Einkaufscenter vs. Altstadt

  • In Neumünster entsteht, laut Ratsbeschluss, ein neues EKZ in der Innenstadt. Fallen wird dafür ein Gebäude von 1954 - das Courier-Haus:http://www.kreis-segeberg.city-map.de/02016800/courier-haus-gaensemarkt

    Es ist leider nicht nur das Courier-Haus, das in Neumünster für den Neubau des Einkaufszentrums abgerissen wird. Das wäre ja durchaus noch zu verschmerzen gewesen (wobei sich der Neubau wesentlich schlechter in die Umgebung einfügen wird als das schlichte, aber nicht hässliche Courier-Haus). Tatsächlich werden aber auch drei sich links davon anschließende Gebäude, teils in akzeptabler, teils in durchaus ansprechender Architektur, abgerissen. Dieses Foto zeigt das sehr schön:


    http://www.neumuenster.de/cms/index.php?article_id=390

    An dieser Stelle wird es dann bald diese architektonische Schönheit zu bewundern geben:

    http://www.kn-online.de/Lokales/Neumue…kaufsmekka-sein

    Besonders schlimm ist, dass sich diese Abscheulichkeit direkt an das wunderschöne Gebäude der Commerzbank aus den 20er Jahren anschließen wird. :kopfwand:

  • Sicher nicht schön, aber immerhin ein klein wenig besser als das, was wir hier so in Trier so rumstehen haben. Wenn man's nur ein klein wenig abändern würde, könnte man vielleicht sogar was draus werden. Ich frage mich nur, warum der Architekt die an und für sich nicht gerade unpraktischen Volumina nicht denn auch geschickt einsetzen kann...
    Aber wirtschaftlich und stadtdynamisch betrachtet sind Einkaufszentren ja generell eher kritisch zu beäugen - durch die Blume formuliert.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

    Einmal editiert, zuletzt von TrierRekos95 (2. Dezember 2013 um 22:04)

  • @ TrierRekos95

    Sicher gibt es schlimmere Bausünden als die geplante Holsten-Galerie in Neumünster. Allerdings wird der eigentlich sehr angenehme Standort "Am Teich", der seit dem Bau des grässlichen Cineplex-Komplexes schon sehr an Atmosphäre verloren hat, dadurch noch einmal weiter abgewertet.

    Neumünster gehört zu den Städten, die sich trotz vieler Kriegsschäden einige nette Ecken in der Innenstadt bewahren konnten. Gerade im Vergleich zur Landeshauptstadt Kiel kommt Neumünster da ziemlich gut bei weg. Leider ist man aber in den letzten Jahren dazu übergegangen, einige dieser Ecken Stück für Stück in die heutzutage gängige Glas-Beton-Stahl-Ödnis zu verwandeln.

  • Sicher nicht schön, aber immerhin ein klein wenig besser als das, was wir hier so in Trier so rumstehen haben. Wenn man's nur ein klein wenig abändern würde, könnte man vielleicht sogar was draus werden. Ich frage mich nur, warum der Architekt die an und für sich nicht gerade unpraktischen Volumina nicht denn auch geschickt einsetzen kann...
    Aber wirtschaftlich und stadtdynamisch betrachtet sind Einkaufszentren ja generell eher kritisch zu beäugen - durch die Blume formuliert.


    Sorry, aber ich halte den Bau an dieser markanten Stelle für absolut inakzeptabel. Schlimmer kann man sein bestehendes Stadtbild kaum abwerten.

    ...

  • Im fränkischen Stein bei Nürnberg wird ein neues Einkaufszentrum errichtet; 'Forum Stein' wird es heißen.

    Das Skurille dabei ist, dass eine dort befindliche Villa (Bild 1, Bild 2) abgerissen wurde und nun innerhalb des Einkaufszentrums im Lichthof, um ein Geschoss verringert, wiederaufgebaut wird.

    Stein: Handwerker im Einsatz für Shoppingzentrum - nordbayern.de
    Ich verweise auf Seite 3 der enthaltenen Bilderstrecke: Schaut euch mal an, was der Mann mit den gefärbten Haaren in der Hand hält und lest dann den erläuternden Text. ablachen:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wie würdelos, aber die Konsumenten die diese Einkaufskathedale besuchen stört das ja nicht, die meinsten dieser Menschen sind ebenfalls nur noch eine dünne Fassade!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Das war Möbel-Krügel und die Villa die Krügel-Villa.

    Dieser "Wiederaufbau" innerhalb des Einkaufszentrums, noch dazu zweigeschossig, hat überhaupt nichts mit einem Wiederaufbau zu tun. Hier wird nur ein bisschen rumphantasiert. Das ist Kitsch im Quadrat. Entweder richtig wiederaufbauen oder gar nicht!

    http://www.panoramio.com/photo/106456724
    http://www.panoramio.com/photo/106456592

    http://www.panoramio.com/photo/107244135
    http://www.panoramio.com/photo/107244314

    Das Gebäude wurde bereits als Denkmal erkannt, aber offenbar nie in die Denkmalliste aufgenommen.

  • 2009 habe ich dieses Thema hier eröffnet. Damals waren Dutzende Einkaufscenter in Bau oder in Planung und bedrohten vielerorts die teilweise noch bestehenden historischen Strukturen der Innenstädte. Jetzt scheint ein weitgreifender Paradigmenwechsel eingetreten zu sein. Nach 30 Jahren Wachstumsphase scheint es keinen Wachstum der Center mehr zu geben. Im Gegenteil. Der Onlinehandel wird zu einer ernsthaften Bedrohung für die Einkaufscenter und neue Projekte werden in Deutschland zunehmend auf Eis gelegt. Es ist eine Revolution in der Stadtentwicklung mit weitreichenden Folgen. Eine Entwicklung, die unsere Städte grundlegend verändern wird und für viele historische Städte sogar die Rettung sein kann.
    https://www.welt.de/kultur/kunst-u…m-Comeback.html
    https://www.abendblatt.de/hamburg/articl…-Amazon-an.html

    ...

  • Soll mit der Problemimmobilie doch werden, was will.

    Nein, "Zeno", das nun mal gar nicht. Die Immobilie steht jetzt in der Innenstadt, und es ist dem Stadtbild nicht gedient, wenn diese leer steht, Zerstörungswütige und Penner anzieht, zum Müllplatz und Dauerschandfleck wird. Verluste mögen in manchen Fällen schwer wiegen, in anderen weniger. Aber es geht ja um die Gestaltung und den Erhalt unserer Innenstädte. Aus diesem Grund müssen eben im Ernstfall geeignete Umnutzungskonzepte für die Immobilien her, die nun einmal real vor Ort stehen. Natürlich kann auch ein Abriss und im Einzelfall eine Rekonstruktion eines Vor-Zustands eine Option sein, sofern das wirtschaftlich erscheint.

  • Und ich habe mir noch überlegt, ob ich das wirklich so schreiben soll, denn es war nicht im eigentlichen Sinne zu verstehen, sondern in diesem übertragenen Sinne: Sollen die Eigentümer doch selber schauen, was sie damit machen, und damit ihre Sorge haben; sie, genauer gesagt der Bauherr des EKZs, sind doch selber an der Misere schuld, haben sich das selber eingebrockt. Dass sie nur etwas innenstadtverträgliches draus machen sollen, ist natürlich schon auch meine Überzeugung.

  • Das große Sterben beginnt. Was der Onlinehandel noch nicht endgültig kaputtgeschossen hat, wird jetzt durch Corona endgültig versenkt. Die Zeit der großen Einkaufscenter und Kaufhäuser ist vorbei. Heute verkündet Karstadt/Kaufhof das die Hälfte der Häuser geschlossen wird:.

    Selbst jüngere Einkaufscenter sind in einer großen Krise.

    Unsere Städte werden sich verändern. Es wird neuer Platz entstehen. Gespannt bin ich auf die Entwicklung in den historischen Stadtkernen. Was folgt auf die 70iger Bausünden, die Betonkästen und unmaßstäblichen Einkaufscentern? Ich tippe auf einen Trend Richtung Wohnbebauung und hoffe, dass diese Kleinteilig ausfallen wird.

    ...

  • Das Problem dabei ist, dass eine Innenstadt, die nur aus Wohnbebauung besteht, flankiert vielleicht von ein paar Eiscafés und Friseuren, auch keine Innenstadt mehr ist. Gerade in mittleren Städten habe ich einen Hauch von Urbanität vor allem in und um die Einkaufscenter erlebt. Sonst sind viele dieser Städte eigentlich weitgehend tot. Kommt nun stattdessen nur noch Wohnbebauung haben wir Vorstadtcharakter im Zentrum der Städte. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das vorteilhaft ist. Allerdings, da gebe ich Dir Recht, es ist zu hoffen, dass eine Neubebauung kleinteiliger und ästhetischer ausfällt. Sicher ist aber auch das nicht. Klötze werden gerne entkernt und dann zu Wohnklötzen umfunktioniert. Warten wir es ab.

  • ...Die Zeit der großen Einkaufscenter und Kaufhäuser ist vorbei. Heute verkündet Karstadt/Kaufhof das die Hälfte der Häuser geschlossen wird:.

    ...

    Unsere Städte werden sich verändern. Es wird neuer Platz entstehen. Gespannt bin ich auf die Entwicklung in den historischen Stadtkernen. Was folgt auf die 70iger Bausünden, die Betonkästen und unmaßstäblichen Einkaufscentern? Ich tippe auf einen Trend Richtung Wohnbebauung und hoffe, dass diese Kleinteilig ausfallen wird.

    Das kann auch - zumindest in Teilen - auch eine wunderbare Chance sein, die abartig hässlichen Kaufhäuser ab den 60, 70er Jahren und später zB den Kaufhof in Halle am Marktplatz endlich loszuwerden! Ich drücke die Daumen, dass der "Klotz von Halle" mit auf der Abschussliste stehen wird! Bitte, bitte, bitte!

  • Nun, da wüsste man viel... Celle, Hameln, Lemgo, Wolfenbüttel, Niedersachsen ist da überhaupt so n Hotspot. Aber in Halle wäre der Platz für die Ratswaage unbedingt freizuschaufeln, da haste schon recht. Das wäre auch der rechte Impuls fürs alte Rathaus.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.