Berlin in alten Fotografien

  • "Das Gebäude wurde später Zentrale der Lotterieverwaltung und steht noch, ist Teil des Landwirtschaftsministerium."

    Wo steht das denn? Ich finde es nirgends. Und wie sieht es heute aus?

    In dubio pro reko

  • Das Gebäude steht an der Kreuzung der Französischen Straße mit der Mauerstraße. Hier war bis zum Umzug in den Neuen Marstall die Musikhochschule "Hans Eisler" untergebracht. Der obere Bereich ist entstuckt, das Bossenmauerwerk ist noch gut erhalten. Der rechte Teil des Hauses ist nicht mehr vorhanden. Der Schnelligkeit halber aus Google Earth:



    Hier noch zur Ergänzung Fotos von der Ecke zur Leipziger Straße, die ich gestern vergessen hatte.

    Leipziger Straße 110-112, Ecke Mauerstr, 1872:


    Leipziger Straße 110-112, Ecke Mauerstr, um 1890:


    Leipziger Straße 113, Ecke Mauerstr, um 1880:

    Links angeschnitten das Haus Löwenberg, Leipziger Straße 114, vom Architekten Hermann A. Krause von 1895:


    Auf dem Bild davor sieht man im Hintergrund rechts in der Mauerstraße / Ecke Kronenstraße ein backsteinernes Gebäude. Hier war mal eine Polizeiwache.

    Dazu Straubeplan 1910 (leider durch Vergrößerung sehr verpixelt) (Quelle Sen F Stadtentw.) und Ansichten von Georg Rosenberg von 1782:


    Ansicht von der Ecke Kronenstraße nach Süden mit der Bethlehemkirche an der Mauerstraße / Ecke Krausenstraße:


    Ansicht von der Bethlehemkirche (angeschnitten) nach Norden mit der Dreifaltigkeitskirche:


    Die Dreifaltigkeitskirche, von der Kanonierstraße (Glinkastraße) gesehen mit dem Hotel Kaiserhof am Zietenplatz, das Hotel war auch vorher schon zu sehen im Bild Mauerstr 63-65.

    Der Eingang zum U-Bahnhof Mohrenstraße (Kaiserhof) an der Ecke Mauerstraße ist noch vorhanden. Anstelle des Kaiserhofes steht heute die Botschaft Nordkoreas, die Mauerstraße sowie Teile des Kirchengrundstückes sind teilweise überbaut.

  • Dieses Gebäude zeigt, wie es die Bildunterschrift besagt, die Kaserne in der Wrangelstraße.

    Es hat im Laufe der letzten 100 Jahre immer wieder eine Rolle in der Geschichte meiner Familie gespielt. Würde man so etwas in einem Roman schreiben oder in einem Film erzählen, würde jeder sagen, solche Zufälle gibt es nicht.

    In dieser Kaserne war mein Uropa mütterlicherseits als Soldat in der Kaiserzeit, als seine zukünftige Frau (also meine Uroma) und ein paar Freundinnen auf der Straße vorbei ging (sie war "in Stellung", wie man zu sagen pflegte, wenn eine junge Frau als Dienstmädchen arbeitete) und von den Soldaten vom Fenster aus angesprochen wurden.

    Später in den 60er Jahren waren dort wohl soziale Einrichtungen (ich glaube auch ein Altersheim) und hinter der Kaserne Gewerbeflächen. Dort stellten mein Vater und mein Opa (er war Böttchermeister von Beruf) Fässer her. Weil meine Mutter auch arbeiten ging und Kindergartenplätze rar waren, war ich tagsüber im Sommer meistens dabei. Außerdem befand sich dort ein Fußballplatz auf dem Gelände, und ab und zu ging ich dort als kleiner Knirps mit meinem Vater hin, um zuzusehen, wenn die kleinen Bezirksmannschaften gegeneinander auf dem Schlackeplatz dribbelten. Wir selbst wohnten ja in der Falckensteinstraße.

    In den 80ern hatte man aus dem Gebäude ein Oberstufenzentrum mit Berufsschule gemacht und das Schicksal wollte es, daß ich während meiner kaufmännischen Ausbildung nun 2x in der Woche in die alte Heimat und die altvertraute Gegend zurückkehrte.

    So schloß sich für mich ein Kreis, der in einer Kleinstadt sicherlich nicht unüblich wäre, aber in einer so großen Stadt schon selten ist. Zumal sich meine beiden Familienstränge, meine mütterlich wie meine väterliche Seite bereits außerhalb Berlins in Wolterdorf ebenfalls vor 100 Jahren schon einmal kurz trafen, dann getrennte Wege gingen, um dann nach 40 Jahren wieder aufeinander zu treffen. Aber das ist eine andere Geschichte. :wink:

  • ... der uns zeigt, was für Kleinode wir verloren haben. Der heute so gesichtslose Nollendorfplatz, der keine echte Umrandung hat und irgendwie ausgefranst wirkt...

    Eine Frage von einem Berlin-Unkundigen: die Kirche rechts, ist das die ehemalige Amerikanische Kirche? Merci! :smile:

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Das Ausmaß der Prachtentfaltung in den Berliner Warenhäusern toppt wirklich alles. War das bis zum Krieg so erhalten? Wie traurig und unglaublich schade, dass das alles für immer dahin ist! Welch sinnlichem Vergnügen wurden die Nachkriegsgenerationen beraubt! Wie wäre es heute in diesen Hallen zu "shoppen"! :crying:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Und seltesamerweise wirken diese alten S/W Photos wesentlich farbiger als so manche HD Fotos der heutigen Zeit - ich weiß nicht, lag es an der damaligen Photkunst, oder wohl doch eher an der unglaublichen Schönheit ehemaliger Architektur?

    Photokunst trifft's ganz gut. Die damaligen Bilder besitzen oft eine wesentlich höhere Detailschärfe, was an den damals üblichen längeren Belichtungszeiten und am verwendeten Material und dem Vervielfältigungsverfahren liegen mag. Um das endgültig zu beurteilen kenne ich mich zu wenig mit der Fotografie aus.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Hier noch ein paar Bilder der Amerikanischen Kirche, Motzstraße 6, und des Ufa-Kino, Nollendorfplatz 4, einst Kinotheater Cines, von Oskar Kaufmann, der auch das Theater am Nollendorfplatz schuf, vom "Neuen Schauspielhaus" einige und weitere Bilder der Westseite des Nollendorfplatzes

    Von den Gebäuden existiert keines mehr bis auf das Theater am Nollendorfplatz (allerdings eingeschränkt)

    Quelle: Berliner Architekturwelt (BAW) und u.a. von Max Missmann:



























    Rückansicht zur Motzstraße (Hof):


  • Bis dahin ist es nun wieder ein weiter, vielleicht unendlicher Weg...


    Das ist nicht nur ein weiter Weg, das wird niemals wieder so sein. Der Nollendorfplatz war wirklich der Hammer. Wenn man ihn mit dem heutigen Platz vergleicht.... :unsure:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Sag niemals "niemals".

    Die technischen Fortschritte der Gegenwart und Zukunft wie bspw. die Vor-Ort-Modellierung in 3D-Druck-artigen Verfahren werden da vielleicht ganz neue Möglichkeiten eröffnen. So wären ressourcenschonende Fassadenumgestaltungen und Neubauten in "biblischen Ausmaßen" denkbar. Ich denke, vieles wird unsere Städte sehr zum Besseren verändern.

  • Der Nollendorfplatz war wirklich der Hammer.

    Und der Theaterbau 'ne Wucht. Edelstes Jugendstil-Interieur! Auch wenn die Stadt in absehbarer Zeit ihre Stadträume wieder einigermaßen vorzeigbar präsentieren wird (beim Nollendorffplatz warten wir seit sechzig Jahren darauf), so wird von den abertausend herrlichen Innenräumen dieser Metropole auch langfristig kaum eine Handvoll wieder zu erleben sein. Bei der Innenarchitektur hat der Hass auf die Baugeschichte noch viel erbarmungsloser zugeschlagen als bei der Außengestaltung.

  • Von den drei Komplexen der Deutschen Bank existieren baulich, wenngleich etwas vereinfacht, noch zwei.

    Der letzte Komplex, um 1915-16 erbaut, wurde, da wahrscheinlich im Krieg ziemlich mitgenommen, abgerissen.

    Dort stehen heute Wohnungen, die zur Russischen Botschaft gehören, Teile des ehemaligen DDR-Innenministeriums und führt die Verlängerung der Französischen Straße zur Wilhelmstraße entlang.

    Quellen: Archiv Marburg und Berliner Architekturwelt (BAW).


    Lage der Deutschen Bank, noch ohne die Erweiterung an der Mauerstraße von 1915-16:


    Deutsche Bank, Fassade zur Kanonierstraße, um 1900:



    Mauerstraße, Deutsche Bank, Eingang, von W. Martens, aus BAW Juni, 1899:


    Mauerstraße, Deutsche Bank, Lichthof, von W. Martens, aus BAW Juni, 1899:


    Mauerstraße, Deutsche Bank, Sitzungssaal, von W. Martens, aus BAW Juni, 1899:


    Kanonierstraße, heute Glinkastraße, Deutsche Bank, Mitteleingang ins Treppenhaus, von W. Martens, aus BAW Oktober, 1900:


    Mauerstraße, Behrenstr 8-13, Deutsche Bank, um 1907:



    Mauerstr 25-26, Deutsche Bank, von W. Martens, aus BAW Juni, 1909:








    Mauerstr, Deutsche Bank, neuer Schibbogen, von Hans Jessen, aus BAW Mai, 1916:



    Neue Verbindungsbrücke zum Komplex an der Mauerstraße 34-43 von 1915-16:







    Blick in die Französische Straße über die "Seufzerbrücke" hinweg, Man erkennt gut das Faberhaus an der Ecke Friedrichstraße und ganz hinten das Werderhaus:
    Das Gebäude der Deutschen Bank wurde aufgestockt, das Foto könnte um 1930 gemacht sein.



    Mauerstraße, Deutsche Bank,Blick Richtung Norden zur Behrenstraße, um 1929:


    Mauerstraße, Deutsche Bank, Blick Richtung Süden, um 1929:


  • Dieser Brunnen unter der U-Bahntrasse ist ja genial. Heute käme man im Traum nicht mehr drauf, das Zweckmäßige mit dem Schönen derart zu verbinden.
    Man muss in Berlin ja fast schon einen optischen Koller bekommen haben, so überborden an wunderschönen Details an jeder Ecke, ja sogar unter den U-Bahntrasse.