Eigene (utopische) Architekturentwürfe

  • Hallo,

    hier ein paar "utopische" Architekturentwürfe von mir. Was halten Sie/haltet Ihr davon?

    Meine flickr-Seite mit den Entwürfen (auch in größerer Auflösung) ist

    http://www.flickr.com/photos/xharlekin/

    Nebenbei: Ich habe noch nicht herausgefunden, wie man Bilder direkt auf diese Forenplattform hochläd. Kann mir jemand einen Tip geben? [ERLEDIGT!]

    Einmal editiert, zuletzt von xharlekin (30. Mai 2016 um 08:19)

  • Hallo xharlekin und herzlich willkommen hier!

    Sehr schöne Entwürfe mit interessanten Giebeln in neugotischer/Renaissance-Formensprache - gewiss ein wenig inspiriert von den Marktplätzen in Brüssel, Gent, Brügge usw. Einige sind wohl etwas schief stehend - liegt vielleicht am Scannen.

    Jetzt sag' aber nicht, dass Du diese Zeichnungen im Rahmen eines Architekturstudiums angefertigt hast :schockiert: ;doch wohl eher Kunstgeschichte oder rein persönliche Affinität?

    P.S.: Bilder hochladen wird unter dem Menüpunkt "Verweise" von Erbsenzähler erläutert.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Schöne Beispiele für den manieristischen Stil; erinnert auch an die Weserrenaissance. Gefällt mir persönlich sehr, besonders das zweite Beispiel ist wunderbar ausgewogen strukturiert.
    Die Proportionen sind in allen Fällen stimmig, in den Details teilweise ein bißchen zuviel des Guten. Macht aber nichts, der Weg ist auf alle Fälle der richtige. Hast du sie freihand, d.h. ohne Konstruktionslinien gezeichnet ? Mach weiter so, erst recht wenn du Architektur studierst - denn genau diese Begabung geht den allermeisten Studenten inzwischen ab. Die meisten sind zu faul, um sich zeitaufwendig mit Zeichenübungen zu beschäftigen, der Rechner erledigt ja das meiste, zum Schaden der Entwurfstiefe. Wenn du nicht studierst - mach deine Begabung trotzdem zu Geld, und zwar als Graphiker und NICHT als Künstler.

    Was hältst du davon, ausgehend von deinem jetzigen Stand, auch freie Formen -im Sinne traditioneller Gestaltungsverfahren- zu entwickeln ? Der Jugenstil in D. entstand genau aus dieser Anwendung heraus - ich wäre mal sehr gespannt, wie du das vollbringst. Können wirst du es sicher, wenn ich mir deine Zeichnungen so ansehe. Versuch es mal in einer texturierten Perspektive(Licht u. Schatten, Material, Umgebung); vielleicht einer Art Gebäudeensemble (Straßenzug ect.).

    Nein, die werden gedünstet

  • Genau so etwas braucht Deutschland! Da werden Kunsthistoriker, Denkmalschützer und intellektuelle Theoretiker aber schimpfen... :lehrer: :blah:
    :D

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von Palantir

    Hallo xharlekin und herzlich willkommen hier!

    Sehr schöne Entwürfe mit interessanten Giebeln in neugotischer Formensprache - gewiss ein wenig inspiriert von den Marktplätzen in Brüssel, Gent, Brügge usw. Einige sind wohl etwas schief stehend - liegt vielleicht am Scannen.

    Klar habe ich mich von den flandrischen Marktplätzen inspirieren lassen. In der Liste fehlt sicher noch Antwerpen, Grote Markt.

    Zitat

    Jetzt sag' aber nicht, dass Du diese Zeichnungen im Rahmen eines Architekturstudiums angefertigt hast :schockiert: ;doch wohl eher Kunstgeschichte oder rein persönliche Affinität?

    Nein, ich bin kein Architekturstudent, sondern Amateur, auch kein Kunsthistoriker. Ich glaube in allen derartigen Kreisen würde ich als Häretiker gelten.

    Einmal editiert, zuletzt von xharlekin (21. Oktober 2016 um 23:30)

  • Zitat von youngwoerth

    Genau so etwas braucht Deutschland! Da werden Kunsthistoriker, Denkmalschützer und intellektuelle Theoretiker aber schimpfen... :lehrer::blah:
    :D

    Ja, das ist vielleicht das provokanteste, was man zur Zeit architektonisch machen kann. :grinsenlachen: :boeseslachen: :huepfentuerkis:

    Aber im Ernst: ich halte ein solches Entwerfen auch aus intellektueller und theoretischer Sicht keinesfalls für trivial (siehe 19. Jahrhundert). Es geht ja darum, im Rahmen einer traditionellen Formensprache innovativ zu sein. Und das ist gar nicht so einfach. Da braucht man unter anderem ein fundiertes historisches Wissen.

    Einmal editiert, zuletzt von xharlekin (21. Oktober 2016 um 23:31)

  • Zitat von Wissmut

    Schöne Beispiele für den manieristischen Stil; erinnert auch an die Wieserrenaissance.

    Ja, auf jeden Fall stehen die Entwürfe in der Tradition des nordischen Giebelhauses, wobei ich die ersten beiden als "barock" ansehe und die anderen in der Tat als "manieristisch

    Zitat

    Gefällt mir persönlich sehr, besonders das zweite Beispiel ist wunderbar ausgewogen strukturiert.
    Die Proportionen sind in allen Fällen stimmig, in den Details teilweise ein bißchen zuviel des Guten. Macht aber nichts, der Weg ist auf alle Fälle der richtige.

    Das liegt zum Teil am Zeichenstil, der die Details sehr betont. Wenn man sich die Entwürfe in Haustein ausgeführt denkt, wirken sie gleich viel einheitlicher.

    Zitat

    Hast du sie freihand, d.h. ohne Konstruktionslinien gezeichnet ?

    Ich habe keine Konstruktionslinien verwendet. Nach meiner Erfahrung werden die Proportionen am besten, wenn man sich auf das Augenmaß verlässt. Explizite Proportionen kann man im weiteren Verlauf des Entwurfsprozesses hinzufügen.

    Zitat

    Mach weiter so, erst recht wenn du Architektur studierst - denn genau diese Begabung geht den allermeisten Studenten inzwischen ab. Die meisten sind zu faul, um sich zeitaufwendig mit Zeichenübungen zu beschäftigen, der Rechner erledigt ja das meiste, zum Schaden der Entwurfstiefe.

    Das sehe ich auch so. Die moderne Architektur hat ein Qualitätsproblem. Das hat schon im 19. Jahrhundert angefangen, dass zu viel zu schnell entworfen wurde. Qualität entsteht nur da, wo man sich schinden muss. Und das heißt üben, üben, üben.

    Zitat

    Wenn du nicht studierst - mach deine Begabung trotzdem zu Geld, und zwar als Graphiker und NICHT als Künstler.

    Ich bin Amateur, ein Liebhaber historischer Architektur. Und das kann für mich keine rein passive Tätigkeit sein. Wenn ein Stil es wert ist wiederaufgebaut zu werden, ist er es auch wert, neu entworfen zu werden. Geldverdienen wäre schon toll. Wo sind die Mäzene?

    Zitat

    Was hälst du davon, ausgehend von deinem jetzigen Stand, auch freie Formen -im Sinne traditioneller Gestaltungsverfahren- zu entwickeln ? Der Jugenstil in D. entstand genau aus dieser Anwendung heraus - ich wäre mal sehr gespannt, wie du das vollbringst. Können wirst du es sicher, wenn ich mir deine Zeichnungen so ansehe. Versuch es mal in einer texturierten Perspektive(Licht u. Schatten, Material, Umgebung); vielleicht einer Art Gebäudeensemble (Straßenzug ect.).

    Das ist sicher eine interessante Frage. Zunächst einmal sehe ich in den historischen Stilen noch so viel ungenutzes Potential, dass man sich im Rahmen dieser Formensprachen durchaus innovativ betätigen kann. Ich halte es für sehr schwer, einen Stil auf dem Reisbrett stimmig zu erfinden. Schwer, aber nicht unmöglich. Auf jeden Fall sollte ein gekonnter Historismus dazu beitragen, dass es möglich wird, auch neue Stile zu kreieren.

    Einmal editiert, zuletzt von xharlekin (21. Oktober 2016 um 23:32)

  • Endlich jemand, der meine Wahnvorstellungen teilt. Toll, dass Du Dich angemeldet hast!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Hallo xharlekin!

    Auch mir gefallen die Entwürfe; Glückwunsch! Im ersten Moment dachte ich mir: So ungefähr müssten Stadthäuser aussehen, die in Kriegslücken oder in altbaugeprägten Vierteln entstehen. Zumal die Breite derer von Stadthäusern annähernd entspricht.

    Ich sehe die Sache mit den ungenutzten Potenzialen des Historismus ähnlich. Zumal in Deutschland bekanntlich viel zerstört wurde, und es daher gewisse Angebots-Marktlücken für solche Bauten gibt. Wir leben doch heutzutage in einer extrem individualisierten Welt. In einer Wohlstandsgesellschaft wie unserer, streben die Menschen nach Selbstverwirklichung. Verwirklichung ihrer eigenen Ideen und Wünsche. Das Internet wird hierbei in naher Zukunft noch eine Rolle spielen, die wir wohl heute nur erahnen können. Ich behaupte, dass das Internet auch die Architektur revolutionieren wird. Der zukünftige Häuslebauer kann sich dank Internet und leistungsstarker Technik weltweit informieren und inspirieren. Er wird sich nicht die Meinung eines (modernen) Architekten aufdrücken lassen, sondern er will das was ihm gefällt. Und das können dann eben auch wieder Bauten im Stile des Historismus sein.
    Die Architekten, die diesen Trend als erste begreifen und dementsprechend reagieren, werden sicher entsprechend erfolgreich sein.

    Und wer sagt eigentlich das "die Moderne" noch "modern" ist? Ist sie nicht in Wahrheit total veraltet und völlig ausgelutscht? Gerade in Deutschland! Bis auf utopisch teure und abgedrehte Entwürfe ala BMW-Welt in München schafft sie es doch kaum noch, Menschen zum Hinschauen zu verleiten und zu begeistern.
    Glatte Putzfassade hier, ein paar komisch gedrehte Fenster in unterschiedlicher Breite und Höhe da....alles schon gesehen. Auffallend ist das ganze ja, aber wirklich harmonisch und schön ist das für die Mehrheit sicher nicht (mehr).
    Ist in der Mode-Welt doch nicht anders. Da kommen bestimmte Stile auch aus der Mode und verschwinden für einige Zeit in der Mottenkiste. Dann werden eben vergangene Stile wieder aufgegriffen, neu interpretiert und weiterentwicklet. Warum wollen sich eine Vielzahl von Architekten dagegen wehren? Eine Weiterentwicklung wäre sicher eine Lösung!

    Leipzig - Back to the roots

  • Denk_mal:

    Schön, dass wir im Wesentlichen einer Meinung sind und danke für die Anerkennung!

    Ich bin übrigens kein prinzipieller Feind der modernen Architektur. Ich bin nur der Meinung, dass die Ornamentfeindlichkeit der modernene Architektur diese für den urbanen Raum prinzipiell problematisch macht. Der Mensch scheint so etwas wie ein Urbedürfnis nach Ornament zu besitzen. Und auch die Moderne kann diesem Bedürfnis entsprechen, indem sie in den Kontext der Natur gesetzt wird. Wo aber die Natur um die moderne Architektur herum fehlt, droht sie inhuman zu werden. Deswegen fühlen wir uns in historischen Innenstädten wohler als in modernen.

    Wir sollten aber auch nicht vergessen, warum der Historismus des 19. Jahrhunderts schließlich zu beginn des 20. Jahrhunderts "unmodern" geworden ist. Die Wahrheit ist nämlich, dass die Architektur des 19. Jahrhunderts ein Qualitätsproblem hatte. Es wurde zu viel zu schnell mit zu wenig Kenntnis und Stilempfinden gebaut. Deswegen schlägt in ästhetischer Hinsicht noch heute in der Regel jedes Gebäude des 18. Jahrhunderts ein ähnlich aufwändig gestaltetes aus dem 19. Jahrhundert. Hierfür gibt es vor allem zwei Gründe: 1. Die Verstätterung und Industrialisierung generierte ein enormes Bedürfnis nach neuem Wohnraum. Die Quantität der neugebauten Bausubstanz explodierte. 2. Die prinzipielle Verfügbarkeit ALLER historischer Stile überforderte bei gleichzeitig fehlender verbindlicher Tradition überforderte die meisten Architekten.

    Im Grunde genommen hat die Moderne beide Probleme geerbt. Zu 2. muss man sagen: Das ästhetische Paradigma der Moderne überfordert nach meiner Meinung tatsächlich fast alle modernen Architekten.

    Zu den Entwürfen: Es handelt sich nicht einfach um Historismus im Sinne des 19. Jahrhunderts. Ich habe mir große Mühe gegeben, jedem Entwurf einen eigenen Stil zu geben, auch wenn die letzten beiden etwa auf der gleichen Stilstufe (Frühmanierismus) stehen.

  • So eine Diskussion gab es lange nicht. Und selten ist auch, daß die Mitglieder selbst kreativ werden. Grottig, daß die Verlinkungen aus dem Studi nicht funktionieren; zumindest zwei was eigenes tät' ich gern reinsetzen, muß noch einiges basteln. Ich kann mich deiner Analyse bezüglich des Historismus nur anschließen - aber denke dennoch, daß AUCH aus der Moderne heraus menschen- und kulturgemäße Architektur entstehen kann, auch bei Anwendung auf die alte nordische Giebelhausform - leider ist ein solches Unterfangen noch weitaus experimenteller als der historistische Weg. Da die westliche Postmoderne zu "unaufmerksam" und der Expressionismus zu klamm gewesen ist, hat eine ernsthafte Synthese zwischen alten Bautraditionen und modernem Geist nie wirklich stattgefunden - schon gar nicht in der Architekturtheorie, der Heiligen Schrift der Hohepriester des "Geschmacks". Pioniere wie Fritz Höger wurden ganz schnell im Giftschrank deponiert und vergessen. Hinzu kam die bekannte drückende Vorbelastung durch die "Zwölf Jahre"....

    Das Problem des Historismus war, wie du schon richtig angemerkt hast, das durch mangelnde Tiefenforschung bedingte Unvermögen der Architekten, die jeweiligen Stile richtig und regionalbezogen anzuwenden. Nur allzuoft ging es um Übertrumpfung und "Verbesserung" dessen, was man als "wertvoll" erachtete - nämlich die Einzelformen. In einer Nebendiskussion (ich glaube Frankfurter Dom) wurden hierzu eindrucksvolle Beispiele gebracht; am fürchterlichsten wohl der Rendsburger Dom.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Wissmut"

    In einer Nebendiskussion (ich glaube Frankfurter Dom) wurden hierzu eindrucksvolle Beispiele gebracht; am fürchterlichsten wohl der Rendsburger Dom.

    Kleine Klarstellung: Es war der Meldorfer Dom dessen verheerende Umgestaltung dort gezeigt wurde.


    Phantastische Zeichnungen uebrigens! :anbeten:

  • Zitat von "Wissmut"

    Unvermögen der Architekten, die jeweiligen Stile richtig und regionalbezogen anzuwenden.

    Also (nicht nur) in Dresden hat das mit dem Regionalbezug zumeist hervorragend funktioniert. Das reine Historismusviertel Striesen wirkt dermaßen dresdentypisch, dass ich bei Deiner Aussage irgendwie zwingend an die zahlreichen verputzten Renaissancegiebel im backsteingeprägten Ostseeraum denken muß... Auch hier in Freiburg sehe ich einen deutlichen Regionalbezug in den Gründervierteln, so dass eine völlig andere Identität vorherrschend ist als in einem Dresdner Viertel des 19. Jahrhunderts. Jena, Hamburg,... Ich kann diesen Vorwurf, der immer wieder dann herausgekramt wird, wenn man die Zweitrangigkeit des Historismus erklären will, nicht nachvollziehen. Zum anderen Vorwurf: "Die Stile richtig anwenden". Was ist richtig? Ist das irgendwie gesetzlich festgeschrieben, wie genau man einen Stil zu verwenden hat? Gerade die Weiterentwicklung und Neuinterpretation impliziert doch wiederrum erst Originalität durch Kreativität. Und die immer wieder heruntergeleierte Überformungstragödie - die gab es mehr oder weniger ausgeprägt in allen anderen Stilen auch. Der einzige Kritikpunkt, den ich teilen (und nachvollziehen) kann, ist der der Massenproduktion. Aber die war durch die Industrialisierung bedingt, und gab es in kleinerem Umfang ebenso in anderen Stilen, wo dann jeweils auch nicht das Maximum Priorität hatte! Dort, wo sich der Historismus ohne Druck und Zwang rein um der Ästhetik willen entfalten konnte, ist er für mich den anderen Stilen absolut ebenbürtig!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "Wissmut"

    Grottig, daß die Verlinkungen aus dem Studi nicht funktionieren; zumindest zwei was eigenes tät' ich gern reinsetzen, muß noch einiges basteln.


    Du kannst ja auch eine Seite bei flickr einrichten, wie ich. Das ist ziemlich einfach

    Zitat


    Ich kann mich deiner Analyse bezüglich des Historismus nur anschließen - aber denke dennoch, daß AUCH aus der Moderne heraus menschen- und kulturgemäße Architektur entstehen kann,


    Ich bin kein prinzipieller Feind der modernen Architektur. (Siehe auch mein Post an Denk_mal oben)

    Zitat


    leider ist ein solches Unterfangen noch weitaus experimenteller als der historistische Weg. Da die westliche Postmoderne zu "unaufmerksam" und der Expressionismus zu klamm gewesen ist, hat eine ernsthafte Synthese zwischen alten Bautraditionen und modernem Geist nie wirklich stattgefunden - schon gar nicht in der Architekturtheorie, der Heiligen Schrift der Hohepriester des "Geschmacks". Pioniere wie Fritz Höger wurden ganz schnell im Giftschrank deponiert und vergessen. Hinzu kam die bekannte drückende Vorbelastung durch die "Zwölf Jahre"....


    Ich glaube eine Alternative zur Moderne wäre in jedem Falle intellektuell anspruchsvoller als die Moderne. Und selbst die ist noch so anspruchsvoll, dass die meisten Architekten nach meiner Meinung an ihr scheitern.

    Zitat


    Das Problem des Historismus war, wie du schon richtig angemerkt hast, das durch mangelnde Tiefenforschung bedingte Unvermögen der Architekten, die jeweiligen Stile richtig und regionalbezogen anzuwenden.


    Ein LEBENDIGER Dialog mit der Tradition. Ja, das ist es was ich mir vorstelle. Tradition ist dabei auch stets regional zu verstehen.

  • @ Pilaster

    Selbstverständlich, entschuldige bitte meine Hast.

    @ Youngwoerth

    Die wenigen wirklich guten Anwendungen, die es gab, kommen mir in der Masse der Bausubstanz eher wie ein Schuß ins Blaue vor - in der Spätzeit des Historismus am Übergang zu Reform- und Jugendstil, als man bereits ein bißchen Erfahrung z.B. mit der "urdeutschen" Gotik und dann der Romanik und natürlich des platten Mietskasernenbarocks besaß. Zudem resultieren die positiven Beispiele (ich denke hierbei an Erfurt, Nürnberg oder die Hansestädte) von regionalbezogenem Historismus eher aus der Selbstbeschränkung an Ornament. Aber das ist auch immer eine Geschmacksfrage, wahrscheinlich auch der konfessionellen Prägung (die IMO vorhanden ist, z.B. empfinde ich mich als protestantisch geprägt, obwohl weder ich noch mein Background jemals Christen waren bzw. organisierte Religion als fremdartig empfinden). Eine Pikiertheit ggü. dem Ornament an sich, wie es gängige Architekturpraxis und Lehre hierzulande ist, hat allerdings zu einer derart trostlosen Umgebung geführt, die zwangsläufig heftigen Wiederspruch erzeugen muß. Natürlich auch in Form einer Rehabilitierung des Historismus. :zwinkern:

    @ Wätzold

    Wäre alles nicht das Problem - wenn ich die Scans auf diesem Rechner hätte ODER man sie wie ja sonst auch direkt von der jew. Seite runterziehen oder manuell kopieren könnte. Daher eben mein Probieren mit dem Direktlink(was übrigens auch nur ein Schuß ins Blaue war, wg. Zugriffsbeschränkung d. Seite).

    Siehst', geht halt ned. Bei manch anderen Seiten funktioniert die List mit dem Direktlink, trotz Zugriffsbeschränkung. Naja, die waren sowieso scheiße von der Scanqualität...:-/


    >>Ich bin kein prinzipieller Feind der modernen Architektur.<<

    Ich auch nicht - aber viele hier sind es. *fg*


    >>Ich glaube eine Alternative zur Moderne wäre in jedem Falle intellektuell anspruchsvoller als die Moderne. Und selbst die ist noch so anspruchsvoll, dass die meisten Architekten nach meiner Meinung an ihr scheitern.<<

    Es ist ein umgekehrtes Problem zum Historismus: Heute scheitert man, wenn man sparen muß, um 1880 herum dann, wenn zuviel Kohle zur Verfügung stand...*fg*

    Und überdies ist es eine Tragik der Geschichte, daß die heutigen Hohepriester wie ein schlechtes Konzil von Nicäa sämtliche Strömungen der Moderne aus der kollektiven Erinnerung tilgen konnten, die nicht im Sinne der "Weißen" (Flachdach, rechter Winkel, Asymetrie, linke Gesinnung etc.) gewesen sind. Andere Nationen sind hier viel weiter als wir....

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "xharlekin"

    Hallo,

    hier ein paar "utopische" Architekturentwürfe von mir. Was halten Sie/haltet Ihr davon?
    ..

    Danke für die hervorragende Architektur ! Da erfreut man sich an jedem Detail ! :applaus:

  • Zitat


    Ist ja dumm. Ich habe versucht, mir die Bilder anzusehen und mich sogar bei StudiVZ registriert. Aber trotzdem konnte ich sie nicht anschauen.

    Zitat


    >>Ich glaube eine Alternative zur Moderne wäre in jedem Falle intellektuell anspruchsvoller als die Moderne. Und selbst die ist noch so anspruchsvoll, dass die meisten Architekten nach meiner Meinung an ihr scheitern.<<

    Es ist ein umgekehrtes Problem zum Historismus: Heute scheitert man, wenn man sparen muß, um 1880 herum dann, wenn zuviel Kohle zur Verfügung stand...*fg*

    Und überdies ist es eine Tragik der Geschichte, daß die heutigen Hohepriester wie ein schlechtes Konzil von Nicäa sämtliche Strömungen der Moderne aus der kollektiven Erinnerung tilgen konnten, die nicht im Sinne der "Weißen" (Flachdach, rechter Winkel, Asymetrie, linke Gesinnung etc.) gewesen sind. Andere Nationen sind hier viel weiter als wir....

    Ja, in Deutschland ist man mitunter päpstlicher als der Papst, wenn es um den Modernismus geht. Nach dem Motto: bloß nichts Nazi-mäßiges. Aber das wird sich früher oder später auch normalisieren.

  • Hi xharlekin,

    sehr schöne Entwürfe. Gerade die letzten beiden erinnern mich auch stark an die Weserrenaissance - oder eher Neo-Weserrenaissance. In Bremen gab's bis zum Krieg einige Häuser, die deinen Beispielen sehr stark ähnelten.

  • Zitat von Maxileen

    sehr schöne Entwürfe. Gerade die letzten beiden erinnern mich auch stark an die Weserrenaissance - oder eher Neo-Weserrenaissance. In Bremen gab's bis zum Krieg einige Häuser, die deinen Beispielen sehr stark ähnelten.

    Interessant, Bremen hatte ich gar nicht als Vorbild. Aber schauen wir uns ein paar Beispiele an. Zunächst aus dem 19. Jahrhundert.

    Dieses Beispiel hat ähnlichkeiten zu meinen Entwürfen, vor allem die Verbindung von gotisierenden Kreuzstockfenstern mit Renaissance-Gebälk a la Alberti, Pal. Ruccelai. Das ist ja auch mustergültig am Antwerpener Rathaus verwirklicht. Der Unterschied zu meinen Entwürfen ist vor allem: Meine Verwendung von Pilastern statt Rundsäulen und die selbständige Behandlung des Giebels was die Säulenordnungen anbelangt.

    Das ist ein Beispiel für relativ unbedachten Eklektizismus, den ich eher zu vermeiden versuche.

    Und hier nun drei Beispiele aus der "echten" Renaissance. Im Unterschied zu diesen Gebäuden verzichte ich auf asymmethrische Ausluchten und benutze Pilasterordnungen zur Geschoßgliederung, welche hier fehlt. Mein Stil ist "akademischer" was eben auch durch die mir zur Verfügung stehende kunstgeschichtlichen Informationen bedingt ist. Dennoch relativ ähnlich zu meinen Entwürfen: die Teigkringel-Artige behandlung des Schweifwerks der Giebel.

    Danke für den Hinweis auf Bremen.

    Einmal editiert, zuletzt von xharlekin (21. Oktober 2016 um 23:33)