Budapest - außerhalb des Burgbezirks

  • Was heißt das genau?

    In unserem Fall bedeutet das zwei Dinge

    • Einerseits stärken sie den Denkmalschutz.
    • Zum anderen das Prinzip der architektonischen Qualität. Das bedeutet, dass ein bestimmter Investor in einer bestimmten Stadt nur ein Gebäude bauen kann, das die lokale Kultur kennt und respektiert.Darüber hinaus wird das Projekt zusätzliche Mittel für den Bau möglicher Dekorationen erhalten. Sie wollen die Vorkriegsarchitektur zurück in die zivile Welt bringen.
  • Undenkbar bei uns, dh so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was bei uns verfochten wird. "Lokale Kultur respektieren" - das wäre im Sinne unserer Regierung zumindest unausgesprochen faschistoid. Kein Wunder, dass euer Regime so angefeindet wird.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Interessant finde ich die Frage, wie das Baugesetz konkret funktionieren wird: Gilt es generell für Neubauten oder nur in Denkmalzonen? Wer entcheidet ob ein geplantes Gebäude in Ordnung ist?

    Generell finde ich es lobenswert, wenn dadurch Ensembles aufgewertet werden. Es darf aber nicht dazu führen, dass Aufträge nur an bestimmten Firmen gehen (Link). Auch wenn ich wahrscheinlich wieder kritisiert werde (Orban-Feind usw.): Es ist für die Baupolitik sehr wichtig, wie die Verträge vergeben werden. Ich bestreite nicht, dass es sehr schöne Projekte in Budapest gibt, aber solche Projekte sind für unser Anliegend nicht produktiv, wenn sie nur an bestimmten Firmen vergeben werden. Es wäre doch wunderschön, wenn wir ohne Bedenken die schönen Beispiele aus Budapest als Vorbild für Neubauten in Deutschland und anderswo verwenden könnten. Ich fürchte aber, dass man sofort die Architektur mit Orban gleichsetzen wird.

    Wenn diese Aussage zu politisch ist, dann bitte verschieben...

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Interessant finde ich die Frage, wie das Baugesetz konkret funktionieren wird: Gilt es generell für Neubauten oder nur in Denkmalzonen? Wer entcheidet ob ein geplantes Gebäude in Ordnung ist?

    Generell finde ich es lobenswert, wenn dadurch Ensembles aufgewertet werden. Es darf aber nicht dazu führen, dass Aufträge nur an bestimmten Firmen gehen (Link). Auch wenn ich wahrscheinlich wieder kritisiert werde (Orban-Feind usw.): Es ist für die Baupolitik sehr wichtig, wie die Verträge vergeben werden. Ich bestreite nicht, dass es sehr schöne Projekte in Budapest gibt, aber solche Projekte sind für unser Anliegend nicht produktiv, wenn sie nur an bestimmten Firmen vergeben werden. Es wäre doch wunderschön, wenn wir ohne Bedenken die schönen Beispiele aus Budapest als Vorbild für Neubauten in Deutschland und anderswo verwenden könnten. Ich fürchte aber, dass man sofort die Architektur mit Orban gleichsetzen wird.

    Wenn diese Aussage zu politisch ist, dann bitte verschieben...

    Ich werde darauf in längerer Form antworten, wenn ich Zeit habe.

  • In München gehen alle großen Bauprojekte an die immer gleichen Architekten, die auch praktischerweise in der Stadtgestaltungskommission sitzen und sich unter wohlwollender Mithilfe der Stadtbaurätin gegenseitig die Aufträge zuschieben. Das ist auch nicht "demokratisch" und da sagt niemand etwas. Soviel zum Thema "böse Orban-Regierung".

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Däne

    Das ist meine Erfahrung: Die Korruption im Bauwesen ist praktisch nicht bekämpfbar. Ob die Klüngelwirtschaft lokal (Orban-Vettern) oder EU-weit organisiert wird, bleibt sich letztlich egal. Das ist eine eigene, ganz spezifische Mafia, der man nicht ankann. Natürlich nicht so blutig und letztlich nicht so kriminell, aber bestens aufgestellt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ursus carpaticus selbst hier in Kopenhagen gibt es damit ab und zu Probleme, weil damit wirklich sehr viel Geld gemacht werden kann. Ein weiteres Stockwerk oder höhere Bebauungsdichte können Millionen bedeuten. Es ist aber wohl ein noch grösseres Problem, wenn die Justiz und die Medien unter Druck sind (die meisten werden wohl nicht behaupten, dass es in Ungarn nicht der Fall ist). Es ist (für mich) ein Trost, dass man zumindest in Budapest sehr tolle Rekonstruktionen vorantreibt. Eine Vorbildfunktion für D. kommt dadurch leider nicht in Frage - ich höre schon die Taz über Revanchismus und Gross-Ungarn jammern.

    Leonhard: mag sein, ist gibt schon deutliche Unterschiede innerhalb Europas:

    Zitat

    The CPI ranks 180 countries and territories by their perceived levels of public sector corruption on a scale of zero (highly corrupt) to 100 (very clean). The CPI Western Europe and EU average holds at 66.

    • Denmark (90) tops the region and the world, with Finland (87) and Norway (84) rounding out the top.
    • Romania (46), Bulgaria (43) and Hungary (42) remain the worst performers in the region.
    • Sweden (83), Switzerland (82), the Netherlands (80), Luxembourg (77), the United Kingdom (73), Slovenia (56), Poland (55), Cyprus (52), Malta (51) and Hungary (42) are all at historic lows on the index this year.

    Quelle: Corruption Index

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Interessant finde ich die Frage, wie das Baugesetz konkret funktionieren wird: Gilt es generell für Neubauten oder nur in Denkmalzonen? Wer entcheidet ob ein geplantes Gebäude in Ordnung ist?

    Generell finde ich es lobenswert, wenn dadurch Ensembles aufgewertet werden. Es darf aber nicht dazu führen, dass Aufträge nur an bestimmten Firmen gehen (Link). Auch wenn ich wahrscheinlich wieder kritisiert werde (Orban-Feind usw.): Es ist für die Baupolitik sehr wichtig, wie die Verträge vergeben werden. Ich bestreite nicht, dass es sehr schöne Projekte in Budapest gibt, aber solche Projekte sind für unser Anliegend nicht produktiv, wenn sie nur an bestimmten Firmen vergeben werden. Es wäre doch wunderschön, wenn wir ohne Bedenken die schönen Beispiele aus Budapest als Vorbild für Neubauten in Deutschland und anderswo verwenden könnten. Ich fürchte aber, dass man sofort die Architektur mit Orban gleichsetzen wird.

    Wenn diese Aussage zu politisch ist, dann bitte verschieben...

    Eine gute Frage ist, wie dieses Gesetz in der Praxis funktionieren wird. Es ist jedoch sicher, dass sein Inkrafttreten eine vollständige Reform des derzeitigen Systems bedeutet. Ich denke, das gilt für beides und eine separate Jury wird die Entwürfe bewerten. Insgesamt soll es deutlich demokratischer werden als bishe

  • ursus carpaticus selbst hier in Kopenhagen gibt es damit ab und zu Probleme, weil damit wirklich sehr viel Geld gemacht werden kann. Ein weiteres Stockwerk oder höhere Bebauungsdichte können Millionen bedeuten. Es ist aber wohl ein noch grösseres Problem, wenn die Justiz und die Medien unter Druck sind (die meisten werden wohl nicht behaupten, dass es in Ungarn nicht der Fall ist). Es ist (für mich) ein Trost, dass man zumindest in Budapest sehr tolle Rekonstruktionen vorantreibt. Eine Vorbildfunktion für D. kommt dadurch leider nicht in Frage - ich höre schon die Taz über Revanchismus und Gross-Ungarn jammern.

    Leonhard: mag sein, ist gibt schon deutliche Unterschiede innerhalb Europas:

    Die Funktionsweise der Regierung könnte noch verbessert werden. Aber darum geht es in diesem Forum nicht.

  • In München gehen alle großen Bauprojekte an die immer gleichen Architekten, die auch praktischerweise in der Stadtgestaltungskommission sitzen und sich unter wohlwollender Mithilfe der Stadtbaurätin gegenseitig die Aufträge zuschieben. Das ist auch nicht "demokratisch" und da sagt niemand etwas. Soviel zum Thema "böse Orban-Regierung".

    Kenne ich so ähnlich in Freiberg/Sachsen.

  • Die Funktionsweise der Regierung könnte noch verbessert werden.

    Kaum, und nur vorübergehend. Das System findet sofort Schlupflöcher. Wir in Ö haben mittels reverse-charge weitestgehend den Umsatzsteuerbetrug abgestellt, früher ein heißes Thema am Bau, jetzt läuft alles über die Lohnsteuerschiene indem die unterste Sub-Ebene der Bauausführenden darauf angelegt ist, alles schuldig zu bleiben, notfalls in Konkurs zu gehen und keine greifbaren Ansatzpunkte zu hinterlassen. Die Bekämpfung von Preisabsprachen hat man durch gigantische Firmenzusammenschlüsse praktikabel umschifft, wodurch alles viel einfacher geworden ist etc

    Ich sehs in schlussendlicher Resignation auch so wie Däne. Immerhin erbringen diese Firmen ja legale, gewollte Leistungen, und wenn dabei so etwas Schönes herauskommt wie in Budapest... Es gibt schädlichere Formen und Auswirkungen von Korruption.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In diesem Jahr wurde der Stadtteil Tabán vor 90 Jahren abgerissen.Dieses Gebiet war der älteste bewohnte Teil von Buda. An seiner Stelle wollte man einen modernen touristischen Kurkomplex errichten.

    (1895)

  • Danke Patbal für die wieder sehr interessanten aktuellen Fotos.

    Wie ist eigentlich der Stand mit den Kuppel und Dachrekos von Gebäuden in der Innenstadt ?


    Das Projekt befindet sich derzeit in Vorbereitung. Das Projekt ist aufgrund der Einholung verschiedener Genehmigungen so langsam.

  • Die Restaurierung der Fassade des 1926 eröffneten Corvin Stores ist abgeschlossen. Das Gebäude wurde 1926 als erstes modernes Einkaufszentrum in Budapest eröffnet. Es erfreute sich bald großer Beliebtheit, da es in 53 Abteilungen auf 17.000 Quadratmetern Waren zu erschwinglichen Preisen für jedermann anbot. Im Jahr 1931 musste das Gebäude erweitert werden und gleichzeitig wurde in dem Gebäude Ungarns erste Rolltreppe installiert. Aufgrund der Frontnähe musste das Kaufhaus 1944 geschlossen werden. In den 1960er Jahren stand die Sanierung des beliebten Kaufhauses auf der Agenda, doch aus Geldmangel wurde 1966 die Hauptfassade des Gebäudes komplett mit Aluminium verkleidet. Das aktuelle Projekt wurde erstmals 2010 auf die Agenda gesetzt, die Aluminiumverkleidung wurde jedoch erst 2018 entfernt. Das Projekt wurde mit privatem Kapital von 8 Milliarden HUF (22 Millionen Euro) vollständig umgesetzt. Die Geschäfte werden im August eröffnet.

    Das Corvin-Kaufhaus irgendwann in den späten 1920er Jahren:

    Der Zustand des Gebäudes in den frühen 1960er Jahren:

    Der Corvin im Jahr 1971:

    Vor der Sanierung erinnerte das Gebäude kaum noch an seinen alten Zustand:

    Nach vielen Jahrzehnten kam unter der Aluminiumverkleidung die ursprüngliche Fassade des Gebäudes zum Vorschein:

    Nach der Renovierung

    In festlicher Atmosphäre wurde die Hauptfassade des legendären Corvin-Kaufhausgebäudes sichtbar. Der Bürgermeister sagte: Eines der wichtigen Elemente der Budapester Vielfalt ist die Anerkennung und Rekonstruktion des Wertes der Vergangenheit.:


  • Die schöne Idee, Mezzaninfenster zwischen zwei Konsolen zu setzen, war in dieser Zeit nicht selten. Hier die Staatsbibliothek Unter den Linden von Ernst von Ihne (ein besseres Foto fand ich leider nicht).

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.


  • Gestern habe ich mir persönlich die fertige Fassade des Corvin Store angeschaut. Obwohl das Gebäude noch renoviert wird, sind die meisten Fassaden fertiggestellt. Es ist ein toller Moment, denn fast jeder Ungar hat Erinnerungen an den Corvin. Daher ist es eine besondere Freude, dass die Fassade, die viele Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war, ihre ursprüngliche Form wiedererlangt hat.

    Es ist seltsam, das Gesamtbild so zu sehen, weil es etwas ungewöhnlich ist:

    Es lohnt sich, die Details der Neorenaissance-Fassade zu beobachten:

    Das zentrale Fenster der Hauptfassade:

    Fast alle Dekorationen sind original, ebenso eines der Fenster:

    Blick auf den Ende der 20er Jahre erbauten neuen Bürotrakt:


    Erinnern wir uns an Zoltán Reiss, den Designer des Corvin Store, der vor 78 Jahren im Junius starb:

  • Snork 19. Juni 2023 um 18:29

    Hat den Titel des Themas von „Budapest“ zu „Budapest - außerhalb des Burgbezirks“ geändert.
  • Die Renovierung der Bauhaus-Villa des Opernsängers Walter Rózsa ist abgeschlossen. Die Villa wurde ursprünglich 1936 von József Fisher und Eszter Pécsi, dem ersten ungarischen Bauingenieur, entworfen. Das Gebäude ist auch deshalb besonders, weil es zu einer Zeit erbaut wurde, als die ungarische Architektur weltweit führend war und zwei Ungarn am Bauhaus in Deutschland lehrten. Die Villa wurde 1949 verstaatlicht und mit dem benachbarten Sanatorium verbunden. Das aktuelle Projekt begann im Jahr 2018 und wird im Jahr 2022 abgeschlossen sein. Das Gebäude beherbergt heute eine Ausstellung der ungarischen Moderne zwischen den beiden Weltkriegen.

    Die Straßenfassade des Gebäudes im Jahr 1936:

    Die dem Garten zugewandte Seite der Villa:

    Der Zustand des Gebäudes vor der Sanierung. Auf der rechten Bildseite ist eines der Gebäude des inzwischen abgerissenen Sanatoriums zu sehen:

    Nach der Renovierung:

    Die Gartenseite der Villa vor der Renovierung:

    Nach der Renovierung:

    Das Gebäude liegt nur wenige Gehminuten vom Stadtpark entfernt.