• Der Stern auf dem Dach ist merkwuerdig und nicht besonders gelungen...
    Ich kenne keine solche architektonische Tradition.

  • Sehr interessant!

    Auch hier mein Dank an Dich, Stefan, für den Hinweis auf diese Informationsquelle.

    Als erstes muss man wohl wohl die Legende anschauen. Und da gibt es zweierlei bemerkenswertes: Der Untersuchungsbereich beschränkt sich auf die Altstadt und das Interesse wohl auf die Gebäude von vor 1850. Ganz der Ansatz von 1975, als sich der Denkmalschutz noch auf die wirklich wertvolle Bausubstanz beschränkte. Heute kümmert er sich um die 50er- und 60er-Jahre und hat tonnenweise Gründerzeitareale in seinem Programm. Mein Ansatz ist insofern auch der ursprüngliche. Umgekehrt wurde damals mit Unterschutzstellungen aber noch ziemlich sparsam umgegangen, wie die Karte geradezu erschreckend deutlich macht. Hier hat sich der Denkmalschutz freilich deutlich verbessert, indem er sich nicht mehr nur auf die besonders herausragenden Bauwerke beschränkt.

    Der Karteninhalt ist zunächst geradezu schockierend. Die Untersuchung scheint große Bereiche ausgenommen zu haben, könnte man meinen, wenn man die Wengenkirche isoliert im westlichen Teil der Altstadt entdeckt. Ich überlege und überlege, ob es nicht in den weißen Arealen doch Bausubstanz gibt, die in der Kartierung fehlt. Aber es scheint doch eher so zu sein, dass der Wiederaufbau gut genug war, dass zumindest ich die Illusion kultivieren konnte, Ulms historische Altstadt bestehe nicht nur aus Traditionsinseln. Genau das ist aber der Fall und ich weiß es ganz genau. In der Tat - und es ist mir ja auch seit Jahrzehnten bewusst - sind größere Flächen seit dem Krieg ein Totalverlust. Und doch fragt man sich: Sind die Traditionsinseln nicht verkleinert dargestellt, sind es wirklich nur jene farbig angelegte Flächen? Ja, mehr scheint es tatsächlich auch um Platz- und Herrenkellergasse nicht zu geben. Die Umgebung des Judenhofes mit der Südseite der Hafengasse als weitgehend denkmalfreie Zone? Das kommt mir komisch vor.

    - Das Gebäude Neue Straße 58 und Weinhofberg 5 erscheint weiß. Seine alte Substanz wurde also (auch) damals nicht erkannt.
    - Die "Alte Bierhalle", Neue Straße 71, trägt sogar den Stern des Denkmalschutzes.
    - Auch der "Stadel Elchinger Hof", Steingasse 11, wurde als alt erkannt!
    - Das grandiose Gebäude Hafenbad 1 (http://www.imhof-multimedia-consulting.de/kdb/seiten/ulm…deHafenbad1.htm) blieb als von nach 1850 weiß.
    - Das auch oberflächlichen Touristen als eine der ohnehin sehr wenigen Sehenswürdigkeiten Ulms bekannte Schiefe Haus, Schwörhausgasse 6, verdiente damals nicht den Stern des Denkmalschutzes.
    - Der geradezu furchterregende, unfreundlich-graue (Klassizismus- ?) Bau des Justizgebäudes Olgastraße 106 hat ob seines geringen Alters natürlich auch keine Farbe bekommen.

    Nun, unter dem Strich müssen wir wohl anerkennen, dass die Darstellung (bis auf einzelne Objekte) der Wirklichkeit entspricht. Das heißt, dass wenn Ulms Altstadt uns dennoch einigermaßen wertvoll wurde, dann ist der Wiederaufbau doch zumindest insofern gelungen, als er der Altstadt den Rahmen wiedergab, in dem sich heute unser Leben abspielen kann, ohne dass wir ständig das Gefühl haben, in einem erst nach dem Krieg besiedelten Areal zu sein.

    Mir geht es mittlerweile so, dass ich auch das Nachkriegsensemble bereits als ein Stück vertrauten Lebensraum angenommen habe, so dass ich über den bevorstehenen Abbruch eines mir seit Jahrzehnten vertrauten Gebäudes dieser Generation geradezu entsetzt bin und mich erst einmal beruhigen muss, bevor ich hier davon berichte.

  • Zitat

    Auch das Haus südlich des Schwörhauses wird derzeit weitgehend neu errichtet (außer Erd- und Untergeschoß). Wenn ich es mit dem Vorgängerbau vergleiche, eine Verschlechterung.

    Das sehe ich überhaupt nicht so. Das neue Haus bekommt vertikale Sprossen und die Fassade wird nicht so glatt wie am Vorgängerbau. Dazu kommt, dass die Brache rechts mit einem Giebelhaus bebaut wird. Für mich eine eindeutige Verbesserung, was man von der Synagoge nicht behaupten kann.

    Ansonsten scheint man immer noch in Ulm an Schrägdächer festzuhalten.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat

    Nun wurde auch der Neubau zwischen Neue Straße 100 u. 102 und der Dreifaltigkeitskirche fertig:

    irgendwie gelingt es den Ulmern oder besser ihren Oberen in der neuen Mitte, Giebelhäuser mit Schrägdächern und selbst Klinkerfassaden von der allerniedrigsten ästhetischen Wertigkeit zu erstellen. Es gibt dort jetzt schon zwei solche übelgrauen Hohlfensterbauten mit Schrägdach. An sich sehr schade: man ging ein Stückchen in die richtige Richtung, aber richtig durfte es nicht sein.
    Auch der Sparkassenneubau am Weinhof kommt und der alte Sparkassenklotz wird entkernt und renoviert. Die Giebelhäuser bei der Neuen Straße verschwinden. Die Ereignisse in dieser Ecke zeigen, daß es nicht die Ulmer selbst sind die so bauen.
    In der Nähe der Dreifaltigkeitskirche steht noch ein großes Bauprojekt an. Hier wird ein 50er-Riegel mit Punkthäusern und Ladenzeile ersetzt werden. An sich nur gut, wenn nur was Besseres kommt!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Zeno"

    Hier gibt's einen Blick über die westliche Altstadt: All sizes | View on trainstation Ulm | Flickr - Photo Sharing!
    Die vom Münsterplatz zum Hauptbahnhof führenden Straßen Hirsch- und Bahnhofstraße wurden in den letzten Jahrzehnten großenteils neubebaut.


    Der Kaufhof erinnert frappierend an sein Frankfurter Pendant und nicht nur dieser - da sind mir die oft gescholtenen 50er Jahre Banalitäten doch wesentlich lieber - immerhin besitzen sie oft Mauerwerk, Putz und sogar ein Satteldach! Wie schon in Nürnberg-Strängen sehr schön veranschaulicht, ließen sich mit etwas Kosmetik wahre Wunder vollführen - man gäbe den Häusern Sprossenfenster, Fensterläden, eine ansprechende Farbgestaltung und es würde sich ein Hauch Altstadtgefühl einstellen.. bei den abgebildeten Monstrositäten hilft leider nur die Abrissbirne.

  • Zitat

    Schlimm finde ich vielmehr das neue Deutschhaus-Parkhaus und das neue Kino, im Bild links vom Kaufhof. Der Kaufhof ist ja Standard.


    Und die runde Glasecke im Bild vor dem Kaufhof. Insgesamt ein Monster-Ensemble. Die Hirschstrasse von dort bis zum Münsterplatz geht eigentlich vergleichsweise noch, dort stehen auch noch einige stark abgewandelte Vorkriegsbauten. Aber insgesamt, was für ein scheußlicher Mist dort alles! Und es kommt nur neuer hinzu. Vom Westen aus gesehen steht Ulms Münster immer noch ohne sein Laubwerk wie ein kahler Stamm da, wie Jörg Friedrich es so treffend beschrieb.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Weis ja nicht ob das Wengentor hier schon als wohl jüngstes Projekt behandelt wurde ?

    Wengentor

    Standort


    Bild | Paix

    Visualisierung

    http://www.swp.de/ulm/lokales/ul…:pic4264,327296

    Weiter Infos und Studien

    http://buergerinfo.ulm.de/vo0050.php?__k…1&voselect=3861

    Zitat

    Eingangs der Wengengasse soll ein markantes Gebäude als Tor in die Innenstadt entstehen - das Wengentor. Die Stadträte finden den Plan gut, nicht unbedingt das Gebäude. Trotzdem gaben sie den Weg dafür frei.

    http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/art4329,557675,A

    Südwest Presse

    Ich finde es posetiv, dass die Peripherie "Grünflächen" wenig bis kaum in Leidenschaft gezogen wird. Weniger sagt mir die Dimension des Projekts zu. Auch kann ich beim besten Willen, kein Tor zur Innenstadt erkennen.

  • Als ich las, dass das Wengentor entstehen soll, dachte ich zuerst an ein historisch angepasstes Gebäude. Die Visualisierungen aber weichen weit von meinen Vorstellungen ab. :schild3:

    Vor ein paar Jahren war ich, leider nur für ca. 2 Stunden, im Ulmer Zentrum. Der Ulmer Münster hat mir sehr gut gefallen. Ein solches Gebäude, wie das Wengentor, passt optisch und architektonisch gar nicht nach Ulm.
    Eigentlich passt es nirgendwo hin... :daumenunten:

    Lieben Gruß,

    Velbeder

  • Dieses Ding ist ja nicht mal ein Gebäude, das ist doch nur ein dreidimensionales Fliegengitter.
    Die Ulmer sollten ihr Münster abreißen, das stört anschließend aber gewaltig, wenn dieses Ding da steht.

  • Der Neubau wird auf jedem Fall eine Verbesserung:

    Zitat

    In einem begrenzten Architektenwettbewerb mit vier Teilnehmern soll die optimale Lösung für das Grundstück gefunden werden. Die Stadt macht dabei folgende Vorgaben: Der Neubau darf in der Frauenstraße maximal fünf, zur Schlegelgasse hin drei bis vier Geschosse haben. Die Firsthöhe darf 25 Meter nicht überschreiten, nur an der Ecke Frauenstraße/Neue Straße kann höher gebaut werden. Zudem verlangt die Stadt ein steil geneigtes Dach und hochwertige Fassaden. Als Nutzung sind Einzelhandel, Dienstleistung und in den Obergeschossen Wohnungen vorgesehen. Mit dem Bau soll im Frühjahr 2011 begonnen werden.

    Quelle: http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/N…ageid,4503.html

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Das ist erfreulich, aber es ist ein anderes Projekt. Auf das "Wengentor", das nichts mit einem Tor und schon gar nichts mit dem alten Stadttor zu tun hat, kann man aus architektonischer und städtebaulicher Sicht mMn. ruhig verzichten. Es ist nur wieder ein 0815-Bürogebäude am Altstadtrand.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Einige gute Nachrichten aus Ulm:

    Innenstadtkonzept 2020: Hier sind eine Menge Giebelhäuser in der Alstadt vorgesehen: Entlang der Neuen Strasse (mit Abriss vieler Nachkriegsbauten), Frauenstrasse (ebenso) und im Norden der Alstadt. Generell werden in der Altstadt nur Giebelhäuser erlaubt - mit Ausnahme der Neuen Mitte.

    Hier zu lesen (100 Seiten!):

    Innenstadtkonzept


    Neubau am Weinhof (die Backsteinmauer ist schön)

    Am Weinhof - Ulm - Bauforum Ulm

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

    Einmal editiert, zuletzt von Däne (19. April 2011 um 09:22)

  • Neue Straße 101 - 103

    Ein weiteres an sich interessantes Projekt:

    Ein Nachkriegsbau mit sehr niedrigem Dach bekommt ein Steildach:

    Vorher:

    http://www.abload.de/img/umbauuaufstockungwohnuvz1z.jpg

    Nachher:

    http://www.abload.de/img/1zee5.jpg

    Quelle:

    Umbau & Aufstockung Wohn & Geschäftshaus Neue Strasse - Ulm - Bauforum Ulm

    Die neue Fassade ist natürlich langweilig, eine Verbesserung ist es trotzdem. Vielleicht wäre es in der Sebalder Alstadt auch möglich (Tucherstrasse)?


    Moderationshinweis (Zeno, 25.10.2011): Überschrift eingefügt

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Nein, in solchen Fällen hilft nur der Abriss. Gerade in so wichtigen Teilen der ehemaligen Nürnberger Altstadt wie der Tucherstraße dürfte man sich mit so etwas nicht zufrieden geben.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Verglichen mit dem Nachbarhaus (das auch bald abgerissen wird) immerhin ein deutliche Verbesserung. Man kann offenbar die Dächer problemlos erhöhen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Die typisch Ulmer Weise der Stadtreparatur sollte man in anderen Städten nicht ohne weiteres kopieren. In der Nürnberger östlichen Sebalder Altstadt haben Häuser vielfach schon die "Qualität" des umgebauten Ulmer Hauses. Dort ist dies aber eine Zumutung, da hier vor dem Krieg die schönsten Renaissance-Bürgerhäuser Deutschlands standen.

    Die Ulmer Nachkriegsbauten sind von so miserabler Qualität, daß hier jedes Eingreifen eine Wohltat ist. Da hier sonst keinerlei Handeln zu erwarten ist, gilt dies auch für den grobschlächtigen und allzu oft banalen Eingriffen wie vor kurzem geschehen oder noch geplant. Der neue "Ulmer Stil" hat eine gewisse Faszination inne, eben nicht mehr als das übrige, teils berüchtigte Befinden dieser Stadt. Die Planungen gehen mit viel mehr Steildächer und Giebeln auf jeden Fall zum Teil in die richtige Richtung. Besser als das vorher gewesene Nachkriegsulm wird dieses Ulm allemal sein.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Der Kubus an der Neuen Straße zitiert die Sammlung Weishaupt. Leider wird die Grobschlächtigkeit und Demenz des Ulmer Modernismus so weiter verfolgt. Die an sich positiven Giebelhäuser stehen deutlich im Schatten dieses banalen Turms.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Und die Kommentatoren machen sich mal wieder mehr Sorgen um ihre Autos als ums Stadtbild.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!