• Nunja. Der Jesus in Rio erfüllt in der Weise sicher auch seinen Zweck..

    Finde aber, dass sowas schon - wenn nicht auf einen Alpenberg - wenigstens auf eine merkliche Erhöhung gehört. Wenn man das ordentlich macht, kann das schon gut aussehen.
    Es könnte allerdings auch ziemlicher Kitsch werden.

    Aber warum nicht? Deutschland ist arm an neuen Statuen, oft sieht man nur noch zeitgenössische Schrottskulpturen, in die der Betrachter dann wohl irgendwas hineininterpretieren soll.

  • :augenrollen: Im ehemaligen deutschen Schwiebus, heute Swiebodzin in Polen (Schlesien) baut man auch so eine kolossale Christusstatue. Man muß wohl sehr katholisch sein, um sie zu goutieren.. sind halt meine Sachen nicht.
    Besser als eine moderne Schrottstatue sind sie allerdings natürlich schon.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Also, man kann zur christlichen Kirche und Lehre stehen wie man will. Ich sage gleich, daß ich selber durchaus kritische Distanz zu vielen Dingen wahre, die dort gelehrt werden und aktuell passieren. Und natürlich ist die Figur etwas überdimensioniert. Andererseits sagen sich sonst in Wassertrüdingen doch nur Fuchs und Hase gute Nacht. Insofern ist die Figur für den Ort eine Chance, eine (zusätzliche?) Attraktivität, die nur belebend wirken dürfte. Man muß sich ja eines vergegenwärtigen. Der Jesus ist immerhin in Bayern/Franken noch halbwegs kulturell kompatibel und kann die Leute zudem ein wenig zum Nachdenken anregen. Wird der nicht gebaut, wird eben in ein paar Jahren (vermutlich in einem anderen Dorf, das dann eine Chance erhält) ein Investor kommen, der statt dessen einen Riesen-Dinosaurier, oder 80 Meter hohen Schlumpf oder Lara Croft im Großformat hinbaut. Wenn das denn eifrigen CSU-Kommunalpolitikern lieber ist, sagt es eben auch etwas über sie aus.
    Also, ich kann mit dem Projekt leben, sofern das Landschaftsbild nicht extrem gestört wird.

  • wo will der Typ es denn noch überall probieren

    auf den 415m hohen Lilienstein in der Sächsischen Schweiz sollte der auch schon drauf

    sax royal » Gott und Mensch

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Oh je, Babel baut eine riesige Christus-Statue ... der Christus-Bau zu Babel sozusagen. Das ja kann ja schon theologisch nicht gut gehen :grinsenlachen:

  • Wie gesagt, ich sehe das ambivalent. Der Stadtrat hat eigentlich eine Chance für seine Region verpasst. Nun bleibt der Ort halt ein unbedeutendes Kuhdorf, dessen Namen kein Mensch kennen wird. (ich habe ihn eigentlich schon vergessen :grinsenlachen:) Ist ja sicher nicht das schlimmste, aber eben ein Faktum. Und als nächstes wird man dann in ein paar Jahren eben irgendwo anders z.B. ein grünes Riesen-Marsmännchen für alle Weltraumfans des Erdballs bekommen. Und ein anderer Stadtrat wird dafür votieren und sich die Hände reiben. Das dürfte dem Landschaftsbild nicht zuträglicher sein, dafür dem Bekanntheitsgrad jenes Ortes. Und es wäre dann eben ein anschauliches Beispiel für ökonomischen Durchsetzungswillen.

  • Nachdem ihm die erste und zweite Abfuhr erteilt wurde geht Herr Vossberg jetzt also mit seinem merkwuerdigen Projekt hausieren? Von einem kleinen, wirtschaflich schwachen Ort zum andern wird jetzt diese irre Kombination von monumentaler, aufsehenerregender Christusfigur in exponierter Lage mit einem Bonus von Hotel mit Wellness Center und garantiert folgenden Touristen- und Pilgerstroemen angepriesen?

    Danke fuer den Artikel, Zeno. Interessant was der Ev. Kirchenrat zum Thema zu sagen hat. Besonders das Argument, dass ein Wallfahrtsort einen historischen Bezug zu einem bestimmten frommen Anlass haben muss und nicht einfach durch den Beschluss eines Buergermeisters oder Ortsrates dazu proklamiert werden kann ist einleuchtend.

    Traurig. Ich wuenschte, ein Familienmitglied oder ein Freund wuerde sich mal mit dem Moechtegern-Stifter hinsetzen um ihm die Ungereimtheiten dieses Projekts zu erklaeren und ihn darauf hinweisen, dass er andere, bessere Moeglichkeiten hat, seinem Glauben Ausdruck zu verleihen. Es gibt z.B. so viele Kirchen, die des Wiederaufbaus harren und eine deftige Spende gut vertragen koennten. Wenn er seinen Freund den Bildhauer Angerer in Lohn und Brot halten moechte gibt's fuer den auch ein weites Feld.

    Herr Vossberg soll ich nochmal besinnen. Ich hoffe jedenfalls, dass niemand auf dieses Potemkinsche Dorf reinfaellt.

  • Freilich, man kann das Ganze als oberflächlich und inhaltsleer empfinden. Eine solche protzige Kolossalstatue in triumphalischer Geste kann allerdings auch als Kampfansage gegen unsere mythenlose deutsche Gegenwart mit ihren Dogmen der Sachlichkeit, Schmucklosigkeit und Zurückhaltung - all das worunter eben zumal das heutige Bauen leidet - verstanden werden. Wird das Trumm tatsächlich gebaut, wäre ich geradezu dazu geneigt, von Anzeichen zu einer teilweisen Heilung bundesdeutscher Komplexe zu sprechen. Die Kritik der zitierten Kunstexperten an diesem provokant unzeitgemäßen "Monumentalstil" darf keineswegs verwundern - hier treten die Dogmen der alten Bundesrepublik hervor, die verteidigt werden wollen. Was erlaubt sich dieser Künstler, der hier am Ende gar ein neues Hermannsdenkmal im christlichen Gewand errichten möchte?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Rödental: Klares Aus für die Christusstatue

    Danke, dass Du uns ueber dies seltsame Wanderprojekt auf dem Laufenden haeltst, Zeno! :D Ich hoffe, dass auch Kaufbeuren bald ein energisches Nein zu diesem Projekt aussprechen wird. :engel: Es ist schlecht konzipiert und garantiert keinerlei Einnahmen fuer desperate Ortschaften. Allein die Tatsache, dass die Statue cum Komplex ueberall wie sauer Bier ausgeboten und nirgendwo begeistert angenommen wird sollte genug sein, sie auch dort nicht erstehen zu lassen. Kaufbeurens Stadt- und Buergerstolz sollten ueberwiegen.

    Wie bereits gesagt, Herr Vossberg sollte diese seine fromme Gabe ueberdenken und sie in neuer, angemessenerer Form unters Volk zu bringen versuchen.

  • Ja, diese Absage seitens Kaufbeurens erfreut auch mich. :D Wie konnte der Herr Oberbuergermeister ueberhaupt zuerst auf diese Offerte eingehen? :augenrollen:

    Na, wollen wir mal abwarten was nun die naechste Station sein wird und hoffen, dass dort wieder Nein gesagt wird. Dieses Projekt sollte endlich landesweit vom Tisch kommen statt immer wieder neu verhoekert zu werden.

  • Zitat von "Georg Friedrich"

    Freilich, man kann das Ganze als oberflächlich und inhaltsleer empfinden. Eine solche protzige Kolossalstatue in triumphalischer Geste kann allerdings auch als Kampfansage gegen unsere mythenlose deutsche Gegenwart mit ihren Dogmen der Sachlichkeit, Schmucklosigkeit und Zurückhaltung - all das worunter eben zumal das heutige Bauen leidet - verstanden werden. Wird das Trumm tatsächlich gebaut, wäre ich geradezu dazu geneigt, von Anzeichen zu einer teilweisen Heilung bundesdeutscher Komplexe zu sprechen. Die Kritik der zitierten Kunstexperten an diesem provokant unzeitgemäßen "Monumentalstil" darf keineswegs verwundern - hier treten die Dogmen der alten Bundesrepublik hervor, die verteidigt werden wollen. Was erlaubt sich dieser Künstler, der hier am Ende gar ein neues Hermannsdenkmal im christlichen Gewand errichten möchte?


    Zuviel Idealismus schmälert die Qualität deiner Beiträge.

    Natürlich möchte man etwas positives in diesem...öhmm...Vorhaben sehen; zumal das Christentum in D. langsam derart in die Defensive gerät, daß nach logischem Ermessen längst eine machtvolle Gegenbewegung innerhalb der evangelischen u. katholischen Gemeinden imgange sein müßte.

    Aber es wird, wenn überhaupt, kein altverwurzeltes Christentum sein, wie wir es als Deutsche von klein auf kennen (oder halt nicht, wie ich z.B.): Diese Geschichte weist IMO deutlich auf eine kommende Amerikanisierungswelle hin. Jederzeit mobilisierbare, ortsungebundene finanzstarke "Freikirchen", die ebenso wie Gated Communities, öffentliche Zelebrierungen von Gottglauben in Politik und Medien, eine oberflächliche Moralisierung ect. zur depremierenden gesellschaftlichen Zukunft unseres Landes beisteuern. Aus Amerika für ein Land, was in manchen Bereichen zuviel von Amerika gelernt hat.

    Unser Sozialstaat, überhaupt unser Verständnis von "Staatsvolk" oder Kirche ist IMO dauerhaft zerstört. Wenn es auf bayrischer Regionalebene ein tatsächliches Fortführen/Wiederbeleben uralter Kulturtraditionen gibt, wird das mit den Realitäten in Berlin, der Rheinschiene oder der Oststeppe wenig zu tun haben.

    Allerdings können wir uns mit dem Gedanken trösten, daß sehr vieles von jenem US-Christenkitsch und "In God We Trust" (sowie die Weihnachzutensilien) aus ehemals deutschsprachigen Landstrichen in den USA rauswuchs. Die ehem. Deutschamerikaner sind bekanntermaßen die überzeugtesten Patrioten...:augenrollen:

    Nein, die werden gedünstet

  • Wissmut
    Du denkst zu allumfassend. Mir ging es nur um eine kurze Analyse der Form, also eben jenes monumentalen Gestus, in dem das Projekt daherkommt, und um mögliche Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Psychologie in Deutschland, nicht aber gleichzeitig auch um den konkreten Inhalt, der hinter dem Projekt stecken mag. Natürlich hat das Vorhaben nichts mit einer Neuaufstellung des traditionellen Christentums in unseren Breiten zu tun. Wäre ein solcher Stil jedoch gemeinhin in Deutschland akzeptabel, würde ich schon von einer Änderung deutscher Befindlichkeiten sprechen, da er einen offensichtlichen Angriff auf den kurz geschilderten, alten bundesrepuklikanischen Grundkonsens darstellt, der freilich nicht nur die Architektur betrifft und in vieler Hinsicht ein tatsächlicher deutscher Sonderweg ist. Der Bundesrepublik fehlt nämlich von Anbeginn an eine angemessene Repräsentationskultur.

    Neben der Architektur ist der zweite Bereich, an dem dies überdeutlich wird, natürlich das Militär bzw. die Absenz desselben. Man denke nur an die langweiligen, traditionslosen Uniformen der Soldaten der Bundeswehr oder an die in Westdeutschland verpönten und daher selbstverständlich seit 1990 in Berlin fehlenden alljährlichen Militärparaden oder an die ebenfalls nicht mehr stattfindende mittwöchliche Wachablösung an der Neuen Wache. In diesen Punkten war die DDR anders als die Bundesrepublik ein normaler europäischer Staat. Und wie befremdlich wirken dagegen heute auf uns solche Bilder aus Berlin? Bei vielen unserer Nachbarn sind sie noch heute selbstverständlich - ich rede nicht vom Propagandakommentar -, nicht so im wiedervereinigten Deutschland...

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zumindest einige Mißverhältnisse sind dabei, sich zu normalisieren. Das Regierungsviertel in Berlin ist in seiner Maßstäblichkeit und betonierten "Verspieltheit" beste französische Tradition; eine Defense fehlt uns freilich noch - Treptow ist zwar ein wenig abgelegen, aber jeder dumpfe Glaskasten dürfte wohl besser als das bestehende Unding sein. :D

    >>Wäre ein solcher Stil jedoch gemeinhin in Deutschland akzeptabel, würde ich schon von einer Änderung deutscher Befindlichkeiten sprechen, da er einen offensichtlichen Angriff auf den kurz geschilderten, alten bundesrepuklikanischen Grundkonsens darstellt, der freilich nicht nur die Architektur betrifft und in vieler Hinsicht ein tatsächlicher deutscher Sonderweg ist. Der Bundesrepublik fehlt nämlich von Anbeginn an eine angemessene Repräsentationskultur.<<

    In der Nachkriegszeit war sie tatsächlich angemessen - wer, wie die "DDR" baulich und diplomatisch so laut auf die Pauke schlägt, macht sich im In- und Ausland lächerlich, egal ob mit Stalinbauten oder kombinativen Wohnriegeln a la Berliner Mitte. Die Wache im preußischen Stechschritt und Wehrmacht-46-Uniform wirkt angesichts der politischen Natur des Staates als sowjetischer Satellit ebenso befremdlich wie heute die (traditionsverhafteten) Uniformen der sogenannten irakischen Armee. Insofern war für Westzonesien eine Zurückhaltung notwendig, zumal der ganze Charakter des Landes als Provisorium angelegt war. Vielleicht hätte sich die Repräsentationsgeschichte der BRD ein (klein) wenig anders entwickelt, wenn FFM 1948 seinen der Geschichte gemäßen Platz erhalten hätte...nicht nur, was die Übernahme des Wehrmachtshelms M44b angeht. ;=)

    Der heutige Berliner Neoklassizismus könnte tatsächlich ein zeitgenössisches Repräsentationsmittel auch für politische Bauaufgaben sein (auch wenn ich es persönlich nicht mag)...ja, wenn dieser Staat noch so vertrauenswürdig, stark und selbstbewußt wäre wie beispielsweise unter Kiesinger oder auch Schmidt. Tatsächlich hat die deutsche Souveränität ab- und nicht zugenommen...die äußere wird unbedeutend, wenn die innere ausgehöhlt ist.
    Gegen die de facto Ohnmacht des deutschen Staates in seinem eigenen Wirkungsgebiet helfen auch keine Säulen mehr.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Zeno"

    Aufatmen in Kaufbeuren! :D:D:D

    Aus für die Christusstatue nun auch in Kaufbeuren!

    Laut Allgäuer Zeitung wird die Statue in Kaufbeuren jetzt nicht mehr weiterverfolgt!!
    http://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/kaufbeuren/Kaufbeuren-christus-aufmacher;art2759,561698\r
    http://www.all-in.de/nachrichten/allgae ... 759,561698

    Der Oberbürgermeister hat sich gestern bei der Diskussion im Stadtsaal von dem Vorhaben distanziert. Auch die Diözese hat sich nun endlich deutlich von dem Projekt distanziert.

    Es täte auch eine lebensgroße Christusstatue vor dem Rathaus reichen !