Berlin in alten Fotografien

  • Ich bin zwar kein Berlin-Spezialist, aber ich studiere und vergleiche immer wieder gerne historische Ansichten.

    Die Lage am Schlossplatz/an der Schlossfreiheit dokumentiert dieser Planausschnitt aus dem Jahr 1812. Daraus wird auch deutlich, wie nah die Häuser der Stechbahn an die Bebauung der Schlossfreiheit heranreichten, so dass beide dem Bau des Nationaldenkmals im Wege standen.


    Ist es nicht so, dass die fünf nördlichen Häuser (auf der Postkarte rechts) 1865 der Erweiterung des Spreeübergangs weichen mussten? Das Nationaldenkmal entstand ja erst in den 1890er-Jahren. Wenn ich die Abbruchfotografie mit der Postkarte vergleiche, besass das zweite Haus von links eine übergrosse Firmentafel und wies die hellste Fassadenfarbe auf. Dieses und sein linker Nachbar blieben damals noch stehen. Vergleiche auch mit den Gefällen der Dachrinnen an den Mansarddachflächen! Die verbliebenen beiden Häuser links wurden dann erst 1888 abgebrochen. Entstand nicht damals erst das "Rote Schloss"? In Wikipedia wird seine Bauzeit schon um 1866 postuliert, und mit einer mit "um 1880" betitelten Fotografie untermauert. Die zweigeschossige Ladenfront sieht aber nach 1888 aus, und nicht nach 1866. Weiss man, wann genau das "Rote Schloss" erbaut worden ist? Wenn die letzten beiden Stechbahn-Häuser von Jean de Bodt tatsächlich erst 1888 abgerissen wurden, hätten diese doch 1866 beim Bau des "RotenSchlosses" im Weg stehen müssen.

    Diese Seite und diese Seite scheinen mir auch nicht so recht erhaben; leider wird nur immer Vieles abgeschrieben.

  • Schwierige Fragen, da die Abrissreihenfolge wohl nicht ohne Widersprüchlichkeiten dokumentiert.

    Das "rote Schloss" wurde jedenfalls 1865/66 errichtet. Nachfolgend eine frühe Aufnahme, welche links noch die alten Gebäude an der Schleuse zeigen, die Anfang der 1880er wohl dem Café Helms gewichen sind [?].

    Insofern zeigt Spreetunnels Abrissbild wohl nur einen Zwischenstand der südlichen Abrisse.
    Das "rote Schloss" stand auf dem Mühlengraben, rechts im Anschluss die weiteren Häuser 'An der Schleuse'.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Mit Jean de Bodt hattest Du natürlich recht, ich war noch bei dem Vorgängerbau hängen geblieben.

    Das 'Rote Schloss' war 1868 vollendet. Dazu ein Artikel aus der 'Deutschen Bauzeitung' von 1868:



  • Den Artikel aus der Deutschen Bauzeitung lese ich heute Abend durch.

    In einer Sache irrte ich mich. Ich dachte, dass das Rote Schloss auf den Schlossplatz Richtung Osten ausgerichtet war, und nicht quer zur Spree, also Richtung Norden. Jetzt wird mir auch die Fotografie in Vulgows Beitrag klar.

    Wenn die letzten beiden Stechbahn-Häuser von Jean de Bodt tatsächlich erst 1888 abgerissen wurden, hätten diese doch 1866 beim Bau des "RotenSchlosses" im Weg stehen müssen.

    Deshalb kam ich zu dieser falschen Schlussfolgerung. Mich interessieren eben die frühen Gründerzeitbauten, insbesondere auch das Aufkommen zweigeschossiger Ladenfronten, wodurch ich auf das "Rote Schloss" aufmerksam geworden bin.

  • Um den Komplex Klosterstraße mit Parochial- und Klosterkirche mit Gymnasium zu untermauern eine Serie von Fotos vom 'Gymnasium Zum Grauen Kloster'. Einiges ist früher schon mal gezeigt worden.

    Quellen: neben 'bildindex' auch "Berlin-Archiv", TU-Museum und Landesarchiv Berlin u. a.

    Blick vom Roten Rathaus auf den Gesamtkomplex zwischen Kloster- und Neuer Friedrichstraße (Littenstraße), um 1890:


    Ansicht an der Klosterstraße, 1934:


    Blick durch die Arkaden:


    Eingang in die Schule, 1934:



    Der Schulhof, 1930-1934:





    Ostflügel, 1930:



    Direktorenhaus, 1937:


    Eingang zum Direktorenzimmer, 1930:



    Direktorenhaus, 1930:



    Neubauten durch den Berliner Baustadtrat Ludwig Hoffmann, Klosterstraße :


    Ziererker Klosterstraße 73:


    Neue Friedrichstr 81, Erweiterungsbau zum Gymnasium Zum Grauen Kloster, Grundrisse von Ludwig Hoffmann, aus BAW Juli 1905:

    Innenaufnahmen vom Gymnasium, 1930:

    Singesaal:


    Aula:



    Kapitelsaal:


    Sterngewölbe:


    Schulsaal, 1883:


    Nach dem II. Weltkrieg:

    Bau der U-Bahnstrecke (Verbindung U2 mit Tunnel Littenstraße) mitten durch das Gelände:



    Reste der Bebauung:



    Hier sollte ein Weinlokal entstehen, die Ruine war bereits gesichert:



    Durch den Bau dieses Tunnels geriet wohl der Rest ins Rutschen und so riss man die mittelalterliche Bebauung einfach ab!


  • Für Fans vom alten Berlin, alten Autos, Orden und Uniformen und romantischen Hochzeiten:

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    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Zu dem Versuch von jsilver0 bzw. Spreetunnel, die Westseite der Alsenstrasse zu rekonstruieren:

    Wenn man die Bilder entzerrt und dann zuammenfügt, ist der Effekt noch besser:

    Das Bild https://aph-bilder.de/images/alsenstr3_um1935_01_jnsne.jpg
    kann übrigens nicht Alsenstrasse 3 sein, schon gar nicht in 1935, da
    hatten doch schon die Dänen dort (ausgerechnet im Alsenviertel!) ihre
    Botschaft
    http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-729916-1
    gebaut, die dann, wohl zusammen mit der ganzen Zeile um 1938 abgerissen wurde für den Bau der grossen Halle.

    Es handelt sich vielmehr um die Roonstrasse 3. Das ist eindeutig nachweisbar in dem Bild 01532382 im Landesarchiv Berlin, das die ganze Zeile Roonstrasse 1-5 kurz vor dem Abriss zeigt.

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

    Edited 2 times, last by Wiederaufbaumelder (April 27, 2017 at 11:57 AM).

  • Durch diesen Beitrag über die Markuskirche bin ich wieder einmal auf das Archiv der ETH Zürich aufmerksam geworden. Dieses wird laufend digitalisiert, und die Seiten werden endlich schneller geladen als noch vor ein paar Jahren.

    Walter Mittelholzer, ein Schweizer Luftfahrtpionier und Mitbegründer der Swissair (heute Swiss), begann etwa um 1915 im Militär seine Karriere in Flugbildfotografie. Sein Vermächtnis ist heute in der ETH Zürich archiviert. 1933 unternahm er eine Flugreise nach Berlin und hat von dort einige Flugaufnahmen zurückgebracht. Unter folgendem Link sind die Berliner Aufnahmen zu finden (angezeigt werden 50 Aufnahmen, von Berlin selbst dürften es etwa 30 sein):

    ETH Bibliothek

    > beim gewünschten Bild unten "Online-Zugriff" anklicken
    > ins sich öffnende Bild klicken, nach (möglicherweise langer Ladezeit) öffnet sich ein neues Fenster
    > unten "Zoom" in rotem Feld anklicken, damit sich nach langer Ladezeit eine sehr hochfaufgelöste Ansicht zeigt.

    Beispiel Berlin-Neukölln, Genezarethkirche am Herrfurthplatz

  • Das bis 1844 errichtete Kroll'sche Etablissement am Königsplatz um 1850.

    Etwa um 1880 auf dieser feinen Fotografie.


    Und - nach Umbauten und sehr wechselvoller Geschichte - um 1930.

    Wenig mehr als drei Jahre später wurde das Gebäude provisorischer Sitz des Reichstages.

    Ansicht von oben mit Moltke-Denkmal im Vordergrund

    Hier dann im Jahr 1945. Die Krolloper wurde dann in den 1950ern leider abgeräumt.

    Wer noch mehr erfahren will:

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    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Edited once, last by Mantikor (May 2, 2017 at 11:10 PM).

  • Liebe Community, mich interessiert, wie es an meinem Wohnort - 10409 Berlin (Prenzlauer Berg/Weißensee), Die Straßenzüge um die Michelangelostraße/Gürtelstraße, S-Bhf Weißensee, Storkower Straße, Greifswalder Straße, Kniprodestraße und Umgebung - früher ausgesehen hat. Würde mich sehr freuen, wenn es Gleichgesinnte gibt oder jemand Bilder beisteuern könnte.
    Vielleicht gibt es in diesem Forum ehemalige Bewohner (oder deren Nachkommen) der Laubenkolonie. Oder Prenzlberger, Weißenseer, welche ein paar Bilder von dieser Gegend haben? Willkommen ist alles interessante Medienmaterial, auch Werbungen, Anzeigen, Ansichtskarten, etc...

    Vielen Dank im Voraus.

    Ich habe hier mal eine Luftbildaufnahme von 1950 von besagter Gegend. Weitere Bilder folgen.

    Michelangelostr

    Edited 8 times, last by landor64 (August 8, 2017 at 6:36 PM).

  • Liebe Community, mich interessiert, wie es an meinem Wohnort - 10409 Berlin (Prenzlauer Berg/Weißensee), Die Straßenzüge um die Michelangelostraße/Gürtelstraße, S-Bhf Weißensee, Storkower Straße, Greifswalder Straße, Kniprodestraße und Umgebung - früher ausgesehen hat. Würde mich sehr freuen, wenn es Gleichgesinnte gibt oder jemand Bilder beisteuern könnte.
    Vielleicht gibt es in diesem Forum ehemalige Bewohner (oder deren Nachkommen) der Laubenkolonie. Oder Prenzlberger, Weißenseer, welche ein paar Bilder von dieser Gegend haben? Willkommen ist alles interessante Medienmaterial, auch Werbungen, Anzeigen, Ansichtskarten, etc...

    Vielen Dank im Voraus.

    Ich habe hier mal eine Luftbildaufnahme von 1950 von besagter Gegend. Weitere Bilder folgen.

    Michelangelostr

    Geehrter Herr Landor,
    mir ist ein Mensch bekannt, der zufälligerweise historische Ansichten von Berlin sammelt und einen beträchtlich Fundus hat. Der Herr hat auch mehrere Bücher veröffentlicht. Zu Ihrer Gegend existiert kein Band, aber vielleicht lässt er Sie mal in seine Archive?

  • Mal weiter mit Ansichten.

    Heute die untergegangene Petristraße in Alt-Cölln. Die Straße, welche ursprünglich Lappstraße hieß, verlief (zwischen der Grünstraße und der Roßstraße) von der Friedrichsgracht zur Gertraudenstraße und zeichnete sich durch einen kurvigen Verlauf aus.

    Ansicht von der Friedrichsgracht im Süden, vorn rechts neben dem Wirtshaus die Einmündung der Rittergasse.

    Nachcolorierte Ansicht des sicherlich auch von Zille besuchten Wirtshauses:

    Gegenüber befand sich dieses nachträglich aufgestockte barocke Doppelhaus mit der N°19/20.

    Bildquelle: Digitales Architekturmuseum der TU Berlin

    Ein wenig weiter rechts davon die Häuser N°16-13:

    Bildquelle: bildindex.de

    Wieder der Wechsel auf die gegenüberliegende Straßenseite, die Häuser N°24-27 (beginnend zwei links des Wirtshauses):

    Dann sicherlich eine der schönsten Ansichten Alt-Berlins überhaupt, der tiefe Blick in die krumme und sich nach Norden verschmälernde Petristraße, aufgenommen von F.-A. Schwartz etwa im Jahr 1880:

    Annex:
    1) Gemälde von Otto Nagel
    2) Zeitreise Berlin: Petristraße

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Edited once, last by Mantikor (August 31, 2017 at 9:59 AM).