Frankfurt a. M. - Rossmarkt, Goetheplatz, Rathenauplatz

  • Mir gefällt die Gestaltung des Platzes anhand der Fotos, die ich bisher gesehen habe, eigentlich recht gut. Historisches Kleinpflaster, keine modernen Skulpturen oder Brunnen, eine tendenziell historisierend-städtisch-urbane Anmutung. Das Gegenteil davon ist der Nachkriegsmüll, der den Platz umgibt. Vielleicht wäre eine etwas hellere / wärmere Farbgebung nett gewesen, aber Ein Klo zwecks mißratener Platzgestaltung hätte der von mir kürzlich verlinkte Platz in Görlitz verdient, und nicht das hier.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • youngwoerth
    Doch. Die Platzgestaltung wurde erst soeben abgeschlossen. Er wirkt jetzt sehr steril und kaum gestaltet. Das Schlimmste allerdings ist dabei die Verlängerung in den Roßmarkt. Eine Platzgestaltung vom Charme des alten Alexanderplatz. Leere Fläche. Und wie gesagt, gerade für teures Geld erst fertiggestellt.
    http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20080513135313
    Die Bebauung ist natürlich noch ein anderes und sicherlich gravierendes Thema. Hier allerdings wird Änderung noch schwerer.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (11. April 2011 um 19:36)

  • Dann täuschen die Fotos wohl.

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  • Naja, der Platz ist, wie youngwoerth schon ganz richtig angesprochen hat, wirklich nicht das Problem. Das Problem ist die umliegende Architektur, die keine Highlights bietet (selbst ein modernes à la MyZeil wäre ein Segen!), und die verblüffenderweise immer noch relativ gehäuft vorhandenen Reste von Jahrhundertwendearchitektur sind sämtlich durch moderne Aufsätze entstellt oder schlicht unsaniert - vor allem die Prachtbauten der Jahrhundertwende an der Südseite des Platzes, das Eckhaus "Roßmarkt" / "Zum Salzhaus" zählt sogar zu den qualitativ hochwertigsten Bauwerken dieser Epoche, die noch erhalten sind. Leider habe ich gerade kein Bild davon da, da meine Kamera kaputt ist, aber sobald sie aus der Reparatur ist, kann ich mal eine Serie dazu machen.

  • Zitat von "RMA"

    Das Problem ist die umliegende Architektur, die keine Highlights bietet (selbst ein modernes à la MyZeil wäre ein Segen!)

    Also, unter "Segen" stelle ich mir etwas anderes vor... :?

  • Zitat von "RMA"

    Naja, der Platz ist, wie youngwoerth schon ganz richtig angesprochen hat, wirklich nicht das Problem. Das Problem ist die umliegende Architektur, die keine Highlights bietet (selbst ein modernes à la MyZeil wäre ein Segen!), und die verblüffenderweise immer noch relativ gehäuft vorhandenen Reste von Jahrhundertwendearchitektur sind sämtlich durch moderne Aufsätze entstellt oder schlicht unsaniert - vor allem die Prachtbauten der Jahrhundertwende an der Südseite des Platzes, das Eckhaus "Roßmarkt" / "Zum Salzhaus" zählt sogar zu den qualitativ hochwertigsten Bauwerken dieser Epoche, die noch erhalten sind. Leider habe ich gerade kein Bild davon da, da meine Kamera kaputt ist, aber sobald sie aus der Reparatur ist, kann ich mal eine Serie dazu machen.


    Naja doch, der Platz ist leider auch ein Problem. Ich zitiere hier gerne aus dem Interview mit Christoph Mäckler, aus dem FAZ-Artikel "Stadtgestaltung kann nicht nach Moden gehen" v. 15.10.08 - er bringt es auf den Punkt:
    "...Der neue Goetheplatz dagegen ist bis auf das Standbild von individueller modischer Gestalt. Allein schon der graue Kies gehört nicht auf einen solchen Frankfurter Platz. Stadtgestaltung kann nicht nach Moden gehen. In Frankfurt sind die Wege sämtlicher Parkanlagen mit dem gelblichen Bessunger Kies ausgelegt, ein für [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] ortstypisches Material ähnlich dem roten oder gelben Sandstein. Aber das, was dem Bürger selbstverständlich scheint, weil er sich seit Generationen daran gewöhnt hat, meint der Planer in individueller künstlerischer Freiheit selbst entscheiden zu können. Im Gartenamt gibt es Überlegungen, den gleichen grauen Kies im neuen Rothschildpark einzusetzen. Wie Sie wissen, wird der Bauherr des Opernturms den Park nicht nur um 5000 Quadratmeter erweitern, sondern ihn komplett nach historischem Vorbild sanieren. Man wundert sich schon etwas über die Eigenwilligkeit eines Gartenamtes, das, um solchen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, sich sogar anschickt, die beauftragte Landschaftsarchitektin zu ersetzen."

    ...

  • Interessante Hintergrundinformationen, Wikos, wenn das so stimmt, ist das natürlich ein ziemlicher Skandal. Allerdings könnte der Platz meines Erachtens mit besserer Umgebungsarchitektur auch in seiner gegenwärtigen Gestalt durchaus wirken. Aber dies mag letztlich eine Geschmacksfrage sein, über die man sich wie über das MyZeil auch unter Reko-Fans trefflich streiten kann.

    P.S.: Meine Kamera geht wieder, wenn das Wetter stimmt, liefere ich am Wochenende mal einen bebilderten Statusbericht.

  • Übrigens wurde das Goethedenkmal verkehrt herum aufgestellt. Historisch schaute Goethe nach Süden und wurde so von der Sonne angestrahlt. Nun weist sein Haupt in den dunklen Norden und die Sonnenhungrigen zu seinen Füßen können stets nur sein Hinterteil bewundern.

  • Das hat man bewusst gemacht, damit "man Goethe mit den Wolkenkratzern im Rücken fotografieren" kann.... Dass man dabei die meiste Zeit des Tages auch Gegenlicht hat, kam dabei wohl nicht an...

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Das haben sicher diesselben Leute entschieden, die nicht wollen, dass man der Touristen wegen Fachwerkhäuser rekonstruiert :augenrollen:

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Anbei ein paar der versprochenen Impressionen, leider war der Roßmarkt aufgrund des aufgesetzt wirkenden Volksfestes ziemlich zugestellt:

    Die Südseite des Roßmarkts vom Gutenbergdenkmal aus, mit den drei erhaltenen, jedoch im Dachbereich verstümmelten Vorkriegsbauten, wobei das Eckhaus "Goldene Kette" (Rossmarkt 19 / Am Salzhaus 6), wie schon erwähnt, zu den besten Bauten der Zeit um 1900 gehört, die uns erhalten geblieben sind:


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    "Goldene Kette" und Fassadendetail:


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    Der stark entstuckte und im Dachbereich verstümmelte neoklassizistische Kopfbau zwischen Großer Gallus- und Junghofstraße (1903–1904, Architekten Hermann Ritter und E. Rückgauer) im Westen des Roßmarkts:


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    Nun weiter zum Goethe- und Rathenauplatz, Totale der durch "Stararchitekten" neu zu gestaltenden Westseite bis runter zum Roßmarkt, wo man auch die gruseligen Bauten an dessen südwestlicher Begrenzung (gegenüber "Am Salzhaus") erkennen kann - wie auch immer, das gute Wetter hatte auf jeden Fall viele Leute vor die Tür getrieben:


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    Die Ostseite mit dem Steinweg, wo man mal wieder sieht, wie gut moderne Architektur vermitteln kann. :augenrollen: Dies sind die traurigen Überreste des 1907 im neoklassizistischen Stil erbauten Hotels de l'Union, dem Nachfolger des berühmten, im Jahr 1770 errichteten Hotels Weidenbusch:


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    Die Westseite des Rathenauplatzes mit den Resten der Einhornapotheke, der Klotz, den man auf den Eingang zur Großen Bockenheimer Straße gestellt und diese dabei zur Sackgasse degradiert hat (hat man in den 60ern bei Stadtplanung eigentlich irgendwann mal nachgedacht?) wird nun saniert (schlimmer kanns nicht mehr werden), man beachte auch das geniale Eckhaus zur Goethestraße, das mit einer völlig fensterlosen Fassade, im Grunde einer Brandwand zum Goetheplatz zeigt, und so für ästhetische Hochgefühle sorgt:


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    Die Nordseite des Rathenauplatzes mit dem meines Erachtens noch am gelungensten integrierten Resten des um 1910 erbauten Geschäftshauses Sigmund Strauß (Börsenstraße 2–4), für das damals das 1782 errichtete Stadttheater weichen musste:


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    An der Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass östlich des oben zu sehenden Gebäudes bis 1965 ein stattliches barockes Fachwerkhaus stand, das man für den ultra-hässlichen, im Bild nur angeschnittenen Büroklotz plattgemacht hat, was mich immer wieder einfach nur sprachlos macht:

    http://www.altfrankfurt.com/NeueStadt/Biebergasse/pic/FFM-BIEBERGASSE_10_17-JAHRHUND-ABGERISSEN_1965.jpg\r
    http://www.altfrankfurt.com/NeueStadt/B ... N_1965.jpg

  • Vielen Dank für die Dokumentation des Ist-Zustandes RMA!


    Hier hattest du ja schon einige historische Ansichten von der Westseite präsentiert. Hast du noch alte Aufnahmen der Goldenen Kette und vom neoklassiz. Bau zwischen Gallus- und Junghofstraße zum Vergleich parat? 8) Da wäre ja noch viel zu retten.

    Das mit der Sanierung an der zugebauten Fressgass ist wirklich ein Graus. Ein Abriss wäre hier das einzig richtige gewesen und hätte vielleicht bald eine Dachrekonstruktion des früher grandiosen Kopfbaus einleiten können :(

    Wann sollen eigentlich die tollen Entwürfe der Stararchitekten präsentiert werden?

  • Ein Bild vom Bau zwischen Gallus- und Junghofstraße gibt es auf AltFrankfurt.com, zwar nur angeschnitten, aber aufschlussreich genug, da die Achsen symmetrisch verteilt sind:

    Von der Goldenen Kette habe ich leider kein Vorkriegsbild finden können.

  • Zitat von "RMA"



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    Zum Vergleich: So sah das Eckhaus vor dem Krieg aus:

    http://images.zeno.org/Ansichtskarten/I/big/AK03538a.jpg

    So ein Riesenaufwand wäre die Wiederherstellung des Vorkriegszustands vielleicht gar nicht.

    Zitat

    Die Nordseite des Rathenauplatzes mit dem meines Erachtens noch am gelungensten integrierten Resten des um 1910 erbauten Geschäftshauses Sigmund Strauß (Börsenstraße 2–4), für das damals das 1782 errichtete Stadttheater weichen musste:


    Wieso "Reste"? Ist das denn nur noch die Fassade? Ich dachte, das ist noch das komplette Originalgebäude mit Ausnahme des Daches?

    Das Vorgängergebäude (Stadttheater) ist hier zu sehen: http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Imag…1__500x762_.jpg

  • Also was ich auf RMA's Fotos von der Platzgestaltung erkennen kann, rechtfertigt für mich kein Protestklo.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Danke für die Ergänzungen. Das Originalgebäude an der Börsenstraße ist, wie man auf Luftbildern sehen kann, bis aufs Erdgeschoss herab ausgebrannt, insofern kann das Innere nicht mehr original sein. Es war meines Wissens seit der Wiederaufbauzeit mit einem flachen Notdach versehen und hat den modernen Aufbau dann irgendwann in den 90er Jahren erhalten.

  • Laut unbestätigen Meldungen hat Zaha Hadid den Wettbewerb bereits im Juli mit einem Entwurf gewonnen, von dem bisher nur das nachfolgende Winz-Bild verfügbar ist, und der weiterhin bis 2012 fertig gestellt sein soll:

    http://www.bollinger-grohmann.de/homepage/project.docs/surfboard/goetheplatz.jpg\r
    http://www.bollinger-grohmann.de/homepa ... eplatz.jpg

    Ohne jetzt auf Basis dieser Briefmarke eine Vorverurteilung zu üben, sieht es doch ganz nach dem Super-GAU aus, der zu erwarten war, wenn man städtebauliche Autisten (= Stararchitekten) an dieser empfindlichen Stelle wüten lässt. Während das MyZeil noch trotz futuristischer Architektur problemlos in die Zeil passte, weil es die Traufhöhe und grundsätzliche Kubatur einhält, scheint das hier nur noch ein Fremdkörper zu sein. Null Beschäftigung mit dem Ort, null Beschäftigung mit seiner Geschichte, null Beschäftigung mit örtlicher Bautradition. Verstehen muss ich nicht, wieso so jemand sich Stararchitekt schimpfen darf. Aber warten wir mal größere Renderings ab.

    (Danke an "Adama" / "Schmittchen" aus dem DAF für die Information)

  • Da kann man nur sagen, wer Zaha Hadid im historischen Zentrum bauen lässt der ist selber Schuld. Zitat zu einem geplanten 200m-Irsinn von Hadid im Zentrum von Bukarest. "Das Projekt hat aber inzwischen auch Kritik in Bukarest selbst ausgelöst, wo einige Architekten den Bau für die historisch gewachsenen Strukturen der Stadt überdimensioniert halten und bemängeln, dass die Architektin selbst nie in Bukarest gewesen sei, daher die räumlichen Verhältnisse vor Ort auch nicht kenne." siehe http://www.immonet.at/de/superbau-fuer-bukarest.htm\r
    http://www.immonet.at/de/superbau-fuer-bukarest.htm

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