Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • "Wenn das Schloss steht, werden alle stolz sein"

    http://www.morgenpost.de/content/2007/09/27/politik/923602.html\r
    http://www.morgenpost.de/content/2007/0 ... 23602.html

    Zitat

    Die neue Diskussion um die Kosten für den Wiederaufbau des Stadtschlosses ist ein weiterer Versuch von interessierter Seite, den Wiederaufbau zu hintertreiben. Konnte schon der Abriss des "Palastes" nicht verhindert werden, so soll jetzt wenigstens ein "moderner" Bau aus Stahl und Glas durchgesetzt werden.

    Ganz richtig erkannt.

  • Berlins Finanzanteil am Stadtschloss ist sicher

    Der von Berlin verbürgte Finanzanteil für den Schlossneubau ist nach den Worten von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sicher.

    «Die 32 Millionen Euro für das Humboldt-Forum, die der Regierende Bürgermeister (Klaus Wowereit/SPD) zugesagt hat, die stehen»,
    sagte Junge-Reyer der Deutschen Presse- Agentur dpa in Berlin.
    «Wowereit stellt sich nicht hin und sagt diese Summe zu, wenn es nur den leisesten Zweifel daran gibt», sagte die Senatorin.

    erschienen am 29.09.2007 um 07:13 Uhr in der Berliner Morgenpost

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Ist das nicht historisch, dass die Bayern jetzt so mit dem Schloss der Piefkes begangen sind? :) Es hat auch was von Wiedergutmachung, hatten sie doch mehr Glück gehabt denn der Preiss! :zwinkern:

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Architekt Libeskind kritisiert die Schloss-Pläne

    http://www.morgenpost.de/desk/1225201.html\r
    http://www.morgenpost.de/desk/1225201.html

    Zitat

    "Berlin ist zu außergewöhnlich, um ein Postkarten-Stadtschloss wieder aufzubauen", kritisierte der gebürtige Pole. Anders als beim Warschauer Stadtschloss, das unmittelbar nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde, seien seit der Sprengung des Hohenzollern-Schlosses Jahrzehnte vergangen. "Jeder Ort hat sein eigenes Gedächtnis, aber angesichts der Zerstörung müssen wir die Erinnerung mit einer zeitgenössischen Sprache wachhalten", sagte der 61-Jährige, der auch das in der vergangenen Woche eingeweihte Glasdach für den Innenhof des Jüdischen Museums entworfen hat.

    Statt einer Rekonstruktion der Originalfassade sprach sich Libeskind für einen neuen Entwurf für das künftige Humboldt-Forum aus. Dabei sollten allerdings die Proportionen des einstigen Stadtschlosses berücksichtigt werden. "Wir brauchen aber eine kreative Architektur-Sprache", betonte er.

    Zitat

    Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sprach sich gegen den Vorschlag von Bundesbauminister Tiefensee aus, mit der Gestaltung der vierten, modernen Seite des Humboldt-Forums an den Palast der Republik zu erinnern, der derzeit abgerissen wird. "Ich bin sehr skeptisch, wie so ein Erinnern gestaltet werden sollte", sagte die SPD-Politikerin. "Das pure Wiederholen von Fassadenteilen des Palastes kann es nicht sein. Das pure ?Hammer und Sichel' kann es auch nicht sein. Die typische Bronze-Farbe der Fenster des Palastes zu wiederholen, kann es auch nicht sein. Dann stellt sich schnell die Frage, ob es Kunst oder Kitsch ist."

  • "Libeskind will eine kreative Architektur..."

    Meint er damit etwa sich selber?

    "...angesichts der Zerstörung müssen wir die Erinnerung mit einer zeitgenössischen Sprache wachhalten?"

    Ein ziemlich unverständlicher Satz. An was soll denn dort erinnert werden? An die Zerstörung? Und weshalb drückt "zeitgenössische" Architektursprache dann am besten die Zerstörung aus? Oder: Weshalb sind irgendwelche zackigen Kuben aus Glas und Stahl im Libeskind-"Stil" besser geeignet für "Erinnerung"? Libeskinds Thesen erscheinen reichlich konfus.

    Und zu Tiefensee: Natürlich soll hier die DDR-Nostalgie bedient werden (Motto: "War doch nicht alles schlecht, damals"). Einige können dann die Ostfassade des Palasts als Viertel-Sieg feiern.
    Indes, auch wenn das im aph-Forum derzeit nicht opportun ist: Ich könnte mich mit einer "Palast"-Rekonstruktion der Schloß-Ostfassade anfreunden. Und zwar nicht, weil ich diese schön oder historisch angemessen fände (mir wäre natürlich eine Schloß-Rekonstruktion oder historisch angepasste Lösung lieber). Aber eine "Palast"-Rekonstruktion böte zwei Vorteile: Zum einen werden die ewigen Ossi-Nörgler damit beruhigt. Sie erhalten ihre Nostalgie-Wand und können sich dort fotografieren lassen ("Und hier ist der Erich ein- und ausgegangen..."). Insofern würde eine "Palast"-Reko zur nationalen Versöhnung an diesem historischen Ort beitragen. Zum anderen ist weitaus schlimmeres zu erwarten, wenn "Stararchitekten" a la Libeskind, Coop Himmelb(l)au oder dergleichen dort den Zuschlag erhalten sollten. Dann bekommt man vermutlich eine zackig hervorspringende und durchstoßende Ostfassade im Stil des Jüdischen Museums, und die Medien samt Architekturlobby werden sich in Lobeshymnen ("einmaliger Kontrast", "Störung der Postkartenidylle" usw.) überschlagen.

  • Zitat von "Heimdall"

    Zum einen werden die ewigen Ossi-Nörgler damit beruhigt. Sie erhalten ihre Nostalgie-Wand und können sich dort fotografieren lassen ("Und hier ist der Erich ein- und ausgegangen...").


    Genau das ist mein Verständnis von Disneyland-Architektur und deshalb bin ich gegen eine Ostfassade à la Palast der Republik.
    Eine Fassade, die dem Betrachter vorgaukelt der Palast stünde noch, ist doch nicht ernsthaft erstrebenswert.
    Eine Gedenktafel o.ä. wäre eher angebracht.
    Eine "Nostalgie-Wand" würde eine falsche Sichtweise auf die DDR erzeugen.
    Außerdem darf man nicht vergessen, dass wegen der SED das Stadtschloss gesprengt wurde :!:

    Zitat

    Insofern würde eine "Palast"-Reko zur nationalen Versöhnung an diesem historischen Ort beitragen.


    Das sehe ich ebenfalls anders.
    Ich empfinde diesen Gedanken als eine Herabwürdigung der Wiedervereinigung; meine Meinung.

  • Aha, das Warschauer Schloss wurde also gleich nach dem Krieg wieder aufgebaut...
    Da hat der gebürtige Pole Libeskind aber viel Ahnung vom eigenen Land...
    So ein Trottel...

  • Zitat von "Brandmauer"

    Ist das nicht historisch, dass die Bayern jetzt so mit dem Schloss der Piefkes begangen sind? :)

    Och wieso? Der Piefke hat dem Ludwig zwo doch auch die Schlösser finanziert :gg:

  • Mein Traum vom Humboldt-Forum

    Preußen-Präsident Klaus-Dieter Lehmann erklärt exklusiv in der B.Z., wie das Museum der Weltkulturen im geplanten Stadtschloss aussehen soll

    http://www.bz-berlin.de/BZ/kultur/2007/10/02/klaus-dieter-lehmann-humboldt-forum/klaus-dieter-lehmann-humboldt-forum,geo=2596826.html\r
    http://www.bz-berlin.de/BZ/kultur/2007/ ... 96826.html

    Zitat

    Und dann skizziert er der B.Z., wie die räumliche Gestaltung für die Kunst aus Afrika, Asien, Südamerika oder Australien im künftigen Schloss aussehen soll: „Wir wollen in der großen Eingangshalle, wir nennen sie Agora, die außereuropäische Musik unterbringen. Außerdem Theater und Film“, erklärt Lehmann „Und dann kann der Besucher, wie am Flughafen, die verschiedenen Gates auswählen. Wo wollen sie hinfliegen? :schockiert: Sie können nach Afrika, Südamerika, in die Arktis. Wir betrachten die Kunst dieser Länder. Dazu kommen dann Ausstellungen über die großen Menschheitsthemen: die Frage der Emigration, die Frage der Religion, die Frage der Mega-Städte. Das Humboldt-Forum soll Vermittler sein.“

    Ich kann es kaum abwarten mitzufliegen! :peinlich:

  • Sprechen wir's doch mal gelassen aus: das Humboldt-Forum ist politisch korrekter Schwachsinn. Ich verstehe überhaupt nicht, wieso der Steuerzahler in Deutschland sein Geld durch die Hohepriester der politischen Korrektheit für solchen Blödsinn ausgeben lässt. In spätestens zwanzig Jahren wird man merken, was das Humboldt-Forum für ein Unfug ist und dann kostet es wieder Millionen, um das zu reparieren.

    Der Wiederaufbau des Schlosses wäre eine einmalige Gelegenheit, einen deutschen Prado oder Louvre zu schaffen, indem man die Gemäldegalerie aus ihrem Exil im Kulturforum in die Mitte der Stadt holt. Staatdessen stellt man Einbäume und afrikanische Masken da aus, die mit dem Schloss ungefähr so viel zu tun haben wie ein Fisch mit einem Fahrrad.
    Nicht daß ich was gegen Einbäume und afrikanische Masken hätte, aber in ein Schloss des 17. Jahrhunderts gehören nun mal die Alten Meister.
    Die außereuropäischen Sammlungen könnten dann wunderbar im Kulturforum untergebracht werden, wo sie auch in einen sinnvollen, produktiven Dialog mit den Werken der Klassischen Moderne treten könnten, die in der Neuen Nationalgalerie untergebracht sind.

    Und am schlimmsten: es gibt mittlerweile schon Stimmen, die sich gegen die Innenraum-Rekonstruktionen und gegen die historische Raumabfolge aussprechen (und vermutlich durchsetzen werden), weil barocke Innenräume nicht zu Einbäumen passen und Raumabfolgen des Barock nicht zu den Bedürfnissen einer außereuropäischen Sammlung. Da kann man nur sagen: richtig erkannt! Aber dann verzichtet nicht auf die barocken Innenräume, sondern verdammt nochmal auf die Einbäume! Aber vermutlich wird's umgekehrt kommen: man wird auf das Barock verzichten, damit die Einbäume nicht gestört werden. Na Prost!

  • Daß die Gemälegalerie aus dem Sparkassenfilialbau am KF weg muss, ist ja mittlerweile Konsens. Aber die außereuropäische Sammlung zur Insel zu bringen ist halt die Weihe zum *tusch* Universalmuseum. Ganz großes Kino!

    Übrigens könnte ich mir vorstellen, daß Rang und Umfang der Gemädegalerie die Möglichkeiten einer Innenrekonstruktion einschränkt (Hängung, Licht, etc.).

    Der Masterplan in meiner geheimen Generaldirektor-Schublade lautet: Gemäldegalerie ins Schloss, das Humboldtforum auch, die Landesbib in den Flughafen Tegel (Aly-Idee) und die außereuropäische Kunst in einen Neubau an den Museumshöfen. Und dann dem Direktor des Louvre eine Jahreseintrittskarte schicken.


    PS: Auch im Louvre gibt's "primitive" Kunst zu sehen (kann sich mit dem neuen Chirac-Museum geändert haben). Warum auch nicht.

  • Zitat von "Philon"

    Die außereuropäischen Sammlungen könnten dann wunderbar im Kulturforum untergebracht werden, wo sie auch in einen sinnvollen, produktiven Dialog mit den Werken der Klassischen Moderne treten könnten, die in der Neuen Nationalgalerie untergebracht sind.


    Genau so sehe ich das!

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Zitat von "BerlinFan"

    Mein Traum vom Humboldt-Forum

    Preußen-Präsident Klaus-Dieter Lehmann erklärt exklusiv in der B.Z., wie das Museum der Weltkulturen im geplanten Stadtschloss aussehen soll

    Ich dachte, dieser Mann sollte abgeloest werden? :augenrollen:

  • Pilaster

    Zitat

    Das Humboldt-Forum ist eine Art Abschiedsgeschenk von Lehmann. Den Auslobungs-Text für den Architektenwettbewerb hat er gerade verfasst. Spätestens 2010 soll mit dem Bau begonnen werden. Im Frühjahr übergibt Lehmann an Nachfolger Herrmann Parzinger.

  • Danke, BerlinFan! :)

    Haben wir noch den Kassenzettel fuer dieses Lehmann-Geschenk, so dass wir es im Sinne von Philons Gedankengaengen weiter oben ^^^ (uebrigens total :daumenoben: ) vielleicht noch umtauschen koennen?

    Ueber Parzinger habe ich ein wenig gelesen als sein Name als Lehmann-Nachfolger hier vor einizger Zeit erwaehnt wurde. Ich sah allerdings nichts, das mein Herz hoeher schlagen und aus Vorfreude springen liess.