Berlin - Parochialkirche

  • Da es jetzt verstärkt losgehen soll mit dem Spendensammeln, um den Wiederaufbau des Turms der Parochialkirche im Karree Klosterstraße/Parochialstraße/Waisenstraße anzugehen, ist m. E. ein eigenes Thema notwendig. Die barocke Kirche nach Plänen von Johann Arnold Nering ist bereits seit nunmehr annähernd 65 Jahren ohne Kirchturm. Darüber hinaus soll das alte holländische Glockenspiel aus dem frühen 18. Jahrhundert wiederhergestellt werden. Es wird bislang von ca. 3 Mio € Baukosten ausgegangen.

    Hier ein Bild aus dem letzten Jahr:

    Das Plakat der Stiftung "Denk mal an Berlin":

    Weitere Hintergründe des Spendenaufrufs:
    http://www.denk-mal-an-berlin.de/Parochialkirche.phtml

    Allgemeine Informationen zum Gebäude und zur Geschichte der Kirche:
    http://www.parochialkirche.de/
    http://de.wikipedia.org/wiki/Parochialkirche_(Berlin)

    Hoffentlich kann hier in Kürze von Fortschritten des erfreulichen und für Berlin wichtigen Projekts berichtet werden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Solche Duftmarken des Bauhaus findet man immer wieder in wirklich allen Städten Deutschlands. Es kann noch so unpassend sein, eins ist sicher: Das Flachdach des Bauhaus macht die Schönheit platt. :kopfwand:

  • na, das bauhaus kann man mit verlaub in diesem fall kaum dafür verantwortlich machen, dass der turm im bombenkrieg unterging und anschließend nur mit einem notdach vor dem weiteren verfall geschützt wurde. zu hoffen ist, dass der denkmalpflegerisch wertlose nachbau der schlossfassaden nicht alles bürgerschaftliche engagement auf sich zieht und damit der wiederherstellung authentischer historischer bauten wie der parochialkirche im wege steht.

  • ^Dito. Oliver, dein Beitrag zeigt nur, wie reflexartig und undifferenziert hier gern mal Annahmen in den Raum geworfen werden. Als ob das Bauhaus deutschlandweit Walm- oder Spitzdächer an Kirchen durch Flachdächer ersetzt hat. :augenrollen:

    Zum Projekt: schön, dass es endlich losgeht. Die Kirchturmspitze wird einen schönen Akzent in der Dächerlandschaft rund um den Molkenmarkt setzen.

  • Glaube auch, dass der Turm die Kirche noch um einiges aufwerten wird. Obwohl ich die Kirche auch ohne Turm schön finde. Vielleicht kommen dann noch ein paar mehr Touristen die dieses, durch die Grunerstraße abgetrennte, Viertel. Können froh sein, dass man im Wiederaufbau Berlins die Kirche nicht dem Erdboden gleich gemacht hat.
    Trotzdem, schönes Prjoekt.

  • Das (je nach Liedauswahl und Darbietung) Angenehme mit dem Nützlichen verbinden:

    Benefizkonzert: „Musik für das Glockenspiel“ für den Wiederaufbau des Parochial-Kirchturms
    Sonnabend, 9. Mai 2009, 17 Uhr - Ort: Parochialkirche, Klosterstraße 67, Berlin-Mitte. U 2 (Klosterstraße)

    Nach der Veranstaltung zeigt Roland Stolte von der St. Petri-St. Marien Gemeinde den Dachstuhl und die Gruft der Kirche. Bei Teilnahme wird eine Spende von 10 Euro erbeten.

    Weitere Hinweise:
    http://www.diegeschichteberlins.de/downloads/090509benefizkonzert.pdf

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der Turm soll ggf. mit moderneren Materialien neu entstehen und in der Gestaltung 1:1 dem historischen Vorbild entsprechen. Ebenfalls neu entstehen aus getriebenem Kupfer die 4 Löwenfiguren über dem Uhrwerk (sh. Bild unten) neu, nachdem ein einzelner wiederaufgetauchter Kopf als Vorlage dienen kann.

    Weitere Informationen über das bekannte aus 37 Glocken bestehende Glockenspiel, deren Spiel vor dem Krieg sogar regelmäßig im Rundfunk übertragen wurde:

    Ein abfotografierter Brief aus dem Jahr der Zerstörung:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Da es ist nicht völlig auszuschließen ist, dass irgendjemand Interesse hieran hat bzw. dies noch nicht kennt, folgen noch einige weitere Bilder und Hintergründe.

    Ein Bild des Turmportals

    Im Vorraum befinden sich im Erdgeschoss noch erhaltene Ornamentik und bronzene Inschriftenplatten...

    ...während im Altarraum kaum ein Flecken Putz das Ausbrennen im Jahr 1944 überstanden hat.

    Detailansicht des figürlichen Schmucks auf dem Turmplateau inkl. altem und neuem Stadthaus sowie Dom

    Im Keller wurden in jüngster Zeit die erstaunlich weitläufigen größtenteils verschütteten Grüfte wiederhergestellt

    Die rückseitige Mauer des Kirchhofs mit Grabkapelle

    Schließlich ein Blick über den Kirchhof auf das Hoffmann'sche neue Stadthaus

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wie erfreulich, dass dieses Projekt jetzt vorangeht! Und Dir, Palantir, vielen Dank dass Du so schoen darueber berichtest. :D

    Die Beschreibung der Zerstoerung in dem Brief des Augenzeugen (vielleicht der Pastor?) ist erschuetternd.

    Und ein Glockenspiel ist etwas Herrliches! Schoen, dass das auch wiederkommen soll. Nur sorge ich mich ein wenig, dass da Klagen von Anwohnern kommen moechten.

  • Auch von mir vielen Dank für die Bilder und Infos. Besonders die Bilder aus dem "Inneren" sind sehr interessant, zumal ich nur die Kirche von aussen kenne. :peinlich:
    Wäre schön, wenn du weiterhin so fleissig aus Berlin berichtest! :D

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Moderationshinweis (Palantir): Nachfolgende Beiträge aus einem separaten Galeriebeitrag hierher verschoben.


    Die Parochialkirche (1695-1705) ist eine der wenigen erhaltenen barocken Kirchen Berlins. Der planerische Entwurf geht zurück auf Johann Arnold Nering. Nach Nerings Tod führten Martin Grünberg und Jean de Bodt die Errichtung des Sakralbaus mit veränderten Planungen fort. In den Grüften und auf dem Kirchhof hinter der Parochialkirche fanden die Mitglieder der Gemeinde ihre letzte Ruhe. Kirche und Kirchhof wurden mustergültig restauriert, jedoch befindet sich der Innenraum im Rohbauzustand und die Turmspitze fehlt ebenfalls. Sie soll jedoch - wie bereits bekannt - wiederaufgebaut werden.


    "Schluß mit oben ohne"<- Link beachten!


    Turmspitzemodell aus Holz


    Innen I.


    Innen II.


    Vorhalle, Epitaph I.


    Vorhalle, Epitaph II.


    Vorhalle, Epithaph III.

    Für weniger Ideologie!

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Vielen Dank Sebaldt! Da spare ich mir doch glatt, meine Bilder noch einzustellen.

    Och? Warum?! Nur zu, je mehr Bilder desto besser und informativer.

    Für weniger Ideologie!

  • "Schluss mit oben ohne!" finde ich etwas unpassend...Das klingt eher so, als verzichte man jetzt doch auf die Spitze...Ich finde den Friedhof besonders reizvoll und dass/wie man dann hinten in dieser kleinen Gasse rauskommt.

    Zitat von "erbsenzaehler"

    Spendet lieber dafür als für diese Chimäre von Humboldt-Forum!

    Diese Meinung habe ich langsam auch.

  • Auf der Webseite steht:

    Zitat

    Die Turmspitze soll bis 2012 den barocken Kirchbau wieder bekrönen.

    Weiß denn jemand etwas über den Spendenstand oder den Stand des Projekts? Wenn das bereits in zwei Jahren abgeschlossen sein soll, ist das ja ein ehrgeiziger Zeitrahmen. Kann der Zeitrahmen also eingehalten werden?

  • Danke für die Aufnahmen, Sebaldt.
    Die Epitaphe konnte ich mit meiner beschränkten Kamera wg. der Enge damals gar nicht frontal aufnehmen...

    Heimdall:
    Für 1.000 € kann man z.B. noch die auf "g" gestimmte Glocke spenden.
    http://de.betterplace.org/projects/1664-…s-mit-oben-ohne
    Löwenfigur 1 von 4 für 15.000 € ist finanziert.
    http://www.denk-mal-an-berlin.de/foerderprojekt…hialkirche.html

    Der Zeitplan bis 2012 ist aller Voraussicht nach nicht mehr einzuhalten - da bedarf es keiner Augurenbeauftragung.

    Übrigens:
    Die Deutsche Bundespost gab diese 70 Pfennig-Marke im Jahr 1962 heraus - keine Ahnung, ob damals hieraus Spenden in die DDR geflossen sind.

    Quelle: Wikipedia

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Frage: wenn man (endlich) mit dem Wiederaufbau des Turms begint, weshalb baut man dann auch die Ruine der Klosterkirche nicht wieder auf???auf sich muss dies ja nicht so schwierig sein ( wenn man sich anschaut was die Polen alles in Warschau aufgebaut haben, dann gibt's in Berlin noch viel zu tun...)
    wir haben ein Mahnmal (KWG Kirche) in Berlin, und das reicht doch???

    ich hatte mal vor Jahren gehoert dass er dafuer ein Investor gab???(genau wie mit der Bau Akademie, aber daran glaubt schon keiner mehr)
    weiss jemand hier bescheid? :?:

  • Van Dyk: es ärgert mich wenn ich noch immer sehe wie die wenige verblieben Ruinen einfach Ruinen bleiben und in Berlin nichts getan wird um wenigstens ein Bruchteil
    der fast total verschwunden historische Stadt wieder an die Berliner zurückzugeben.

    Die vielen verschwundene Kirchtürme, Kuppel, alte Strassenfassaden mit herrlichen detailreichen Abwechslung ..........

    Es könnte doch so viel schöner werden mit einige herrliche Barocke oder Klassische schöne Bauten zwischen die Neubau-Mühl?

    Die Löcher in der Parochial Strasse schreien einfach nach Wiederaufbau der einstige Pracht.

    Sehe dann wie die Neumarkt in Dresden doch wieder etwas vom alten Flair bekommt. Das gelingt nicht mit moderne Kuben, da sind sogar die
    Dresdner von überzeugt. Und Warschau....die Polen versuchen wenigstens etwas zu tun.

    Es herrschen leider die Betonköpfe......in D.

  • Nun, die städtebaulichen Voraussetzungen in diesem Bereich des Klosterviertels sind wahrlich nicht schlecht.
    Hier kann, angestoßen durch die Turmrekonstruktion der Parochialkirche, ohne weiteres ein Stück Alt-Berlin wiederauferstehen.

    Klosterstraße mit dem Stumpf der Parochialkirche heute:

    Quelle


    Die Klosterstraße mit der Parochialkirche auf einer Zeichnung von Eduard Gärtner von 1828:

    Quelle

    Ein Gemälde von selbigem aus größerer Distanz, 1830:

    Quelle