Wien - Neugebäude - Vergessenes Kleinod (Galerie)

  • Schloss Neugebäude bzw. das, was heute noch davon übrig ist.

    Diesen Strang widme ich dem Gewinner des letzten Startbildseitenbildes, Kollegen Zeno!

    Ich stelle einmal die paar Bilder hier ein. Wenn es Fragen dazu geben sollte, dann bitte einfach stellen. Sofern ich diese beantworten kann, tue ich es!

    Nicht abgelichtet habe ich die Umfassungsmauern mit den Türmen, die großteils noch vorhanden sind. Der einstige Säulengang ist heute teilweise ein bestandteil der Gloriette im Schlosspark von Schönbrunn bzw, ein Teil der Römischen Ruine, ebenfalls dort.

  • Zunächst vielen Dank für die Vorstellung dieser Schlossanlage, Exilwiener.

    Zitat

    Wenn es Fragen dazu geben sollte, dann bitte einfach stellen. Sofern ich diese beantworten kann, tue ich es!


    Weißt Du, warum die Anlage den seltsamen Namen "Neugebäude" tragen muss?

    In welchem Bezirk liegt es? Wenn gesagt wird, es läge "mitten in Wien", müsste es doch zumindest eine Nutzung als Konzertfläche, Erholungsgebiet, Freizeit- oder Sportgelände u. ä. gegeben haben, oder war es jahrzehntelang Hundeklo?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • N. liegt nicht mitten in Wien, sondern ganz weit draussen, in Simmering, unweit des Zentralfriedhofes. Wahrscheinlich hat man schon deshalb sich niemals abgerungen, es touristisch zu erschließen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Du meine Güte, was hat das Schloss Neugebäude denn eigentlich verbrochen, dass man es so erbärmlich hat vernachlässigen lassen?
    Wenn dieses Schloss z.B. im ehemaligen Ostpreussen oder im Memelland stehen würde, hätte ich vielleicht keinen anderen Zustand erwartet, aber in Österreich und dann noch in Wiener Nähe? :schockiert:
    Das Holzmodell zeigt wunderbar die ehemalige Pracht dieser Anlage. Gibt es eigentlich einen Verein oder eine Initiative, die wenigstens den weiteren Verfall stoppen will? Vom Wiederaufbau der einstigen Pracht kann man ja wahrscheinlich nur träumen.
    Trotzdem vielen Dank für die schockierende aber trotzdem nicht unromantische Schlossanlage!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat von "Aedificium"

    Gibt es eigentlich einen Verein oder eine Initiative, die wenigstens den weiteren Verfall stoppen will? Vom Wiederaufbau der einstigen Pracht kann man ja wahrscheinlich nur träumen.

    In der oben abgebildeten Informationstafel wird ja auf den neu gegründeten Verein hingewiesen. Vielleicht wollen mal einige Wiener vor Ort Kontakt aufnehmen und herausfinden, was die mit der Anlage genau vorhaben und welche Finanzmittel herangeschafft werden sollen. Also zumindest eine Teilrekonstruktion könnte viel bewirken und die Anlage zu einem großen kulturellen und touristischen Anziehungspunkt im Umland Wiens werden lassen. Das Potential ist jedenfalls da.

  • Das genau ist das Rießenproblem; da hat sich ein Verein des Schlosses angenommen, aus dessen Feder Folgendes stammt;

    "Kriterien für den Umgang mit historischen Raum- und Formsubstanzen
    Es folgt daraus, dass unsere Aufgabe nicht eine rein materielle Rekonstruktion des Ensembles sein kann und darf. Vielmehr müssen wir versuchen, die auf uns gekommenen Reste dieser einst strahlenden Anlage nach Maßgabe unserer heutigen Möglichkeiten wieder, bzw. neu zu verstehen und zu beleben.

    Dabei sollten wir im Sinne der Erhaltung (oder besser: Findung?) unserer Kultur versuchen, Ursachen, Hintergründe, Sinn und Motivation der Anlage zu verstehen und in einer Wiederbelebung sichtbar werden zu lassen."

    Quelle: schlossneugebäude.at

    Dazu kommt allerhand geschwülstiges Gewäsch gegen Rekonstruktion wie man es halt kennt. Zwar ist es mittlerweile vor weiterem Verfall gerettet, doch scheint es an finanziellen Mitteln zu fehlen. Die Pläne für die einzelnen Bereiche stehen soweit, doch leider bereits seit fast 3 Jahren und gemacht wurde kaum etwas.

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • wikipedia:

    "Das Neugebäude scheint sich allen bisherigen Versuchen der Wiederbelebung entzogen zu haben. Im vollkommen abgeräumten und entstellten Schlossbau sind noch viele Tür- und Fenstergewände aus Kaiserstein in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand. An einem Rundfenster ist das Steinmetzzeichen A zu sehen. In einem Wirtschaftshof ist ein Nutzbrunnen mit schöner Einfassung aus Kaiserstein erhalten. Der Stall für 50 Pferde ist im Inneren unverändert geblieben, weist auch noch den originalen Fußboden, einen ornamental verlegten Ziegelboden, auf. Zwölf toskanische, aus Kaiserstein ausgearbeitete Säulen mit hohen Sockeln tragen immer noch das 3 Meter hohe Kreuzgratgewölbe."

    Scheint doch nich einiges vorhanden zu sein!

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Es gibt was Neues:
    Wahljahre (im Oktober in Wien) sind Wahlzuckerljahre! Wie in den vorigen Meldungen richtig erkannt wurde, ist bei Schloss Neugebäude keine Reko zu erwarten, aber zumindest ein Erhalten der beachtlichen Reste und ein stärkeres ins Bewußtsein bringen - das passiert sicher mit der für heuer geplanten "Reaktivierung" des unteren Gartens!

    Es werden zwar nicht die historischen Gartenoberflächen wiederhergestellt, aber zumindest die historisch belegbare Garteneinteilung unter Wahrung der Mauer- und Brunnenfundamente.

    http://www.wien.gv.at/umwelt/parks/a…neugebaeude.jpg

    Zitat

    Zwtl.: Ursprüngliche Struktur bleibt erhalten - moderne Elemente werden ergänzt

    Für die Neugestaltung des ehemaligen unteren Gartens von Schloss Neugebäude wird die historische Grundstruktur mittels der ursprünglichen Wegestruktur und dem Raster aus 18 quadratischen Gartenfeldern wieder errichtet und mit einer neuen und zeitgemäßen Ornamentik (Tigerfell) versehen. Diese lehnt sich an die Menageriegeschichte der Anlage an, die der Wegbereiter des Schönbrunner Zoos war.


    Die 18 Gartenfelder, auch Kompartimente genannt, werden in der ursprünglichen Größe (21x21m) ausgeführt. Durch die Anordnung im Raster wird der "Austausch" der einzelnen Felder und deren Inhalte ermöglicht. Dies entspricht auch dem Grundgedanken des Renaissancekonzeptes. In die Gegenwart transferiert ermöglicht es die Schaffung von Räumen für Erholungssuchende mit unterschiedlichen Ansprüchen. Die noch vorhandenen Fundamente der Einfassungsmauer bleiben erhalten. Um das ursprüngliche Raumempfinden wiederzuerlangen, wird eine 300 m lange Schnitthecke zum Schutz der Mauerfundamente gepflanzt. An den drei Seiten des Parks ermöglichen Tore den Zugang aus allen Richtungen.

    Außer dieser Maßnahme wird auch der historische Kalkputz nach Jahrzehnten wieder aufgetragen, um die Substanz zu sichern.

    Zeno

    Ja Neugebäudestraße 102 ist die Meierei - auch im fürchterlichen Zustand - eines der wenigen Gebäude, das in diesem Industriebezirk unter Denkmalschutz steht!


    Moderationshinweise (Zeno):
    Direkt eingebundenes Bild wegen Urheberrechts durch Link ersetzt (siehe http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186">viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186)

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist