• Aus der heiteren Reihe "Festungsbau in Thüringen" darf ich heute den verbunkerten Befehlsstand "Sonnenhof" zu Jena zeigen.
    Dieser kommt im Stile eines Luftwaffenregelbaus daher und fügt sich trotz robustem Mandat geschickt in die Landschaft ein. Stichwort: Tarnen und Täuschen.

    Genug der Einleitung:

    Links Jägerleitstand "Berta", rechter Hand wird auf dem stark armierten und massiv eingewölbten Dach das Funkortungsgerät "Büffel" installiert:

    Der Unterstand soll übrigens im Verbund mit der unweit geplanten Schartenbunkergruppe auf dem Eichplatz wirken, welcher im Moment erst feldmäßig ausgebaut ist. :lachen:


    Im Ernst mal, gerade Wohnungsbaugenossenschaften scheinen von einer geradezu kindlichen Unbedarftheit und Naivität befallen zu sein und wollen auch endlich mal etwas vermeintlich fortschrittliches bauen um den Muff, der solch einer Institution anhaftet, los zu werden. Damit laufen sie natürlich in die offenen Arme unserer kulturnihilistischen Freunde der Moderne und man versaut sich wie hier die unmittelbare Innenstadt. Ich muß sagen, das genialste (und perfide) an der Moderne ist ja sowieso die Bezeichnung. Es war ein Geniestreich diese Architektur-Klick-und-Grunzlaute (Architektursprache kann man ja schlecht sagen) nicht beim Namen zu nennen, also etwa "seelenloser Funktionalismus". Sie scheint mir damit so etwas wie der "Patriots Act der Architektur" zu sein: Inhalt ist zweitrangig, Hauptsache nicht als rückständig gelten.

    Beste Grüße aus der Stadt der Moderne!

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

  • Schockierend. Da fehlen einem die Worte.

    Ich weiß schon, warum ich schon immer gegen die Bebauung des Eichplatzes war. Dann lieber Buchhandlung Thomas Morus und Unihochhaus (meinetwegen auch Jentower oder wie er momentan gerade heißt) und der uneingeschränkte Blick auf die beiden von Rathaus und Papageienhaus aus.

  • Der Altbau rechts wird ja regelrecht erschlagen, das hätte nicht sein müssen.
    Hab mal schnell gegoogelt weil mir das Projekt bisher unbekannt war, so schlecht finde ich die Gebäude eigentlich nicht. In der Tat sehr raumschiffmäßig aber so gesehen hab ichs auch noch nicht und finds ganz interessant. Nur leider völlig deplatziert und rücksichtslos reingedroschen an dieser Stelle.

  • Ich habe ja schon mal kundgetan, dass ich mit diesem Bau nichts positives verbinde. Immerhin wird von einigen ebenfalls erkannt, dass zumindest in dieser Lage dem Straßenzug bzw. der bestehenden Architektur kein großer Gewinn zukommen dürfte. Aber generell reizt mich, nach allem was ich bislang auf Bildern gesehen habe, Jena kaum für einen Besuch. Viele Platten, eine teils sehr fragwürdige Marktplatzbebauung, die Hochhäuser, nun dieser Kasten usw.. Für mich verbindet sich diese fatale Stadtplanung zu einem unharmonischen, modernistisch durchsetzten Ortsbild, das nur wenige Anreize bietet. Dann weiche ich als Besichtigungstouri eben lieber in nahe andere Orte Thüringens und Sachsens aus. Ist natürlich ein subjektives Statement.

  • Ich bin bei einer solchen Architektur immer zwiegespalten.

    Die Alternative zu diesem unbestreitbar ambitionierten Projekt, wäre doch nur der übliche Investorenschrott. Jedoch würde er nicht minder hässlich und altstadtunverträglich ausfallen.

    Mit dem Sonnenhof bekommt Jena zumindest eine, natürlich immer noch fragwürdige, Landmarke, die aber aus dem sonstigen Meer der Banalität herausragt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat


    Nach 17 Monaten Bauzeit ist das Gebäude, in dem einst das Capitol-Kino untergebracht war, fast fertig restauriert. Das in den 1920er Jahren von Schreiter & Schlag im Art-Deco-Stil errichtete Gebäude wurde von den Jenaer Firmen Immobilien König GmbH und Jenbau GmbH mit großem Aufwand und unter Beachtung der Auflagen des Denkmalschutzes umgebaut und auch energetisch saniert.

    Was nun aus dem einstigen Kino geworden ist, kann sich wirklich sehen lassen. Beispielsweise wurde die Dachkonstruktion komplett freigelegt und in die Räume integriert, die nun fast acht Meter hoch sind. Die Fassade ist zum einen farblich in den ursprünglichen Zustand versetzt worden, zum anderen aber wurden - der Helligkeit in den Räumen wegen - große Bereiche durch grünlich schimmernde Fenster ersetzt. Die letzten beiden Felder wurden erhalten. "Erstaunlich für uns war auch, wie mutig die Bauherren damals mit Farbe umgegangen sind: Sie haben Rot, Blau, Orange und Grün mit Gold kombiniert, und das an außergewöhnlichen Stuckdecken", so Bodo Zabel</PERSON>. "Das alles haben wir wiederhergestellt."

    Jenas Capitol mit Aufwand saniert: Am Denkmaltag geöffnet | TLZ

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Wenn jetzt schon die Freiräume als (Pseudo-)Beleg für eine - "der mittelalterlichen Stadtstruktur gerechten Neubebauung" - herhalten müssen, dann sollte man sich diese Erklärungsrituale ganz sparen. Warum sagt man nicht einfach, dass man einen modernen Bau ohne historischen Bezug errichtet. Würde die Sache zumindestens glaubwürdiger machen.

    ...

  • Stutzen: echt ein gelungener Scherz, dieser Preisträger! Bei soviel Harmonie hat´s aber leider nicht mehr für eine harmonische Fassadengestaltung gereicht. Aber man kann ja nicht alles haben :(

  • Für einen Neubau finde ich das eigentlich ganz respektabel. Hat aber aus meiner sicht eher Anlehnungen an die 20er Jahre als an den Historismus. Der ist in der Straße ohnehin nicht vertreten. Die Nachbarn scheinen weitaus älter. Aber ob man für so ein mittelmäßiges Gebäude einen Preis verleihen sollte, würde ich wohl auch verneinen.

  • Für den "Bunker" einen Fassadenpreis? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Nur rechte Winkel, das schlägt aufs Hirn! Also: mit dem Ding kann ich mich nicht anfreunden. Das ist Kubismus brutal! Sehr geehrte Herren Architekten, lassen Sie sich mal etwas Phantasievolleres einfallen. Es gibt doch noch viel mehr Formen als nur die banale Rechtwinkligkeit! Wie wärs mal mit Schrägen, Rundungen oder Bögen? Kommt doch viel besser rüber!

  • Löblich das Vorhaben der Rekonstruktion des historischen Brücken - Pavillons. Weniger positiv, dass die Reko nicht konsequent zu Ende geführt wird.
    Wenn ich lese, dass "die St. Michael - Figur modern übersetzt" wird, ahne ich woher wieder einmal der Wind weht. Was wird dabei denn letztendlich das Resultat sein ?
    Gewiss ein mehr oder weniger abstraktes Gestänge, dessen Hersteller nicht müde werden, es über den grünen Klee zu lobpreisen.

  • Das 1903 vom Architekten Arwed Roßbach errichtete Volkshaus soll für mehr als 20 Mio. € saniert werden.

    http://www.jenatv.de/mediathek/3127…ietvertrag.html

    https://de.wikipedia.org/wiki/Volkshaus_Jena

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.