• Für den Gemeinderat und die Stadtverwaltung ist das Thema "Hochhäuser in Ulm" noch lange nicht passé. Eine Stadtbildstudie, die im Frühjahr in Auftrag gegeben wurde, um den Rahmen für künftige Bauvorhaben abzustecken, soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden.
    :augenrollen:

  • Ich kann das jetzt nur aus Vogelperspektive von maps.live beurteilen, aber die Bausünden scheinen sich vom Bahnhof in Richtung Münster durchzufressen. Das mag von unten gesehen ja vielleicht erträglich aussehen, aber mir scheint die Ecke irgendwie derartig aufwertungsbedürftig, dass das - zugegeben miese - Bauprojekt Hirschstraße/Glöcklerstraße in Bezug auf die unmittelbare Umgebung gar nicht so schlimm ist und sich ein wenig relativiert. Der umliegende Innenstadtbereich v. a. südlich der Neuen Straße und auf der anderen Seite des Münsters Richtung Nordosten sieht dagegen überwiegend sehr verheißungsvoll aus.

    Das Eckgebäude, um das es zunächst geht, ist hier ebenfalls noch mal abgebildet:
    http://www.ulm-news.de/?p=3718

    Bezeichnend finde ich, dass ein Apotheker den Investor des gesamten 3-Häuser Projekts stellt. :zungeorange:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Eine Überraschung ist diese Entwicklung aber auch nicht wirklich. Seit Jahren überschlagen sich die BdA-Vertreter bei jeder öffentlichen Veranstaltung mit dem Lob auf "Ulms Neue Mitte". Wenn den dortigen Stadtplanern so viel Honig ums Maul geschmiert wird, ist das eine ganz offene Aufforderung, weiter zu machen. Sie werden deshalb also so lange weiterbauen, bis es vielleicht den Ulmern richtig aus den Ohren herauskommt und dann nach Protesten möglichenfalls eine Kehrtwende eintritt. Das nennt man auch Dialektik.

  • Zitat von "Zeno"

    Die SWU Stadtwerke Ulm / Neu-Ulm GmbH bauen hier ihr neues Kundenzentrum (denglisch: "Kunden-Service-Center" :augenrollen::(

    Nee, noch schlimmer! KundenServiceCenter erscheint auf dem Bauschild als ein Wort.

    Zitat

    Langweilig.

    Wahrlich. :( Wenn man Hoffnung auf etwas Schoeneres haben koennte waere ich dafuer, das gruene Ding nebenan gleich mit abreissen zu lassen.

  • Na, zum Glueck schreibst Du nicht jeden Unsinn ab, Zeno! :lachen: Das wissen wir ja auch. Ich wollte Dich mit meinem Kommentar nicht eines Uebersehens bezichtigen sondern nur auf diese alberne Wortkombination seitens der Stadt hinweisen.

  • Immerhin wird es ein Giebelhaus- etwa im Stil der 50er-Wiederaufbauten. Wenn die Fassade mit Sandstein oder Backstein verkleidet wird, und kein nackter Beton zeigt wie die übrigen Bauten der "Neuen Mitte", dann ließe es sich halbwegs damit leben.
    Viel wichtiger finde ich, daß die oben angesprochenen Bauten Neue Straße 58 / Weinhofberg 5, Neue Straße 58 a, Neue Straße 60 stehen bleiben, und nicht von einem Klotz wie geplant ersetzt werden. Wie steht es eigentlich heute mit den Entwicklungen darum ?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich die Stadtplaner in Zusammenarbeit mit den jeweiligen jüdischen Gemeinden zu Rekos zerstörter Synagogen entschliessen könnten. Die Synagogen gehörten schliesslich jahrhunderte lang zu den deutschen Stadtbildern und zur deutschen Geschichte.

    In Ulm wird eine neue (moderne :-/) Synagoge auf dem nahezu gleichen Areal gebaut auf dem ihre zerstörte historische Vorgängerin stand:

    Juden in Ulm

    Hier sind auch Bilder der alten Synagoge zu sehen.

  • Das Neubauprojekt in Ulm sieht von außen irgendwie aus wie die Niederlassung eines Autohauses.
    Für mich kein Wunder, dass die Spendenskala bei 2.600 € stehengeblieben ist. Welches Selbstverständnis hat diese Gemeinde denn?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • @ Zeno

    Auf dem Weinhof, gegenüber des Sparkassenbaus auf der anderen Straßenseite. Dort stehen derzeit Bäume und eine Gedenkstele. Dort soll dieser "schöne" Neubau entstehen.

    Die Häuser, die Du erwähnst, sollen meiner Info nach über kurz oder lang trotzdem abgerissen werden. Sie gehören der Sparkasse und die plant dort einen Neubau. Schade, denn dann kommt wohl wieder ein weiterer gesichtsloser moderner Neubau hinzu.

  • Tja, daran sieht man, daß es sich eben um einen aggressiv ausgetragenen Kulturkampf handelt. Eine ganz tiefgehende Auseinandersetzung zwischen Bildern, Symbolen und dahinter stehenden Mentalitäten. Selbst wenn das einigen Akteuren gar nicht richtig im Bewußtsein ist. Das eine Modell wird ausradiert und sein Platz von einem anderen Modell übernommen und besetzt. Und das im Gefolge von Bauhaus siegreiche Modell mit seinen "modernen" Flachdachkisten erhebt faktisch bis heute eine quasi-totalitären Geltungsanspruch. (Was jetzt nicht den bauhistorischen Wert der eher öden 30er-Jahre-Blocks überbewerten soll. Es geht mir um die Herausstellung des Überbaus.)

    Sehe ich das jetzt wieder zu "ideologisch"? Bei Lichte betrachtet, denke ich "nein".

  • ich denke doch. der wohnungsbau der 30er jahre bot ähnlich dem der nachkriegszeit meist nur recht beengte wohnverhältnisse, die heutigen ansprüchen nur noch selten genügen und aufgrund der massivbauweise auch schwer verändert werden können. das spielt bei sehr großer nachfrage kaum eine rolle, aber wenn eine stadt nicht gerade in einer boomphase ist, sind es diese wohnungen, die schnell keinen interessenten mehr finden. ich würde hier jedenfalls zögern, ideologische motive zu vermuten; diese sind mir im vorstand einer wohnungsgesellschaft jedenfalls noch nie begegnet. da zählen meist allein kaufmännische argumente.

  • Wobei gerade das Beispiel [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zeigt, dass gerade diese Wohnungen heiß begehrt sind, da durch Hartz4 und sonstigen finanziellen Engpässen sowieso nicht mehr als 50/ 60 m² drin sind. Von der Austattung her werden diese Wohnungen aus der Zeit eigentlich den Bedürfnissen der heutigen Zeit durchaus gerecht und Innen-WC haben sie auch. Für mich kein Grund sie durch hellhörige und ästhetisch schlechtere Bauten zu ersetzen. Ideologische Gründe stecken für mein Dafürhalten in diesem Falle aber nicht drin.

  • Gut, ich lasse mich gerne überzeugen, wenn ich´s mal übertreibe und Einzelfälle zu streng interpretiere. Wobei natürlich schon vieles unbewußt läuft.

    In [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] jedenfalls gab es in den letzten Jahren übrigens einen ähnlichen Fall. Die US-Truppen verließen die Kasernenanlage an der Friedberger Warte. Das waren meines Erachtens noch die Originalbauten der 30er/40er. Statt diese für Wohnzwecke zu sanieren stehen dort heute häßlichste Flachdachkisten im Stil der 70er, die ich eher als eine Verschlimmerung der Örtlichkeit betrachte.

    Auf dieser alten Ansicht sieht man die Kasernenbauten, wie sie auch bis vor wenigen Jahren noch standen. Sie waren real gar nicht so öde, wie sie auf dem s/w-Bild erscheinen mögen:
    http://www.frankfurthigh.com/history/imgs_w…_Betts_1940.jpg

    So sieht es in heutiger Verdichtung nun dort aus:
    http://www.parea.de/standorte/images/02_001.jpg
    http://images.channels.nl/images/hotel/org/124/1241293.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (15. April 2011 um 03:25)

  • Ein "Konzept einer Stadtführung für die ehemalige Freie Reichsstadt Ulm" findet sich unter: http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/vo…fuehrungUlm.pdf. Liest sich wie ein ausführlicher, aber unbebilderter Stadtführer durch die Ulmer Altstadt mit vielen Informationen zu historischen und architektonischen Hintergründen. Als kompakte Zusammenstellung durchaus einen Platz auf der eigenen Festplatte wert...

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • @Zeno-

    This is a matter of taste. I say once more, that every time I visit Ulm, I enjoy its architecture (except the Bahnhofstrasse, of course) and atmosphere. I think that Ulm has more than "Traditionsinseln" to offer. You can walk in this city and discover nice streets and nice views. The street "Unter der metzig" and its side streets are an example. Also, I like the simple ("banal"?) houses that stand today on the other side of the Munsterplatz. They give a nice balance to the Munster. I like also the Stadthaus and the glas piramide (a matter of taste, again...) The Neue Strasse still makes problems buy cutting the Altstadt, that is correct. But I hope that some further improvements will be made in this aspect.

  • Zitat von Zeno

    Neue Straße 79

    Bild 925

    Danke, Zeno! :D

    Sollte dies ein Fall sein wo die neue Architektursprache sich der alten anpasst? Irgendwie kommt es mir so vor als ob der Architekt des Hauses links sich zwar in einen von der Form her alt erscheinenden Kaefig hat zwaengen lassen (muessen?), diesen dann aber mit der der Moderne eigenen Fassaden- und Fenstermanie doch zu seiner Seite hinueberzuzerren vermochte. :augenrollen:

  • Hätte nicht gedacht, dass Ulm um das Münster herum so schlimm, gar grässlich, aussieht. Da haben die Architekten mal die Möglichkeit Bausünden auszumerzen, aber machen alles nur noch schlimmer.......finden die das so wirklich schön???

  • Anfänglich schien es mir, daß das von Pilaster oben angesprochene Haus eine gemauerte Fassade bekäme. Zwar aus merkwürdigen graubraunen Backsteinen, aber doch.. Anscheinend nimmt eine blöde Wärmedämmung dem Haus jetzt aber den letzten Rest von Anständigkeit. Schade. :augenrollen:
    Die beiden anderen Projekte nur :boese:

    Ich verstehe wirklich nicht, wie z.B. Ursus hier eine positive Entwicklung sehen kann. Wenn man bedenkt, daß diese folgenschwere Fehlschläge noch Schule machen könnten, da sie jetzt schon von der Architektenschaft als Alternative zur Rekonstruktion hochgelobt werden...

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von Zeno

    Neue Straße 79

    Bild 925

    Neue Straße 85

    Bild 926

    Einige Nachkriegsbauten auf diesen Bildern erinnern mich stark an das neue Pfeilerhaus in Hildesheim, um dessen Erhaltung der Denkmalschutz und manche anderen Personen sich ja so sorgten. So einzigartig allerdings scheint dieses Pfeilerhaus dann doch nicht zu sein...

    http://www.hildesheim.com/typo3temp/pics/855b809d79.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (15. April 2011 um 03:40)

  • Zitat von "Brandmauer"

    Ich verstehe wirklich nicht, wie z.B. Ursus hier eine positive Entwicklung sehen kann.

    nein, diese Bilder gefallen mir, ausgenommen 926, auch nicht. Hier wurde sicher eine große Chance vertan. Diese Beliebigkeit unterscheidet sich eigentlich in nichts von jener der mir verhassten alten Wiederaufbauzeit - aus den alten Fehlern nichts gelernt, ja, schlimmer noch, diese mit an Demenz grenzender Borniertheit wiederholt. Stumpfsinn um des Stumpfsinns Willen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.