Saarbrücken (Galerie)

  • Zurück zum Thema Saarbrücken: Erstmal vielen Dank für die Bilder von einer in Teilen wohl doch sehenswerten Stadt!

    Da wiederum kann ich Dir beim besten Willen nicht beipflichten:

    Zitat von "MunichFrank"

    Das bedeutendste Gebäude ist das Residenzschloss aus den 1740er Jahren, das in den Revolutionskriegen 1793 and im 2. WK stark beschädigt wurde und als modernistische Zutat den durchaus akzeptablen Mittelrisalit von Gottfried Böhm von 1988 umfasst:

    Ich finde den neuen Mittelrisalit grauenhaft häßlich und unpassend, die mit Abstand schlimmste Verschandelung eines Schlosses, die ich kenne!
    Wenn man aus Kostengründen oder eben von mir aus aus ideologischen Gründen eine originalgetreue Rekonstruktion ablehnt,
    so gibt es doch noch jede Menge bessere Möglichkeiten, wie man ein
    zerstörtes Gebäude ergänzen kann. Auf die Schnelle fällt mir nur das Frankfurter Städel-Muusem ein, das vor 1945 so aussah und
    nach teilweiser Zerstörung stark vereinfacht, aber doch halbwegs passende wieder aufbaut wurde. So ein Glas- und Stahlmonstrum wie in Saarbrücken
    ist in meinen Augen jedoch die allerschlechteste von allen Lösungen. Ungenügend, setzen.

    Bin ich hier eigentlich der Einzige, der das so sieht?

  • Nein, bist Du nicht. Ich sehe das Monstrum in der Mitte des Schlosses auch als kriminell an. Wie ist sowas nur moeglich!? :boese: Dieser sich ohne Zweifel "harmonisch einfuegende" Mittelbau hat in meinen Augen einen geradezu ruinoesen Effekt auf die ueberlebenden Teile ds Schlosses.

  • Zitat von "Heimdall"

    Ich halte auch den vorindustriellen Kernbereich der Städte - gemeinhin Altstadt genannt - für sehr wichtig hinsichtlich der historischen Identitätsfindung und des sinnlichen Bewußtseins für naturverbundenere Lebensformen.

    Gleichwohl ist "Philons" Äußerung dann im Eifer des Gefechts zu extrem geraten. Was wären das für Städte, die zwar einen herausgeputzten gotischen Straßenzug aufweisen, sonst aber nur Plattenbauten oder Investorenkomplexe? Das wäre wahrlich ein Stück architekturpädagogischer Freizeitpark in der totalen modernistischen Öde. Nein, die historistischen Quartiere sind ein Segen für viele Städte. Und sie stehen ja auch überhaupt nicht in Widerspruch zu den Bemühungen, Altstadtkerne zu erhalten, zu sanieren oder zu rekonstruieren.

    Saarbrücken jedenfalls erscheint mir ausbaufähig, noch keinesfalls verloren.

    Na gut, dann halt zwei gotische Straßenzüge :zwinkern:

    Aber im Ernst: ja, das war überspitzt formuliert, um die unterschiedliche kulturell-geistige Wertigkeit drastisch vor Augen zu führen. In der Realität stellt sich diese Alternative sowieso nicht.


    @ Schloßgespenst:

    Ja, der Mittelrisalit ist fürchterlich. Ich erinnere mich auch noch dunkel an heftigste Diskussionen darum. In 10-20 Jahren wird das Ding eh abgerissen und durch eine gescheite Reko ersetzt.

  • Zitat von "Philon"

    unterschiedliche kulturell-geistige Wertigkeit


    Kulturell-geistige Unterschiede. Nicht unterschiedliche Wertigkeit. Das ist die übliche Anmaßung und Heraufbeschwörung einer objektiv-pauschalen Minder- oder Mehrwertigkeit. Dabei gibt es diesbezüglich ganz unterschiedliche subjektive Einschätzungen, Prioritäten und Herangehensweisen, wie auch hier im Forum ersichtlich ist. Scheint für die eine Seite aber recht schwer zu sein, der Anderen die Ihre repektvoll zuzugestehen.

    Zitat von "Philon"

    Wertigkeit drastisch vor Augen zu führen


    Du hast hier lediglich Deine Meinung drastisch vor Augen geführt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Schloßgespenst: wie erwähnt sehe ich das nicht ganz so kritisch wie du. Selbstverständlich wäre auch mir eine (neo)barocke Lösung lieber. Aber dadurch dass der Mittelrisalitat Form und Farbe des Mansardendachs der angrenzenden barocken Bauteile nutzt, finde ich die modernistische Lösung nicht ganz so schlimm wie ihr.

    Übrigens ist das Saarbrücker Schloss ist für mich ein ähnlicher Fall wie z.B. das Mainzer Rathaus (http://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_(Mainz)), über das wir hier auch schon mal ausführlicher diskutiert hatten. Vor Ort waren beide Gebäude für mich wesentlich überzeugender als ich nach den Photos, die ich vorher gesehen hatte, befürchtet hatte (natürlich nur im Anbedacht der deutlich geringeren Erwartungen, die ich an ein modernistisches Bauwerk habe).

  • Zitat von "youngwoerth"


    Kulturell-geistige Unterschiede. Nicht unterschiedliche Wertigkeit. Das ist die übliche Anmaßung und Heraufbeschwörung einer objektiv-pauschalen Minder- oder Mehrwertigkeit. Dabei gibt es diesbezüglich ganz unterschiedliche subjektive Einschätzungen, Prioritäten und Herangehensweisen, wie auch hier im Forum ersichtlich ist. Scheint für die eine Seite aber recht schwer zu sein, der Anderen die Ihre repektvoll zuzugestehen.


    Du hast hier lediglich Deine Meinung drastisch vor Augen geführt.

    Deshalb habe ich doch genau geschrieben: unterschiedliche kulturell-geistige Wertigkeit und nicht "ästhetische" oder "lebensqualitätsbezogene" oder ähnliches.

    Die (gelegentliche) ästhetische und (häufige) lebenqualitätsbezogene Wertigkeit des Historismus will ich nicht bestreiten und habe ich nie bestritten.

    Für unsere kulturelle, geschichtliche und geistige Identität als Deutsche und Europäer sind aber mittelalterliche und frühneuzeitliche Bauwerke und Stadtviertel objektiv bedeutsamer - und insofern von größerer Wertigkeit - als historistische. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

    Dieser höhere Wert besteht natürlich nur unter der (sicherlich teilweise auch subjektiven) Voraussetzung, daß einem die geschichtliche und geistig-kulturelle Dimension des Bauens wichtiger ist als die rein ästhetische oder lebensqualitätliche. Das ist bei mir der Fall, während dir das zweitere wichtiger ist. D'accord und m.E. kein Grund zu streiten.

  • Mathias: zum Besuch der außerhalb des Stadtzentrum gelegenen Stiftskirche St. Arnual hatte ich leider keine Zeit. Ansonsten hätte ich euch natürlich auch von dieser Kirche Photos gezeigt.

    Kurze Ergänzung: wenn die Wiederherstellung des Fürstenstuhls geschafft ist, soll als nächstes auch die vollständige Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbildes der Kirche erfolgen. Wie erwähnt wird wohl darüber diskutiert, die Fassaden eventuell wieder entsprechend des Originalzustands anzustreichen und auf jeden Fall einige derzeit noch fehlende Attikafiguren und die Wappenbekrönung des Südflügels zu rekonstruieren.

  • Zitat von "MunichFrank"

    Mathias: zum Besuch der außerhalb des Stadtzentrum gelegenen Stiftskirche St. Arnual hatte ich leider keine Zeit. Ansonsten hätte ich euch natürlich auch von dieser Kirche Photos gezeigt.

    St. Arnual ist ein nettes, sehr dörfliches Viertel mit unspektakulärer Bebauung vom späten 18. bis späten 19. Jahrhundert.
    Die gotische Stiftskirche ist ebenfalls architektonisch eher unspektakulär (und sehr klein). Sie enthält allerdings das Hochgrab der Elisabeth von Lothringen (gest. 1456), die durch ihre Übersetzungen französischer Romane wesentlich zur Entwicklung des Frühneuhochdeutschen aus dem Mittelhochdeutschen und zur Etablierung des Deutschen als Prosa-Literatursprache beigetragen hat. Insofern gibt es da eine gewisse kulturhistorische Bedeutung.

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/t…_St._Arnual.jpg

  • Zitat von "Philon"

    D'accord und m.E. kein Grund zu streiten.


    Nachdem Du das nun nochmal differenziert und konkretisiert hast: Natürlich nicht! :)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "MunichFrank"

    Schloßgespenst: wie erwähnt sehe ich das nicht ganz so kritisch wie du. Selbstverständlich wäre auch mir eine (neo)barocke Lösung lieber.


    Wie gesagt: Selbst wenn es nicht Barock ist, muß man nicht Glas und Stahl nehmen. Eine schlichte, helle Putzfassade wäre weitaus weniger störend gewesen. Aber alles Ansichtssache natürlich. Mich erinnert das Ding irgendwie an Hannibal Lecter mit Beißschutzmaske oder einen anderen maskierten Irren...

  • Zitat

    Auch die Nachricht, dass große Teile der Altstadt verschont geblieben sind


    Wenn man unter kriegsende.ARD.de liest ergibt sich ein ganz anderes Bild:

    Zitat

    5. Oktober 1944: der Tag, als das alte Saarbrücken unterging
    Drei Angriffswellen auf das Stadtgebiet
    Saarbrücken, allen voran der südlich des Flusses gelegene barocke Stadtteil Alt-Saarbrücken, ist nach diesem schwersten Bombenangriff eine Ruinenlandschaft. Britische Aufklärer melden am Tag darauf, dass Alt-Saarbrücken fast komplett vernichtet ist. Über die Hälfte der gesamten Stadt ist zerstört.

  • Zitat von "Hildi"


    Wenn man unter kriegsende.ARD.de liest ergibt sich ein ganz anderes Bild:

    Das stimmt so m.E. nicht. Vielleicht liegt da auch ein Mißverständnis vor: "Alt-Saarbrücken" bezeichnet eigentlich den gesamten Stadtkern südlich der Saar. Der barocke Teil macht davon nur einen kleinen Bruchteil aus. Die bei weitem größeren Teile Alt-Saarbrückens sind (waren) gründerzeitlich.
    Tatsächlich hat auch der barocke Teil Alt-Saarbrückens einiges abbekommen, aber bei weitem nicht soviel wie in dem link suggeriert. Ich kann schwer beurteilen, was in Alt-Saarbrücken rekonstruiert ist und was nicht, aber so weit ich weiß ist eigentlich nur der Ludwigsplatz eine Rekonstruktion; die restliche barocke Bebauung Alt-Saarbrückens scheint mir größtenteils nicht rekonstruiert, sondern erhalten.

    Allerdings klafft zwischen dem westlichen Schloßberg und dem Ludwigsplatz bis heute eine Lücke, die durch breite Nachkriegsstraßen "gefüllt" ist. Diese Lücke würde ich flächemäßig auf ca. 25% Alt-Saarbrückens schätzen. Zusätzlich gibt es am Rand einige angepasste Nachkriegsbauten. Rechnet man den (mittlerweile aber rekonstruierten) Ludwigsplatz dazu, ergeben sich für Alt-Saarbrücken Kriegsverluste von vielleicht 35%, die inzwischen eben durch diese Rekonstruktion aber wieder auf 25-30% reduziert sind.

    Das barocke Alt-Saarbrücken selbst macht wiederum nur etwa die Hälfte der Saarbrücker Altstadt aus. Das auf dem nördlichen Saarufer gelegene, ebenfalls fast durchweg barocke St. Johann blieb praktisch unzerstört.
    Insofern würde ich die aktuellen Gesamtverluste an der Saarbrücker Altstadt auf allenfalls 15-20% schätzen. Mehr wohl nicht.

    EDIT: Die folgende Übersicht zeigt ganz gut, was in Alt-Saarbrücken erhalten bzw. wiederaufgebaut ist:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…aarbr%C3%BCcken

    Für das barocke Alt-Saarbrücken einschlägig sind die Ensembles
    - Altneugasse
    - Schloßplatz
    - Willhelm-Heinrich-Str./Ludwigsplatz

    Dazu eine Reihe von Einzeldenkmälern in der Talstr. und der Vorstadtstr.

    Die größten Verluste sind im letzten Ensemble zu verzeichnen. Das ist allerdings wirklich bitter, da die Willhelm-Heinrich-Str. die barocke Prachtstr. Saarbrückens war. Erhalten oder wiederaufgebaut ist vielleicht die Hälfte der Straße.

  • Die ehemalige Bergwerksdirektion in Saarbrücken, wohl einer der besterhaltensten Bauten von Martin-Gropius, wird derzeit in ein ECE-Einkaufscenter integriert - der zukünftigen Europagalerie (vormals Saargalerie). Ob die Bausubstanz dabei komplett erhalten bleibt ist mir nicht bekannt. Siehe weiteres hier in einer Meldung des Saarpresseportals dazu
    http://www.saarpresseportal.de/ehemalige-saar…pagalerie/12587

    ...

  • Das Gebäude ist bereits vor einem Jahr komplett entkernt worden. Da drinnen ist nichts mehr übrig geblieben bis auf einen Festsaal im 1 OG.
    Erschwerend hinzu kommt, dass wegen der Barrierefreiheit ca 1 Meter rund um das Gebäude aufgeschüttet werden. Die Freitreppenaufstiegssituation von jetzt wird daher Geschichte sein.
    Darüber hinaus setzt man dem Gebäude noch eine Glas/Alukrone auf in dem die ganzen Klimaanlagen untergebracht werden. Insgesamt also brutalster Fassadismus. Es wird vielleicht ein ganz nettes Einkaufscenter werden aber die Bergwerksdirektion ist damit Geschichte. Und der Name Europagalerie :augenrollen:

  • Kleiner Rundgang durch Saarbrücken im Oktober 2017 -nicht gerade bei Top-Wetter :( :

    Ludwigsplatz mit Ludwigskirche:

    Im Hintergrund die St. Jakob-Kirche:

    Am Ludwigsplatz benachbart, die Friedenskirche:

    Von dort schauen wir in die Wilhelm Heinrich Straße:

  • Wir gehen weiter zum Schlossplatz, im Hintergrund schaut bereits die Schlosskirche hervor:

    Das Schloss:

    Gegenüber liegt das Rathaus:

    Der Parkplatz beeinträchtig schon sehr das schöne Platzbild. :kopfschuetteln:

    Die Schlosskirche:

  • Wir gehen über die alte Brücke, zur Rechten liegt das Staatstheater von 1938:

    Auf dem Weg zum St. Johanner Markt schauen wir rechts durch die Kronenstraße auf die Kirche St. Johann:

    Der St. Johanner Markt:

    Blick vom Markt in die Kappenstraße:

    Das Eckhaus Zur Faßstraße:

    Blick in die Obertorstraße: