Eigene (utopische) Architekturentwürfe

  • Also ich finde die Entwürfe von einigen hier wirklich klasse, aber ich bin mir auch ziemlich sicher das die meisten Entwürfe einfach an den Kosten scheitern werden. Mir schwebt schon lange der Gedanke im Kopf eine Plattform zu Gründen in der man Entwürfe standardisiert und der Fassadenschmuck ebenfalls einer gewissen Norm unterzieht, sprich eine Art Fertighausanbieter für Lückenbauten in der Stadt. Der Kern wäre dann ein Betongebilde dass ähnlich wie derzeit das Stadtschloss oder die Bauten in Postdamm dann entsprechend mit Ziegelsteinen vorgesetzt werden um die Dämmung und den Fassadenschmuck aufzunehmen. Ich bin zwar auf den Gebiet absoluter Laie aber ich glaube die Zeit wäre reif für so eine Plattform.

  • Nun muss ich aber mal fragen:
    An alle hier, die hobbymäßig gerne Architektur entwerfen und besonders die unter euch, die auch in der 3-dimensionalen Umsetzung erfahren sind, habt ihr eigentlich mal daran gedacht, eure Fähigkeiten der Videospielindustrie zur Verfügung zu stellen? Architektur aller Epochen oder reinster Fantasie werden immer wieder gebraucht und mittlerweile sind die Grafiken, die in Echtzeit dargestellt werden können, so weit entwickelt, dass es kaum mehr irgendwelche Limits gibt, was Größe, Detailgrad und Fantasie angeht.

    Zur Zeit spiele ich ein Spiel auf der PS4, es heißt: The Vanishing of Ethan Carter von dem Entwicklerstudio The Astronauts. Neben frei erkundbaren, absolut photorealistisch erscheinenden Landschaften, gibt es dort auch einiges an beeindruckender Architektur zu sehen und zu erkunden. Als ich die wunderschöne Kapelle in norwegischem Stil gesehen habe, musste ich sofort an einige Talente hier denken. Das sind ein paar Bilder, die ich vom Spiel geschossen hab:

    (An die Moderatoren: Das Reinstellen der Bilder müsste absolut legal sein, weil die Spieleentwickler sowie Sony das Bilderknippsen auf der PS4-Konsole sowie das Teilen ausdrücklich erlauben und unterstützen.)

    Wenn man sich als traditioneller Architekt in der Realität kaum verwirklichen kann, warum sich dann nicht virtuell austoben und dafür bezahlt werden? ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Treverer (30. Juli 2015 um 18:21)

  • Nun ja, eine interessante Option wäre das sicherlich - fraglich ist allerdings, ob und inwiefern es an einer solchen Mitarbeit Bedarf gibt. Bislang ist mir da nichts von Seiten der der Videospieleindustrie bekanntgeworden.
    Mehr noch - selbst in der Architektenzunft friste ich mein Dasein nach wie vor als Ausführungsplaner und muß mich mit dem widerlichsten aller CAD-Programme - AutoCAD - herumschlagen.
    Wenn also jemand von einem Bedarf an Renderfertigkeiten weiß - nur heraus damit! ;)

  • Was in dieser Sache übrigens noch recht interessant sein dürfte, ist die Implementierung von Augmented Reality in den Bereich der Architekturvisualisierung. Da verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Virtualität vollends. Ich arbeite mich gerade ein wenig in dieses Programm hinein:

    http://www.armedia.it


    Scheint ein recht vielversprechendes Mittel, um Architektur an den Mann bringen zu können.

  • @ erbse: Der Standort der Synagoge entspricht jenem, an dem die alte Synagoge bis zum 9.11.1938 gestanden hat - im übrigen ein prachtvoller, neoromanischer Kuppelbau. Heute steht da ein schauderhafter, ehemaliger Luftschutzbunker.
    Die aktuelle Synagoge ist leider wirklich eine Beleidigung für's Auge - ein fünfeckiger Zweckbau aus den sechziger Jahren, der seinerseits eine nicht unerhebliche Ähnlichkeit mit einem Luftschutzbunker hat.

    Ohne Frage: es stellt sich stets die Frage nach dem konkreten Bedarf! Klar - die jüdische Gemeinde Hamburgs wächst durch Zuzug aus dem osteuropäischen Bereich erheblich, wenn auch nicht so stark wie in Berlin. Gleichwohl dürften die gegenwärtigen Räumlichkeiten nach wie vor rein platzmäßig ausreichen.
    Eine unmittelbare Notwendigkeit für einen Neubau der Synagoge ist also schwerlich gegeben. Aber es ist eine ideelle Frage: soll man den Nationalsozialisten das letzte Wort lassen, indem man die mosaische Religion aus ihrem angestammten Stadtviertel, dem Grindelviertel, hinausgedrängt sein läßt? Immerhin war die alte Bornplatzsynagoge eine Art Mittelpunkt des gesamten Viertels. Und ähnlich wie in München, wo man in einem gemeinsamen finanziellen Kraftakt von Stadt, Land und jüdischer Gemeinde am alten Platz eine neue Synagoge errichtet hat, sollte man dies meiner Ansicht nach auch in Hamburg tun.

    So übrigens sah die alte Synagoge aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Bornplatz…atzsynagoge.jpg

  • Nun muss ich aber mal fragen:
    An alle hier, die hobbymäßig gerne Architektur entwerfen und besonders die unter euch, die auch in der 3-dimensionalen Umsetzung erfahren sind, habt ihr eigentlich mal daran gedacht, eure Fähigkeiten der Videospielindustrie zur Verfügung zu stellen? Architektur aller Epochen oder reinster Fantasie werden immer wieder gebraucht und mittlerweile sind die Grafiken, die in Echtzeit dargestellt werden können, so weit entwickelt, dass es kaum mehr irgendwelche Limits gibt, was Größe, Detailgrad und Fantasie angeht.


    Den Film gibt es übrigens auch noch. :wink:


    Zu Ethan Carter,

    wem ist bewusst, dass die Stabkirche kein Phantasiegebilde, sondern eine etwa 100-prozentige Nachbildung der Stabkirche Wang ist?  :biggrin:


    Die wiederum zu großen Teilen ein Phantasiegebilde der Romantik ist. Ursprünglich sah die Kirche deutlich bescheidener aus.

    Im Unterschied zu heute konnte man damals so etwas aber auch noch verwirklichen.

  • Also ich finde die Entwürfe von einigen hier wirklich klasse, aber ich bin mir auch ziemlich sicher das die meisten Entwürfe einfach an den Kosten scheitern werden. Mir schwebt schon lange der Gedanke im Kopf eine Plattform zu Gründen in der man Entwürfe standardisiert und der Fassadenschmuck ebenfalls einer gewissen Norm unterzieht, sprich eine Art Fertighausanbieter für Lückenbauten in der Stadt. Der Kern wäre dann ein Betongebilde dass ähnlich wie derzeit das Stadtschloss oder die Bauten in Postdamm dann entsprechend mit Ziegelsteinen vorgesetzt werden um die Dämmung und den Fassadenschmuck aufzunehmen. Ich bin zwar auf den Gebiet absoluter Laie aber ich glaube die Zeit wäre reif für so eine Plattform.


    Ist zwar ein wenig off-Topic, aber auf diesen Kommentar möchte ich kommentieren:

    So etwas wäre das genau verkehrte. Ein Betonbau mit Zierelementen aus dem Internet würde noch billiger dastehen als der Venedig-Nachbau in Las Vegas oder Hallstatt II in China! So etwas würde der Entwicklung noch eine negativere Tendenz geben, den Ruf von historisierenden Bauen noch verschlechtern, es noch lächerlicher machen. Die allerhässlichsten Häuser auf dieser Welt sind ja zweifelsohne die tausendfach existierenden Fertighäuser aus dem Katalog, die in den Vorstädten in Massen stehen und dem Vorbeigehenden meist nur einen Würgreflex entlocken. Das wäre doch genau das schlimmste, wenn man diese grässlichen Auswüchse des Wahnsinns noch mit Styroporzierleisten und standardisierten Stuckornamenten aus dem Internet zukleistern würde!

    Wenn man denn unbedingt historisierend bauen möchte, dann sollte man das qualitätsvoll und mit edlen Materialien tun, und für jedes Gebäude eigene Dekorationen entwickeln. Historisierend bauen sollte man ja nicht einfach bloß um historisierend zu bauen, sondern etwas Schönes und Qualitatives zu erschaffen, das sich in die Umgebung einfügt (Historisierendes Bauen in Einfamilienhausvierteln ist m. E. sowieso absolut pervers) und die regionalen Architekturmerkmale aufnimmt.

    Abgesehen davon muss es solche Unternehmen schon geben, sonst hätte man ja nicht Dubai aus dem Boden stampfen können.

  • Das Barock bietet durchaus Mittel, mit relativ einfachen und günstigen Maßnahmen Architektur aufzuwerten. Hier ist ein Beispiel aus Eichstätt, wo ich zur Schule gegangen bin:

    Das wäre vergleichsweise günstiger als meine Prunkfassaden, bei denen es mir natürlich Spaß macht, auf keine Bugets Rücksicht nehmen zu müssen. Da schöpfe ich ungeniert aus dem Vollen. Natürlich müssen die Architekten erst einmal gefunden werden, die so ausgebildet sind, dass sie so eine Qualität zu Stande bringen. Wenn derartige Entwürfe im historistischen Sinne vergröbert werden sehen sie nämlich schnell zum Davonlaufen aus.

    Einmal editiert, zuletzt von xharlekin (31. Juli 2015 um 17:47)

  • @ Klinker
    @ Weingeist

    Jetzt will ich mal sagen, was für mich die Marschrute beim Entwerfen war. Anvisiert war für mich ein Spätrenaissance-Stil, der bereits deutlich vom Palladianismus beeinflusst ist. Stilistisch am nächsten dran ist vielleicht das Bäcker-Zunfthaus in Augsburg. Stilistisch gewissermaßen Wegbereiter zum Barock, da die manieristische Kleinteiligkeit überwunden ist und insgesamt bereits eine monumentale Gesamterscheinung angestrebt wird.

  • Nun, es gibt ja durchaus Unternehmen, die historisierende bzw. traditionell gestaltete "Fertighäuser" bauen. Genannt seien zB:

    Emil von Elling Fachwerkhäuser
    Villa Belavista Radebeul
    DMW Planungsgruppe
    Blanc & Mecklenburg Architekten
    Der Spieker Fachwerkhäuser

    Gibt insbesondere in den USA und UK noch so einige... Sicher qualitativ häufig noch mit Luft nach oben (wobei besonders E.v.Elling und Spieker schon echt gut sind), aber immerhin. Ich finde das bei Verwendung guter Materialien und bei regionaler Einpassung jedenfalls besser als die üblichen Pappmachéhäuschen in Einfamilienwohngebieten oder alten Dorfkernen.

    In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die weltälteste industrielle "Fertighausfirma" hinweisen, die sogenannten "Wolgasthäuser" der "Wolgaster Actien-Gesellschaft für Holzbearbeitung" (hier ein Artikel dazu). Die haben der Ostseeküste auf Rügen und Usedom und an manchem Berliner See und sogar manchem Ort in den USA ganz wunderbare individuelle Katalog-Holzvillen beschert! Dieses modulare Prinzip könnte man gern wiederbeleben, es wahrt Proportionen, ist günstig und zugleich von außerordentlicher Qualität. Sowas geht mit modernen Fertigungstechniken doch erst recht. Man müsste eigentlich nur die alten Wolgaster Kataloge wieder neu auflegen und hier und da etwas modernisieren, was Grundrisse und Haustechnik anbelangt.

    Wer hätte denn nicht gern ein wunderbares "Fertighaus" wie die Binzer Villa Undine in seinem Ort? :cool:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Villa_Undine.JPG

    Oder eines dieser repräsentativen Heringsdorfer Strandhäuser?


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Used…%28RaBoe%29.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Used…%28RaBoe%29.jpg

    Oder diese pittoreske Bansiner Villa?


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Used…%28RaBoe%29.jpg

  • Bevor ich morgen in den Urlaub fahre: Hier mein neuestes Werk. Wieder Teil des auf 120 Fassaden angelegten Zyklus' "Ansichten von Lebrin, Teil 3". Viel Vergnügen!

    Wen's reizt: Was für ein Stil? Und wo?


  • Ist zwar ein wenig off-Topic, aber auf diesen Kommentar möchte ich kommentieren:

    So etwas wäre das genau verkehrte. Ein Betonbau mit Zierelementen aus dem Internet würde noch billiger dastehen als der Venedig-Nachbau in Las Vegas oder Hallstatt II in China! So etwas würde der Entwicklung noch eine negativere Tendenz geben, den Ruf von historisierenden Bauen noch verschlechtern, es noch lächerlicher machen. Die allerhässlichsten Häuser auf dieser Welt sind ja zweifelsohne die tausendfach existierenden Fertighäuser aus dem Katalog, die in den Vorstädten in Massen stehen und dem Vorbeigehenden meist nur einen Würgreflex entlocken. Das wäre doch genau das schlimmste, wenn man diese grässlichen Auswüchse des Wahnsinns noch mit Styroporzierleisten und standardisierten Stuckornamenten aus dem Internet zukleistern würde!

    Wenn man denn unbedingt historisierend bauen möchte, dann sollte man das qualitätsvoll und mit edlen Materialien tun, und für jedes Gebäude eigene Dekorationen entwickeln. Historisierend bauen sollte man ja nicht einfach bloß um historisierend zu bauen, sondern etwas Schönes und Qualitatives zu erschaffen, das sich in die Umgebung einfügt (Historisierendes Bauen in Einfamilienhausvierteln ist m. E. sowieso absolut pervers) und die regionalen Architekturmerkmale aufnimmt.

    Abgesehen davon muss es solche Unternehmen schon geben, sonst hätte man ja nicht Dubai aus dem Boden stampfen können.

    Hier geht es nicht um billig wirkende Betonbauten mit Zierrat. Ein Vollziegelhaus würde in vielen Fällen einfach die Baukosten hochtreiben. Wir sprechen bei Mehrfamilienhäuser im Keller von Teilweise 80cm Ziegelwänden und mehr. Wenn man sowas mit einem Standardziegel nachbauen würde sprengt das jeden Kostenrahmen. Die meisten Vollrekonstruktionen der letzten Zeit hatten immer eine Betonstruktur an der eine Ziegelmauer mit einer Dämmschicht hochgemauert wurde. Rein Optisch wird man den unterschied später gar nicht mehr erkennen können und das Haus würde zumindest einen gewissen Energiestandard erfüllen können (Behaglichkeit). Zudem wer wünscht sich bitteschön ein einem Mehrfamilienhaus eine Holzbalkendecke? Auch hier ist eine Betondecke die erste Wahl. Mir geht es in erste Linie darum das historisiertes Bauen wieder eine Option wird und das kann es nur sein, wenn man einiges vereinfacht und damit meine ich nicht den Zierrat bzw. das spätere Endergebnis. Ich stelle mir nur vor das man per CNC Maschinen automatisieren bzw. über Gleichteile bzw. über Stückzahlen das meiste günstiger gestallten kann. Die Materialwahl muss deswegen doch nicht schlechter werden. Ich möchte mit diesen Ideen auch nicht in den Einfamilienhausmarkt, sondern eher für die Lückenbauten oder Ersatzbauten in unseren Metropolen. Es steht doch außer Frage, dass gerade Altbauten sehr begehrt sind. Das liegt ja nicht nur am Zierrat und an den exponierten Lagen, sondern auch an dem Raumgefühl von Deckenhöhen über 3,20 cm, schmeichelnden Facettentüren und Sprossenfenstern.

    Darüber hinaus muss man sich bei Jugenstilnachbauten und co. auch über die Nutzung des Dachgeschossen als Wohnraum endlich mal Gedanken machen. Jeder hier aus diesem Forum wünscht sich schöne Gauben, Türmchen usw. und verachtet zu recht an solchen Bauten Dachschrägenfenster oder noch schlimmer ein Staffelgeschoss wie es in Wien derzeit oft nachträglich aufgebaut wird. Vielleicht könnten kleine Gauben das Licht einsammeln und über Lichtkanäle das Licht in den Dachgeschosswohnungen besser verteilen, dass man auf unansehnliche Fenster verzichten kann. Wie gesagt ich bin nur Laie aber ich wünsche mir mehr als nur hier und da mal eine Rekonstruktion............das ganze soll wieder in der breiten Masse ankommen bzw. Investoren dazu bringen wieder fürs Auge zu bauen!

  • Bevor ich morgen in den Urlaub fahre: Hier mein neuestes Werk. Wieder Teil des auf 120 Fassaden angelegten Zyklus' "Ansichten von Lebrin, Teil 3". Viel Vergnügen!

    Wen's reizt: Was für ein Stil? Und wo?

    Wunderbare Häuser und ich könnte mir den einen oder anderen Entwurf wunderbar in Bremen in der Nähe des Rathauses vorstellen. Zum Entwurf des Hauses: Der Eingangsbereich harmoniert nicht mit der Gesamterscheinung. Die Eingangstür darf auf keinen Fall ebenerdig angebracht werden, es würde viel harmonischer wirken, wenn z.B. drei Stufen im Außenbereich die Tür optisch einen guten halben Meter höher wandern lassen. Ich denke dann ist die Innentreppe dann auch nicht ganz so gewaltig zum Erdgeschoss hin. Eventuell gehören in den Sockelbereich auch noch kleine Kellerfenster hinein. Ansonsten freue ich mich auf alle 120 Häuser von dir :smile: