Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • @Centralbahnhof, genau deswegen hat es es auf das Dach geschafft: Es wurde auf Visualisierungen lange geflissentlich weggelassen. Dadurch ist ein Großteil der Menschen, auch der Spender, sich dem Ding gar nicht bewusst geworden. Und was man nicht weiß, macht einen nicht heiß, wie man so schön sagt.
    Was außerdem nicht sonderlich hilfreich war, waren die Dachaufbau-Apologeten, die wir hier auch im Forum hatten/haben. Man würde den Aufbau vom Boden aus gar nicht richtig sehen, sagten sie. Weitgefehlt! Das Ding ist schon vom Lustgarten und der Schlossbrücke aus sehr deutlich sichtbar.

    Hoffen wir einfach, dass man den Aufbau wenigstens, wie anfänglich geplant, mit Kupfer verkleidet. So verschmilzt er wenigstens etwas mit dem Rest des Daches. Wenn man die Drohung wahrmacht, ihn geziehlt abweichend zu verkleiden, damit er als moderne Zutat sichtbar bleibt, dann gute Nacht. :(

  • Kann nochmal jemand erklären, wie es dieses Teil geschafft hat, sich aufs Dach zu mogeln? Wer hat das entschieden? Und wieso ist das dann zum Beispiel nicht in dem Video mit der kompletten Visualisierung zu sehen? [...]

    Entschieden hat das der Bauherr, der Bund in Form der „Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“. Zu Baubeginn war es nicht eingeplant, das Geld wurde vom Haushaltsausschuss des Bundestages sogar erst 2016/2017 bewilligt und die meisten Visualisierungen sind schlichtweg älter.

    Und wie man auf den Bildern sehen kann wird es keine einfache Metallkonstruktion, wie man anfangs gesagt hatte. Betonwürfelchen Nr.2 bekommt also noch ein glas-/blechverkleidetes(?) Betongestell vorne drangeklatscht.


    Wie kann es sein, dass so schöne Rekonstruktions-Projekte wie das Berliner Stadtschloss, die auch noch super selten und was besonderes sind, dann so verunstaltet werden? [...]

    Meiner Meinung nach, weil man geistig nicht darauf eingestellt war und teilweise noch immer nicht ist. Man wollte nicht (offiziell) im Sinne eines "Wiederaufbaus Berliner Schloss" denken, sondern vom "Museumsneubau 'Humboldt-Forum' mit rekonstruierten Fassaden des Berliner Schlosses an drei Seiten".

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Die werden das nie schaffen, bis zum 25. den Hof fertig- und gerüstfrei zu bekommen. Allein die Beräumung der Fläche wird zig Tage brauchen und das Orchester würde auch noch Probezeit für die Akustik benötigen.

    Ich weiß einfach nicht, wie man sich das alles gedacht hat.... huh:)

  • Bei dem Dachaufbau fragt man sich immer, ob den Menschen heutzutage das Verständnis oder Gefühl für Schönheit vollkommen abhanden gekommen ist. Dieses Café zerstört einfach den Gesamteindruck. Ist ungefähr so, als ob man sich einen maßgeschneiderten Savile Row-Anzug kauft und dann mit Adiletten rumläuft. Natürlich ist man zu 95% perfekt gekleidet aber die letzten 5% zerstören das Gesamtbild.

  • @Centralbahnhof, genau deswegen hat es es auf das Dach geschafft: Es wurde auf Visualisierungen lange geflissentlich weggelassen. Dadurch ist ein Großteil der Menschen, auch der Spender, sich dem Ding gar nicht bewusst geworden. Und was man nicht weiß, macht einen nicht heiß, wie man so schön sagt.
    Was außerdem nicht sonderlich hilfreich war, waren die Dachaufbau-Apologeten, die wir hier auch im Forum hatten/haben. Man würde den Aufbau vom Boden aus gar nicht richtig sehen, sagten sie. Weitgefehlt! Das Ding ist schon vom Lustgarten und der Schlossbrücke aus sehr deutlich sichtbar.

    Hoffen wir einfach, dass man den Aufbau wenigstens, wie anfänglich geplant, mit Kupfer verkleidet. So verschmilzt er wenigstens etwas mit dem Rest des Daches. Wenn man die Drohung wahrmacht, ihn geziehlt abweichend zu verkleiden, damit er als moderne Zutat sichtbar bleibt, dann gute Nacht. :(

    Das Dachcafe war wohl eine nachträgliche Idee. Da kam der Appetit beim Essen. Erst hat man die kleinen Aufbauten wegen der Fahrstühle gebraucht, dann hat man sich überlegt, dass die Aussichtsplattform ein Besuchermagnet wäre. Franco Stella will das Ganze übrigens nicht in Kupfer machen. Das Cafe soll als Teil des modernen Gebäudekerns erkennbar sein. Wie ich schon vor längerem sagte: Es soll deutlich werden, dass hier nicht ein barockes Schloss mit modernem Kern, sondern ein moderner Neubau mit historischer Hülle entsteht. Dieses Dachcafe ist ein Riesenunfug. Nächstens machen wir auch noch Dachcafes auf dem Mailänder Dom oder dem Petersdom in Rom!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Natürlich ist das Dachcafé Unfug, aber zum Glück ohne Probleme reversibel. Freut euch einfach über das Schloß. Das Dachcafé kommt irgendwann sicher wieder weg, wenn erst einmal wieder ein Bewußtsein für die ästhetische und historische Bedeutung des Schlosses gewachsen ist.

  • Genau so sehe ich das auch. Das Schöne dabei ist, dass hier wirklich demokratisch entschieden werden kann. Wenn die Bevölkerung gegen das Dachcafé ist, wird sie nicht hin gehen und der Betreiber wird es schnell wieder schließen, wegen der Unwirtschaftlichkeit.
    Wenn die Bevölkerung für das Café wäre, würde es ja immer sehr gut besucht werden, und es würde bleiben. Ich gehe davon aus, dass nur sehr wenige hingehen werden, hauptsächlich die Schloßgegner, die als Rache dann für den Erhalt des Cafés sind.

  • Genau so sehe ich das auch. Das Schöne dabei ist, dass hier wirklich demokratisch entschieden werden kann. Wenn die Bevölkerung gegen das Dachcafé ist, wird sie nicht hin gehen und der Betreiber wird es schnell wieder schließen, wegen der Unwirtschaftlichkeit.
    Wenn die Bevölkerung für das Café wäre, würde es ja immer sehr gut besucht werden, und es würde bleiben. Ich gehe davon aus, dass nur sehr wenige hingehen werden, hauptsächlich die Schloßgegner, die als Rache dann für den Erhalt des Cafés sind.

    Ich befürchte, diese Einschätzung ist es etwas realitätsfremd. Nach der Logik müssten hässliche Städte ja komplett entvölkert sein, das Gegenteil ist jedoch der Fall. Der durchschnittliche Dachcafébesucher wird ein gewöhnlicher Tourist und vielleicht noch ein gewöhnlicher Berliner sein und deren Intention, das Dachcafé zu besuchen, wird in aller Regel die sein, dort oben in der Hoffnung auf eine schöne Aussicht, Kuchen und Kaffee zu speisen.
    Kaum ein Mensch wird doch seine Entscheidung davon abhängig machen, mit seinem Besuch das Dachcafé und damit die Verschandelung des Schlosses zu unterstützen und die paar wenigen Menschen, die den Dachaufbau einfach unerträglich finden (was ein paar mehr sein dürften), die aber deswegen das Dachcafé boykottieren (was wiederrum weniger sind), werden keinerlei Effekt auf Gedeih oder Verderb dieser Lokalität haben.
    Bleibt zu hoffen, dass die Dachkante dennoch so hoch ist, dass man von dort oben nämlich gar nichts sieht, ausgenommen den Himmel und den Fensehturm. Dann wird sich das Problem tatsächlich von alleine erledigen. Oder aber das Dachcafé wird um eine Dachterasse aufgestockt...

  • Schlimmer als das Café finde ich den Aufzugsbunker. Auf jeden Fall muss die kleine Eckkuppel unbedingt rekonstruiert werden um das Café ein wenig zu verdecken. Bin sehr gespannt, wie das am Ende aussehen wird.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • @ Werderhof: Das mit dem Petersdom schockiert mich doch, war seit 20 Jahren nicht mehr auf der Terrasse. Passt aber zur fortschreitenden Kommerzialisierung der katholischen Kirche. Und dass das ausgerechnet auf der Internetseite der Katholischen Bischofskonferenz 'katholisch.de' beworben wird, passt auch.
    @ Kaiser Karl: Das Dachcafe des Schlosses wird ein Renner werden, folglich wird es bestehen bleiben. Der Kampf der Ästhetik gegen den Kommerz ist ein Kampf gegen die Hydra. Die Politiker werden den Erfolg des Humboldt-Forums allein quantitativ in Besucherzahlen messen, so wie die Leistungsfähigkeit der Gymnasien und Hochschulen an der bloßen Zahl der Abiturienten, der Doktoren und der eingeworbenen Drittmittel bemessen wird.
    Und natürlich werden die Schlossgegner auch auf das Cafe gehen. Es ist ein Ort, an dem sie das Schloss selbst nicht sehen. Erinnert an die Geschichte des Mannes, der aus diesem Grund täglich den Eiffelturm bestieg (war es Guy de Maupassant? ich weiß es nicht).

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wenn es nach Franco Stella gegangen wäre, hätte man auch auf der Südseite ein Pendant errichtet - der Symmetrie wegen. Wer weiß, was da noch kommt....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Genau so sehe ich das auch. Das Schöne dabei ist, dass hier wirklich demokratisch entschieden werden kann. Wenn die Bevölkerung gegen das Dachcafé ist, wird sie nicht hin gehen und der Betreiber wird es schnell wieder schließen, wegen der Unwirtschaftlichkeit.
    Wenn die Bevölkerung für das Café wäre, würde es ja immer sehr gut besucht werden, und es würde bleiben. Ich gehe davon aus, dass nur sehr wenige hingehen werden, hauptsächlich die Schloßgegner, die als Rache dann für den Erhalt des Cafés sind.

    Nichts für Ungut, Kaiser Karl, aber das ist Unfug. ;)

  • [...] Bleibt zu hoffen, dass die Dachkante dennoch so hoch ist, dass man von dort oben nämlich gar nichts sieht, ausgenommen den Himmel und den Fernsehturm. [...]

    Ich zerstöre ungern Hoffnungen, aber die Aussicht ist für diejenigen mit Durchschnittsgröße gewährleistet. Lediglich die nähere Umgebung (ca.100m vom Schloss entfernt) wird von der Balustrade verdeckt, wenn man am Rand der Terrasse steht.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Tja, wenn das Café wirklich ein Erfolg werden sollte, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, weil doch jeder Mensch eine Art "angeborenes" ästhetisches Empfinden hat und so eine brutale Störung der Harmonie nicht auch noch unterstützt in dem er dort sein Geld läßt, würde nur noch die Rekonstruktion der beiden Eckkuppeln helfen.

    Die an der Südseite scheint aus dieser Perspektive ja schon fertig zu sein:

  • @ Kaiser Karl: Ja, die Nebenkuppeln wären ein großer Gewinn.
    Aber ich glaube, wir dürfen die Ignoranz der Mehrheitsgesellschaft nicht unterschätzen. Schauen Sie sich doch mal an, in welcher Kluft die meisten Touristen durch die Museen, Schlösser und - schlimmer noch! - die Kirchen latschen. Sie wollen Kunstwerke bewundern - oder einfach nur 'angucken' - und haben selbst nicht das geringste Gespür für Angemessenheit, Würde und Schönheit. Wir Schlossfreunde werden uns am Cafe stören, aber wir sind nicht die Mehrheit. In einer bürgerlichen Gesellschaft Jahren wäre das Cafe nicht gekommen, aber wir sind keine bürgerliche Gesellschaft mehr bzw. haben kaum noch bürgerliche Kultur. Und die Reste derselben werden von Politik und Industrie aus ideologischen oder kommerziellen Gründen nach Kräften entsorgt.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Tja, wenn das Café wirklich ein Erfolg werden sollte, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, weil doch jeder Mensch eine Art "angeborenes" ästhetisches Empfinden hat und so eine brutale Störung der Harmonie nicht auch noch unterstützt in dem er dort sein Geld läßt, würde nur noch die Rekonstruktion der beiden Eckkuppeln helfen.

    Das ist dem Ottonormalbürger sowas von schnurz. Der trinkt seinen Kaffee und isst seinen Kuchen da wo es praktisch und günstig ist. Vom Dachcafé wird man außerdem einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt haben (wenn interessiert dann der Blick von der Stadt herauf?). Das ist so wie beim hochumstrittenen Tour Montparnasse in Paris. Oben auf seine Spitze zieht es zahllose Touristen zum schönsten Blick über Paris...weil man den Tour Montparnasse von dort aus nicht sieht. ;)

  • Ich war schon lange nicht mehr vor Ort. Weiß jemand, ob die Schulterrücklage rechts neben Portal IV schon gestrichen ist. Auf den Fotos kann man es nicht erkennen.

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  • Tja, wenn das Café wirklich ein Erfolg werden sollte, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, weil doch jeder Mensch eine Art "angeborenes" ästhetisches Empfinden hat und so eine brutale Störung der Harmonie nicht auch noch unterstützt in dem er dort sein Geld läßt

    Vergiss es. Die Leute denken über so etwas nicht nach. Das Café wird ein Publikumsrenner wegen der Aussicht und genau aus diesem Grunde wurde es auch dort oben draufgeknallt.
    "Money makes the world go around"