Frankfurt a. M. - Rossmarkt, Goetheplatz, Rathenauplatz

  • Schlimm - da fällt mir nur wieder der Titel des alten Grönemyer-Hits ein... :boese:

    Dabei ist der Entwurf an sich noch nicht mal schlecht; am Flughafen wäre so ein Gebäude eine Bereicherung. Aber am Goetheplatz ist es einfach nur ein Affront - was für Leute sitzen da eigentlich in der Jury? Und vermutlich ist der vernünftigste Entwurf unter ferner liefen gelandet. Dann laßt doch bitte lieber die jetzige Bebauung stehen - das wäre das kleinere Übel.

  • Die bekennende Altbaubewohnerin Hadid galt ja über Jahre als Utopistin, deren Entwürfe weder umsetzbar waren, noch in irgendeiner Form sich in ein bestehendes Stadtbild hätte einfügen können. "Dank" einer kunstbeflissenen Unternehmeravantgarde durfte dann Hadid erste Entwürfe auf der grünen Wiese in Deutschland umsetzen. Nach diesem Türöffner und dem zunehmend dekonstruktivistischen Zeitgeist hat sich dann Hadid mit ihren Entwürfen in die Stadtzentren reingefressen - und das obwohl Hadid immer noch ihre Bauten so plant, als gäbe es kein historisch gewachsenes Umfeld oder gestalterische Restriktionen in den mitteleuropäischen Innenstädten. Es ist bezeichnend das sich Hadid nun in immer mehr Wettbewerben in Deutschland durchsetzt. Hier scheint es keinen großen Widerstand von Stadtverantwortlichen und Investoren zu geben: Hauptsache "modern" und "futuristisch".

    ...

  • Vom Entwurf von Zaha Hadid gibt es nun ein größeres Rendering:


    Quelle: Zaha Hadid Architects

    Interessant ist, dass sowohl KSP Engel & Zimmermann als auch Christoph Mäckler hohe Ränge im Wettbewerb belegt haben sollen. Angeblich ist ferner die Stadt selbst gegen den Entwurf von Zaha Hadid, während der Investor, eine obskure Frankfurter Investmentgesellschaft namens Watermark (noch nie was von gehört und auch übers Internet nichts rauszukriegen), wen wundert es, diesen bevorzugt.

    (Danke an "Schmittchen" aus dem DAF für die Informationen)

  • Hadids Entwurf ist eigentlich noch vergleichsweise gemäßigt. Das auskragende Dach haben wir ja sogar schon bei dem Bau mit der vorgeblendeten Altbaufassade auf der anderen Platzseite. (Insofern ein Ortsbezug? :lachen: )

    Glücklich bin ich natürlich nicht darüber, aber es ist eben so: Wenn man zu MyZeil und dem "Royal"-Neubau "Ja" sagt, bekommt man so etwas eben auch als logische Konsequenz bzw. Weiterführung serviert.

    Mein Wunsch wäre eine Rekonstruktion der Hauszeile hin zum Vorkriegszustand. Den wird mir aber leider kein Architekt erfüllen. Also wird ohnehin irgendetwas kommen, das vielleicht ein bischen verbessert oder ein bischen verschlechtert.

    So ist es, also warten wir mal ab, was Mäckler zu bieten hat.

  • Hm, auf dem Rendering, auf dem die Umgebung dunkel ist und kaum wahrgenommen wird, ist der Bau halbwegs interessant. Mich wundert aber ein wenig diese Fortführung des Eingangs als Zebrastreifen und dann als Weg im Platzpflaster. Ist das die Arroganz der Architektin oder soll der Platz wirklich auf den Bau hin umgestaltet werden??
    Insgesamt aber ungenügend, da nicht kleinteilig genug und in 30 Jahren sicherlich ein grau vergammelter Schandfleck.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Traue keiner Visualisierung, die du nicht selbst gefälscht hast! Wäre ja nicht das erste Mal, das vorher alles so schön schick (/geschönt) ausschaut und hinterher dann doch nicht so toll und alle enttäuscht sind. Dann wills wieder keiner gewesen sein, aber der Drops ist dann schon gelutscht. Es müssen exakte Visualisierungsstanards (Farbe, Licht, Klare Hinweise wenn/wo/was manipuliert wurde, etc. ... eine Art Bilder-TÜV) her. Nicht nur bei Finanzprodukten wird beschissen. Schließlich handelt es sich hier um millionenschwere, unbewegliche Baukörper in frequentierten Bereichen von Städten, die die Allgemeinheit betreffen und nicht um bewegliche Produkte wie Autos, die einen vergleichsweise kurzen Lebenszyklus haben und die ich bei Bedarf schnell gegen was Neues eintauschen kann.

    Leipzig - Back to the roots

  • Zitat von "Denk_mal"

    Es müssen exakte Visualisierungsstanards (Farbe, Licht, Klare Hinweise wenn/wo/was manipuliert wurde, etc. ... eine Art Bilder-TÜV) her. Nicht nur bei Finanzprodukten wird beschissen. Schließlich handelt es sich hier um millionenschwere, unbewegliche Baukörper in frequentierten Bereichen von Städten, die die Allgemeinheit betreffen und nicht um bewegliche Produkte wie Autos, die einen vergleichsweise kurzen Lebenszyklus haben und die ich bei Bedarf schnell gegen was Neues eintauschen kann.


    Danke, dass Du das ansprichst. Ich finde es auch unglaublich, dass es bei Visualisierungen keinerlei Kriterien / Vorgaben gibt. Da kann jeder herumschustern, wie er will. Teleshop Architektur. :?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Heute in der FAZ: Die Plätze Eins bis drei des Wettbewerbs.

    http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DD…n~Scontent.html

    Zitat

    Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) ist zwar prinzipiell kein Feind der Pläne der britischen Stararchitektin. „Der Stadtrat hat aber stadtplanerisch starke Vorbehalte gegen die Großform an dieser Stelle“, sagt Büroleiter Burkhard Palmowsky. Die Fraktionen der Koalitionspartner sind ebenfalls über das Gutachterverfahren informiert, in den Reihen der Grünen soll es Interesse an Hadids Entwurf geben, und auch in der CDU gibt es Befürworter. Einen Konflikt mit der Stadt will der Investor vermeiden. „Wir werden mit der Stadtplanung einen freundlichen Kompromiss suchen“, sagt Lang.

    Auffällig an den Beiträgen der in dem Gutachterverfahren unterlegenen Architekten ist, dass auch sie eher zu einer zurückhaltenden Formensprache bis hin zu einer nichtssagenden Warenhausarchitektur tendierten. Der Entwurf des Architekturbüros SPPARC aus London tanzte allerdings deutlich aus der Reihe. Angeblich von Goethes Farbenlehre inspiriert schuf es ein futuristisches Gebäude, das den Platz in Prismenfarben tauchte. Eine Idee, von der der Architekt selbst sagte, es handle sich um einen Entwurf „für die nächste Generation“.

    Möglicherweise erledigt sich die Entscheidung zwischen einer eher traditionellen und einer modernen Architektursprache von selbst. Falls ein langfristig abgeschlossener Mietvertrag in dem am südlichen Ende der Reihe gelegenen Gebäude mit der Hausnummer 5 einem Abriss im Wege steht, könnte sich wird der Kreis der Kandidaten reduzieren. Denn dies würde bedeuten, dass Hadids Gebäude aufgrund des Platzmangels nicht zustande käme.

    Die Entwürfe von Engel und von Mäckler sind zwar weniger verheerend als der von Zahid, aber unfaßbar langweilig und nichtssagend und stellen meiner Meinung nach keine Verbesserung des Ist-Zustands dar. Dann kann man die jetzige Bebauung auch stehenlassen.

  • Danke für das Einstellen, Schloßgespenst. Eigentlich mal wieder ein Symbol für die Existenzkrise, in der die Gegenwartsarchitektur steckt: entweder provokant und unpassend oder totlangweilig und so sichtbar mit ein paar Mausklicks im Computer zusammengeschludert, dass man davor einnicken könnte. Das einzig irgendwie Positive kann ich dem Turmaufsatz bei Mäckler an der Goethestraße abgewinnen, doch der wirkt im wahrsten Sinne des Wortes sowas von aufgesetzt, dass man wieder einmal nur konstatieren kann, dass sich 100 Jahre Traditionsbruch in der Architektur nicht weglügen lassen. Fazit: bitte die Nachkriegsbebauung stehen lassen.

  • Mäckler liefert dennoch, wie so oft, den feinfühligsten Entwurf.

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  • Finde ich auch, obwohl total banal. Wie die Fallussymbole im Hintergrund.

    Warum bewirbt sich eigentlich Patzschke so selten bei solchen Wettbewerben? Wenn ich Baupolitiker wäre...träum :)

  • Aus dem von Schlossgespenst zitierten FAZ-Artikel:

    Zitat


    Möglicherweise erledigt sich die Entscheidung zwischen einer eher traditionellen und einer modernen Architektursprache von selbst. Falls ein langfristig abgeschlossener Mietvertrag in dem am südlichen Ende der Reihe gelegenen Gebäude mit der Hausnummer 5 einem Abriss im Wege steht, könnte sich wird der Kreis der Kandidaten reduzieren. Denn dies würde bedeuten, dass Hadids Gebäude aufgrund des Platzmangels nicht zustande käme.

    Dass dieser langfristige Mietvertrag bald abgeschlossen wird/schon abgeschlossen wurde will ich mal in aller Stille hoffen. Hadids Schiff waere sowieso in Hamburg besser untergebracht (wenn's denn schon sein muss). :augenrollen:

  • Zitat von "Pilaster"

    Hadids Schiff waere in Hamburg besser untergebracht (wenn's denn schon sein muss). :augenrollen:


    Ja, stimmt. Die Hafencity würde es bereichern.

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  • Zitat von "RMA"

    Das einzig irgendwie Positive kann ich dem Turmaufsatz bei Mäckler an der Goethestraße abgewinnen

    Mir ist eben erst aufgefallen, daß Mäckler mit diesem Turmaufsatz ja (immerhin) das Dach des Vorkiegs-Eckhauses zitiert.


    Was ich nicht verstehe: Warum setzt er ansonsten durchgehend Flachdächer auf? Man wollte doch die jetzige Erscheinung des Platzes verändern. Mit ein paar anständigen Dächern sähe der Entwurf schon etwas besser aus - obwohl die öden Fassaden beinahe das größere Problem sind.

  • Heute in der FAZ:

    Mich würde interessieren, wie die anderen, bisher nicht veröffntlichen Entwürfe aussehen. Mich würde es wundern, wenn keiner davon besser ist als Mäcklers.

  • Schade, dass nur die Wahl zwischen Not und Elend besteht. Eine schlichte Katastrophe!
    In (deutlich) früheren Zeiten, hat man sich durchaus mal dazu durchgerungen, einen Wettbewerb mangels geeigneter Entwürfe wiederholen zu lassen und deutlichere Vorgaben zu machen. Aber das hieße ja auch unmissverständlich zu sagen, dass diese Arbeiten einerseits uninspirierter, talentbefreiter, banaler Bockmist oder andererseits deplazierter, ausdruckversessener, gedankenisolierter "Thema verfehlt-Kram" sind. Dies wäre offenbar aber wohl ein wenig zu peinlich, rückständig, provinziell (und das in Frankfurt!) und engstirnig, die Konzepte dieser in allen Fachkreisen anerkannten Sternenarchitekten nicht zu begreifen. :?

    P. S. :Gibt es die anderen (ausgeschiedenen) Entwürfe irgendwo zu bestaunen?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • ^^ Offenbar ja (noch?) nicht, Palantir, denn Schlossgespenst sagt ja weiter oben:

    Zitat von "Schloßgespenst"

    Mich würde interessieren, wie die anderen, bisher nicht veröffntlichen Entwürfe aussehen.

  • Tja, da ist die gleiche Frage doppelt aufgekommen - habe ich wohl übersehen.

    Dafür habe ich mal gesucht und die weiteren Teilnehmer (insgesamt 8 an der Zahl), die wohl exklusiv zur Einreichung eines Entwurfs aufgefordert worden waren, herausgefunden:

    Spparc architecture aus London
    Blocher Blocher aus Stuttgart
    Massimiliano Fuksas aus Rom/Paris
    Ben van Berkel aus Amsterdam
    Braun & Schlockermann aus Frankfurt/M.

    Quelle: http://www.rhein-main.net/sixcms/detail.…01.c.6452227.de
    Enthalten ist auch eine (neue) Seitenansicht des Hadid-Entwurfs.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat

    "Ich könnte mir so etwas eher für die Zeil vorstellen", sagte Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU)


    Warum kriegen es unsere heutigen Architekten fast nie hin, etwas Adäquates für einen bestimmten Ort zu bauen? Wie oft würde es woanders ganz gut passen und ist für den gebauten Standort völlig fehl am Platz! Und den Entwurf an der passenden Stelle zu verwirklichen, ist natürlich nicht möglich - da dort ja erst wieder ein unpassender Entwurf erarbeitet werden muß. :irrer:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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