Wien - Südbahnhof wird Hauptbahnhof

  • Es lebe der Zentralbahnhof (frei nach W. Ambros)

    Der Wiener Südbahnhof wird bald abgerissen - wer hätte da Einwände?

    Und so soll es mal aussehen wenn's ein Hauptbahnhof ist - :schockiert:

    Das Projekt:
    http://www.hauptbahnhof-wien.at/

    Nähere Informationen:
    http://www.wien.gv.at/stadtentwicklu…auptbahnhof.pdf

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wien_S%C3%BCdbahnhof

    http://www.troeszter.net/WienSuedbhf1.html

    So sah übrigens der im Krieg wohl überwiegend heil gebliebene Vorgängerbau aus

    Vielleicht können die zahlreichen Wiener unter uns beizeiten über den Fortgang des Projekts berichten?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Also ich finde den 50er Jahre Bahnhof interessanter als dieses gläserne Etwas, das später sicherlich schwarz spiegelnd sein wird.
    Schade eigentlich, dass das sonst sehr gut erhaltene Wien keinen einzigen Fernbahnhof aus der Gründerzeit mehr besitzt. Da ist ja selbst Berlin (Halle des Ostbahnhofs und der Bahnhof Zoo aus immerhin der Vorkriegszeit) noch besser dran.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Nein, schad ist um dieses Wiederaufbautrumm keineswegs. Ein bisschen helle Moderne schadet Wien im trostlosen Gürtelbereich sicher nicht.
    Mit dem Bahnhöfen ist man in Wien nicht eben schonend umgegangen. Erst in den 60ern wurde der alte Franz-Josephs-Bahnhof zerstört. Sicher eine Ausfluss der hiesigen Geringschätzung der Gründerzeit, von der man bei uns zum Saufüttern genug hat.
    Außerdem kam mir der gründerzeitliche Südbahnhof sehr schwach vor - viel schwächer als gleichzeitige reichsdt Bahnhöfe. Irgndwie lieblos, alibihaft, dass halt irgendso ein Schinken dasteht.
    Richtig schad ist nur um den Nordbahnhof, aber der wurde bald nach dem Krieg restlos beseitigt.
    Generell ist in Ö keineswegs eine Liebe zu Bahnhöfen festzustellen. Seit jeher handelt es sich fast ausschließlich nur um Zweckbauten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zum Motto des ersten Beitrags:
    Es ist durchaus kein Wunder, dass es dieses Lied nicht gibt, denn mit Friedhöfen können Bahnhöfe bei uns nicht konkurrieren. So wurde die 100 Jahrfeier des Zentrals tatsächlich groß inszeniert und ist keineswegs eine schrullige Erfindung des Wolferls. Von ein Hundertjahrfeier des Süd- oder Westbahnhofs hingegen hat keine nicht bei der Eisenbahn beschäftigte Menschenseele etwas Wesentliches gehört.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich kenne den Südbahnhof. Hat eine etwas versiffte, verschlafene Athmosphäre. Mit einem osteuropäisch geführten Kleinsupermarkt an der Seite. Ein wenig Ruhrpott in Wien. Alibihaft empfinde ich aber eher die Neuplanung - übrigens in unmittelbarer Belvedere-Nähe. Diese ach so lustigen Wabendächer über den Bahnsteigen, irgendwas zwischen Dekonstruktivismus, 70er-Jahre-Kaufhausverkleidung und wandernder Blattlauskolonie. Und natürlich muß das Hochhaus dann noch zwei schicke Knicke in der Fassade verpasst bekommen, um dadurch "interessanter" zu wirken. Nun, dolle ist das nicht, aber vielleicht wird es etwas sauberer in der Ecke, weil schließlich alles neu gemacht wird. Und vielleicht bringt es städtebaulich dem Areal einen gewissen Entwicklungsschub. Aber sehr viel Ästhetik erwarte ich mir davon auch nicht.

  • @Palantir

    Interessants Thema!

    Ja, leider hat Wien von seinen alten Bahnhöfen keinen einzigen mehr (S-Bahnhöfe ausgenommen).

    Der erste Eindruck ist doch immer der Wichtigste. Leider werden alle Touristen, die mit dem Zug nach Wien kommen, quasi mit Hässlichkeit erschlagen. Da haben die Wiener Stadtplaner vollkomen versagt. Es gibt kaum eine ehemals, alterwürdige Stadt, die ihre Besucher mit diesem ersten, bleibenden Eindruck so sehr verschreckt - leider. Prinzipiell ist der Neubau des Bahnhofes ja gut und wird sicherlich auch eine Aufwertung sein. Die zusätzliche Bebauung mit den geplanten Hochhäusern wird das Stadtbild leider weiter ziemlich in Mitleidenschaft ziehen.

    Wenigstens ist der Altbaubestand nch halbwegs in Ordnung, obwohl da in Wien auch immer mehr alte Gebäude durch "moderne, transparente" Stahlbetonglashäuser ersetzt werden. Wien geht da leider einen anderen Weg als z.B [lexicon='Leipzig'][/lexicon].

    @Ursus

    Ja, der Nordbahnhof war wahrlich ein Prachtbau. Im Buch "Verlorene Pracht" kannst Du einige Innenaufnahmen sehen. War im Inneren dem Heeresgeschichtlichen Museum sehr ähnlich. Im letzen Absatz seht jedoch ungefähr dies: In den späten 60er Jahren wurde der Nordbahnhof mit seinen Türmen und Vorhallen gesprengt und kein Wiener weinte diesem Gebäude eine Träne nach... (ungefähr so steht es geschrieben, was eine unverschämte Anmaßung ist das?!).

    An alle potentiellen Wientouristen: Bitte nicht mit dem Zug nach Wien kommen (und wenn, dann bitte am schönen Bahnhof Hütteldorf noch rechtzeitig aussteigen und mit der U4 weiterfahren), damit ihr nicht glaubt in ehemaligen Ostblock gelandet zu sein!

  • Das mit den Bahnhöfen ist eine Katastrophe, der Nordbahnhof und der KFJB waren toll, auch der Westbahnhof und der Südbahnhof waren hübsch, wenn auch vl. nicht so prächtig wie die ersten beiden. Den heutigen Westbahnhof find ich ok, ich stör mich generell viel wenig an dieser 60er Jahre Architektur als an diesen modernen Grausamkeiten.
    Ich versteh allerdings nicht, dass hier soviel über den ersten Eindruck der Touristen gejammert wird. Was interessieren mich Touristen? Die kommen einmal und werden dann wohl noch einen hässlichen Bahnhof ertragen. Ich muss da immer wegfahren als Wiener ;) !

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Ich hoffe, exilwieners Vorschlag war nicht ganz ernst gemeint: In Zeiten wie diesen verbietet sich eigentlich eine andere Anreise.
    Außerdam hat Kleist völlig recht. Die Leidtragenden sind wir, die wir regelmäßig wegfahren und ankommen.
    Mir kommt der Neubau recht schick vor. Bei Bahnhöfen hat überdies der Zweckmäßigkeitsgedanke zu überwiegen, außerdem verbieten sich historische Anleihen. Eine Beeinträchtigung des Stadtbilds ist bei dieser Umgebung nicht zu befürchten, Heimdall braucht da keine Sorge zu haben, das Belvedere ist außer Sichtweite.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Naja, ich finde den Berliner Hauptbahnhof zum Beispiel gelungen. Zu solch einen Wurf sind wir in Wien leider nicht fähig, da ja ständig politsch versierte Architekten für Großaufträge reserviert sind... . einzig den Westbahnhof finde ich recht ordentlich. Erinnert mich im Inneren ein wenig an Tempelhof.

    Also in meiner Studienzeit war ich anfangs auch aufs Zugfahren angewiesen und habe mich eigentlich immergefreut, in Dresden Neustadt anzukommen. Ganz ehrlich, ich fahre mittlerweile wieder lieber mit dem Auto, da es 1. viel schneller geht und 2. mir meine Firma mein Auto und dessen Erhaltung bezahlt...

    Ein wunderbarer Bahnhof steht in Budapest, der soviel ich weiß vom Büro Eiffel gebaut wurde. Ja, ja so oder so ähnlich könnte es in Wien auch noch sein, wenn nicht diese Nachkriegsbanausen alles platt gemacht hätten.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Mir kommt der Neubau recht schick vor. Bei Bahnhöfen hat überdies der Zweckmäßigkeitsgedanke zu überwiegen, außerdem verbieten sich historische Anleihen. Eine Beeinträchtigung des Stadtbilds ist bei dieser Umgebung nicht zu befürchten, Heimdall braucht da keine Sorge zu haben, das Belvedere ist außer Sichtweite.

    Ja, ich hoffe natürlich nicht, daß man beim Blick hinauf zum Belvedere in dessen Hintergrund nun den Hochhausturm sieht. Aber da verlasse ich mich mal auf Deine Einschätzung. Daß ein Bahnhof einen Zweck zu erfüllen hat, ist klar. Das hat aber mit der ästhetischen Gestaltung eher wenig zu tun. Weder erfüllt der neue Hauptbahnhof durch seine seltsamen Wabendächer und seine Knicke im Hochhaus seinen Zweck besser, als wenn man z.B. rundere, klassischere Formen gewählt hätte. Noch haben ja die alten Bahnhöfe nicht ihren Zweck erfüllt. In [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] haben wir einen ästhetisch bezaubernden Gründerzeit-Bahnhof, der allerbestens funktioniert. Das beantwortet schon die nächste Frage, daß sich historische Anleihen verbieten würden. Wer bestimmt das? Und warum? Wäre zum Beispiel eine Pfeilerreihe in Naturstein, wie man sie gelegentlich auch auf modernen Flughäfen im Ausland findet, schon eine historische Anleihe, die sich verböte? Ich meine Nein.

  • Der neue Bahnhof wird noch weniger als der alte in der Belvedereachse liegen, dh er ist weiter nach SW, also rechts verschoben und so durch die SO-Bebauung des 4. Bezirks vom Belvederegarten getrennt. Außerdem ist er überhaupt zu weit weg. Keine Angst!

    Natürlich ist der FFer Bahnhof schöner, er blieb aber eben auch im Gegensatz zum Südbahnhof erhalten, daher hilft uns dieser Vergleich wenig.
    Was sollte man also in Wien machen?
    Anleihen in der Vergangenheit sind deshalb unmöglich, weil es eben keine vorgründerzeitlichen Bahnhöfe gibt, und gründerzeitliche Anleihen mE nicht sinnvoll sind.
    Was sollte uns die von dir vorgeschlagene natursteinerne Säulenreihe eigentlich mitteilen? Wozu sollte die dadurch evozierte Feierlichkeit gut sein? Es handelt sich um keinen besonderen Ort, weder in kultischer noch etwa staatstragender Hinsicht. Nicht einmal um einen Handelsplatz. Ein Ort der Flüchtigkeit, den man passiert, der aber Niemandes eigentliches Ziel ist. Warum hier also mit großem Pathos auffahren?
    Auch die Gründerzeit hat dies bei Bahnhöfen mE niemals gemacht, sie wusste sie von zB Parlamenten oder Justizpalästen sehr wohl zu unterscheiden.
    Die Ecken und Knicke gefallen mir eigentlich recht gut, auch die Fassadenbrüche. Das ist natürlich Geschmacksfrage, jedoch musst du bedenken, dass wir derartige Architektur in unserem Land, das bekanntlich immer um 10 Jahre zurückliegt (was schon mal durchaus von Vorteil sein kann!) eigentlich nicht viel haben. Für euch erscheint dies sicher viel konventioneller.
    Ich bin eigentlich drauf neugierig. Und beim derzeitigen Status quo gibt s ganz sicher nichts zu verlieren!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich will wegen dieser Sache keine Streitdiskussion führen, eine Anmerkung erlaube ich mir aber noch. Natürlich sind Bahnhöfe, wie auch Flughäfen oder dergleichen Durchgangsstationen. Gleichwohl hält man sich auch in ihnen auf. Ich habe schon häufig auf Bahnhöfen auf (teils verspätete) Züge gewartet oder auf Verwandte und Bekannte, die ich dort abzuholen hatte. Oder auf die Umsteigemöglichkeit. Manchmal sogar eine ganze Weile. Ähnliches natürlich auch auf Flughäfen. Es handelt sich hier also nicht nur um einen S-Bahn-Tunnel, den man durcheilt. Und so bereitet es eben auch ein ganz anderes sinnliches Gefühl für mich, ob ich in der erhabenen Frankfurter Bahnsteighalle stehe und dort an den Läden vorbeischlendere oder ob ich mich in Essen oder Düsseldorf durch irgendwelche langen modernen Zubringerschläuche quäle. Auch beim Frankfurter Flughafen fliege ich viel lieber vom neuen Terminal 2 ab, das symetrisch, fast monumental konstruiert wurde, klar und elegant strukturiert ist, und dadurch schon sehr beruhigend wirkt, als das im Inneren unsäglich unübersichtliche, cluster-hafte Terminal 1, das schon meine Stimmung bei der Abreise drückt.

  • Heimdall
    Lassen wir Flughäfen aus dem Spiel, da ich dem Luftverkehr ausschließlich negativ gegenüber stehe, was mit Ökologie, aber nicht mit Architektur zu tun hat.
    Ansonsten liegt ein Missverständnis vor: natürlich schätze ich (deutsche, bei uns gibt es das ja fast nicht mehr) gründerzeitliche Bahnhofshallen, ja wie denn nicht, und würde auch für ihre Erhaltung plädieren.
    Nur erscheint mir beim neuen Zentralbahnhof eine Reko unsinnig zu sein, und meine Kritik richtete sich ausshließlich gegen den Vorschlag eines Säulenportikus oä. Ich glaube, dass dies auch ein Problem des alten, historistischen Südbahnhofes war, er wirkte in seiner misslungen Feierlichkeit eher lächerlich, wie ein müder Abklatsch des Musikvereingebäudes. Da sind etwa die Budapester Bahnhöfe wesentlich qualitätsvoller.
    Aber dass man Aufenthaltsräume für Menschenmassen möglichst angenehm und ästhetisch ansprechend gestalten sollte, da stimme ich dir 100% zu.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich gebe Heimdall völlig Recht, in dieser Beziehung sind Bahnhöfe sehr wohl Orte, an denen man viel Zeit verbringen muss (je nachdem, manche mehr, manche weniger). Vorletztes Jahr, als ich in Groot auf Urlaub war, bin ich mit dem Zug in diverse Ortschaften gefahren (Amsterdam, Harlem). Ich hab mich jedesmal gefreut, allein des Bahnhofs wegen. In Wien fahre ich trotz des Publikums hundert mal lieber "U"6 als z.B. mit der U1, weil die alten Stationen wunderschön sind. Vielleicht wirkt das nicht auf jedermann so.

    Der neue Hauptbahnhof ist einfach 08/15, der alte Südbahnhof war (ist noch) zumindest unverwechselbar in seiner NAchkriegsarchitektur. Insoferne gefällt mir der Westbahnhof sehr gut, der jetzt leider auch verschandelt wird. Es ist einfach ein Tor zur Stadt!

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Die Planung des Bahnhofs kommt mir bekannt vor. Ich bin mir ziemlich sicher, daß wir das schon vor ein paar Jahren mal hier im Forum hatten. Erstaunlich, daß das Teil immer noch nicht steht. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung, daß dieser Glaswahnsinn doch nicht kommt. :gaehn:

  • Zuerst mal hallo nach längerer Abwesenheit... finde es schön, daß es mal wieder ein Wiener Thema ins Aph-Forum geschafft hat. Und die Bahnhofsprojekte (West- und Südbahnhof, aber auch Meidling und Praterstern) sind wohl das aktuellste und prägendste Stadtentwicklungsthema derzeit in Wien.
    Rekos oder auch nur Bauen in historisierenden Formen sind in Wien leider Tabu und nicht vorhanden. Die ÖBB haben damit schon gar nichts am Hut, im Gegenteil, die fahren eine knallharte Modernisierungspolitik: In Meidling wurde ein Bahnhof, der im Kern noch aus der ersten Bauphase der Südbahn stammt (um 1860) abgerissen, genauso dessen alte gußeiserne Bahnsteigdächer. Am Westbahnhof bleibt die wirklich schöne großzügige Halle aus den 50er Jahren, die unter DEnkmalschutz steht, zwar erhalten, wird aber zur Einkaufsmeile umgebaut, der ich sehr skeptisch gegenüberstehe. Ähnlich beim neuen Zentralbahnhof. Kritiker sprechen vom "Einkaufszentrum mit Gleisanschluss", weil möglichst viel Fläche gewinnbringend vermietet werden soll. Für großzügige Raumkonzepte, wie wir sie von den alten Gründerzeitbahnhöfen kennen, bleibt da nichts übrig. Trotzdem trauer ich dem 60er Jahre Südbahnhof nicht nach, der nichts von der Eleganz des Westbahnhofs hat und schon die längste Zeit düster und versandelt ist. Nur um den schönen Terazzo-Boden ists schade :)

    ... und wenn jetzt nicht ganz allgemeine und durchgreifende Maßnahmen angewandt werden, so werden wir in kurzer Zeit unheimlich nackt und kahl wie eine Kolonie in einem früher nicht bewohnten Lande dastehen... (Schinkel 1815)

  • alte Bahnhöfe;

    Westbahnhof:

    Quelle:http://www.sagen.at/fotos/data/635…bahnhof_alt.jpg

    Franz-Josefs-Bahnhof:

    Quelle: http://www.otto-thebook.com/images/news/Ka…ahnhof_1880.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.otto-thebook.com/images/news ... f_1880.jpg

    Südbahnhof:

    Quelle:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…edbahn_1875.jpg

    Nordbahnhof:

    Quelle: http://www.virtualvienna.net/images/news/nordbahnhof_1908.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.virtualvienna.net/images/new ... f_1908.jpg

    Nordwestbahnhof:

    Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…assade_1873.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... e_1873.jpg

    Ein Jammer, die jetzigen Bahnhöfe zeige ich nicht, ich brings nicht übers Herz!

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Vielen Dank für die schönen Bilder unser einstigen Visitenkarten!

    Vor ein paar Monaten spielte der ORF einen Vorkriegsfilm, bei denen es auch Außen- und Innenaufnahmen des einstmals schönen Westbahnhofes gab. Leider habe ich den Namen des Films vergessen, aber man müsste im Filmarchiv einmal nachfragen.

    Bei Nordwestbahnhof und beim Nordbahnhof hat auch einer der besten Bildhauer seiner Zeit, Franz Schönthaler, mitgearbeitet! Dir wahrscheinlich eher bekannt, weil er ja einer der wichtigsten Künstler war, der bei der Erschafung der Ringstraße mithalf. Zu weihnachten habe ich mir das Buch "Villenarchitektur am Semmering" vom Christkind schenken lassen...Ohne Schönthaler (und Südbahndirektor Schüler) gäbe es heute keinen Kurort Semmering!

    Es ist schon komisch, während fast alle im Krieg zerstörten Großtstädte ihre altehrwürdigen Bahnhöfe noch haben, wobei dafür deren Innenstädte vernichtet wurde (Ausnahmen vielleicht L, R), ist es in Wien umgekehrt. Während unsere Innenstadt fast komplett erhalten ist, haben wir keinen prachtvollen Herzeigestücke mehr :weinen: und der Neubau des Zentralbahnhofs wird auch nur ganz kurze Zeit besser (weil neu) aussehen. In 15 Jahren wird er genauso schäbig und schmuddelig sein, wie unsere anderen Bahnhöfe. Wo Wien bei vieln Dingen punkten kann, aer hier ist Wien absolutes Schlusslicht und wird dies auch solange bleiben, solange andere Städte noch ihre Bahnhofspaläste besitzen.

  • Ja leider!

    Also mir gefällt von den alten Bahnhöfen der Südbahnhof am besten, obwohl er natürlich im Vergleich zu den Anderen Orginalität vermissen lässt. Aber er ist so monumental in seiner Schlichtheit, beeindruckend. Der Nordbahnhof dagegen ist sicher der Verspielteste, für mich persönlich fast zu verspielt.

    lg

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  • Jede Stadt spiegelt die Präferenzen ihrer Bewohner wi(e)der.
    Wien hat sich einen Dreck um seine Bahnhöfe gekümmert. Dafür hat es die allerschönsten Friedhöfe.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.