Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Preußen:
    Wie oben schon gesagt, der Ursprung Preußens ist der Staat des Deutschen Ritterordens, der in Glanzzeiten das gesamte Balitikum von Estland bis runter nach Pommern umfaßte und schon im 13. Jhd. gegründet wurde. Im 15. Jhd. schmolz der Ordensstaat aufgrund verlorener KRiege gegen Polen auf Ostpreußen zusammen mit der Hauptstadt Königsberg. Mit Brandenburg hat Preußen ursprünglich nichts zu tun. Hochmeister Albrecht von Brandenburg, ein Hohenzoller, wandelte 1525 den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum um, und so kam Preußen durch Erbschaft an die in brandenburgischen Hohenzollern.

    Brandenburg:
    Die Mark Brandenburg gibt es seit dem 12. Jhd. und wurde im 14. Jhd. zum Kurfürstentum erhoben. Das heutige Bundesland Brandenburg entspricht territorial nicht dem einstigen Kurfürstentum Brandenburg. Dieses umfaßte einst noch die Altmark (heute Sachsen-Anhalt) und die Neumark (heute polnisch). Dafür gehören heute ehemals sächsische Länder zu Brandenburg.

    Preußen und Brandenburg verschmelzen:
    Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg wollte unbedingt die Königswürde, was innerhalb des dt. Reiches aber nicht ging. Deshalb krönte er sich selbst in Königsberg 1701 zum "König in Preußen". Das Herzogtum (Ost-)Preußen lag außerhalb der Reichsgrenzen, und dort - in (Ost-)Preußen - konnte sich Kurfürst Friedrich nennen, wie ihm beliebte. In Brandenburg war er offiziell nur der Kurfürst von Brandenburg. Natürlich ließ sich Friedrich in Berlin auch als königliche Majestät anreden, und so - heute würde man sagen: durch die Macht des Faktischen - wurde der Name Preußen allmählich allen hohenzollerschen Territorien übergestülpt. Auch die Anrede änderte sich in "König von Preußen", nicht mehr nur "in".

    Der Staat Preußen - 1701-1918 Königreich, dann bis 1947 Republik - wurde also aus zwei völlig eigenständigen LÄndern zusammengefügt: Brandenburg mit Hauptstadt Berlin und dem ehem. Ordensstaat Preußen mit Hauptstadt Königsberg.

    Zum Thema: Das Bundesland Brandenburg in Preußen umzubenennen hielte ich für falsch. Brandenburg hat seine eigene Identität seit dem Mittelalter und Preußen umfaßte viel, viel mehr als Brandenburg. Möglich wäre die Zusammenlegung der Länder Berlin (der alten brandenburgischen Hauptstadt) mit dem gleichnamigen Bundesland und mit Sachsen-Anhalt. Dieses größere Land könnte man dann Preußen oder Brandenburg-Preußen nennen.

  • Die Idee zur Auflösung Preußens geht sogar unter anderem auf den späteren Nazi-Funktionär Franz von Papen zurück, bereits vor dem Preußenschlag 1932 gab es 1930 die Idee zur Neuordnung Norddeutschlands, zu der auch die vollständige Auflösung Preußens gehörte.

    Franz von Papen war sicherlich eine recht ambivalent zu beurteilende Person bzw. ein windiger politischer Strippenzieher, dennoch ist die Klassifizierung als "späterer Nazi-Funktionär" zu undifferenziert. Papen war bis 1932 ein Politiker der Zentrumspartei, deren christlich-konservativen und monarchistischen Flügel er vertrat. Erst 1938 trat er in die NSDAP sein, wohl vor allem aus beruflichen Gründen, und fungierte dann nicht als Funktionär, sondern arbeitete im diplomatischen Dienst in der Türkei. Das soll sein Tun nicht reinwaschen, aber eben doch in ein korrektes Licht stellen.
    Ansonsten, welche Quellen gibt es, laut denen Papen den Staat Preußen vollständig auflösen wollte?

    Ansonsten, um mal wieder etwas zum Schloss/Humboldt-Forum zu posten:

    Generalintendant
    Hartmut Dorgerloh tritt Amt als Chef des Humboldt Forums an
    https://www.moz.de/nachrichten/br…dg/0/1/1660858/

  • Heimdall: Ich denke, das schweift zu sehr ab, aber ich hatte es im Historischen Lexikon Bayerns gestöbert; von Papen war Mitglied im "Bund zur Erneuerung des Reiches", dessen Ziele die Auflösung der preußischen Institutionen und deren Übernahme durch das Reich waren. Ich weiß, dass von Papen weniger belastet war, und dass er eigentlich andere Positionen und Ziele als die Nationalsozialisten vertrat. Ändere mein "Funktionär" zu "Mitglied", war ungenau ausgedrückt.

  • Eine Rekonstruktion ist derzeit nicht vorgesehen (was man auch unschwer auf der Webcam erkennen kann, da die Ecken bereits mit Kupfer gedeckt sind), ist aber prinzipiell möglich, siehe: Warum erhält das Schloss nicht mehr die beiden kleinen Seitenkuppeln? Einen Zusammenhang mit den zusätzlichen Dachaufbauten gibt es nicht.

    Entschuldige mal, das glaubst Du doch selbst nicht - natürlich gibt es da einen Zusammenhang, und zwar einen entscheidenden: Durch den Bau der Dachterrasse ist eine Seitenkuppel auf der Nord-West-Seite nicht mehr möglich. Die würde dann ja auf einem Flachdach stehen und einen großen Teil der Dachterasse einnehmen. Das Thema ist wegen des Dachrestaurants passé.

  • Das Schlossgespenst wird zum Poltergeist und sucht mich heim. :--)

    Entschuldige mal, das glaubst Du doch selbst nicht - natürlich gibt es da einen Zusammenhang [...]

    Ne, gibt's nicht und ich glaube nicht nur, dass das so ist. :D

    Zur Erinnerung, es wurde von den beiden Klötzchen gesprochen, welche Treppenaufgänge, Personen- und Lastenaufzüge beherbergen. Man kann über die Lösung streiten, aber mit dem Dachrestaurant hat das nicht direkt zutun (es sei denn es war schon vor Baubeginn geplant gewesen, dann hat man die Mittel für das Restaurant bewusst erst später während des Baus bewilligt).

    Das Dachrestaurant steht zu fast 100% auf der stella'schen Überbauung des Eosanderhofes und beide Kuppeln nahezu auf dem Dachfirst. Mal ein paar Bildchen um zu beweisen, dass ich keinen Blödsinn erzähle:

    Der angedeutete, graue Kasten soll das Dachrestaurant darstellen.


    Das Schloss vor seiner Zerstörung mit der Position des Dachrestaurants. Man sieht, die Kuppeln waren nicht mal ansatzweise so breit wie eine Seite des Kuppel-Oktogons.


    Und hier noch ein Baustellen-Bild, auf dem man die Fläche des Restaurants schon erkennen kann. Außen herum wird sich die Terrasse befinden. Man könnte die Kuppel also nahezu perfekt ins Restaurant einbinden.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fusajiro (8. Juni 2018 um 17:19)

  • Zur Erinnerung, es wurde von den beiden Klötzchen gesprochen, welche Treppenaufgänge, Personen- und Lastenaufzüge beherbergen. Man kann über die Lösung streiten,

    Kann man das? Gibt es denn ein Argument für diese Verschandelung? Darüber hatten wir hier vor einiger Zeit schon mal gesprochen (z.B. hier) - wer eine brauchbare Lösung finden will und soll, der findet meist auch eine. Wer die Schlossarchitektur nur als Mittel zum Zweck begreift und sich um die Dachansicht nicht schert (so wie verschiedene Bauherren auf dem Dresdner Neumarkt), der macht sich erst gar keine Mühe.

    Ansonsten magst Du vielleicht Recht damit haben, dass man die kleinen Kuppeln gerade noch auf das verstümmelte, nur noch angedeutete Dach (auf Deinen Vergleichsbildern gut zu erkennen) draufquetschen könnte. Aber das wird nicht passieren, weil das Dachrestaurant die Dachpartie prägen wird und die Kuppel da nur stören würde, da bin ich mir ziemlich sicher.

  • Die Klötzchen werden ja noch aufgehübscht in Kupfer verpackt und sonst auch farblich angeglichen. So oder ähnliches hatte ich in einer Äußerung dazu vom Schloßverein gelesen.
    Zu Fusajiro historischem Vergleich muß aber noch angemerkt werden, daß der nordwestliche Flügel durch den Umbau unter Wilhelm II in Zusammenhang mit dem Weissen Saal beträchtlich verbreitert wurde und ein nur flach geneigtes Dach erhielt. Irgendwie schon eine Vorwegnahme des heutigen Zustandes. Der Westflügel heute scheint mir aber die alte Breite/Tiefe zu haben. Das Dachrestaurant käme also weiter Richtung Westfassade zu liegen, als es Fusajiro eingezeichnet hat.

  • Ja Schortschi, dass ist mir im nachhinein auch aufgefallen. Es ist zwar nur eine grobe Darstellung, ich werde das aber bei Gelegenheit korrigieren. Bezüglich der Breite des Westflügels hast du recht, da der Ausbau unter Wilhelm II. durch die Agora ersetzt wurde, weshalb auch der Weiße Saal in seiner letzten Form nicht rekonstruiert werden kann.

    @Schloßgespenst zum Thema Sinn und Ausführung der Klötzchen brauchen wir nicht weiter reden, dass haben wir schon durch und ich bin auch kein Befürworter des Ist-Zustandes. Es ging nur um den Zusammenhang Klötzchen-Seitenkuppeln, welcher schlicht nicht gegeben ist (Wie kommt man überhaupt darauf?).

    [...] dass man die kleinen Kuppeln gerade noch auf das verstümmelte, nur noch angedeutete Dach (auf Deinen Vergleichsbildern gut zu erkennen) draufquetschen könnte [...]

    Du scheinst ein bisschen zur Übertreibung zu neigen. Nichts behindert baulich das Aufsetzen der Kuppel oder würde ihr auf die Pelle rücken. Die einzige Frage die sich mir im Moment stellen würde, wie es unterhalb des Daches an den beiden Stellen aussieht, denn das Dach beherbergt schließlich diverse Anlagen. Aber die beiden Kuppeln müsste man genauso wenig "draufquetschen", wie die große Kuppel.

    [...] Aber das wird nicht passieren, weil das Dachrestaurant die Dachpartie prägen wird und die Kuppel da nur stören würde, da bin ich mir ziemlich sicher.

    In die Zukunft schauen können wir nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es in Zukunft dazu kommen wird, ist relativ hoch. Inwiefern der Stahl-Glas-Quader mit betoniertem Hinterteil das Dach prägen wird, lässt sich immer noch nicht ausreichend einschätzen. Die Kuppel würde er aber bestimmt nicht dominieren können: die Lage der Kuppel ist besser (vor/auf dem First - das Dachrestaurant ist hinter dem First), die Materialien Kupfer und Gold sind auffälliger als Stahl und Glas.

    Aber letzten Endes ist das Zukunftsmusik, aber gerade die beiden Kuppeln sind alles andere als verbaut und unmöglich, nur eine Frage des Geldes (und dem der es gibt).

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fusajiro (8. Juni 2018 um 13:12)

  • Die Klötzchen werden ja noch aufgehübscht in Kupfer verpackt und sonst auch farblich angeglichen. So oder ähnliches hatte ich in einer Äußerung dazu vom Schloßverein gelesen.

    Ich dachte, die letzten Äußerungen, die wir dazu gehört hatten, sagten ganz im Gegenteil, dass man das Café doch nicht mehr mit Kupfer und angepasst an den Rest des Baus verkleiden/gestalten will. War jetzt nicht eine optische Abgrenzung geplant, die den Aufbau klar als moderne Zutat erkennen lässt?

  • Ich sehe da kein Kupferblech, nur Beton und Absturzsicherungen. Das abgeschrägte Teil wird vielleicht eine Lüfterhaube o.ä. sein. Wahrscheinlich werden sie einfach gedämmt, verputzt, die Dachkanten bekommen ein Attikablech aus Zink, ein paar Lüfterhauben oben drauf und am Ende Fangstangen, -spitzen und -leitungen um das ganze vor Blitzen zu schützen. :) In einem Jahr sind wir bestimmt schlauer. Aber so oder so, es wird kein besonders schöner Anblick.


    Als Nachtrag zur Seitenkuppel-Debatte habe ich in der Dachansicht nocheinmal Dachrestaurant und Co. gekennzeichnet:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (11. Juni 2018 um 07:22)

  • Nun, Spendenstand wurde seit Ende Februar endlich wieder aktualisiert.
    Es sind aber "nur" 2 Millionen seitdem dazugekommen, es fehlen noch 21 millionen.
    Ich frage mich ob es noch zu schaffen ist.

  • Zitat von Neußer

    Wann geht es denn endlich mal mit der Eindeckung der Kuppel los?


    Pressemitteilung der Stiftung Humboldt-Forum vom 7. Mai 2018:

    Zitat von Stiftung Humboldt-Forum

    Johannes Wien, Vorstand und Sprecher der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, erläuterte den erfreulichen Fortschritt bei den Bauarbeiten. Dazu gehören an den Außenfassaden und im Schlüterhof die Aufbringung des Außenputzes und des Wandanstrichs. Nach dem Ende der in diesem Jahr länger andauernden Nachtfrostperiode sind diese Arbeiten nun voll angelaufen, so dass voraussichtlich im Juni die ersten Gerüste an den Außenfassaden fallen können. Die Arbeiten an der Kupferverkleidung der Kuppel werden ebenfalls voraussichtlich im Juni beginnen können. Die Laterne mit dem Kreuz obenauf wird aber erst im Frühjahr 2019 folgen.
    […]
    Die Berliner Philharmoniker unter der Leitung ihres designierten Chefdirigenten Kirill Petrenko werden am Samstag, dem 25. August 2018, im dann fertiggestellten und ausgerüsteten Schlüterhof im Berliner Schloss ein Benefizkonzert geben.

    Quelle: https://www.humboldtforum.com/de/inhalte/tag…-baustelle-2018

  • Die Segmente der Kupfereindeckung für die Kuppel wird der ausführende Handwerksbetrieb sicher schon vorgefertigt, also in Kupfer getrieben haben, denn die Art der Eindeckung ist ja recht plastisch und nicht einfach nur flach Kupfer "draufgenagelt". Von daher, lieber Neußer dürfte es recht flott gehen, wenn dann mal angefangen wurde!!! cool:):koenig::ueberkopfstreichen:


  • Lieber SchorschiBähr, ich vermute, das Kranzgesims am Fuß der großen Kuppelschale, also über dem Inschriftenfries, wird nicht gemauert, sondern auch in Kupfer ausgeführt. Ist das richtig? Du hast doch das ganze Planmaterial. Danke!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ja, das ist meiner Kenntnis nach richtig. Das Kranzgesims wird laut den Plänen in Kupferprofilen ausgeführt, zumindest zum Teil. Ich hätte das hier schon gepostet, aber finde gerade die jpg-dateien nicht!

  • Hier nun die betreffenden Planzeichnungen und Ansichten:


    Hier ist alles, was rot gezeichnet ist, aus Kupferblech angefertigt. Das Kranzgesims wird also aus Kupferblechen und Kupferprofilen zusammengesetzt, zumindest die obere, abdeckende Hälfte würde ich präzisierend noch ergänzen wollen!!!

    Wie war das beim Original?