• Aber auf "wikipedia" darf man nicht viel geben.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…_Ulm-Innenstadt

    Auf den Denkmalschutz ebensowenig - in München ist auch kürzlich ein Haus abgerissen worden welches unter Denkmalschutz stand, ebenso in Berlin verschwanden Häuser von der Denkmalliste und somit auch vom Erdboden. Wäre es in Ulm nicht so, wäre die Stadt eine löbliche Ausnahme....dem ist leider allerdings nicht so.

  • Ich hatte es heute morgen in der SWP auch gelesen. Es ist schon sehr traurig und Schade um das Gebäude.

    Aber man sollte das ganze auch verstehen und mit anderen Augen sehen.

    Dazu einfach mal etwas mehr und genauer, ich hoffe und denke dann sieht es so mancher mit anderem Blick.
    Ich selbst wohne ja seit jetzt knapp 60 Jahren an der Stadtmauer mit einigen Unterbrechungen. Meine Eltern hatten dort nach dem Krieg ein altes Haus gekauft. Dieses war aber nicht zu retten und wurde 1972 abgerissen und als 2 1/2 Fam. Haus wieder errichtet.
    Außerdem habe ich in der Altstadt speziel Fischervierzel so manche Renovierung mitbekommen.

    Ich weiß also so einiges und von was ich Rede.

    Wir können uns glücklich schätzen das wir trotz allem und so großer Zerstörung in Ulm mit der Altstadt noch so viel schönes haben. Kreuz Fischervierzel. Gerberviertel. Grabenhäuser. Norden vom Münster und mehr.
    Aber alles zu erhalten geht einfach nicht. Jedes Gebäude das verschwindet ist ein Verlust, aber manchmal geht es nicht anders.

    Erhalten schön und gut, aber wer kann das Heute noch. Als Privatmann hast du einfach nicht die Mittel. Die Kosten einer Renovierung von Altgebäuden sind enorm, darüber brauchen wir nicht zu reden.
    Wenn wir aber jetzt noch den Heutigen Brandschutz und die Umweltbestimmungen rechnen, dann noch die Auflagen des Denkmalschutzes und des Stadtbildes, oder den Bau von Garagen, dann ist es nicht mehr zu stemmen wenn du keine Zuschüsse bekommst, so gering die auch sind.
    Ich kenne jetzt das innere des betreffenden Hauses nicht, aber kann mir so einiges vorstellen.

    Dazu einfach noch ein kleines Beispiel.
    Wir bekommen jetzt neue Fenster. Es müßen laut Stadtbild Holzfenster sein.
    Zuschüsse von der Stadt gibt es keine und wenn dann nur gering und vielleicht über den Verein alt Ulm.
    Kosten der 21 Fenster ca. 15000 Euro mehr als Kunststoff oder Metal. Der Unterschied ist von der Stadtmauer oder sonst auch durch den Fachmann nicht zu erkennen wenn sie sauber gestrichen sind. Aber die Stadt sagt es muß Holz sein.

    Aber es ist schon schön dort an der Stadtmauer zu wohnen.

  • das ist völlig richtig, da bin ich bei dir Zeno.

    Aber es liegt sicher auch daran das nicht mehr einfach gebaut wird. Alles sollte heute besonders und einzigartig sein. Schönheit für das Auge ist nicht gefragt.
    Es wäre sicher nicht schwer, aber auch billiger in dem Stil zu bauen wie es war, nur mit anderer Raumaufteilung. Früher waren die Zimmer kleiner, dann heute eben über 2 Stock bauen in den schmalen kleinen Bürgerhäusern, sicher möglich.
    Aber In der jetzigen Zeit versucht jeder Architekt seinen Stempel und Zeitgeist zu bringen, ob es ins Stadtbild der Vergangenheit passt oder nicht. Das interessiert meist nicht.
    Ich selber finde es sehr Schade.

  • Jedes Gebäude das verschwindet ist ein Verlust, aber manchmal geht es nicht anders.

    Das sollten aber ganz wenige Ausnahmen bleiben.

    In der überwiegenden Zahl der Fälle geht (oder ginge) es eben doch anders, wie wir bei den Beispielen aus den 80iger Jahren in Westdeutschland oder der Nachwendezeit in den neuen Bundesländern sehen.

    Das Haus Vaterunsergasse 2 sieht auf den Bildern jedenfalls nicht so aus, als sei eine Renovierung nicht möglich.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (28. August 2017 um 15:35)

  • Nun mit Renovierungen ist das so ne Sache. Prinzipiell ist sie immer Möglich. Die Technischen Möglichkeiten sind fast grenzenlos, in besonders schlimmen Fällen kann es aber sein dass wesentliche Teile erneuert werden müssen.

    Auf der anderen Seite steht die Wirtschaftlichkeit. Da bewegen wir uns schon bei einem gut erhalten Gebäude an der Grenze (Ulm hat da gegenüber dem Land natürlich in Punkto Quadratmeterpreise Vorteile), was unter anderem an den heutigen gesetzlichen Anforderungen liegt.

    Für den wirtschaftlich denkenden Bauherren kann es nur die Entscheidung zum Abbruch und Neubau geben. Für Liebhaber der Historie ist natürlich der Erhalt unbedingt wünschenswert. Und die die das Stadtbild für relevant erachten, müssen abwägen zwischen der Gestalt des Altbaus und des Neubaus.(In den meisten Fällen fällt es allerdings nicht schwer sich für den Altbau zu entscheiden).

  • Zitat

    Aber alles zu erhalten geht einfach nicht.

    Na, dann muss man über die Kriegszerstörungen froh sein. was würde man in Ulm machen mit einem Altbestand in Höhe von 600% des heutigen...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zum Abriss des Hauses Vaterunsergasse 2 erschien heute in der Südwestpresse Ulm ein interessanter Leserbrief. Ich gebe hier die darin von den letzten Mietern genannten Fakten wieder:

    Zitat

    Das Haus wurde 1930 als großzügig-großbürgerliches Wohnhaus gebaut und ersetzte das alte Gebäude aus dem Jahre 1688. Wohl auch durch sein solides Fundament überstand das Haus als einziges aus dem Saumarkt-Ensemble den Bombenhagel 1944. Es sackte allerdings rund 20 cm nach Westen ab. Die Dachgeschosswohnung stand schon seit langem leer, weil sie ohne Sanierung nicht mehr zu vermieten war. Die Wohnung im ersten Stock wurde 2000 aufwändig saniert. Die Sanierung der marode Kanalisation war unausweichlich. Schließlich wurde eine Kernsanierung mit Einbau neuer Zwischendecken usw. erörtert. Die Entscheidung für Abriss und Neubau war unausweichlich, schon aus statischen Gründen. Der Vermieter übernahm sogar die Umzugskosten der Mieter. Im Stadtbild ist ein Giebel vorgeschrieben.


    Was aufhorchen lässt. Zur Erbengemeinschaft gehört auch ein Architekt!!!


    Moderationshinweis (Riegel):
    Bitte richtig zitieren, und Texte aus anderen Quellen oder Beiträgen nicht einfach als Fliesstext darstellen. Ich habe es jetzt selber als Zitat dargestellt.
    Was bedeutet die Abkürzung "SWP"? Für die Ulmer und Leute aus der Umgebung ist das wohl klar, aber für den Rest nicht. Ich bitte dich auch, aus Urheberrechtsgründen deinen ersten Beitrag zum Haus richtig darzustellen. Man weiss nicht, ob du die Zeitung zitiert hast oder ob das dein eigener Text ist.

    Wir haben im Forum auch einen Testbereich, wo du nach belieben die Funktionen austesten kannst.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wihunga (31. August 2017 um 17:43)

  • Zum Abriss des Hauses Vaterunsergasse 2 erschien heute in der SWP ein interessanter Leserbrief. Darin schreiben die letzten Mieter:
    Das Haus wurde 1930 als großzügig-großbürgerliches Wohnhaus gebaut und ersetzte das alte Gebäude aus dem Jahre 1688.

    Das würde bedeuten, dass 1930 ein historisierender Neubau, womöglich sogar eine Rekonstruktion erstellt wurde? Kaum zu glauben... Das Haus würde ich gemäss der Abbildung in diesem Beitrag auch ins 17. Jh. datieren, evtl. sogar noch ins ausgehende 16. Jh.. Anhaltspunkte geben mir nur die Form der Auskragungen und der Eckerker.

  • Das würde bedeuten, dass 1930 ein historisierender Neubau, womöglich sogar eine Rekonstruktion erstellt wurde? Kaum zu glauben...

    Es ist wohl wirklich ein Neubau von 1930. Er steht an der Stelle eines Hauses mit einem Flachdach (auf dieser Postkarte ganz links; hier aus der Nähe zu sehen). Aufnahmen aus den 1930er Jahren mit dem neuen Haus findet man hier und hier. Auf letzterer Karte sieht das Haus sogar aus wie ein noch unverputzter Ziegelbau.

    Schade ist es um das Haus allemal, obwohl es nicht sehr alt ist. Sein Nachfolger wird längst nicht so gut in die Altstadt passen. Man beachte z.B. die Türe auf diesem Bild. Hoffentlich rettet man wenigstens diese.

  • Wenn ich die diversen Postkarten (auch mir vorliegende) betrachte, komme ich zu dem Ergebnis, dass es sich beim Vorgängerbau nicht um das Haus mit dem Flachdach handelt, denn dieser Bau steht links vom Vorgänger.
    Zur Identifizierung: Rechts vom abzureißenden Haus befindet sich noch das höhere "Schöne Haus", davor, zur Donau hin, befindet sich noch ein kleineres Gebäude.

  • SWP ist die Südwestpresse. In der Tat, man denkt sich gar nichts dabei, weil es eine uns vertraute Bezeichnung ist. Danke aber für den Hinweis, Riegel!

    Was aufhorchen lässt. Zur Erbengemeinschaft gehört auch ein Architekt!!!

    Und was bedeutet das? Leider ja nicht zwangsläufig, dass der Neubau gut wird. Wir aber, in dieser Hinsicht stets misstrausch, lassen uns gern angenehm überraschen.

    Auch für mich schaut das Bestandsgebäude nicht nach 1930 aus. Irgendwie ist es aber schon fast wurscht. Es ist jedenfalls ein stadtbildprägendes Gebäude, dessen Verlust schwerwiegend ist.

  • Moderationshinweis (Riegel)

    @ Wihunga
    Könntest du nicht bitte deinen ersten Beitrag zum Haus richtig stellen? Er verstösst komplett gegen das Urheberrecht.
    1. Du kannst nicht einfach fremde Fotos posten, auch wenn der Name des Fotografen dabei steht.
    2. Beim Text könnte man zuerst meinen, dass er von dir stammt. Ich vermute aber, dass du den ganzen Artikel einfach abgeschrieben hast.

    Du kannst einen Link zum Zeitungsartikel einstellen, und einzelne Textpassagen daraus zitieren, aber nicht den ganzen Text!

  • Offenbar haben wir einen Bau vor uns bei dem seinerzeit alles richtig gemacht. Das Gebäude fügt sich so stimmig ein dass keiner von uns es als Neubau erkannt hat. Lediglich die Kellerzone war mir aufgefallen, die passt nicht zum sonst historischen Fassadenbild. Habe das aber auch nicht weiter beachtet.

    Der Neubau kann nur schlechter werden.

  • Wenn ich die diversen Postkarten (auch mir vorliegende) betrachte, komme ich zu dem Ergebnis, dass es sich beim Vorgängerbau nicht um das Haus mit dem Flachdach handelt, denn dieser Bau steht links vom Vorgänger.

    Das denke ich nicht. Der Flachdachbau steht an genau derselben Stelle wie das heutige Haus. Beide stehen zudem ein paar Meter näher an der Donau als das rechte, östliche Nachbarhaus.

    Zur Identifizierung: Rechts vom abzureißenden Haus befindet sich noch das höhere "Schöne Haus", davor, zur Donau hin, befindet sich noch ein kleineres Gebäude.

    Dieses kleinere Gebäude befand sich doch viel weiter rechts/östlich! Auf der von Tübinger verlinkten Ansichtskarte ist das zwar schwer zu erkennen. Betrachtet man aber die Ansichtskarte mit geometrisch genauem Blick, auch durch Vergleich mit der linken, wegbegleitenden Mauer, erkennt man das.

    Bei der Ansicht des Hauses im Zeitungsartikel sehe ich keinerlei Unregelmässigkeiten oder schiefe Linien. Die Fenstersimsen und -stürze liegen exakt auf einer Linie, und auch die Geschossauskragungen, Dachtraufe und -first liegen genau Horizontal. Bei einem historischen Gebäude wäre dies kaum der Fall, auch wenn es stark umgebaut worden wäre. Irgendwelche Durchbiegungen müssten noch erkennbar sein.

    Die Auskragungen an der Giebelwand und die verputzten "Balkenköpfe" darunter liessen mich zuerst auch an einen Jahrhunderte alten und verputzten Fachwerkbau denken. Der Architekt der 1930er Jahre hat hier offenbar einen sehr Ulm-typischen, historisierenden Neubau geschaffen, der viele Details historischer Bauten übernommen hat. Genau wie Jörg Mauchen es im vorangehenden Beitrag formuliert hat.

    Der Vergleich aller vier Ansichtskarten lässt erkennen, dass der Vorgänger-Hauptbau von "1688" kleiner war und nur etwa die nördlichen zwei Drittel der Fläche des heutigen Baus beanspruchte. In den südlich gelegenen Garten wurde dann zur Donau hin im 19. Jahrhundert dieser Flachdachbau gesetzt. Der Knick in der Ostfassade des heutigen Hauses könnte diese These unterstützen, indem hier genau auf die Parzellengrenze gebaut worden war.

    Die Tür auf diesem Zeitungsbild und die beiden Kellerfenster links davon könnten noch von 1688 stammen.

  • Wenn ich die diversen Postkarten (auch mir vorliegende) betrachte, komme ich zu dem Ergebnis, dass es sich beim Vorgängerbau nicht um das Haus mit dem Flachdach handelt, denn dieser Bau steht links vom Vorgänger.

    Ich glaube immer noch, dass meine Positionierung richtig ist. Vergleiche z.B. diese Postkarte mit dieser Karte. Der Bau von 1930 hat freilich nicht nur den Flachdachbau ersetzt, sondern auch ein dahinter liegendes Gebäude, das mit der Traufe in Richtung Donau stand. Das direkt sich links anschließende Haus blieb damals noch stehen (zu erkennen an den auffälligen hohen Schornsteinen), heute ist es verschwunden.

  • ... sondern auch ein dahinter liegendes Gebäude, das mit der Traufe in Richtung Donau stand. Das direkt sich links anschließende Haus blieb damals noch stehen (zu erkennen an den auffälligen Schornsteinen), heute ist es verschwunden.

    Das "dahinter liegende Gebäude" wäre der Hauptbau vbon 1688. Gegen Westen ist die Giebelwand fensterlos, was auf den verschwundenen Nachbarbau hinweist.
    https://www.google.de/maps/@48.39497…=!3m1!1e3?hl=de
    (nach Osten gedreht)

    Ich kann mir aber vorstellen, dass das Erd- und 1. Obergeschoss des Hauses von 1688 im heutigen Bau drin noch enthalten sind. Gegen Norden wurde es aufgestockt.
    https://www.google.de/maps/@48.39528…=!3m1!1e3?hl=de
    (nach Süden gedreht)

  • 'Riegel' und 'Tübinger' haben das richtig erkannt. Ich helfe mal mit ein paar deutlicheren Aufnahmen aus.

    Das Haus in einer heutigen Ansicht über die Donau

    Um 1900 (eine ähnliche Perspektive hatte ich in der Ulm-Galerie gepostet)

    Parzellenplan von Ulm (auch wohl um 1900 - die Vaterunsergasse ganz links unten, der Flachbau quer, die Zeile dahinter ist auch gefallen)

    Im Jahr 1934 (dann wohl kurz nach der Errichtung des Hauses)

    Gleiches Jahr (das Haus ist gaanz links angeschnitten)

    1951 oder 1952

    Im Jahr 1967 (mit einem seltsamen Turm direkt dahinter)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)