Eigene (utopische) Architekturentwürfe

  • Mal wieder was Neues zu St. Maria im Kapitol: ich habe in den letzten paar Tagen den im letzten Kriege zerstörten und leider nicht wiederhergestellten, neoromanischen Hochaltar samt Ciborium rekonstruiert. Das Original wurde 1878 - 1882 von August Essenwein entworfen und vor seiner endgültigen Vernichtung bereits 1936 im Rahmen einer Purifizierungskampagne seines Baldachins beraubt.
    Heute befindet sich der Hauptaltar - ein kümmerlicher, schlichter Kasten ("Konzilskommode") - unter dem am Ursprungsort wieder aufgestellten Lettner zwischen Hauptschiff und Trikonchos. An der Stelle des einstigen Hochaltars befindet sich heute lediglich ein noch weitaus kümmerlicherer Kleinstaltar.

  • @ xharlekin: Ich habe in den letzten Monaten in erster Linie freischaffend im Bereich Visualisierung gearbeitet, bin aber momentan am schauen, daß ich wieder in ein Architekturbüro hineinkomme. Falls hier also jemanden kennt, der jemanden kennt, nur heraus damit! ;)
    Zuvor habe ich jedoch in einigen Hamburger Architekturbüros gearbeitet. Dort habe ich mein kümmerliches Dasein jedoch in erster Linie mit Ausführungsplanung bei mittelgroßen Bauprojekten gefristet. Und da war mit klassischer Architektur nicht das Geringste zu machen...

  • Hast du auch die Innenräume mit CAD gezeichnet? Sieht ja
    phantastisch aus. Sogar die Vase spiegelt sich im Parkettboden.

    Wenn ich so ein Programm hätte und es auch so gut beherrschen würde, wie du,
    dann würde ich die Innenräume des Berliner Schlosses zeichnen und zwar so,
    dass man selber frei durch das Schloss gehen kann und in jedem Raum einen
    Rundumblick hat. Man könnte z.B. die Gigantentreppe hinauf schreiten, dann
    durch die ganzen Paraderäume gehen bis zum Weißen Saal und der Schloßkapelle.
    Auch die klassizistischen Prunkräume im ersten Stock könnte man so besichtigen,
    als wäre das Schloß nie zerstört worden.

    Ich finde, so eine virtuelle Schloßbesichtigung des Berliner Schlosses fehlt.
    Die Räume zählten zu den bedeutendsten Barocken Raumschöpfungen Europas und
    auch die Klassizistischen Räume waren sehr bedeutend.

    Wenn du also sowieso etwas Zeit hast..... :smile:

  • Ich glaube, eine solche Visualisierung existiert bereits - zumindest habe ich mal was in dieser Richtung gesehen...
    Das eigentliche konstruieren der Raumkubaturen und deren Texturierung ist eigentlich gar nicht mal eine solche Herausforderung.
    Mit Cinema4D ist das letztlich eine Tätigkeit, die ungefähr so viel Spaß bringt, wie ein gutes Computerspiel.
    Die Herausforderung besteht weit eher darin, das in einigermaßen kurzer Zeit in möglichst hoher Qualität zu rendern.
    Ich habe beispielsweise vom Innenhof des Schlosses Lausnitz einige 360°-Panoramen gerendert, die am Ende mehr als 230 Stunden bis zu ihrer Fertigstellung brauchten. Und das, obwohl ich einen ziemlich weit hochgezüchteten iMac sowie zwei weitere Rechner gleichzeitig dafür benutzt habe.
    Es ist keine große gedankliche Leistung, welchen Rechenaufwandes es bedürfte, das ganze Berliner Schloß interaktiv erlebbar zu machen...

    Wenn mir allerdings jemand sowas zur Verfügung stellte und überdies ein angebrachtes Salär auf mein Konto überwiese, könnte ich schwach werden! :augenrollengruen:
    Allerdings stünden da noch einige andere Projekte auf meiner Agenda, die ich vorher erledigen wollen würde: die Rekonstruktion der Hamburger Hauptkirchen vor dem Brand von 1842 (plus der Gertrudenkapelle), eine qualitativ hochwertigere Visualisierung der Germania-Planungen Speers als jene, die man derzeit im Netz findet, usw...

    Interessant erscheinen mir dabei übrigens die sich seit kurzem bietenden Möglichkeiten in Form von Datenbrillen und Augmented Reality. Mir scheint, damit lassen sich sinnlich erlebbare virtuelle Welten erschaffen, die dem Betrachter den Eindruck suggerieren, Teil des Gesehenen zu sein. Und so wie's aussieht, wird die hierfür notwendige Hardware noch nichteinmal besonders teuer sein.
    Am ehesten dürfte da etwas wie dieses für in Frage kommen: https://www.oculus.com/en-us/

    Für die Kundenakquise "normaler" Architekturbüros dürften derartige Verfahren übrigens auch höchst interessant sein!

  • Nun, die Zunahme des Busfernfernverkehrs seit seiner Liberalisierung hat in vielen Städten den Bedarf nach adequaten Busbahnhöfen geschaffen. (Busbahnhof, was für ein dämliches Wort! Ein Hafen ist doch auch kein Schiffsbahnhof)
    Wo in andern Ländern schon seit Jahrzehnten Busfernverkehr einen viel höhren Stellenwert hat, haben in den Großstädten die Busterminals teils die Ausmaße von kleinen Flughäfen. In Deutschland jedoch ist die Situation vielerorts unbefriedigend.
    So auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Die Goethestraße ist ein einziger lange Bussteig voller Reisender geworden, täglich reisen dort tausende ab und an. Die Infrastruktur des Bahnhofes ist zwar gut 200 Meter entfernt erreichbar, aber wer macht sich schon die Müh, so findet man vor Ort lediglich eine(!) Sitzbank für drei Leute und ein furchtbar häßliches Klohäuschen zum bezahlen. Für eine Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] die gerne Weltstadt spielen möchte doch insgesamt ein trauriges Bild.
    Nun wurden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, die Situation zu verbessern, einen wirklichen ZOB zu schaffen. So bietet sich zum einen die theoretische Möglichkeit die erste Gleishalle (ehemals Gleis 1-5) des Hauptbahnhofes zu nutzen. Seit dem Bau des Citytunnels sind in dieser Halle keine Gleise mehr, im vorderen Bereich lediglich der Abgang zu den CTL-Gleisen 1-2. Der hintere Teil ist nun asphaltiert und mit Ausnahme, daß dort einige Bahn und Polizeifahrzeuge abgestellt sind, ungenutzt. Vorteil der Bahnhofsnutzung wäre: Man hätte schon ein Dach, ein repräsentatives Empfangsgebäude sowie sämtliche Infrastruktur an Geschäften, Restauration, Sanitäranlagen die Möglichkeit zum Nah- und Fernverkehr umzusteigen. Auch mir würde diese Möglichkeit am ehesten Zuzusagen jedoch ist diese aus verschiedensten Gründen vom Tisch (u.A. möchte die Bahn ja ihre ärgste Konkurenz nicht noch unter ihrem eigenen Dach haben).
    Nun ist die anvisierte Variante an der die Sächsiche Seite (Ostseite) des Bahnhofs ein Hotel und Parkhaus zu bauen, und als Zugabe soll das ganze dann im Erdgeschoß einen Busbahnhof enthalten. Zurzeit befindet sich dort ein Parkplatz, annodazumal (man korrigiere mich) reichten ein Teil der Gütergleise bis dorthin.

    Es gab schließlich einen Wettbewerb, ein Großteil der Ergebnisse war mehr als ernüchternd.
    And the winner is:
    http://fs5.directupload.net/images/151001/8nbzw3r9.jpg
    Man möge sarkastisch klatschen :applaus:
    Reichlich ernüchternd also. Dafür lohnts sich nich, die schöne Hallenkonstruktion der Ostseite zu verstellen.
    etwas besser: http://fs5.directupload.net/images/151001/wxau9ogu.jpg

    Allerdings für einen im Stadtbild so prominenten Bauplatz alles andere als angemessen. Man mache sich bewußt, daß der Georgiring vom Augustusplatz auf jenes Gelände zuläuft, nein da muß eine Dominante hin:

    Gesagt getan..ach wenn ich nur könnte wie ich wöllte. Ich will nicht sagen, daß ich besser bin als das von den Profis abgelieferte..aber naja ich zeigs einfach mal:

    Man verzeihe mir das Vorgeplänkel auf dem Platz, es ist doch zu sehr wilhelminischer Kitsch geworden, aber es scheint wohl eine Kompensierung des grauenhaften Leipziger Straßenmobiliars zu sein (Vom exzellenten Ringgrün abgesehen)...und das Miezekätzchen das einmal einen brüllenden Leipziger Stadtlöwen darstellen sollte ist ja fast peinlich geworden, so klein kann ich einfach keine Tiere Zeichnen, das ganze ist nur auf DIN A4
    Nun aber zu des Pudels Kern: Ich habe den Fokus auf den Busbahnhof gelegt. Ein Hotel hat in dem ganzen auch noch Platz, der ganze Komplex geht sehr in die Tiefe, in den realen Planungen wie in meinen.
    Der Fokus jedoch liegt auf dem Empfangsgebäude. Wir haben hier ein Hochhaus, expressionistisch geprägt, aber doch etwas konservativer als die übliche Leipziger Frühmoderne. Trotzdem lehnt sich sein Ornament u.A. an das Grassi-Museum als auch des Weißen Saals des Kongresshallenkomplexes des Zoos.
    Das Hochhaus reiht sich von seinen Dimensionen in die Ringhochhäuser Ritters aus den 1920er Jahrn ein und tatsächlich sah der furchtbare Masterplan (Bauhaus-Germania für [lexicon='Leipzig'][/lexicon]!) http://cdn2.world-architects.com/files/projects…bauungsplan.jpg
    zwei den Hauptbahnhof flankierende Hochhäuser vor, eine der wenigen guten Ideen dieser Planungen.
    Nun habe ich mal das rechte, östliche ausgestaltet wohl etwas anders als sich das Herr Ritter vorgestellt hat.
    In der Mitte befindet sich eine größere Eingangshalle, vielleicht mag diese etwas (zu hoch) sein, ich überlegte, eine Zwischendecke einzuziehen.
    Auf der anderen Seite würde sich eine Halle für die Bussteige befinden, kleiner als die Bahnhofshallen.
    Links und rechts sowie im Turm selbst finden sich Hotelzimmer, ebenso an die sich der Straße anbiedernde Staffelfassade deren Übergang zur Haupfassade durch ein Rondell gelöst wurde. Die Traufhöhe der Seitenflügel so wie des Staffelfassade orientieren sich an der Ostseite des Hauptbahnhofes. Es gibt einen Übergang zum Bahnhof.
    Die Fassade war als Ockergelbe Putzfassade angedacht, die Gewände, Simse etc. im selben Sandstein wie der Hauptbahnhof.

    Konstruktive Kritik erbeten. Vielleicht zeichne ich noch ein paar weiterer Wunschträume für mein Städtchen.

  • Man verzeihe mir das Vorgeplänkel auf dem Platz, es ist doch zu sehr wilhelminischer Kitsch geworden,...

    Abgesehen von der Löwenstatue und den optisch zu hohen Laternen, sieht das doch ganz ordentlich aus. Als "wilhelmschen Kitsch" würde ich nur das bezeichnen, was sinnlos überladen ist. Das ist bei dem Entwurf meiner Meinung nach nicht gegeben. :)

    Das was da jetzt hinkommen soll ist wirklich sehr kreativ. Quadratisch, Glasig, Öde. Wahrlich utopisch, dass [lexicon='Leipzig'][/lexicon] da mal was vernünftiges baut. Aber solange Fahrzeuge rein und raus fahren können, passts schon...

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fusajiro (22. Januar 2016 um 15:44)

  • Hallo,

    da ich auch gerade in der Bauplanungsphase für ein Einfamilienhaus eventuell auch mit Einliegerwohnung bin, wollte ich mal Nachfragen ob es auch schöne klassiche Entwürfe hier schon mal gegeben hat an denen man sich ein wenig orientieren könnte. Das was man so als Einheitsbrei im Internet findet mag ,mich einfach nicht wirklich überzeugen. Der Bebaungsplan lässt so einiges zu und das Grundstück hat mehr als 1000m² Fläche, daher kann das Haus bis 250m² Wohnfläche samt der Einliegerwohung schon gern haben.

  • Ein sehr guter Ansatz, den du da verfolgt hast, Kaoru. Eine Dominante, das scheint tatsächlich das zu sein, was dieser Platz braucht. Diese klaffende, bedrückende Leere neben dem Bahnhof und nach hinten weg braucht dringend Kontur und Dynamik, bevor sie sich in einer Abwärtsspirale verfängt, welche vielen Bahnhofsvierteln widerfährt. Da ist auch der Expressionismus in meinen Augen die beste Wahl, nicht nur für dieses Grundstück, sondern auch für das "neue [lexicon='Leipzig'][/lexicon]" insgesamt. Ich war mal so frei, mich in einer flüchtigen Faustskizze ein wenig davon inspirieren zu lassen. Die weitere Idee war, aus der Grundstückstiefe eine ebenfalls geradezu expressionistische Dynamik zu entwickeln, welche schließlich in einem zentralen Turm endet. Oder aber, in der anderen Richtung, den Turm als Blickfang mittels der daraus herabgehenden Volumina in die Gegend hinter dem Bahnhof einladen zu lassen.

    Wie ihr seht, ist das ganze nun faustskizzentypisch etwas breit geraten, und das, obwohl ich eigentlich ohnehin nach vorn schmaler werden wollte als das zur Verfügung stehende Grundstück. So krankt die Idee an der Hand. Noch gravierender dagegen ist die Disharmonie von Turm und Hauptbau. Es will nicht so recht zueinander passen. Der Kernbau ist klassisch, konventionell-expressionistisch, beinahe sachlich. Glatt, rechteckig, streng axial, die Wandflächen pilasterartig massiv, nach oben in Gesimsen endend und zurückspringend.
    Dagegen der Turm: Viel größerer Wandflächenanteil, nach oben durch Rücksprünge verjüngend. Drei Haupteingänge enden in wimperghaften Konsolen, die die Mittelachse eines zweigeteilt spitz hervorkragenden, vertikalen Fensterbandes tragen. Auf den Rücksprüngen Vollreliefs. Alles ist Skulptur, alles ist spitz, Pfeilhaft, in Bewegung, wie appliziert an eine glatte, unerfindlicherweise fast biedere Masse. Daneben die plastische Tiefe, Einfachheit und Behäbigkeit des Hauptbaus - das passt nicht so recht. Er vermag trotz verjüngender und zur Mitte zunehmender Staffelgeschosse nicht zum Turm zu übermitteln.
    Na ja. Vielleicht find ich die Tage nochmal Zeit für eine Überarbeitung.


    Hier stattdessen nun was anderes, wenn auch nach ähnlichen gestalterischen Paradigmen: Ein Jugendstilkaufhaus an einer Ecksituation, Konkav die Flucht aufnehmend und verschmälernd, so die Intention. Nach einer Weile merkte ich, dass die konkave Ecke zu klein ist, um wirklich Ausdruck zu erzeugen, und entschied mich, die Mittelachse anders zu behandeln als den Rest (Urspr. war sie identisch mit den Flanken vorgesehen). Bekrönt, oder ob seiner außerplanmäßigen Schmalheit eher vertuscht wurde das Dach nun Mittels eines überkuppelten Glastürmchens mit Kupferstreben. Leider wirkt es etwas fremd, fast schon anachronistisch. Dass dieses Element das Mittige Treppenhaus beleuchtet, lassen die halbgeschossigen Fenster der Mittelachse erkennen: hier liegt das Treppenpodest. Das Oberste Geschoss ist im gegensatz zu den ersten dreien, wo nur die Fenstergewände geometrische Friese und die Wandstreifen Kanneluren aufweisen, reich ornamentiert. Die Mauerstreifen gehen in aufrecht stehende Skulpturen über.

    Hier noch eine Detailzeichnung, deren Fertigstellung durch den zeitlich-terminlichen Faktor auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Ich lade sie hoch, sollte sie je fertig werden. Sie zeigt die drei Mittelachsen der konkaven Ecke als Abwicklung hauptsächlich im 3. Obergeschoss.

    Es fehlen noch einige Fenstergewände und Kanneluren im 2. OG sowie die vorab erwähnten Skulpturen oberhalb der kannelierten Mauerstreifen im 3. OG (Allegorien v Tüchtigkeit, Handel, Pioniergeist usw). Außerdem ebenfalls im 3. die runden / ovalen Fenster nebst Gewänden (Lorbeer) und umgebenden Reliefs (vermutlich Ranken und sonstiges Karnickelfutter).
    Dieser Entwurf war Ergebnis eines öden Tages, den ich zwangsläufig an der Uni verbringen musste, und obschon ich öde Tage verabscheue, hoffe ich, dass sich bald ein solcher wiederholt, damit ich dieses Detail fertigstellen kann.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Also nichts für ungut, aber der Vorschlag den Wunderbaren Bahnhof und das Hotel durch eine Höhendominante auszubooten ist ziemlich daneben. Es gibt schon eine und das ist das Wintergartenhochhaus, die steht richtig und reicht völlig aus. Am liebsten sollte man dort gar nichts bauen um die schöne Technische schauseite des Bahnhofs wirken lassen zu können. Wenn man also unbedingt bauen will dann sollte es sich unterordnen und vll. auch klein Parzellieren um die wunderbare Monumentalität dieses Gebäudes nicht zu konterkarien. Maan sollte sich lieber ein Sanierungskonzept für das WGH ausdenken. Da könnte ich mir Expressionismus oder eine Edle [Materialien] Moderne vorstellen. Man könnte auch mir einem kleineren Baukörper das unsägliche Telekomgebäude verstellen und die Schauseite dadurch offen lassen.... etc.etc.
    Ps. das Novotel verliert demnächst seinen Mieter, perfekt für eine Formveröndernde Sanierung.....

  • Wenn man also unbedingt bauen will dann sollte es sich unterordnen und vll. auch klein Parzellieren um die wunderbare Monumentalität dieses Gebäudes nicht zu konterkarien

    So schnell bekommt man diesen Bahnhof mit seiner 300 Meter langen Fassade (und seinen fast genauso langen Hallen) kaum erdrückt, da würde ich mir keine Sorgen machen. Man sieht ja auch auf dem Ritterentwurf, wie gut sich kleine Höhendominanten links und rechts des Hauptbahnhofes machen. Sowohl Mattheisers als auch mein Entwurf sprengen nicht die Dimensionen des Bahnhofs sondern nehmen seine Maßstäbe auf plus einen Höhenakzent, wie ein Turm. Vorallem mein Entwurf könnte auch fast ein nachträglich angebauter Uhrenturm des Bahnhofs sein, Mattheisers ist da ein wenig eigenständiger aber absolut im Rahmen und es ist eine schöne Lösung. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat sehr viele riesige Stadtplätze und Flächen die fast ins Nichts verlaufen, gerade um den Ring herum. Dem muß man wirklich einen Rahmen geben, das muß nicht unbedingt mit Wolkenkratzern sein (gege ein oder zwei weitere hundertmetrige an den richtigen Stellen hätte ich aber nichts) aber man sollte zumindest da wo es darauf ankommt schon über vier bis fünf Vollgeschosse hinausgehen (mit heutigen Geschoßhöhen wären es über sieben, aber mehr im Blockrand Haus an Haus ist dann wirklich nicht mehr schön), da waren die gründerzeitlichen Vorbebauungen fast etwas zu klein. Gerade am Ring hätte ich nichts gegen einen Ersatz zumindest der Plattenbauten und Postmodernen Bauten mit etwas von den Dimensionen ala Madrid oder Barcelonas (und in derGestalt etwas der alten Leipziger Formensprache angepaßt) http://www.urlaubhome.com/wp-content/upl…1/madrid-10.jpg
    Man stelle sich sowas mal als Ersatz für das Novotel vor *schwärm* ...so laßt uns doch noch einmal Weltstadt und nicht Provinznest spielen....

  • Man sieht ja auch auf dem Ritterentwurf, wie gut sich kleine Höhendominanten links und rechts des Hauptbahnhofes machen. Sowohl Mattheisers als auch mein Entwurf sprengen nicht die Dimensionen des Bahnhofs sondern nehmen seine Maßstäbe auf plus einen Höhenakzent, wie ein Turm.

    Nee mitnichten. Im Ritter-Entwurf von 1920 sind es eher Massige Torartige Hochhäuser von 50m die direkt hinter der Fassade anschließen ala dem Europa-Hochhaus. Eure Entwürfe wären dafür zu Fragil, von der Horizontalen zur Vertikalen Masseproportion mal ganz zu schweigen. Zweitens gab es da noch kein WGH. Eure beiden Proportionen sind unpassend und konterkarieren den schönen Bahnhof.

    Ps. in dem Ritter Entwurf sieht man aber auch das der Bahnhof erweitert wurde........


    Man stelle sich sowas mal als Ersatz für das Novotel vor *schwärm* ...so laßt uns doch noch einmal Weltstadt und nicht Provinznest spielen....

    Das bsp. sieht auch wieder viel zu wuchtig aus und gelinde gesagt recht Postmodern aus.

  • Und? Gefällts Euch? Welcher Stil?

    Der Egobooster beantwortet die 1.Frage, zur Zweiten sag ich als Architekturnullnummer mal, Renaissance mit einer Brise Barock, als grobe Richtungsweisung.

    Was ich aber kritisieren möchte ist der geringe Absatz des EG von den darüber liegenden Stockwerken. Das ist ungefähr so, als würde man immer gleichgroße Bauklötze übereinander stapeln, da fehlt irgendwie die "Kraft". Ich hoffe man weiß was ich meine. :blink:

    Also entweder das 2-3.OG wegnehmen, oder das EG "kräftiger strukturieren. Nun aber genug, ich kanns schließlich nicht besser. :schockiert:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (24. Mai 2016 um 08:35)

  • Ja, würde mich anschließen. Wahrscheinlich sind die drei Mittelgeschoße zu klobig und zu beherrschend. Vor allem die Betonung des 1. OG durch Überdachung kommt nicht gut, besser diese nach oben zu verlagern.
    Darüber hinaus ist wahrscheinlich das Nebeneinander von nl Renaissance und Meissner Gotik hinterfragenswert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • So, jetzt will ich mal die Katze aus dem Sack lassen. Nach meinem Verständnis handelt es sich um eine spätmanieristische Fassade. Was Fusajiro kritisiert, eine gewisse "Instabilität" ist aber durchaus ein Stilmittel des Manierismus. Zu den Geschosshöhen bietet sich ein Vergleich zur niederländischen Renaissance an:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…n_Antwerpen.jpg
    Zum Beispiel beim dritten Haus von Links sehen wir zwei sehr niedrige Geschosse über drei größeren. Die "klassischen" Regeln sind also für die nordische Renaissance durchaus nicht maßgebilch. Es ist auch zu beachten, dass die Fassade nicht für sich steht, sondern wie beim obigen Grote Markt in Antwerpen als Teil eines Hausensembles zu denken ist.

    Zur ästhetischen Grundidee: Ausgangspunkt ist das regelmäßige Muster des Nischenmotivs, ähnlich zur Villa Medici in Rom, nur etwas konsequenter umgesetzt:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ici_Roma_01.jpg
    Dies steht auch einem massiveren Sockelgeschoss im Wege. Um die NIeschen herum aber sind maximal abwechselungsreiche Achsen gestaltet. Es gibt elf verschiedene Achsenlösungen an der Fassade, und eine simple Reihung im Sinne der Hochrenaissance gibt es nirgends. Den Dreiecksgibel nach oben verlagern hieße einem barocken Stilempfinden nachgeben. Eben das war einer der Fehler des Historismus des 19. Jahrhunderts, dass bei allen Stilimitaten doch häufig ein ästhetische Ideal, das der ital. Hochrenaissance durchschimmerte. Dieses wird aber gerade durch meinen manieristischen Entwurf konterkariert.

    Zu den Vorhangbögen - sie finden sich auch in Torgau, sind also durchaus mit Architektur des 16. Jahrhunderts kompatibel. Außerdem sind sie in Lebrin mittlerweile Tradition, da kann ich auch nichts machen! ;)


    Moderationshinweis (Zeno): Eingebundene Bilder wegen Urheberrechts durch Links ersetzt

  • Folgender Nachtrag zum Thema "Geschossverjüngung":

    1. Eines der Hauptwerke der nordischen Renaissance ist gewiss das Rathaus von Antwerpen:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_2006-05-28.jpg
    Obwohl sich die nordische Renaissance nie stärker der italienischen Renaissance angenähert hat als hier, ist dennoch das Sockelgeschoss deutlich niedriger als die Obergeschosse. Es wirkt eher wie ein halbgeschossiger Sockel denn wie ein voll ausgebildetes Geschoss. Auch hier könnte man kritisieren, dass die Obergeschosse "klobig" im Vergleich zum Erdgeschoss sind, aber die ästhetischen Maßstäbe sind eben anders, schon allein durch den massiv in die Vertikale aufragenden Mittelrisalit.

    2. Ich habe mich durchaus mit dem Thema Geschossverjüngung im Zusammmenhang mit der nordischen Renaissance beschäftigt. Hier beispielsweise ein älterer Entwurf von mir:

    Will man das wirklich kanonisch und konsequent für die ganze Fassade umsetzen, so ist das zwar möglich, aber nicht so einfach umzusetzen. Man muss ja auch den Giebel mit einbeziehen. Und Geschossverjüngung für Giebel ist schwierig, wenn man eine dreiecksförmige Giebelform anstrebt (was auch wieder dem Ideal der Hochrenaissance entsprechen würde!). Hier ist das gelungen, aber für diese "Knobelaufgabe" gibt es nicht viele Lösungen. Wenn man nämlich im Giebel die Interkolumnien äquidstant lässt und gleichzeitig die Geschosshöhe verjüngt, so ergibt sich aus geometrischen Gründen keine Dreiecksförmige Giebelform. Es ist dann aber auch so, wenn man einmal kanonische Lösungen in der Architektur gefunden hat, will man sie auch nicht ein Leben lang reproduzieren.... Das ist dann ja auch der Grund, warum der Manierismus aus der Hochrenaissance entstanden ist, mit all seiner manieristischen Ironie.


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    2 Mal editiert, zuletzt von xharlekin (1. Juni 2016 um 19:28)

  • Also wenn irgendwann mal Hobbits eine Herberge suchen, können sie da unter kommen. Ansonsten sind die Geschosse zu niedrig. Bedenke: Rechts hast Du ein Gebäude aus den 50ern, die in der Regel maximal niedrige Stockwerke haben. In der Breite bekommst Du nicht mehr als 7 Achsen hin, hast aber 11. Also auch viel zu viele. Deswegen sind auch die Rundbögen im Erdgeschoss so gequetscht!