• Die Ulmer Nachkriegsbauten sind von so miserabler Qualität, daß hier jedes Eingreifen eine Wohltat ist.

    Alles ist nicht so schlimm. In meinen Augen sind die West und Suedseite des Muensterplatz gelungen Beispiele des

    Nachkriegsbaustils: Einfachheit, Kleinteiligkeit und Zitierung von alten Formen.

    (Vorheriger Benutzername: Gil)

  • Die Nordseite und Südseite (außer des Stadthauses) gehen; die Westseite ist im wesentlichen nicht besser als die heutige Frauenstraße, nur daß dort die Blöcke keine Schrägdächer haben. Für die Westseite des Münsterplatzes wäre auch fast jede Änderung (nur nicht durch Kuben und/oder Blöcke) eine Verbesserung.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Generell hab ich mir ja schon angewöhnt, dass Ulm in natura schöner wirkt als auf Bildern. Dieses Haus kommt mir allerdings schon sehr lieblos in seiner demonstrativen Glätte und Sterilität vor. Sicher, das ist gewollt, aber das macht es nicht befriedigender...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dieses Haus spricht genau die kalte Sprache, die so viele etwas mehr angepasste Neubauten heutzutage haben. Sie mögen von ihrer Proportion her angepasst sein, aber sie sind und bleiben eiskalt. Ein anderes Beispiel für diese Architektursprache ist der Neubau südlich vom Gänstor in der Baurengasse; ich werde ihn in einem der nächsten Bilder zeigen. Die Neubauten der 80er-Jahre waren manchmal etwas protzig, aber wesentlich warmherziger. Münsterplatz 25 zum Beispiel.

  • @Palantir: sehe ich auch so. Gebäude mit Natursteinfassade bekommen von mir schon mal einen Pluspunkt. Die Lösung des Eckfensters mit Davidsternmotiv hat auch seinen Reiz. Die anderen Fassadenseiten werden aber wohl zurecht auf den verlinkten Bildern nicht richtig abgebildet, nach dem Video zu urteilen, scheinen es recht monotone und wenig ansehnliche Fassaden zu sein.

    Insgesamt gesehen gefällt mir z.B. die Neue Synagoge in München...


    Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:M%C3….JPG?uselang=de
    Urheber: Maximilian Dörrbecker (Chumwa)

    ...besser, weil deren Oberflächen nicht so glatt und der Glasdachaufbau, gerade bei abendlicher Beleuchtung von Innen, auch recht ansprechend ist.

    Was ich mich frage ist allerdings, warum neue Synagogen wie hier oft so festungsartig aussehen müssen. Ob es ein Zeichen dafür sein soll, dass das Judentum in Deutschland nur hinter Festungen (über)leben kann?

    PS: kann einer der Mods wieder den Bildlink korrigieren und mir erklären, warum er so nicht funktioniert. DANKE.

  • Mal wieder eine Sauerei, dass die verantwortlichen Stadtpolitiker so eine Sache einfach stillschweigend durchwinken. Würde mich nicht wundern, wenn da in Hinterzimmern eifrig geschmiert wurde. Jedenfalls wird das Grundstück mal wieder mit "hochwertiger" Investment-Kisten-Architektur zugepflastert, wie sie in jeder x-beliebigen Stadt derzeit hochgezogen wird, um hohe Immobilienrendite einzufahren. Widert mich an. :kotz:

  • Als ich kürzlich in Ulm war, ist mir an der Ecke Fischergasse / Schweinmarkt dieser Neubau aufgefallen.

    Uploaded with ImageShack.us

    Weiss jemand wie das Haus einmal aussehen soll? Wahrscheinlich wieder nur glatt verputzt und weiss gestrichen (Siehe Beitrag Nr. 82, Bild Nr. 4440). Der Vorgängerbau war wohl auch nicht besonders wertvoll. Bei Bing sieht es aus wie eine Art Restaurant mit Außengastronomie oder Wintergarten.

    Übrigens konnte ich über die Suchfunktion des Forums keinen Eintrag durch den Suchbegriff "Ulm" finden. Obwohl diese Galerie ja offensichtlich so benannt ist. stickpoke:)


    Moderationshinweis (Zeno):
    Beitrag mit momentaner Nr. 82 in Ulm ist der hier: Ulm

  • Dennoch ist es bedauerlich, dass hier wieder einmal historische Bausubstanz vernichtet wurde! Schließlich lag das Haus im Fischerviertel, das im Zweiten Weltkrieg kaum betroffen war und noch heute zahlreiche Fachwerkbauten aufweist. Auch Fischerstraße 34 war ein älterer Fachwerkbau (die Vorkragungen und die Balkenköpfe an der Giebelseite zeigten es), der nach einer Restaurierung und Freilegung das Ensemble sicher gut ergänzt hätte. Im Artikel der Ausgburger allgemeinen wird allerdings behauptet, das an dieser Stelle befindliche Fachwerkhaus wäre im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden. Dies kann aber nur den Teil des Grundstückes betreffen, auf dem zuletzt der Flachdachanbau gestanden hat.

    Eigentlich sollte man alle alten Fachwerkbauten in Ulm, die bisher nicht unter Denkmalschutz stehen, einmal genauer unter die Lupe nehmen. Ich vermute, dass unter dem Putz so manchen Hauses, das man bisher als wertlos ansah, vielfach noch denkmalwerte Bausubstanz schlummert.

    Da das Haus nun leider nicht mehr steht, wir man nie erfahren, wie alt es tatsächlich war.

  • Wer dieser Tage die Stadt Ulm besucht, dem werden sofort die vielen Baustellen in der Innenstadt auffallen. Ein besonders grosses Sanierungsgebiet ist das Sedelhof-Areal zwischen Hauptbahnhof und Altstadt. Für die neue (moderne) Bebauung werden belanglose 70er Jahre Kisten weichen. Stimmen, welche einen historischen Stil bevorzugen oder gar Rekonstruktionen werden schon im Keim erstickt, besonders Baubürgermeister Wetzig sträubt sich dagegen. Völlig daneben sind eher die Aussagen des Herrn Wetzig. Eine kritische Betrachtung moderner Architektur scheint es in den Köpfen der Ulmer Stadtoberen nicht zu geben, es werden die gängigen Phrasen rausposaunt, so wie man es kennt.


    Zitat

    "Wir setzen auf qualitativ hochwertige moderne Architektur“ betont Baubürgermeister Alexander Wetzig. Er hat den Posten seit 22 Jahren inne und gilt als der eigentliche Motor der Ulmer Stadtentwicklung. Wetzig sieht „die neue Architektur als Marke Ulms“. Rückwärts gewandte Baustile seien dagegen „völlig daneben“. Das bedeutet: Auch beim heruntergekommenen Bahnhofsviertel und den Sedelhöfen werden Nostalgiker in die Röhre sehen: Alt-Ulm wird nicht rekonstruiert. Aufstände sind deshalb mehr kaum zu erwarten. Dies hängt mit einem gewandelten Lebensgefühl der Bürger zusammen. Jahrhundertelang war es durch die Reichsstadtherrlichkeit Ulms geprägt gewesen.

    Quelle: schwäbische.de, "Ulm will seine Bausünden ablegen"
    http://www.schwaebische.de/region/biberac…id,5427152.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Breslau06 (23. April 2013 um 18:55)

  • Nicht in Jahrhunderten in einer jeweiligen Stadt gewachsenen Baustile sind völlig daneben, sondern die Protagonisten einer gescheiterten Moderne für Mitglieder einer Parallelgesellschaft und ihre Vertreter, die in den 1960er und 1970er Jahren fanatisiert wurden und die die vor Jahrzehnten gelernten Durchhalteparolen wacker weiter von sich geben.