Berlin in alten Fotografien

  • Urbanität ≠ Emsigkeit - wir sind ja keine Ameisen.

    Zum tollen Bild vom Bristol noch ergänzend eine Aufnahme von UdL weiter östlich, kurz vor der Friedrichstraße.

    Und dann noch die Friedrichstraße ab Mittelstraße in Richtung Bahnhof.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was mir persönlich nicht so an den historischen UdL gefällt, sind die vielen Zweigeschosser und Dreigeschosser (letztere wirken trotzdem zwerghaft neben den hohen Gründerzeitpalästen) und die riesigen Brandwände (teils mit Reklame bedeckt), die dadurch entstehen.
    Ja, das bringt Abwechslung, wirkt gewachsen und urban (außerdem sind einige wertvolle barocke und klassizistische Gebäude darunter), aber speziell bei einem Prachtboulevard, wie UdL, fände ich eine relativ gleichbleibende Traufhöhe schöner, würdiger und eleganter.
    Bei engeren, wuseligeren Straßen, wie der Friedrichstraße, die nicht auf Pracht und Eleganz ausgelegt sind, mag ich hingegen die Höhenkontraste und gewachsene Urbanität.
    Übrigens traurig zu sehen, dass man auf dem letzten Bild über meinem Beitrag bereits mit dem Entstucken von Fassaden begonnnen hatte. Was eine schlimme, speziell Berliner Unart. Berlin wäre in weiten Teilen noch heute eine Schönheit, wenn man die Griffel von den Fassaden gelassen hätte.

    Um noch etwas positives zu sagen:
    UdL, von der Charlottenstraße bis zum Schlossplatz, ist, bei allem Verlust anderswo, eine der schönsten und prachtvollsten Straßen der Welt. Wie sich hier die bedeutenden Bauten und Denkmäler konzentrieren ist außergewöhnlich. Paris, London, Rom, Wien, Prag, Sankt Petersburg etc. verteilen ihre bedeutenden Gebäude über den ganzen Stadtraum, in Berlin wird hingegen auf kleinstem Raum alles aufgeboten was Rang und Namen hat: Staatsbibliothek, Reiterdenkmal, Sankt Hedwig, Staatsoper, Humboldt Uni, Alte Wache, verschiedene königliche Palais, Zeughaus, Schlossbrücke, Schloss, Dom, Museumsinsel.
    Dadurch, dass UdL schon seit Jahrzehnten eine Großbaustelle ist, ist diese Prachtentfaltung leider stark beeinträchtigt.

  • Schade das die historischen Standbilder von den Preußischen Generälen,Scharnhorst,Blücher,Gneisenau,.... anscheinend nicht mehr politisch UdL erwünscht sind.Sie hätten an ihren ursprünglichen Stanorten das Forum Fridicianum/Neue Wache,heute noch stärker optisch aufgewertet.

  • Schade das die historischen Standbilder von den Preußischen Generälen,Scharnhorst,Blücher,Gneisenau,.... anscheinend nicht mehr politisch UdL erwünscht sind.Sie hätten an ihren ursprünglichen Stanorten das Forum Fridicianum/Neue Wache,heute noch stärker optisch aufgewertet.


    Die beiden Generäle wurden nicht aus politischen Gründen abtransportiert, sondern aus denkmal-konservatorischen und restauratorischen Gründen. Die sehr wertvollen klassizistischen Bildwerke hatten stark unter der Witterung der zwei letzten Jahrhunderte gelitten und mussten geschützt und restauriert werden.
    Zitat:
    "Im Juni 2021 teilte die Senatskulturverwaltung mit, die Originale zum Schutz vor Verwitterung in die Zitadelle Spandau zu verbringen und durch Kopien zu ersetzen, wie das Landesdenkmalamt im Oktober 2017 empfohlen hatte. Die Berliner Denkmalpflegerin Gabi Dolff-Bonekämper forderte daraufhin, die neuen Denkmäler an den alten Standorten vor der Neuen Wache aufzustellen, wofür Schinkel und Rauch sie eigens geschaffen hatten:
    „Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Es ist beschlossene Sache, dass Kopien der Denkmäler angefertigt werden. Aber wo sollen sie aufgestellt werden? Wieder auf dem Rasen bei der Oper, wo sie aufs Neue aneinander vorbeischauen würden? Dafür sind die Kunstwerke und die dargestellten Persönlichkeiten zu bedeutend. Gerhard von Scharnhorst war eine Schlüsselfigur des politischen Reformprozesses in Preußen. Ohne seine Militärreform und den Einsatz der reformierten Armee hätte es keine Befreiung von französischer Fremdherrschaft gegeben – und damit keine Neue Wache. Ohne Bülows Feldherrengeschick wäre Berlin 1813 belagert und zerschossen worden. Die neu in Marmor geschlagenen Denkmäler sollten wieder rechts und links der Neuen Wache stehen, mit der sie eine historische, künstlerische und diskursive Einheit bilden.“"

  • Nachdem die Kollwitz-Urheberrechte 2015 abgelaufen sind, die Enkel Kollwitz der Wiederaufstellung am alten Ort zugestimmt haben und sich auch ein allgemeiner, kulturhistorischer und politischer Konsens zur Wiederherstellung der künstlerischen Einheit an diesem Ort durchgesetzt hat, hat der Landesdenkmalrat eine Rückkehr der Standbilder Bülows und Scharnhorsts vor die Neue Wache 2017 jedoch abgelehnt.

    Man möchte es nicht glauben....

  • Ich weiß schon was Treverer meint, mit den unterschiedlichen Geschosshöhen an der Straße Unter den Linden. Einige Beispiele


    Unter den Linden Ecke Charlottenstraße


    Unter den Linden 55 - 57, vorher Nr. 10 - 11


    Unter den Linden 66 - 68, vorher Nr. 70 - 71


    1936 Unter den Linden, niederländisches Palais im Olympiaschmuck


    1936 Unter den Linden 54 - 66, vorher Nr. 65 -66


    1930 Unter den Linden 28 - 32

  • Zumindest das Weinhaus Habel hat so bis zum Krieg in bester Lage bestanden und hatte - so weit ich weiß - sogar zusätzliche Räume in einem der hohen Nachbarhäuser bezogen.

    Außerhalb des unmittelbaren Stadtzentrums bestanden nach der Reichshauptstadtwerdung (vorübergehend) noch größere Skurrilitäten, die aber in dieser Zeit beileibe nicht nur für Berlin repräsentativ waren und zudem für mich auch einen gewissen Charme haben. Von diesen Bausituationen hat vor allem auch Georg Bartels Aufnahmen gefertigt:

    Alexandrinenstraße N°110

    Alte Jakobstraße N°48

    Invalidenstraße N°110

    Und mein Favorit, Zimmerstraße N°70.

    zimmer70ytkus.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Reichstagsgebäude in Vorkriegsbildern

    Der jetzige Zustand gefällt mir persönlich überhaupt nicht

    Mir auch nicht. Was ich aber auf den Bildern bemerkenswert finde, ist, dass die heute so große Wiese vor dem Reichstag früher gestaltet, angelegt war. Es erzeugt den "Verdacht", als hätte es damals zumindest einen gewissen Anspruch von Gartenbaukunst gegeben. Und was haben wir heute: Sogar bei den Grünanlagen scheint sich die auf Reduktion getrimmte Moderne durchzusetzen.

  • In Ergänzung zu Mantikor einige Aufnahmen aus dem alten Berlin

    Alte Rossstraße


    1892 Klosterstraße


    1907 Am Zeughaus 1


    An der Schleuse 12, Blick von der Unterwasserstraße


    Vor 1892 An der Stechbahn / Schlossfreiheit


    Schlossplatz 1 - 6


    Vor 1892 An der Stechbahn / Schlossfreiheit, links Café Fritz Helms, erbaut 1882 / 83 und 1892 wie die ganze Schlossfreiheit zu gunsten der Errichtung des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm l. abgebrochen .


    Vor 1892 Ansicht der Schlossfreiheit, rechts Café Fritz Helms


    vor 1892 Fassadengestaltung des Pavillons Café Fritz Helms


    ein empfehlenswertes Buch über die Geschichte der Schlossfreiheit


    https://www.google.com/url?sa=t&rct=j…8rGlR6tZyVCvGlr

  • Passt wahrscheinlich auch gut in diesen Strang. Berlin in bewegten Bildern Anfang der 1930er:

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    Eines der besten dieser Videos, die ich bisher gesehen habe.

  • Ups, das obere Foto zeigt aber nicht das WMF-Gebäude. ;) Das WMF-Gebäude befindet sich Ecke Leipziger, Mauerstraße. Das abgebildete Gebäude stand in der Leipziger Straße und existiert wahrscheinlich nicht mehr. Zumindest kann ich es momentan nicht zuordnen...

  • Es handelt sich um das Mädler-Haus (Friedrichstraße N°58/ehed. Leipziger Straße N°24).

    Und, um zum Thema zurückzukommen, eine alte Aufnahme des Hauses:

    mdl1910gvoc9.jpg

    Siehe auch:

    Mantikor
    12. Januar 2014 um 20:29

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)