf der Westseite des Platzes, an der Nordseite Ratsapotheke und Brothaus.


    Die Ratsapotheke, 2. H. 16. Jh.


    Das Brothaus, Gildehaus der Einbecker Bäcker (das einzige erhaltene Gildehaus), von 1552


    Der bärtige Neidkopf hilft gegen Unglück, üble Nachrede und den bösen Blick

    Etwa 150 spätmittelalterliche Fachwerkhäuser, zumeist unmittelbar nach den beiden Stadtbränden 1540 und 1549 erbaut, gibt es noch. Ein weiterer größerer Stadtbrand in der südlichen Neustadt 1826.


    Details von Renaissancefachwerkhäusern auf der Nordseite des Marktplatzes mit prächtigen Verzierungen, oben Markt 17, nachfolgend Markt 19 von 1542:


    Fuchs du hast die Gans gestohlen..., des weiteren Familienwappen (Swastika), Narr, Trommler und Pfeifer, Meerwesen und Fabeltiere. Zur Symbolik siehe auch weiter unten.


    Markt 31


    Auf den Marktplatz folgt nach Osten die Lange Brücke mit weiteren Renaissance-Fachwerkhäusern, z.t. zwischen 1910 und 1914 restauriert und ergänzt, oben Lange Brücke Nr. 1, unten Nr.3.


    Lange Brücke 5

    Etwas weiter am Neuen Markt:

    das Haus links von 1769, rechts Nr. 35 das Haus des Cyriakus Poggen von 1611

    Die Altendorfer Straße trennt Alt- und Neustadt, Bebauung des 16. vom 19. Jh.


    Altendorfer Straße Nr. 23 von 1549


    Ungeheuer nagen an den Wurzeln des Lebensbaumes

  • Einbeck an der Leine und Celle an der Aller dürften die beiden ergiebigsten und prächtigsten Städte des Niederdeutschen Fachwerks sein - phantastische, lebendige Freilichtmuseen, in denen man nicht müde wird, die wundervollen Märchen- und Geschichtsbücher der Fassaden zu betrachten.
    Wer sich für das Bildprogramm der Fachwerkhäuser interessiert, für den gibt es jetzt auf dem Buchmarkt einen wahren Schatz:
    Geschnitzte Bilder und Figuren an Fachwerkhäusern (von Hans Günther Bigalke); blättern, genießen, stauen :!:

  • Wunderschön. Ich habe noch nie so farbenfrohes Fachwerk gesehen. Das gibt es in Hessen wohl nicht in dieser Form (falls doch, wird mir RMA gleich eins überziehen... :zwinkern: ).

  • Zum Haus mit der Fuchs und der Gans noch folgender die dortige Symbolik erklärender Link, das Hakenkreuz ist das Familienwappen der Familie Raven gewesen:
    http://fachwerkhaus.historisches-fachwerk.com/fachwerk/index.cfm?ly=1|0|image|a|showStadtrundgang|2425

    Zum Rathaus:
    http://fachwerkhaus.historisches-fachwerk.com/fachwerk/index.cfm/ly/1/0/image/a/showPicture/85$.cfm

    Jede Menge Einbecker Fachwerk gibt es natürlich auch hier:
    Einbeck - Entwicklung der Fachwerkverzierungen 1513-1542 - Bilder - Photos - Fotos


    Richtung Stiftskirche im NW ein weiteres besonders aufwendig dekoriertes Fachwerkhaus (heute Städt. Museum) von 1548 mit Utlucht:


    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=120



    regenbogenartige bunte, maßwerkähnlich verzierte Halbkreise und Vorhangbögen


    Ole Burg 6


    Nun zur Nordseite der Tiedexer Straße. Persönlich hat mich bisher wenig in D mehr beeindruckt und begeistert wie dieses Ensemble von Bürger- und Brauhäusern. Dort wie auch in Osterwieck oder Goslar kann man am ehesten ermessen was mit der Zerstörung Braunschweigs für immer verloren ging.


    Die 14 aneinandergereihten großen Bürger- und Brauhäuser auf der Nordseite der Tiedexer Straße (einschl. Nr. 32) entstanden mit einer Ausnahme nach dem Stadtbrand 1540 in den Jahren 1541 bis 1549. Der Straßenzug ist in seiner Geschlossenheit und der Vielfalt der Verzierungen ein Kulturerbe von europäischem Rang. Die Fachwerkhäuser sind noch in gotischer Tradition mit hohem Erdgeschoß und vorkragendem zweitem Obergeschoß errichtet.


    Tiedexer Str. 20 mit Rosetten und ineinandergereihten Halbkreisen


    Nr. 20a , ein besonders prächtig verziertes Gebäude von 1542, mit bemalten Windbrettern, Rosetten und Halbkreisen


    Der Leitspruch der Reformation „Das Wort Gottes bleibt ewig“, Familienwappen etc., offenbar eine nachträgliche Ergänzung von 1556


    Die hohen, steilen Sollingdächer mit Schleppluken dienten zur Lagerung von Gerste und der Trocknung von Braumalz.


    ein älteres Beispiel mit Fächerrosette von 1541


    Nr. 16 mit bunten Rosetten und Vorhangbögen, 1543 erbaut, unten Detail mit einem Neidkopf, der die Dämonen vertreiben soll


    Hinter den großen Eingangstoren lag die Braudiele, fast alle Häuser in der Tiedexer Straße hatten Braurecht.


    nach 1540 eigentlich nicht mehr üblich, einfacher Bügelfries und Fusstreben (in Northeim oder Goslar gibt es dafür einige Bsp., die v.a. um 1520 datiert sind)


    Diese Häuser (Nr. 30 und 32) sind schon leicht schief, wohl auch weil der westliche Nachbar fehlt.

  • Zitat von "PreußischBlau"


    Wer sich für das Bildprogramm der Fachwerkhäuser interessiert, für den gibt es jetzt auf dem Buchmarkt einen wahren Schatz:
    Geschnitzte Bilder und Figuren an Fachwerkhäusern (von Hans Günther Bigalke); blättern, genießen, stauen :!:

    Fachwerkhäuser - Verzierungen an niederdeutschen Fachwerkbauten und ihre Entwicklung in Celle (Hans-Günther Bigalke, 2000)
    meinst du das oder gibt es da noch was neues?

  • Geil... dass es sowas in Deutschland noch gibt. 2003 schreibst du? Die leicht unscharfen Bilder und die fehlenden Autos lassen es wie Bilder aus den 50ern wirken und damit aus einer längst vergangenen Zeit. Das macht die Tatsache, dass es solche Stadtbilder noch gibt, irgendwie unwirklich. Aber klasse... ich sollte die Gegend echt mal bereisen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Markus

    Das von Dir benannte Buch "Fachwerkhäuser" bezieht sich (fast) nur auf Celle, allerdings mit einer atemberaubenden Gründlichkeit und es ist mittlerweile sehr günstig und neu zu erwerben, für knappe 17,- Euro.
    Das andere zeigt seine Beispiele aus dem ganzen norddeutschen Raum, wobei der Herr Bigalke sehr methodisch vorgeht (er war früher Mathematiker und hat Mathe-Schulbücher geschrieben), mit diesen Büchern hat er seine Pensionierung ausgefüllt.
    Man kann ihm auch schreiben (seine Anschrift steht im "Fachwerkhäuser -Buch"), er freut sich über jeden Zuspruch, denn er wird sich noch an ein drittes Projekt wagen. :P

  • Sehr schöne Bilder aus Einbeck. Ich war erst einmal dort, leider ist es schon lange her, ohne Fotoapparat und nur sehr kurz. Was auch noch ganz nett ist in der Ecke, ist Northeim.

    Für weniger Ideologie!

  • Zitat von "Sebaldt"

    Sehr schöne Bilder aus Einbeck. Ich war erst einmal dort, leider ist es schon lange her, ohne Fotoapperat und nur sehr kurz. Was auch noch ganz nett ist in der Ecke, ist Northeim.

    ... und Alfeld mit seiner einmaligen Lateinschule und Bad Gandersheim und Seesen und Hildesheim und Göttingen und ...

  • Zitat von "Preuße"

    Seesen


    Ich empfehle eher das völlig unterschätzte Osterode. Von Seesen war ich enttäuscht.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wirklich spektakulär. Beeindruckend vor allem die Qualität der Schnitzverzierungen, die verblüffend wenig "ländlich" wirken als auch die offenbar noch tief ins 16. Jahrhundert hinein strahlende gotische Bautradition – offenbar eine Besonderheit der Stadt, in Hildesheim oder Goslar war zur gleichen Zeit die Renaissance doch schon wesentlich stärker rezipiert. Die Tiedexer Straße ist tatsächlich das "alt-braunschweigerischste", was ich bisher gesehen habe. Es ist wirklich schade, dass das niederdeutsche Fachwerk bisher nur so schlecht durch Literatur erschlossen ist. Bei der Nr. 32 sieht man mal wieder: wär's Kölner Stadtarchiv ein Holzbau gewesen, wär sowas nicht passiert. :lachen:

  • Zitat von "youngwoerth"


    Ich empfehle eher das völlig unterschätzte Osterode. Von Seesen war ich enttäuscht.


    Genau so ist es. Seesen ist doch trostlos. Osterode am Harz und Northeim sind viel besser.
    Kennt jemand Herzberg am Harz?

  • Zitat von "Zeno"

    Kennt jemand Herzberg am Harz?

    Ja, fand ich aber genau wie Bad Lauterberg und Bad Sachsa weniger eindrucksvoll als Osterode. Zudem führt die vierspurige Südharzader recht zentral durch die Stadt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Markus, vielen Dank auch von mir für diese Bildserie einer wirklich beeindruckenden Fachwerkstadt. Wieder einmal ein potentielles Reiseziel mehr, auf das ich Dank des APH-Forum gestoßen bin. Nur weiter so.

  • Einbeck hat eine sehr reiche und lange Tradition des Brauens von Bier, mit dem schon zur Hansezeit in großem Umfang gehandelt wurde. Das prächtige Fachwerk, das noch heute den frühen Wohlstand bezeugt, dürfte daher vor allem durch Bierexporte finanziert worden sein. :trinken: Also kein Fachwerk für Antialkoholiker! :zwinkern:

    Aus Wikipedia:

    Zitat

    Bekannt ist Einbeck auch für das gleichnamige Bier. Einbecker Bier ist der Ursprung aller Bockbiere. Wegen des hohen Alkoholgehalts des Bockbiers war es innerhalb der Hanse begehrt und wurde verschifft bzw. exportiert. Der Bierexport war derartig bedeutend, dass beispielsweise in Hamburg eine eigene Umschlagsmöglichkeit geschaffen wurde: das Eimbeck'sche Haus.

    Ein Einbecker Braumeister wurde nach München abgeworben, um dort das „Einpökisch Bier“ zu brauen. In der Folgezeit entwickelte sich im bairischen Dialekt daraus das „Oanpock“ und schließlich dann das „Bockbier“.

  • Zitat von "RMA"

    Es ist wirklich schade, dass das niederdeutsche Fachwerk bisher nur so schlecht durch Literatur erschlossen ist. :lachen:

    Wie gesagt, Blues von gestern:

    man erwerbe das Buch "Fachwerkhäuser" von Bigalke (mittlerweile spottgünstig am Markt) und komme nie wieder auf dem Staunen heraus.

    Großes Preußenehrenwort !

  • Zitat von "PreußischBlau"

    ...man erwerbe das Buch "Fachwerkhäuser" von Bigalke (mittlerweile spottgünstig am Markt) und komme nie wieder auf dem Staunen heraus....


    Vielen Dank für den Tipp. Das Buch scheint ja wirklich sehr empfehlenswert zu sein. Bei google kann man sich übrigens die ersten 64 Seiten des Buchs anschauen:

    Fachwerkhäuser: Verzierungen an ... - Google Bücher

  • @PreußischBlau
    danke für den Buchtipp, das erste habe ich mir seinerzeit in Celle gekauft, aber das neuere ist ja dann schon wieder was fürs nächste Weihnachten.

    Mir hat von den südostniedersächsischen Fachwerkstädten Goslar, Duderstadt, Hornburg und Einbeck unheimlich gut gefallen. Northeim hat zwar wenig verzierte Fachwerkhäuser, dafür aber nicht wenig aus dem 1. Viertel des 16. Jh., ist also insofern eine super Ergänzung zu Einbeck. Von Göttingen und Helmstedt war ich auch positiv überrascht, Alfeld hat eigentlich außer der Lateinschule und dem Planetenhaus nicht mehr allzu viel zu bieten und Hann. Münden ist natürlich alleine aufgrund der Masse an Fachwerkhäusern schon eine der ersten Adressen.
    Dagegen ist Hildesheim heute schon ganz besonders bedrückend (von dem winzigen Abglanz bei St. Godehard), da könnten nur ein paar Dutzend Rekos wieder was bewirken, Braunschweig fand ich genauso schlimm (höchstens Nürnberg hat mir da deutschlandweit noch mehr negativ zugesetzt). In Osterode, Herzberg, Wolfenbüttel oder Bad Gandersheim war ich bis jetzt noch nicht.

  • Teil 3 Einbeck - Tiedexer Straße

    Drei sehr informative virtuelle Stadtrundgänge auf Einbeck online:
    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=340

    ausführliche Infos zur Tiedexer Straße (zu den Schnitzereien oder auch zu den beiden schiefen Häusern...):
    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=138 und folgende Seiten

    In einem Buch steht zum Stadtbrand 1540 übrigens folgendes:
    "Am 25. Juli brach um 6 Uhr abends ein Feuer aus, das in sechs Stunden die gesamte Stadt vernichtete. Zwei Tage später nahm man einen Hirten fest, der unter der Folter gestand, der Einbecker Patrizier Heinrich Diek habe ihn für die Brandstiftung bezahlt. Diek, verhaftet und gefoltert, beschuldigte den katholischen Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig, der eigentliche Auftraggeber dieses und weiterer Brandanschläge gewesen zu sein..."


    Nun weitere Aufnahmen von der Tiedexer Straße. Nachdem es bisher v.a. Detailaufnahmen gab hier mal noch einige Aufnahmen von dem Straßenzug im Gesamten (eingescannte Dias von 2002 und 2003, leider sind bei den meisten Bildern beim Einscannen hässliche Streifen entstanden...):


    links Nr. 32


    Nr. 2-28


    Nr. 2-42


    links Nr. 46

    die westlichen Häuser der nördlichen Straßenseite (Nr. 40,42,44,46):


    hässliche Schaufenstereinbauten gibt es nicht nur hier


    auch die Südseite wäre z.t. durchaus verschönerungsfähig, hier die Nr. 17,19 und 21


    Nr. 17 im Detail


    nochmals Nr. 18,20


    Nr. 20a
    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=139


    Nr. 24-30


    Nochmals die schiefen beiden
    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=140


    Südseite Nr. 1-5 mit St. Jacobi


    am westlichen Ende der Straße beim Tiedexer Tor das Haus des Bäckers Claves Ebbrecht von 1571
    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=141




    Einbecker Kontraste Blickrichtung Stadtgrabenstraße

  • Einbeck Teil 4


    Stadtmauer beim Tiedexer Tor, ein bischen englisch wirkend


    ein bischen nordhessisch wirkend, Maschenstr. 9 von 1585, ehem. Clarissinenkloster
    http://www.einbeck-online.de/tourist.php?ID=144
    die Maschenstraße führt auf die Marktstraße, dazu später, diese südlich gelangt man zur W-O-laufenden Hullerser Straße (das Dorf Hullersen existiert im Gegensatz zur Wüstung Tiedexen noch).


    Hullerser Str. 14-18, Nr. 16 auch etwas verschönerungsfähig...


    Hullerser Str. 30-34, in der Mitte eine der gut erhaltenen Buden (Häuser ohne Braurecht)




    Einer der Stadtmauertürme im SW


    Baustraße nach W mit Haus Nr. 24 von 1570 (überstand als einziges den Stadtbrand in der Neustadt 1826)


    Altendorfer Str. 21-25