• Unikates Ensemble, ewig schad drum, dass das aufgegeben wurde...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Blick auf den südlichen Heumarkt vor dem Bau der im letzten Bild gezeigten Deutzer Brücke. Der Heumarkt war sicherlich einer der größten mittelalterlichen Marktplätze in ganz Europa. Heute wird er zerschnitten durch die Ost-West-Achse und der südliche Teil ist eine riesige Straßenkreuzung.

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    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_640606, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05205694

  • Der Heumarkt war sicherlich einer der größten mittelalterlichen Marktplätze in ganz Europa.

    Er wirkt m.E. auf dem Bild aber nicht klar städtebaulich definiert, sondern durch die niedrige, fast aufgelockerte Bebauung eher wie eine periphere Stadtrandfläche - jedenfalls auf diesem Foto. Er hätte klarer definiert werden müssen, durch eine höhere, großstädtische Bebauung. Die Marktplätze von Stuttgart, Magdeburg, Hildesheim oder Leipzig wirkten gegen diese Ansicht hier viel urbaner, finde ich.

  • Auf der Ostseite sind schon drei Gebäude abgerissen in Vorbereitung auf den Durchbruch für die Deutzer Brücke und den Bau der Markthalle, auf der Südseite fehlen ebenfalls zwei Gebäude, wo man eine winzige Gasse aufgeweitet hatte. Das schmälert natürlich den Eindruck einer geschlossenen Bebauung.

    Es ist allerdings richtig, das mittelalterliche Köln war sehr groß in der Fläche, aber dafür nicht sehr hoch bebaut. Allerdings waren dafür die Straßen relativ schmal und im Stadtzentrum alles sehr dicht bebaut. Kam man aus den engen Gassen, muss der Heumarkt riesig gewirkt haben.

    Hier ein Blick nach Nordwesten auf die andere Seite:

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    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_065071, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/40025924

  • Der Vorkriegs-Kölner Altstadt kann ich beim Betrachten der vielen Fotos einfach nichts abgewinnen. Im Vergleich mit Altstädten von andern deutschen Grossstädten ist Köln sehr stark vom Klassizismus und Historismus überformt worden. Gerade auf dem letzten Bild sieht man es den Häusern rechts sofort an, dass da spätmittelalterliche Häuser modernisiert wurden, und trotzdem war nichts Harmonisches entstanden. Die vier Häuser links vom Denkmal hatten reichere Fassaden erhalten und passten gut zusammen, aber sie repräsentierten den internationalen Historismus und nicht einen regionalen, kölntypischen Historismus. Gleich ergeht es mir mit Königsberg i. Pr., das auf den ersten Blick ein faszinierendes kleinteiliges Stadtbild zeigte. Dort hätte ich aber Mühe, zu bestimmen, was rekonstruiert werden sollte und was nicht (ausser den Speichervierteln aus Fachwerk, die der Stadt eine unverwechselbare Prägung gaben).

    Gleich ergeht es mir mit Köln: Wenn man jetzt Rekonstruktionspläne für den Heumarkt schmieden würde, hätte ich Mühe, Leitfassaden zu bestimmen, die unbedingt rekonstruiert werden müssten. Auch die Platzgestaltung selber mit diesem monströsen Denkmal und der Verlegenheits-Parkanlage... sie haben auf einem mittelalterlichen Platz einfach nichts verloren.

    Wir sind im Forum schon mehrmals darauf gekommen, dass in Köln eine andere Stimmung herrscht als in deutschen Grossstädten, sonst würde diese Stadt heute nicht so ramponiert aussehen. War das nicht schon lange vor dem Krieg auch so, dass dort ein ganz anderer Geist wehte?

  • Riegel: Ich frage mich, was du mit so einem Beitrag sagen willst. Wenn du der damaligen Stadt "nichts abgewinnen" kannst, findest du das heutige Köln dann auch nicht schlimmer? Das klingt so, als fändest du jede für Köln verwendete Mühe sinnlos, weil es ja schon immer hässlich war. Bei allem Respekt für eine andere Meinung kann ich mit so einer Aussage im Kontext unseres Forums dann irgendwie nicht so viel anfangen. Wir sprechen immer noch von Kleinteiligkeit, architektonischen Details, Geschichte und eine Stadt in menschlichen Maßstäben.

    Eine Mischung von Historismus und vorgründerzeitlicher Bausubstanz hat es doch im Grunde in jeder Stadt gegeben, das kann doch kein negatives Ausschlusskriterium für Köln sein.

    Was Rekonstruktionen angeht: Köln war in der Tat nicht angefüllt mit herausragenden Einzelbauten, die waren eher selten anzutreffen. Die Stadt hat vielmehr im Ensemble gewirkt, deswegen würde ich auch sagen, dann muss man eben auch Ensembles rekonstruieren.

    Natürlich ist Köln nicht Frankfurt und auch nicht Nürnberg gewesen, aber es hatte doch wie jede Altstadt ein unverkennbares Gesicht, dass wiederzugewinnen ein großer Gewinn wäre, ob es nun in Teilen gründerzeitlich überformt wurde, oder nicht.

  • Was ich mit meinem Beitrag sagen möchte... er ist eine Schilderung meines persönlichen Geschmacks und hat nichts mit einer kunsthistorischen Betrachtung zu tun. Klar finde ich das heutige Köln viel schlimmer - aber auch sogar im Vergleich mit heutigen, ähnlich stark zerstörten deutschen Grossstädten. Deshalb fragte ich mich, was für ein Geist dort verwurzelt ist.

    Die Überformung der Kölner Altstadt ist doch im 19. Jahrhundert in überdurchschnittlichem Mass ausgefallen, auch wenn die kleinteiligen Strukturen und das mittelalterliche Strassennetz erhalten blieben. Aber sie dominierten für mich die Stadt zu stark. Vielleicht liegt meine Meinung auch daran, dass ich eine gewisse Erwartungshaltung an eine Altstadt habe, und die liegt nun mal mehr auf der pittoresken, harmonischen Altstadt.


    Blick in die Straße "An Lyskirchen". Das Eingangsportal zur romanischen Kirche St. Maria in Lyskirchen befindet sich schräg rechts hinter dem Fotografen.

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    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_062784, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05215056

    Die Häuserreihe erscheint kleinteilig und intakt, aber trotzdem reisst sie mich nicht vom Hocker. Man kann Fassadendetails bis in die Renaissance zurück sehen, und ich vermute wie andernorts, dass da noch viel ältere Gebäude hinter den Fassaden steckten.


    Blick in die Spielmannsgasse, damals ein typischer Repräsentant für die Kölner Altstadt:

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    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_073270, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/40022268

    Auch wenn ich diese Gasse sehe (die übrigens gerade die von Dir erwähnte, für Köln typische niedrige Bauweise zeigt), würde ich trotzdem vorher noch viele andere Städte besuchen gehen.


    Mir fehlt bei beiden Beispielen eine Einheitlichkeit, damit ich eine Harmonie verspüren kann. Trauf- und Giebelständigkeit durchmischt, mal durchgehende Simsen, mal nicht, eigenartige Giebelkonturen (infolge Umbauten) - all das war auch in Frankfurt und Nürnberg vorhanden, aber dort verspüre ich eine Harmonie, wenn ich zeitgleiche Fotos betrachte. Und wenn ich mir jetzt vorstelle, dass zusätzlich noch der Historismus mit einer Fülle an Formen diese Altstadt überzog, dann ist für mich eine Grenze überschritten, ob ich eine Stadt noch mag oder nicht.

    Ich muss fairerweise aber auch sagen, dass mich der Rathausplatz (s. Beitrag) sehr fasziniert, trotz einiger Fassaden aus dem 19. Jahrhundert. Hingegen bin ich froh, dass meiner Heimatstadt das Verbrechen des Hinsetzens des Bahnhofs neben die barocke Klosteranlage erspart blieb.

  • Köln vor dem Krieg


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  • Wir machen weiter am Domhof, der im 19. Jahrhundert ja gründerzeitlich ringsum (bis auf den Dom) fast komplett neu bebaut wurde. Links im Hintergrund das Gebäude der "Eisenbahn-Verkehrsbüros". Die Menschenmenge wohnt übrigens einem Karnevalszug bei, Aufnahmejahr soll 1928 sein, Fotograf August Kreyenkamp.

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    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_079002, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/40049322

  • Die Menschenmenge wohnt übrigens einem Karnevalszug bei

    Das scheint sich mit der Jahreszeit zu spießen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.