• Nicht selten spielten da auch militärische Erwägungen eine Rolle. Für eine Alt- bzw. innenstadtnahe Lage von HBF und Bahnlinien sprechen die in jedem Fall effektive Unterbrechung des Bahnverkehrs in Krisenzeiten. Läge diese weiter außerhalb, vlt sogar außerhalb der Festungsanlagen, wäre sie im Falle einer Belagerung für den Feind weiter nutzbar. In Erfurt, einer Stadt mit offiziellem Festungsstatus, war das für die Lage des Hauptbahnhofs entscheidend.

  • Auch in Minden (Westf.) hat sich der Bahnhof innerhalb der erweiterten Festungsanlagen befunden, allerdings außerhalb der doch recht dicht bebauten Altstadt.

    Ein Durchgangsbahnhof mitten durch die Altstadt zu bauen ist aber einmalig, erstaunlich auch, dass das Konzept auch mit den heutigen Zugdichten noch ganz gut funktioniert. Allerdings gab es früher noch unterbrochene Gleise und Gebäude innerhalb der Bahnhofshalle, darauf wird mittlerweile verzichtet. Und auch wenn das Empfangsgebäude leider nach dem Krieg abgerissen und durch einen (zugegebenermaßen doch recht gelungenen) Neubau ersetzt hat, ist der Kölner Hbf für mich einer der schönsten, zumindest aus Sicht des Zugreisenden, denn die riesige gründerzeitliche Bahnhofshalle ist noch erhalten.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Und auch wenn das Empfangsgebäude leider nach dem Krieg abgerissen und durch einen (zugegebenermaßen doch recht gelungenen) Neubau ersetzt hat, ist der Kölner Hbf für mich einer der schönsten, zumindest aus Sicht des Zugreisenden, denn die riesige gründerzeitliche Bahnhofshalle ist noch erhalten.

    Und es gibt wohl kaum eine andere Stadt in die man so grandios mit den Zug einfahren kann! Wo man woanders durch totes Industrieland und Bahnbrachen fährt, da kommt in Köln die Einfahrt über die Hohenzollernbrücke geradewegs auf den Domchor einem atemberaubenden Schauspiel großartigster Dramaturgie gleich.

  • Bin noch nie mit dem Zug in Köln HBF eingefahren. Ist das tatsächlich so spektakulär? Weil in den meisten Zügen kann man ja nur links und rechts aus dem Fenster schauen und nicht nach vorne, wo dann der Dom sein müsste.

  • Ja, das hat was. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum mich Köln so begeistert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Weil in den meisten Zügen kann man ja nur links und rechts aus dem Fenster schauen und nicht nach vorne, wo dann der Dom sein müsste.

    Tatsächlich, da ist was dran...das letze mal, daß ich in Köln eingefahren bin ist auch schon ein Weilchen her, da gabs noch ältere Waggons, mit Fenstern, die man noch richtig öffnen konnte und wenn man dann vorsichtig etwas (!) seine Birne aus dem Fenster streckte konnte man das schon sehen, was ich meine.
    Wie die Sicht vom Platz aus ist, kann ich ehrlichgesagt nicht sagen, aber es gibt glaube ich doch einiges zu gucken.

    Manche Triebwagen haben ja heute eine Glasscheibe zum Führerstand und wenn nicht gerade ein Vorhang da ist, kann man es wohl auch sehen (bzw. die ICE3s haben da ja eine ganz tolle Milchglastechnik in der Flüssigkritstalle das Glas auf Knopftrock blickdicht trüben können oder aber wieder lichten. Aber ICE-Fahren kann ich mir eh nicht leisten :tongue: )

  • man sieht aber vorher schon die gesamte Rheinfront. Und auch wenn man auf der Brücke nicht zum Dom sieht, gibt es rechts und links genug zum Bestaunen. Nein, die Bahnfahrt nach K hat was, das haben mir auch ganz Architekturferne bestätigt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Finde selbst den heutigen Kölner Hauptbahnhof auch grandios.

    Der alte Bahnhofsturm fehlt mir allerdings sehr. Gäbe es das heutige Platzangebot dort eigentlich her, dass man ihn rekonstruiert?
    Als Aussichtsturm direkt auf den Chor des Doms mit Cafés und Restaurants hätte solch ein Projekt doch ordentlich Potenzial, zumal es den Andrang auf den Turm des Domes etwas entlasten dürfte. Und dann der Gewinn für die Silhouette! Wäre sicher ein tolles Kuriosum, neben der modern gestalteten Bahnhofsvorhalle und dem gotischen Dom. Und von da oben hätte die Polizei die Lage am Platz gut im Blick, wie bei einem alten Wehrturm... :biggrin:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:K%C3….jpg?uselang=de

    Solch großzügige historistische Pracht geht dem Zentrum Kölns heute leider weitgehend ab. Selbst das Domhotel wird ja nur einen simplifizierten Flachdachaufbau erhalten, statt sich wieder seine alte bekrönende Pracht zu gönnen. Wo bleibt da die rheinische Lust am Leben?

  • Ich komme mal auf das alte Köln zurück, das man damals sicherlich auf der Hohenzollernbrücke schöner zu Gesicht bekam, den Dom natürlich auch - man fährt ja von Deutz so direkt darauf zu, dass ein Ausblick aus heutigen Zügen den Dom erst in der Kurve wieder zu Gesicht bringt.

    Irgendwann vor 1907:

    Irgendwann nach 1911:

    Undatiert, ca. 1920/30:

    Datiert und erkennbar 1936:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)


  • man sieht aber vorher schon die gesamte Rheinfront. Und auch wenn man auf der Brücke nicht zum Dom sieht, gibt es rechts und links genug zum Bestaunen. Nein, die Bahnfahrt nach K hat was, das haben mir auch ganz Architekturferne bestätigt.

    Wenn du Würzburg als ganz schlimm empfindest, dann kann dir Köln eigentlich auch nicht wirklich gefallen, glaube ich. Warst du nur einmal in Köln?

    Ich sehe es halt so. Köln wirkt heute ein Bißchen wie ein viel größeres Würzburg, dh. viele absolut großartige Einzelbauten, aber dazwischen sehr, sehr viel Schrott - Würzburg ist da allerdings ziemlich homogen mittelmäßig, Köln dagegen eher sehr heterogen (von teilweise sehr gut bis absolut unüberbietbar katastrophal). Der größte Unterschied ist da aber die Fernwerkung: Würzburg sieht aus der Ferne immer noch wirklich großartig aus, während Köln am Rande der Stadt nur gruselig wirkt. Im Falle Kölns ist man dann im Ende oft doch sehr überrascht, wie viel die Stadt noch an Großartigem zu bieten hat, trotz viele augenkrebseregende Hässlichkeiten - im Falle Würzburgs gibt's dieser Faktor der Überraschung dann wieder nicht (oder der ist dort auf jeden Fall längst nicht so augenfällig).

    Und über ganz Achitekturferne brauchen wir hier nicht zu reden, denn von denen finden manche auch das heutige Nürnberg viel schöner als etwa ein Amsterdam... :lachentuerkis:

    2 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (9. Januar 2016 um 12:28)

  • Aus der Ferne bzw. beim Betrachten der Stadtsilhouette kann man auch wirklich auf die Idee kommen, dass Nürnberg interessanter ist als Amsterdam.. Man darf bloß nicht zu genau hinschauen. ;)

    Köln ist schon schwer zu ertragen teilweise. Und dann gibts all diese Großartigkeiten. Welch ein Wechselbad der Gefühle. Insgesamt täte es der Stadt aber gut, wenn "historische Achsen" angelegt würden, also so eine Art Pfade, in denen das alte Köln wiederauflebt. Wo die Traditionsinseln miteinander verbunden werden und neue geschaffen werden. Durch Rekonstruktionen und historisierende Neubauten. Das hätte diese altehrwürdige Stadt allemal verdient.

  • Bleibt nur das Problem: was soll in Köln denn unbedingt rekonstruiert werden? Die Kölner Alstadt ist flächenmäßig riesig, ungefähr genau so groß wie Brügge innerhalb des Stadtwalls. Dabei wurden zwischen etwa 1795 und 1939 schon enorme Teile der alten Stadt vollständig überformt oder abgerissen. Und besonders pittoreske Ensembles gab es mW. auch nicht mehr. Eine Art "Neumarkt", "Mitteschön" oder "Dom-Römer-Projekt" ist hier also völlig undenkbar, leider.

  • Die Altstadt ist ja eine durchaus gute Basis. Auch dort hat man eher historisierend neubebaut statt zu rekonstruieren. So könnte man weitermachen. Köln hat da einen durchaus markanten Stil von schmalen Altstadtbauten hervorgebracht. Insbesondere üble Bausünden wie Betonbrutalistenkästen sollten damit ersetzt werden. Auch einige Historismusperlen wären mE durchaus rekonstruktionswürdig, etwa am Hohenzollernring. Das hatte teilweise fast Wiener Ringstraßenqualität.

  • Sehr richtig, "erbse". Man könnte sich am schmalen, hohen Altstadthaus (Townhouse) orientieren, auch neue Interpretationen wagen, ähnlich wie beispielsweise derzeit in Lübeck. Jedenfalls sollte man dies stets in Erwägung ziehen, wo der mögliche Abriss von Blocks der Nachkriegszeit zur Diskussion steht.

    Hinzu kommen mögliche (Teil-)Rekonstruktionen, über die ja schon gelegentlich diskutiert wurde.

    - Das Dach des Dom-Hotels. So (zumindest angenähert) könnte es sein, so ist es derzeit.

    - Die historistische Rathaus-Fassade zum Alter Markt. So war sie, so präsentiert sich derzeit das Bild.

    - Die Fassade des Gerichts am Appellhofplatz. So war die Südseite, so ist sie heute. So war die Nordseite, so ist sie heute.

    - Die ehemalige Reichsbank, Unter-Sachsenhausen. So sah die Fassade mal aus, so präsentiert sie sich heute.

    - Das Stapelhaus am Rhein. So sah der Bau mal aus, so sieht das Wiederaufbauprodukt aus. Na ja, steht vermutlich schon unter Denkmalschutz.

    - Das Gereonshaus einst sah so aus. Heute präsentiert sich das Dach so.

    - Im Zuge des U-Bahn-Schacht-Einsturzes vor einigen Jahren verschwand übrigens auch der auf diesem Bild zu sehende klassizistische Dreiecksgiebel an der Severinstraße. Er wurde nachträglich abgerissen, so ich jedenfalls weiß. Nicht mal dessen Rekonstruktion ist bislang angedacht. So zumindest mein Stand des Wissens.

    Man sieht die ganze Lieblosigkeit des kölnischen Wiederaufbaus. Würde man die bestehende Bausubstanz wieder im alten Geist herstellen, wäre schon viel für das Stadtbild gewonnen. Auch sollte mal die Aufenthaltsqualität auf den Plätzen Heumarkt und Neumarkt einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Das Problem des Ebertplatzes wurde ja schon hier angesprochen; so war er mal, so sieht er heute aus. Es gäbe also viel zu tun. Bloß traue ich das dem drittklassigen Kölner Polit-Klüngel irgendwie nicht zu.

  • Finde selbst den heutigen Kölner Hauptbahnhof auch grandios.

    Der alte Bahnhofsturm fehlt mir allerdings sehr. Gäbe es das heutige Platzangebot dort eigentlich her, dass man ihn rekonstruiert? (...)

    Der gläserne Mittelteil hat schon was. Besonders, wenn man von innen schon den mächtigen Dom sieht, bevor man auf den Platz tritt. Aber rechts und links neben der gläsernen Halle, sieht es doch eher schäbig aus.

    Wenn man zumindest die rechte Seite etwas umbaut, könnte auch der schöne Turm dort rekonstruiert und integriert werden. Das würde schon passen. https://goo.gl/maps/MXpFDXJb6j82

  • Ich meinte vor allem den gläsernen Mittelteil und die historischen Bahnsteighallen, die mir gut gefallen, ja. :)

    Stimmt, der rechte "Flachbau" ist ja komplett verzichtbar. Dort könnte man die historistische Ecke des Bahnhofs mit dem Turm herauslugen lassen, das wäre doch mal ein höchst spannender Kontrast im zeitgenössischen Sinne, stimmts! ;)

  • Die vom Krieg verschont gebliebene Stadt Köln (...ein fantasievoller Wunschtraum!):


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    Die Musik ist allerdings zu bombastisch - amerikanisch - patriotisch

    8o

  • Wenn man vom Bahnhof schreibt, darf man eines nicht unerwähnt lassen:
    Köln war und ist verbunden mit dem edelsten Zug auf deutschen Gleisen - dem Rheingold von 1928.
    Aber Achtung, nur die Farbvariante in Pflaumenblau/-Lila ohne die Aufschrift Rheingold ist das Original.
    Vor 90 Jahren wars.