• Jetzt mit detaillierten Fotos kann man sehen, dass das Haus kein Jahrhunderte altes Haus ist, sondern im Heimatstil errichtet wurde. Bspw. vorletztes Bild: die Konsole am Dachansatz an der Ecke ist doch ganz typisch 1920er/30er Jahre, und bei echten (verputzten) Fachwerbauten so nicht zu finden. Man vergleiche auch mit dem aktuellen Bilderrätsel mit den Balkonkonsolen. Oder auch mit Fenstersimskonsolen an faschistischen Gebäuden.

    Auch wenn das Gebäude nicht wie anänglich vermutet schon Jahrhunderte auf dem Buckel hat, ist sein Verlust bedauerlich, weil es sich so selbstverständlich ins Altstadtgefüge einordnet. Mit dem Haus wird aber auch sehr alte historische Bausubstanz verschwinden - die ehemalige Haustrennwand zum abgegangenen Nachbarhaus im Westen.

  • Mir gefällt das Haus auch extrem gut - in so einem ausgeprägten Heimatstil finde ich es fast noch seltener als ein echtes mittelalterliches Haus. Es wäre wirklich schön wenn es noch eine Chance für das Haus gäbe

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Liebe Administratoren, aktive Mitglieder und Mitleser,

    Nach elf Jahren voller erfreulicher, trauriger und spannender Momente in diesem Forum möchte ich hier endlich meinen Einstand begehen und mich ganz kurz vorstellen:
    Geboren in Ulm und aufgewachsen um Ulm, hat es mich zum fachfremden Studium nach Mainz verschlagen, wo sich aktuell noch mein Lebensmittelpunkt befindet. Nach dem Abschluss soll es in wenigen Monaten zurück in die Heimat um Ulm herum gehen.

    Leider beginnt meine aktive Mitgliedschaft mit diesem unerfreulichen Thema, was ja aber Gott sei Dank auf Gehör stößt.
    Der Beschluss zum Abriss des Gebäudes ist wirklich bedauerlich und bedeutet eine sehr auffällige Veränderung der Visitenkarte der Stadt, die nicht etwa der Münsterplatz oder gar die Neue Mitte ist, sondern eben die Ansicht von der anderen Seite der Donau. Dabei liegt das Objekt nicht etwa peripher im weiteren Verlauf der Stadtmauer, sondern fällt zwangsläufig im Blick auf die Altstadt ins Auge, auch wenn es kaum von innerhalb der Stadtmauer einsehbar ist. Von daher muss ich mich, unabhängig vom historischen Wert, doch sehr wundern, dass so ein Eingriff so problemlos möglich ist. Das Haus mag in seinem "nachahmenden" Stil vielleicht nicht absolut authentisch sein, was für mich persönlich seinen architektonischen Wert aber nicht mindert, denn es fügt sich besser als die meisten - oder alle - anderen "neueren" Gebäude zwischen die weit älteren an der Donaufront. Durch die oben genannten Details ist es dennoch bei genauerem Hinsehen als architektonisch eigenständiges Kind seiner Zeit erkennbar aber besitzt keine penetrant modische Duftmarke, die an so einer sensiblen Stelle im Stadtbild eher unangebracht wäre. Kurzum ist das für mich ein perfektes Beispiel für zurückhaltende, angepasste Architektur mit Selbstwert, der sonst leider meist fehlt.

    Was den Beschluss angeht, sind die Würfel wohl leider gefallen. Das Vorhaben ist rechtlich einwandfrei, da kein Denkmalschutz besteht und auch seitens der Bürgerschaft ist kein größerer Widerstand zu erwarten. Einige bereits informierte Anwohner bedauern den Fall zwar offen und sie werden nicht alleine bleiben, sobald der Abbruch beginnt aber in Ulm gibt es zu diesem Interessensbereich, soweit ich weiß, keine gewichtigen, organisierten Gruppen oder Vereine wie bspw. in Dresden oder Ffm.
    Die letzten zehn bis 20 Jahre ist die Stadt städtebaulich aufgewacht und es herrscht ein außergewöhnlicher Tatendrang, was Infrastruktur und Urbanisierung angeht. Das merken die Leute und sie werden mitgerissen. Daher liegt der Fokus im allgemeinen Bewusstsein noch deutlich auf Fortschritt und Weiterentwicklung, was einerseits gut für Lebensqualität und Selbstbewusstsein einer Stadt ist, andererseits aber auch gefährlich für ihre Eigentümlichkeit und Atmosphäre sein kann. Ich denke, wir stehen da unten vor einem Punkt, an dem die Positionen beginnen sich wieder gleich zu gewichten, wie ihn z.B. Ffm schon überschritten hat.

  • Ja, um dieses Gebäude wäre es sehr schade. Ein neues Gebäude, auch wenn es an dieser Stelle bestimmt einen steilen Giebel bekommen wird, würde das Bild der Altstadt von der Donau aus doch sehr prägend verändern. Ich denke, das Gebäude ist doch älter, als es vielleicht aussieht. denke es wurde einmal Anfang des letzten Jahrhunderts oder so umgebaut. Hier gibt es einen Link zu einer alten Ansichstskarte der Vaterunsergasse, die auch einen Teil dieses Gebäudes zeigt.

    http://www.ansichtskarten-center.de/topo-deutschla…ter-unser-gasse

  • Die Hochschule für Gestaltung in Ulm. Aus Sichtbeton. Einigen gefällt es.

    https://www.swp.de/suedwesten/sta…e-28015974.html

    Zitat:

    Zitat

    Oder wie der Architekt und Stadtplaner Daniel P. Meister und die Journalistin Dagmar Meister-Klaiber schwärmen: „Trotz aller Veränderung ist noch immer eine enorme Kraft und Ausstrahlung spürbar, die von diesem zeitlosen Bau mit seiner klaren Schönheit ausgeht.“


    https://www.gastroevents-ulm.de/?project=hfg-ulm

    Immerhin, die Räume sind klar strukturiert, hoch und hell. Immerhin.

  • Das HFG-Gebäude gefällt mir an sich ganz gut, einzig der Sichtbeton ist ein Manko, verputzt wäre es ansehnlicher. Ohnehin ist die Bauhaus-Nachfolgeschule noch recht unbekannt, obwohl sie einige Ikonen des Industriedesgins und der Grafikgestaltung hervorgebracht hat (z.B. Ulmer Hocker, Lufthansa-CI).

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ist das ein neubau ? Andernorts reist man sowas schon wieder ab sied aus wie in den 70ern, ich kann es nicht fassen das man so einen müll immer noch baut und dann immer von Nachhaltigkeit reden, die ganzen beton schulen werden ja nicht abgerissen weil sie hässlich sind sondern baufällig.Aber gut vielleicht ist der bau ja besser. Optisch erinnert er mich anmeine real schule, die hatte auch Fenster reihen und innen diese holz panele. Etwa besonderes ist der bau nicht gefallen tunen mir nur die schöne licht Durchflutung und die Holz Fenster.

  • Nein, das Gebäude wurde Mitte der 50er gebaut. Wenn man es für einen Neubau oder ein Gebäude aus den 70ern hält, war es seiner Zeit wohl voraus. Mich stört es nicht, es liegt nicht in einem städtischen Ensemble, daher passt das schon. Schade, dass die HfG nciht lange durchgehalten hat.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Nachtrag zu Büchsengasse 12:https://schwaebischealbnatur.blogspot.com/2018/05/denkma…urttemberg.html
    http://schwaebischer-heimatbund.de/index.php?cid=1272
    https://www.donau3fm.de/allgemein/bruc…gebaeude/221302
    Vorher:https://denkmalstiftung-baden-wuerttemberg.de/buechsengasse-…fall-zu-retten/

    Es heißt nicht umsonst: Wo ein Wille, da ist auch ein Weg!

    Heutzutage werden wesentlich besser erhaltene Altbauten abgerissen mit der Behauptung, sie seien unmöglich zu retten gewesen.

    Vaternsergasse 2 ist Geschichte:https://www.swp.de/suedwesten/sta…r-27986104.html

    Nach den Plänen wird die Kubatur ähnlich groß wie das bisherige Haus, sagt Rimmele. Es wird drei Vollgeschosse haben und im Dach ein Wohngeschoss mit einzelnen Gauben samt einem darüber liegenden Dachspitz. Der Giebel wird zur Donau ausgerichtet, um wieder ins Stadtbild zu passen. Das Gebäude werde schlicht und modern, habe keine Erker, dafür in den drei unteren Etagen Balkone zur Münsterseite hin.
    Vom alten Haus wird, so Rimmele weiter, die historische Tür wieder eingebaut: „Sie war das Einzige, bei dem sich ein denkmalschützerischer Wert feststellen ließ.“

  • https://www.swp.de/suedwesten/sta…n-28708654.html

    Ebenfalls ein trauriger Fall aus Ulm: Die Beringerbrücke über den alten Rangierbahnhof. Denkmalschutz aufgehoben, Sanierung "lohnt nicht". https://mapio.net/pic/p-38654800/

  • Die Denkmalbehörden und ihre Willkür kotzen einen nur noch an. Entschuldigung wenn ich das so deutlich sage. Im Grunde könnte man diese Ämter gleich abschaffen, sie haben ja ohnehin nur noch Alibi-Funktion.

    In dubio pro reko

  • In Ulm bahnt sich ein wichtiges Bauvorhaben an: Das Anfang der 60er Jahre erbaute Gebäude des Haushaltswarengeschäfts Abt am Münsterplatz wird entweder komplett saniert oder abgerissen. Ich persönlich plädiere für Sanierung, da an dieser exponierten Stelle sonst wieder nur banale Kistenarchitektur herauskommen würde.

    Zitat

    Mit der Stadt Ulm gab es bereits Gespräche über mögliche Pläne für das Abt-Gebäude, konkret liege aber noch nichts auf dem Tisch, sagte OB Gunter Czisch auf Anfrage. Zu Gerüchten wolle er sich nicht äußern: „Am Ende muss Herr Müller sagen, was er machen möchte.“

    Ob Abriss und Neubau oder Sanierung und Umbau: „Die Stadt wird die Pläne aufgeschlossen begleiten.“ Eine öffentliche Tiefgarage unter einem möglichen Abt-Neubau, wie sie einmal im Gespräch war, sieht die Stadt wegen der schwierigen Zu- und Abfahrt durchs Quartier jedoch nach wie vor äußerst kritisch.

    Eine städtebauliche Neuordnung am Münsterplatz sei gut vorstellbar, sagte Czisch. Der Bereich sei städtebaulich allerdings sehr sensibel. Müller habe beispielsweise mit dem Umbau eines historischen Gebäudes in Budapest aber gezeigt, dass er mit städtebaulichen Anforderungen in innerstädtischen Lagen verantwortlich umzugehen wisse.


    Abt zieht vom Münsterplatz weg – Sanierung oder Neubau des Gebäudes?

    Ansicht des Gebäudes

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Ich wäre auch für Sanierung. Mit seinem kleinen Glockenspiel ist es ja noch das ansehnlichste der Häuser auf der Westseite. Trotz Traufständigkeit, Baumaterial und zu großen Fensteröffnungen.

    Es ist bei einem Neubau auch von einer Tiefgarage die Rede, dir zwar von der Stadt abgelehnt, vom Besitzer allerdings gefordert wird.

    Weiteres Zitat: „Eine städtebauliche Neuordnung am Münsterplatz sei gut vorstellbar, sagte Czisch. Der Bereich sei städtebaulich allerdings sehr sensibel. Müller habe beispielsweise mit dem Umbau eines historischen Gebäudes in Budapest aber gezeigt, dass er mit städtebaulichen Anforderungen in innerstädtischen Lagen verantwortlich umzugehen wisse.“

    Da müsste man mal eruieren, was und wie da in Budapest umgebaut wurde.