• Warum diese Tribocke dort aufgebaut waren, kann ich leider nicht sagen. Besonders lang haben sie wohl nicht dort gestanden.

    Irgendwo meine ich einmal gelesen zu haben, dass die beiden Bliden anlässlich eines Besuchs von Kaiser Wilhelm II. errichtet wurden (das Pinterest-Foto wird auf 1891 datiert) und nur zu diesem Anlass das Tor schmückten. Möglicherweise war auch der hölzerne Wehrgang (der dem Tor meines Erachtens sehr gut steht) nur vorübergehend angebracht. Vielleicht hat man dem Kaiser mit diesen "Hinguckern" eine besondere Freude bereiten wollen - seine Begeisterung für Geschichte war sicherlich bekannt.

  • Ich habe im DeWiki zum Kaiser-Wilhelm-Ring (der verläuft einige hundert Meter weiter nördlich vom Rudolfplatz) folgenden Satz gefunden:

    Kaiser Wilhelm I. befuhr die fertige Ringstrecke zusammen mit Oberbürgermeister Hermann Becker und Stübben am 25. September 1884, Wilhelm II. befuhr diese nach seinem Großvater benannte Strecke am 4. Mai 1891.

    Wilhelm II. scheint 1891 also tatsächlich in der Stadt und auf der Ringstraße gewesen zu sein, das würde die These von enikma stützen.

  • @Centralbahnhof Vielen Dank für den Link. Nach seinem Aufenthalt in Köln am 4. Mai 1891 besuchte Kaiser Wilhelm II. vom 5. bis 8. Mai 1891 Bonn, das er aus seiner Studentenzeit sehr gut kannte. Es war sein erster Besuch in Bonn als Monarch:

    Der ers­te Be­such Wil­helms als Mon­arch in Bonn fand vom 5.-8.5.1891 statt. Wie die „Bon­ner Zei­tun­g“ in ih­rem Leit­ar­ti­kel „Heil dem Kai­ser“ her­vor­hob, wün­sche der neue Herr­scher kei­nen gro­ßen Ein­zug, son­dern wol­le in An­knüp­fung an sei­ne Stu­den­ten­zeit die Ta­ge in Bonn in „pri­va­ter Ein­fach­heit“ zu ver­brin­gen. Die­se Be­schei­den­heit sah prak­tisch so aus, dass Wil­helm II. aus Köln kom­mend, am 5. Mai ge­gen sie­ben Uhr abends auf dem Schiff „Deut­scher Kai­ser“ am Bon­ner Rhein­ufer an­leg­te, wo er von ei­ner gro­ßen Men­schen­men­ge be­geis­tert emp­fan­gen und vom Prin­zen zu Schaum­burg so­wie des­sen Gat­tin Vik­to­ria be­grü­ßt wur­de.

  • Ein interessanter Fund auf Pinterest: https://pin.it/8fHiPg2

    Waren diese „Katapulte“ zu Fasching dort aufgestellt oder könnte es sich um irgendein Jubiläum handeln?

    KARNEVAL ;) kann es nicht sein, da die Bäume Laub haben. Karnevalsdeko verschwindet wegen der Zäsur der Fastenzeit recht flott wieder. Es ist der "Festschmuck" des Museums u.a. zum Kaiserbesuch.

  • @Centralbahnhof Vielen Dank für den Link. Nach seinem Aufenthalt in Köln am 4. Mai 1891 besuchte Kaiser Wilhelm II. vom 5. bis 8. Mai 1891 Bonn, das er aus seiner Studentenzeit sehr gut kannte. Es war sein erster Besuch in Bonn als Monarch:

    Die gute ViCtoria ( mit "c" nach Ihrer Mutter und Großmutter) war die Schwester des Kaisers und lebte im später so bedeutenden Bonner Palais Schaumburg, das von Ernst von Ihne für sie erweitert wurde. Nach 1918 sorgte die Kaisertochter für allerhand Skandale. Der Lempertz Auktionskatalog ihrer Konkursmasse ist online bei der Uni Heidelberg einzusehen und recht interessant.

  • KARNEVAL ;) kann es nicht sein, da die Bäume Laub haben. Karnevalsdeko verschwindet wegen der Zäsur der Fastenzeit recht flott wieder. Es ist der "Festschmuck" des Museums u.a. zum Kaiserbesuch.

    Das hätte mir wohl auffallen müssen. Aber das einzige Wort für derartige Festivitäten ist für mich Fasching ;)

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Das Foto kann nicht von 1920 sein, hinten rechts sieht man nämlich noch die alte Dombrücke , die 1907-1911 durch die Hohenzollernbrücke ersetzt wurde.

    Auch die Bilder von der Zerstörung zeigen den Neo-Renaissancebau:

    Es wird sich also vielmehr um den barocken Vorgängerbau des rechten Gebäudeflügels handeln, dessen Proportionen und Fassadengliederung im heutigen spanischen Bau leider in keinster Weise wiederzufinden sind.

    Der spanische Bau wurde eigentlich schon Anfang des 17. Jahrhunderts im Stil der Spätrenaissance errichtet. Ich nehme an, dass der rechte Gebäudeflügel später umgebaut und im 19. Jahrhundert in eine leicht aufgemotzte Version des Originalgebäudes zurückversetzt wurde.

    1878 wurde an der Seite der Portalsgasse der Spanische Bau mit einem Bibliotheksgebäude erweitert. Das Haupthaus wurde umgebaut und dort von 1888 bis 1913 die Stadtsparkasse untergebracht. Als letzte größere Investition ließ die Stadt im Jahr 1920 für den Rat einen neuen Sitzungssaal erbauen. In den Kriegsjahren wurde der Komplex des Spanischen Baus größtenteils zerstört.

  • Mann, was eine schöne Stadt das gewesen sein muss. Sicherlich sind einige Kölner beleidigt falls sie das folgende lesen, aber ich finde, man hat die Stadt völlig falsch aufgebaut (so wie viele Grossstädte in Westdeutschland), und sie ist in weiten Teilen nicht schön. (Das gleiche gilt aber für meine Heimatstadt Frankfurt/M, und ich bin nicht beleidigt falls jemand F. kritisiert, denn das tue ich ja selber. lol)

    Ich bin aber bei einigen Bildern ab 1945 wirklich überrascht, denn auch wenn es nicht viel scheint, aber einiges blieb ja doch stehen das man hätte wiederaufbauen können. Sorry aber ich kann so alte Bilder nicht anschauen ohne es immer wieder tief zu bedauern, das im 2. WK so viel verloren ging. Ich fürchte, das wird sich bei mir nie ändern.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Ich glaube, ich bin zu doof, um es zu verstehen. :biggrin:

    Wurde der Altbau also in den 1920ern abgerissen? Das ergäbe ja keinen Sinn.

    Oder das von mir verlinkte Bild zeigt den mehr oder weniger ursprünglichen Zustand.

    Dementsprechend hätte man sich beim Wiederaufbau am „Original“ orientiert, dann läge Wikipedia aber falsch.

  • Freiwillige vor:

    Mich interessiert, wie die Stimmung in Köln ist. In Dresden ist ja Rekonstruktion und Wiederaufbau bzw. Stadtreparatur das Thema, da ja grosse Teile der ehemaligen Innenstadt noch immer Brachland sind. In Frankfurt, meiner Heimatstadt , war Rekonstruktion ganzer Stadtteile oder Plätze früher (bin Ende 80er dort weg) so gut wie kein Thema, Alte Oper und die Häuserzeile ggü. Römer waren Ausnahmen. Die Frankfurter schienen mit dem wenigen zufrieden. Oder besser, Frankfurt hatte/hat eher eine "satte Gleichgültigkeit", so meine Empfingung..

    Seit Eröffnung der Frauenkirche in DD hat sich in Frankfurt, wie ihr vielleiht alles wisst, der Wind ordentlich gedreht, das wurde ja damals im TV übertragen und selbst die Madame Kanzler*innen war anwesend, das bekam man natürlich auch in Frankfurt mit, und günstigerweise wurde grade das scheussliche Monstrum "Technisches Rathaus" abgerissen, das brachte die Diskussion seitdem auch in Frankfurt - etwas was ich vorher nie für möglich gehalten hatte - fast über Nacht in Schwung.

    Langer Rede kurzer Sinn: Wie sieht's in Kölle uus?? Ich finde die Stadt zwar von den Bewohnern her super - manche mögen das Direkte/Offene/Schunkelnde der Kölner nicht , aber ich liebe die Kölner - nur wurde leider das Zentrum von Köln stark zerstört.

    Frage: gibt es in Köln auch Bestrebungen nach Rekonstruktion einiger Gebäude? Ich vermute mal ganz vorsichtig, dass es dort ist wie in Frankfurt früher, und man der Meinung ist, die Stadt sei ja in Ordnung wie sie ist und Rekos nicht notwendig?

    Das würde mich wirklich mal interessieren, wie dort die Stimmung ist. Vielen Dank im Voraus! :love::love:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Ich wohne seit circa sechs Monaten in Köln und kann sagen, dass überwiegend modern gebaut wird.

    In den hochpreisigen Lagen gibt es durchaus auch neoklassisches, wie hier https://www.neubaukompass.de/neubau/miners-…-viertel-koeln/ oder hier

    https://www.neubaukompass.de/neubau/pandion-balance-koeln/.

    Derzeit ensteht in der Südstadt am Volksgartem (auch sehr teures Viertel) ebenfalls ein angenehmer Neubau mit verzierten Balkongeländern. Grosso modo ist der Zeitgeist in Köln aber größtenteils „lifestyle links“ - Lastenfahrräder, Biosupermärkte und ein progressiver Flair prägen sehr viele Menschen. Köln wird von vielen als schön empfunden, Rekonstruktionen sind eigentlich nie ein Thema. Es gab in Köln aber auch vor dem Krieg schon keine wirklich umwerfende Altstadt, man müsste also Historismus rekonstruieren - und dafür dürfte sich unter Architekten und Investoren keine Mehrheit finden, die Leute scheint es aber auch nicht zu stören, denn die Stadt lebt vom linksprogressiv-kosmopolitischen Flair.

  • Was viele nicht auf dem Schirm haben, ist, dass es in Köln durchaus einige Teilrekonstruktionen gibt. Viele romanische Kirchen waren erheblich zerstört, man denke nur an Groß St. Martin oder Maria im Kapitol. Der Wiederaufbau der romanischen Kirchen hat viele Jahrzehnte angedauert und ist zumeist in einer sehr hohen Qualität erfolgt. Alleine romanische Kirchen gibt es in Köln 12 an der Zahl, dazu kommen einige andere (zB. die Wiederaufbauleistung in Mariä Himmelfahrt ist gigantisch!) und, nicht zu vergessen, der ebenfalls in Mitleidenschaft gezogene Dom. Auch das Rathaus war stark zerstört und wurde, genau wie das Overstolzenhaus äußerlich mit doch einigem Aufwand wieder sehr nahe an den Vorkriegszustand gebracht, ebenfalls zu nennen wären das Hahnentor und der Bayenturm, die ebenfalls zu erheblichen Teilen eine doch recht originalgetreue Reko sind. Dazu kommen einige Rekonstruktionen im Martinsviertel nach Plänen der Altstadtsanierung in den 30ern.

    Dem gegenüber stehen leider die Abrisse fast aller gründerzeitlichen Großbauten, beziehungsweise ihrer Ruinen: Die Empfangshalle des Bahnhofs, die alte Oper, das Hohenstaufenbad, die Markthalle am Heumarkt, die Türme der Hohenzollernbrücke und, in den 90ern, die alte Hauptpost. Dazu kommen viele gründerzeitliche Wohnhäuser, die nach dem Krieg oder in den folgenden Jahrzehnten abgerissen wurden.

    Man hat sich also den gebliebenen vorgründerzeitlichen Ruinen mit viel Mühe und kaum modernen Spinnereien gewidmet, das gründerzeitliche Erbe der Stadt dagegen bereitwillig der Moderne geopfert.

    Nach Abschluss der Arbeiten an den romanischen Kirchen galt der Wiederaufbau dann als abgeschlossen.

    Wo steht Köln heute? Die einzelnen wiederinstandgesetzten historischen Monumente stehen nahezu ausnahmslos in einem hässlichen und belanglosen Umfeld aus der Wiederaufbauzeit. Es gibt praktisch keinen Platz mit historischem Flair, selbst der Alter Markt ist nur eine plumpe Erinnerung an den Vorkriegsplatz.

    Doch wo würde man überhaupt anfangen? Freiflächen gibt es praktisch keine und wenn, dann kaufen Großinvestoren für mehrere hundert Millionen ein Areal auf und bauen so, dass es Rendite bringt. Die Politik sieht den Wideraufbau ebenfalls als abgeschlossen an und so erhält nicht einmal ein Domhotel sein originales Dach zurück, wo wohl leider auch der Denkmalschutz seinen Teil zu beigetragen hat.

    Viele Gebäude können gar nicht rekonstruiert werden, weil ihre Nachfolger aus dem Wiederaufbau unter Denkmalschutz gestellt wurden.

    Dazu kommt, dass, wie Bergischer richtig ausgeführt hat, es kaum markante Einzelgebäude gegeben hat, die im kollektiven Gedächtnis verblieben wären. Die Kölner Altstadt war eher ein Gesamtkunstwerk mit Ensemblewirkung, die schon in der Gründerzeit stark überformt wurde.

    Also alles verloren in Köln? Nicht unbedingt. Als wir den Ortsverband Köln wieder ins Leben gerufen haben, sind zum ersten Treffen immerhin acht Leute gekommen. (Leider wurde der Start unseres Ortsverbandes danach erheblich durch die seit Frühjahr 2020 existierende Situation ausgebremst.)

    Unsere Gruppe bei Facebook hat in zwei Jahren schon über 1300 Mitglieder bekommen. Auch in einer anderen Gruppe ("Köln History") wird häufig der Wunsch nach Rekonstruktionen geäußert, wobei sich der häufig auf eben die zerstörten Gründerzeit-Großbauten bezieht. Beim Fotografieren auf der Straße bin ich häufig mit Passanten ins Gespräch bekommen, die praktisch unisono die historischen Bilder von der selben Stelle schöner finden. Diese Meinungen finden allerdings praktisch keinen Eingang in die Politik, sämtliche Kontaktversuche unseres Ortsverbandes wurden lediglich von einem einzigen Politiker beantwortet, der jetzt aber auch nicht unbedingt ein Rekonstruktionsfan ist und dessen Fraktion zudem nur sehr klein ist. Auch Kontaktversuche mit der Presse blieben leider erfolglos.

    Was bleibt also, wenn weder Politik noch Presse ein Interesse haben? Man könnte einen Verein gründen, der ähnlich wie die Nürnberger Altstadtfreunde funktioniert und über Spenden und Mitgliedbeiträge Einnahmen generiert, mit denen man Gebäude aufkauft, abreißt und eine Rekonstruktion baut. Einen solchen Verein auf eine funktionierende finanzielle Basis zu stellen, dürfte bei allem guten Willen aktuell unmöglich sein. Es bleibt also nur, das Thema über die sozialen Medien bekannter zu machen und so versuchen, langfristig Presse und Politik für seine Position zu begeistern. Oder auf einen Großinvestor zu hoffen, der Geschmack hat. Also eigentlich die selbe Sachlage, wie in den meisten deutschen Großstädten.

  • Vielleicht findet Ihr einen Mäzen, der am Kölner Stadtbild interessiert ist und die mögliche Anschubfinanzierung für ein Bauprojekt oder einen Verein a la Altstadtfreunde Nürnberg liefert?